Kill Bill: Vol. 2

Kill Bill: Vol. 2
(USA, 2004)

Darsteller: Uma Thurman, David Carradine, Daryl Hannah, Michael Madsen, Chia Hui Liu, Perla Haney-Jardine, Michael Parks
Musik: RZA, Robert Rodriguez
Kamera: Robert Richardson
Drehbuch: Quentin Tarantino
Regie: Quentin Tarantino

Nach einem halben Jahr Wartezeit nun der zweite Teil von Quentin Tarantinos Kill Bill: Die Braut (Uma Thurman) ist immer noch auf ihrem Rachefeldzug gegen Bill (David Carradine), sie metzelt immer noch jeden Gegner ab, der sich ihr in den Weg stellt, sie kriegt dafür immer noch ne Menge in die Fresse, und sie hat immer noch ihr schickes Schwert. Nicht viel Neues also. Und das ist auch der Grund, warum Kill Bill in zwei Teile verpackt wurde: weil ich sonst spätestens nach der Hälfte im Kino eingeschlafen wäre.

Im Prinzip habe ich im ersten Absatz bereits den ganzen Film erzählt. Wie er ausgeht, lässt sich auch schon erahnen, wenn man sich den Titel nochmal durchliest. Und leider hat er auch die älteste Pointe der Welt, die ihren Namen nicht mal verdient. Der Grund, warum die ganze blutige Vendetta um die Braut und Bill in Gang gesetzt wurde, hat mich im Kino noch verzweifelter auf die Leinwand starren lassen als ich das eh über zwei Stunden lang getan habe. Diese lahme Auflösung hätte ich Tarantino gar nicht zugetraut.

Aber vielleicht wird der Gute auf seine alten Tage auch nur sentimental. Wer sich sechs Jahre Zeit lässt für den Nachfolger von Jackie Brown, wollte wohl etwas ganz Besonderes abliefern. Das hat leider in meinen Augen nicht ganz funktioniert. Kill Bill: Vol. 2 liefert die gleichen Zutaten, die bis jetzt jeden Tarantino ausgezeichnet haben – nette Musik, eine Menge Blut und ein paar hübsche filmische Sperenzchen wie der Wechsel von Farbe zu Schwarzweiß und zurück, der Sprung von Cinemascope zum Normalformat oder der gute alte Split Screen. Trotzdem wirkt der ganze Film wie Viel gewollt und nix draus gemacht.

Tarantino hat auf die ausgedehnten und in meinen Augen arg langen Martial Arts-Duelle fast komplett verzichtet, die mir den ersten Teil etwas verleidet haben. Der zweite fühlt sich, alleine durch die Kulisse New Mexicos und die passende Musik, eher wie ein Western an, und der unvermeidliche Ausflug nach Japan zu den weisen Schwertschwingern ist charmant und zügig. Und vor allem macht er Sinn, denn er sorgt für einen dieser kleinen Kinomomente, die ich so mag – wenn man als Zuschauer vor ein Rätsel gestellt wird (in diesem Fall: Wie kommt die arme Uma da bloß wieder raus? Im wahrsten Sinne des Wortes übrigens) und sich durch eine kleine Geschichte, die scheinbar nichts mit der Haupthandlung zu tun hat, plötzlich eine Lösung abzeichnet. Das Erkennen des Zusammenhangs macht einfach Spaß, und man fühlt die Erleichterung der Hauptperson, mal wieder davongekommen zu sein, gleich doppelt.

Die kleine Episode in Asien dient nochmal als Hintergrund für die Haupthandlung, nämlich dann, wenn der vorletzte Gegner, die einäugige Elle, der Braut im Weg ist. Auch hier stellt sich das Gefühl ein, Ach, schön, wie alles zusammenpasst. Allerdings denkt man sich gleichzeitig, Igitt, muss das denn sein?

Denn leider erspart uns Tarantino aus diesmal nicht, Menschen beim Leiden in Großaufnahme zuzuschauen. Sollte die Gewalt im ersten Teil noch ironisch gebrochen sein durch die comichafte Darstellung, so ist sie im zweiten Teil nur ein Mittel, die Story möglichst matschig weitergehen zu lassen. Vielleicht ist das ja auch nur ein ganz persönliches Problem von mir, dass ich einfach das Gefühl habe, ich hätte schon genug Blut auf der Leinwand gesehen. Aber ich denke, es ist nicht zuviel verlangt, wenn man wenigstens noch eine gute Story um die Metzelszenen herum haben möchte. Und die hat Kill Bill leider bis auf wenige Einschübe nicht. Und dieses ewige „Ich zitiere aus meinen Lieblingsfilmen bis zum Abwinken“ – was soll ich sagen? Es ist mir egal, egal, egal. Gib mir eine Geschichte, die mich fesselt, mit Charakteren, die mich interessieren, aber lass mich mit deinem gesammelten Nerdwissen in Ruhe.

Ein weiteres Manko sind die Dialoge, auch sie in ihrer Geschwätzigkeit ein Markenzeichen von Tarantino. Aber in Reservoir Dogs haben sie zur Geschichte beigetragen. In Pulp Fiction haben sie zur Charakterbildung beigetragen. In Kill Bill: Vol. 2 dienen sie nur noch dazu, den Film auf über zwei Stunden auszudehnen. Der Monolog des Barbesitzers, den Michael Madsen über sich ergehen lassen muss? Geschenkt. Die Gespräche während der Hochzeitsprobe in der Kirche? Ohne den winzigen Auftritt von Samuel L. Jackson komplett witzlos. Einzig der Dialog zwischen der Braut und einer auf sie angesetzten Killerin über einen Schwangerschaftstest ließ für mich noch erkennen, dass Tarantino es doch kann, wenn er nur will.

Ich weiß nicht genau, was bei Kill Bill schiefgegangen ist. Eigentlich ist es ein Tarantino, wie er im Lehrbuch steht. Und trotzdem fand ich gerade den zweiten Teil mehr als belanglos. Vielleicht ist die Zeit einfach vorbei für hemmungslosen Klauen aus anderen Filmen, nur um die eigene Nerdigkeit zu dokumentieren. Vielleicht bin ich auch einfach zu ungeduldig dafür, um mir zum fünften Mal anzugucken, was Tarantino in seiner Zeit als Videothekenangestellter alles gelernt hat. Vielleicht will ich von ihm mal eine Story sehen, die ohne Knarren auskommt. Denn ich bin immer noch davon überzeugt, dass er großartige Filme machen kann, wenn er nur mal die Finger aus dem Kunstbluteimer kriegen würde.

Big Fish

Big Fish
(Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht, 2003)

Darsteller: Ewan McGregor, Albert Finney, Jessica Lange, Billy Crudup, Helena Bonham Carter, Marion Cotillard, Steve Buscemi, Danny De Vito
Kamera: Philippe Rousselot
Musik: Danny Elfman
Drehbuch: John August, nach dem Roman von Daniel Wallace
Regie: Tim Burton

Big Fish erzählt die Lebensgeschichte von Ed Bloom – Handelsreisender, Zirkushilfsarbeiter, Romantiker, Fantast. Wir erfahren Details aus seinem Leben durch Geschichten, die er größtenteils seinem Sohn erzählt. Beziehungsweise erzählt hat, denn Ed Bloom liegt im Sterben, und sein erwachsener Sohn will nun endlich wissen, welche der unglaublichen Storys von großen Fischen, riesigen Kerlen und chinesischen Zwillingen nun wahr sind und an welche er fälschlicherweise viel zu lange geglaubt hat.

Tim Burton, der mit Beetlejuice, Batman und Edward Scissorhands tragisch-komisch-dramatisch-seltsame Charaktere geschaffen bzw. adaptiert hat, macht auch in Big Fish aus einer relativ kleinen Geschichte ein buntes Erwachsenenmärchen mit einer schillernden Hauptfigur. Doch diesmal fehlt ein wenig das Schräge, das Düstere, das seine bisherigen Filme und Figuren ausgezeichnet hat (wenn man vom Totalblödsinn Planet of the Apes mal absieht, den ich ihm immer noch persönlich übel nehme). Die Handschrift Burtons tritt sehr in den Hintergrund, und statt des üblichen Gefühls, das ich bisher in seinen Filmen immer so genossen habe – dieses Leicht-neben-der-Spur-Sein –, kann man sich in Big Fish in den Kinosessel kuscheln und einen bunten Reigen an Pastellfarben, Fabelwesen, Weichspülsets und einem konstant grinsenden Ewan McGregor an sich vorüberziehen lassen. Und genau das hat mir an dem Film überhaupt nicht gefallen.

Die Hauptfigur Ed Bloom wird auf dem Sterbebett von einem grantelnden Albert Finney dargestellt, den ich eher senil als sympathisch fand. In den erzählten Rückblenden ist es Ewan McGregor, der sich verzweifelt an einem Südstaatenakzent versucht und damit seine Darstellung sehr einseitig werden lässt. Kurz gesagt: Ich mochte die Hauptfigur einfach nicht, und damit hatte der Film bei mir eigentlich schon nach zehn Minuten verloren.

Ich stand von Anfang an viel mehr auf der Seite von Will, seinem Sohn, der sich sein Leben lang anhören musste, was für tolle Abenteuer sein Daddy erlebt hat und dem es einfach auf die Nerven geht, immer und immer und immer wieder die gleichen Geschichten zu hören. Das Dumme an Big Fish ist: Ich kann es ihm nachempfinden, denn die Geschichten, die wir erzählt bekommen, fand ich persönlich sehr banal und zu wenig aufregend, als dass ich noch mehr von ihnen hätte hören wollen. Die gefühlten 500, die ich in zweieinhalb Stunden mitbekommen habe, reichen voll und ganz.

Der Schluss des Films versöhnt etwas mit dem Rest, denn der fühlt sich auf einmal nicht mehr kitschig, sondern stimmig an, und obwohl mir die Hauptfigur egal war, habe ich Rotz und Wasser geheult, als es mit ihr zu Ende ging. Denn die Botschaft von Big Fish ist eine gute und schöne, und deswegen hat es mich doppelt genervt, dass sie so verquast rübergebracht wurde. Sohnemann Will entdeckt, dass nicht alle Geschichten von Paps erfunden waren, sondern dass dieser in seinem Leben eine Menge erreicht hat, dass er für viele Menschen eine wichtige Person war, dass er geliebt wurde, dass er seine Fußstapfen auf dieser Welt hinterlassen hat. Und er erkennt, dass er ihm nicht so unähnlich ist, wie er immer geglaubt hat.

Ich habe aus Big Fish mitgenommen, dass Eltern nicht nur Nervensägen sind, die unbedingt mit uns Weihnachten feiern wollen, sondern dass auch sie Träume hatten, dass auch sie die Welt verändern wollten und dass auch sie nur eine Möglichkeit gesucht haben, das Beste aus ihren paar Jahren zu machen. Und wenn sie sich dafür Fantasiewelten schaffen mussten, nun gut. Und wenn sich diese im Endeffekt als gar nicht so fantastisch herausstellen, sondern als wahr, umso besser. Big Fish hat mir ins Bewusstsein gerufen, dass ich eigentlich gar nicht weiß, welche Träume meine Eltern hatten und ob sie wahr geworden sind. Und er hat es geschafft, dass ich mal wieder zuhause angerufen habe, einfach so, um Hallo zu sagen, was ich sonst nie mache. Deswegen bekommt Big Fish ein paar versöhnliche „Ja, ging so“-Mitleidspunkte. Schließlich bin ich mit einem ganz flauschigen Gefühl aus ihm rausgekommen, was ich sehr gerne mochte. Wenn nur der Weg zu diesem Gefühl nicht so wahnsinnig langweilig gewesen wäre.

The Italian Job

The Italian Job (The Italian Job – Jagd auf Millionen): halbwegs anständiges Remake vom Film gleichen Namens von 1969 (deutscher Titel damals Charlie staubt Millionen ab, in der Hauptrolle Michael Caine). Die gleichen Zutaten (raffiniert geplanter Coup einer kriminiellen Gang) mit neuen Gesichtern (allen voran Mark Wahlberg, den ich nie als das Gehirn einer Bande besetzt hätte, sondern als den Knackarsch, aber egal), aber leider ohne den Charme des Originals. Ne Menge Technik, die dafür sorgt, dass alles reibungslos läuft und schöne Verfolgungsjagden mit dem neuen Mini – kann mal alles gut angucken, aber es ist einem auch irgendwie egal.

In the Cut

In the Cut: sehr stimmungsvoller, aber leider auch sehr beliebiger Film von Jane Campion mit Meg Ryan und Mark Ruffalo. Vordergründig geht es um einen Serienkiller, der Frauen zerteilt, eigentlich geht es aber um die Suche nach Liebe, die Angst vor der Einsamkeit und die Anstrengungen, sich auf jemand anders einzulassen. Ryan als Schwester eines Mordopfers und Ruffalo als der Polizist, der an dem Fall arbeitet, sind ein ziemlich seltsames Paar. Ich habe nicht verstanden, was die beiden aneinander finden, denn beide Charaktere sind sehr egozentrisch und nicht wirklich sympathisch. Die blöden Krimi-Einsprengsel stören die Liebesgeschichte bzw die Affäre, und die sexuellen Eskapaden der beiden drängen den Thriller in den Hintergrund. So wirkt der Film wie hichts Halbes und nichts Ganzes.

Trotzdem habe ich ihn bis zum Ende gesehen, denn er verbreitet eine sehr eigenwillige Stimmung: einsam, suchend, deprimiert-träumerisch. Die satten Farben wirken seltsam düster anstatt fröhlich, und die Musik klingt leicht atonal, immer ein bisschen unpassend und daher komischerweise passend. Dieses fragende, unwissende, seltsame Gefühl geht nicht wieder weg; der ganze Film wirkt wie leicht neben der Spur. Von der Atmosphäre her fand ich ihn gut, von der Story her ziemlich verschenkt.

The In-Laws

The In-Laws (Ein ungleiches Paar: Einer hart, der andere zart): fürchterliche Mixtur aus Spionage-Parodie und Familienkomödie. Ich hab nicht mal Lust, den Hauch einer Storywiedergabe zu versuchen. Der wundervolle und ewig unterschätzte Albert Brooks wird leider verheizt, Michael Douglas war eh noch nie komisch, und überhaupt sollte ich aufhören, DVDs mit derart ekligen deutschen Titeln zu leihen.

Hätte ich gewusst, dass diese Verwirrtheit im Herz,
hätte ich gewusst, dass dieses Verlangen überall,
hätte ich gewusst, dass das Vermissen immer stärker,
hätte ich gewusst, dass das Sehnen nicht weniger,
hätte ich gewusst, dass Zeit viel zu wenig Momente viel zu kurz,
hätte ich gewusst, dass alles unbekannter alles komplizierter,
hätte ich gewusst, dass ich auf einmal wir –
ich hätte trotzdem.