Mein Opa war Blogger

Im Haus meiner Großeltern gab es keine Heizung. Wenn meine Schwester und ich in den Ferien zu Besuch waren, mussten wir uns erst wieder daran gewöhnen, uns nur mit kaltem Wasser zu waschen und eine Wärmflasche mit ins Bett zu nehmen. Und die war nicht mal aus Gummi: Oma hat stattdessen lieber alte Steinhägerflaschen mit heißem Wasser befüllt und sie in ein dickes, mummeliges Handtuch eingewickelt. Dann wurde die warme Rolle ins Bett gelegt, während wir uns zur Nacht fertigmachten – und als wir unter die riesigen Daunendecken gekrochen kamen, war das Bett wunderbar warm.

In der Küche und im Wohnzimmer standen zwei Öfen, die mit Brennholz befeuert werden mussten. Oma und Opa wohnten direkt am Waldrand, so dass Opa nur ein paar hundert Meter gehen musste, um frisches Holz zu finden oder dünne Bäume zu fällen und sie zuhause zu spalten. Meine Schwester und ich sind immer gerne mitgekommen, wenn Opa Bäumefällen ging. Die ganz schmalen durften wir bearbeiten; dazu haben wir ein Seil um den Stamm gelegt und daran gezogen, so fest wir konnten. Opa hat immer noch ein bisschen nachgeholfen, und irgendwann gab das Bäumchen nach und wir konnten es so weit zerteilen, dass es auf den Bollerwagen passte. Eine Axt durften wir damals noch nicht in die Hand nehmen, und daher hat Opa das Holz mit wenigen, geübten Schlägen zerkleinert. Ich mag bis heute den Geruch von frisch gespaltenem Holz sehr gerne. Es riecht ein bisschen wässrig, sehr sauber, so weiß wie das Holz, das unter der dunklen Rinde zutage tritt.

Mit dem vollbeladenen Bollerwagen sind wir dann wieder nach Hause gezogen. Die Arbeit von meiner Schwester und mir war getan; wir sind dann meist in den riesigen Garten meiner Oma gegangen, haben Erbsen direkt aus der Schale gegessen, uns in den hochaufgeschossenen Bohnenranken versteckt, Erdbeeren gepflückt, Stachelbeeren, Johannisbeeren und uns Kirschen an die Ohren gehängt. Währenddessen hat Opa begonnen, im Hühnerhof, wo sein Holzklotz stand, aus den Bäumen und Ästen Scheite zu schlagen, die er zu mehreren Holzmieten aufschichtete, die auf dem ganzen Grundstück verteilt waren.

Meine Großeltern sind beide seit mehreren Jahren tot. Ihr Haus gehört nun meinem Vater, der es vermietet hatte. Inzwischen ist die Fassade verklinkert und es gibt eine Zentralheizung. Der große Waschkessel meiner Oma, der auch mit Holz beheizt wurde und in dem ich gerne die Wäsche mit einem Holzpaddel umgerührt habe, bis mir die Arme wehgetan haben, woraufhin Oma wieder übernahm, wurde abgebaut. Aus der Abstellkammer neben der Waschküche haben meine Eltern den Schrank geschafft, der inzwischen von grauem Lack befreit und mit Bienenwachs poliert in meinem Esszimmer steht. Die Schlafzimmermöbel aus den 30er Jahren stehen bei meiner Schwester, der Esstisch bei mir, genau wie das weiße Goldrandgeschirr, das fürchterlich altmodisch ist, aber hervorragend zu meinem Silberbesteck passt.

In den letzten Jahren haben vier verschiedene Parteien in dem Haus am Waldrand gelebt. Der erste Mieter hat die helle Wandvertäfelungen in der Küche weiß lackiert. Die zweiten Mieter haben einige Bäume im Garten gefällt, darunter auch die Kirsche, die meine Großeltern zu meiner Geburt gepflanzt hatten. Die letzten Mieter hatten zwei riesige Hunde, die die letzten Reste des Gemüsegartens zunichte gemacht haben. Daraufhin hat mein Vater beschlossen, das Haus zu verkaufen, denn wenn einem etwas gehört, geht man vielleicht etwas pfleglicher damit um, als wenn man weiß, dass man irgendwann einfach gehen und alles zurücklassen kann.

Vor einigen Wochen haben meine Eltern eine Käuferin gefunden. Wir haben die letzten Erinnerungsstücke vom Grundstück geholt, die bis jetzt dageblieben sind – vielleicht auch, damit meine Schwester und ich nochmal dahin zurückkehren können. Die Betonplatte, auf der die Fuß- und Handabdrücke von meiner Schwester und mir sind, Sommer 1976. Einen Ableger vom Weinstock, der das Küchenfenster umrankt hat. Und das ganze Holz aus den noch übrig gebliebenen Holzmieten, denn auch bei meinen Eltern zuhause gibt es diverse Öfen, die befeuert werden wollen. Papa hat seit dem Tod meines Großvaters stetig Holz in Kisten nach Hause transportiert, und jetzt, nach Jahren, sind die Mieten endlich leer. Beim Einpacken der Mieten sind meinem Vater öfter einige Holzstücke aufgefallen, die so gar nicht nach frischem Holz aus dem Wald aussehen, sondern eher wie Holzreste, die Opa ebenfalls zerkleinert hat. Und auf diesen glatten Stücken hat Opa kurz notiert, wie es ihm so geht, wie das Wetter ist oder was er heute morgen als erstes in den Nachrichten gehört hat. Dann hat er das beschriftete Holzstück in die Miete geworfen, sich wahrscheinlich von seinem imaginären Leser verabschiedet und weitergearbeitet.

Mein Opa wäre heute 93 Jahre alt geworden.

Immer diese Entscheidungen

HSV oder Bayern? Hannover 96. Heimatgefühle galore.

Beatles oder Rolling Stones? Beatles.

Schwarzenegger oder Van Damme? DANIEL CRAIG!

Rot- oder Weißwein? Ich steh neuerdings so auf Rosé, aber das darf man ja eigentlich gar nicht zugeben.

Mallorca oder Ibiza? Sylt.

Berlin oder Bonn? Bonn. Ich vermisse dieses rausgerotzte „Bonn!!!“ in der Tagesschau. Wobei mir erst aufgefallen ist, wie niedlich es klang, als die Sprecher plötzlich „Berlin“ gesagt haben.

Auto oder Motorrad? Früher beides, heute nur noch Auto.

Pizza oder Pasta? Pizza. Am liebsten Hawaii, weil dem Kerl davon immer schlecht wird (und er nix von mir schnorren will).

Fernsehen oder Radio? Fernsehen fast nur als Abspielstation für DVDs (und für Das perfekte Dinner, Popstars und ähnlichen Schmonz), Radio nur im Auto oder unter der Dusche.

PC oder Apple? iBook. Hoffentlich bald MacBook.

DVD oder VHS? Ich habe beim Umzug so ziemlich alle selbstaufgenommenen VHS-Kassetten verklappt. Anke killed the video star.

Tag oder Nacht? Tach. Moin. Mahlzeit.

Sekt oder Selters? Sekt. Immer gerne.

Internet Explorer oder Mozilla? Firefox zum Bloggen, sonst Safari. Die WordPress-Eingabemaske sieht in Safari so komisch aus.

Schwarz oder weiß? Weiße Sofas, schwarze Hosen.

CD oder Vinyl? MP3.

Kaffee oder Tee? Kakao. Oder Kaffee mit Kakao. Oder Kakao mit Kaffee.

Füller oder Kuli? Tastatur. Ich kann meine eigene Handschrift nicht mehr lesen.

Schoki oder Chips? Definitiv Schokolade. (Das Wort „Schoki“ ist eklig.)

Dusche oder Wanne? Morgens Dusche, abends Wanne.

Turn- oder Lackschuh? Fast ausschließlich Turnschuhe. (Missing my Cowboystiefel. … Hey, ich trink Roséwein!)

Winter oder Sommer? Herbst, Baby.

Steak oder Würstchen? Steak.

Blut oder Fleisch? Äh, was? Steak englisch? Medium tut’s auch. (Oder was will mich diese Frage fragen?)

ARD oder ZDF? Vox, Pro7 und RTL 2. HEY, ICH TRINK ROSEWEIN.

Spiegel oder Focus? Spiegel. Irgendwer muss ihn ja lesen.

Nokia oder Motorola? Ich hab ein Nokia, ich hätte aber gerne das Razr, weil der Name so sexy ist.

Ski oder Strand? Museen und Musicals.

Adidas oder Puma? Nike.

Brief oder E-Mail? E-Mail.

Tatort oder Polizeiruf? Ich lese stattdessen Astrid Paprotta.

Anruf oder SMS? Kommt drauf an. Bei kurzfristigen Absagen und müden Ausreden definitiv SMS.

James Bond oder Borat? DANIEL CRAIG!

Hund oder Katze? Katze natürlich. Doofe Kläffer.

GZSZ oder ViB? Früher religiös Verbotene Liebe.

Familie oder Freunde? Freunde für dies, Familie für das.

BMW oder Mercedes? Im Moment BMW. Im Kopf die M-Klasse. Seufz.

FAZ oder SZ? Süddeutsche. (Wieviel gibt man den Austrägern eigentlich als Weihnachtstrinkgeld? Oder gibt’s das in der Großstadt nicht?)

Simpsons oder Spongebob? Lisa regiert.

Heidi oder Naomi? Ach, Jungsquatsch.

Micky oder Donald? Donald. Micky trägt Handschuhe und ist ein Besserwisser.

kicker oder SportBild? allesaussersport.de

YouTube oder myVideo? Das ist mir ausnahmsweise sowas von total egal.

Sean oder Roger? DANIEL CRAIG! ICH TRINK ROSEWEIN!

GMX oder WEB? web.de für alles, wo ich meine ankegroener-Adresse nicht eingeben will.

Nachtrag zu meiner Amango-Problematik: Scot und Claudia (hallo, Kollegin) weisen mich auf Conrad-Verleih bzw. Verleihshop.de hin, die nicht nur ähnlich klingen, sondern laut Impressum auch vom gleichen Betreiber betreut werden. Dort gibt es anscheinend keine Wunschliste, sondern man sieht schon bei der Bestellung, die eine Woche behalten werden darf, was da ist und was nicht. Klingt erstmal gut.

Bernd hatte allerdings meinen Lieblingsvorschlag, der meiner HABENWOLLEN-Seite voll und ganz entspricht: kaufen und wieder verkaufen. Ist mir vorher nie aufgefallen: Wenn ich mir sechs DVDs bei meiner Videothek hole, kostet mich das 24 Euro. Wenn ich die Staffel bei z.B. Amazon bestelle: 26.

Die Staffeln 2 und 3 des vampire slayers sind bereits auf dem Weg zu mir.

(Edit 9.44 Uhr: Gerade hat mir der Empfang ein Päckchen an den Platz gelegt … hehe.)

Als Weihnachtsmänner wärt ihr scheiße

Ich habe in den letzten Tagen, Wochen usw. des Öfteren die Jungs und Mädels von Amango erwähnt, deren Service ich inzwischen sehr zu schätzen weiß. Jedenfalls wenn es um Filme geht. Bei Serien ist es etwas schwieriger: Man steht ja nicht in einer Videothek und guckt, was im Regal steht, und wenn die passende Folge da ist, nimmt man sie mit, oder, wenn sie nicht da ist, leiht man eben was anderes.

Amango funktioniert nämlich so: Man richtet sich online eine Wunschliste ein, und in der Reihenfolge, wie die Filme bzw. Serien-DVDs da stehen, werden sie verschickt. Blöderweise verschicken die kleinen Schlingel keine ganze Staffel auf einmal. Nicht mal ne halbe. Nein, man muss jede einzelne DVD auswählen und in die Liste packen. Bei einer normalen Serienstaffel mit 22 bis 24 Folgen à eine Stunde also sechs DVDs.

Was ich damit sagen will: Ich habe die erste Staffel von Buffy durch und fand sie ganz reizend. Natürlich befinden sich in meiner Wunschliste schon streberhaft alle weiteren sechs Staffeln, natürlich in der richtigen Reihenfolge, und natürlich hätte ich sie gerne alle auf einmal, denn an einem normalen Abend eines normalen Arbeitstages schaffe ich schon locker vier bis sechs Folgen (wenn ich nicht kochen, aufräumen oder mit dem Kerl sozial interagieren muss). Nun verschickt Amango aber eben nicht alles auf einmal, und dummerweise haben sie eben auch nicht immer alles da, was man auf der Wunschliste stehen hat. Was in meinem Fall heißt: Ich habe gerade die erste DVD der zweiten Staffel zuhause (die ich mir natürlich schon am Samstag bei meiner Lieblingsvideothek ausgeliehen hatte, weil ich so ungeduldig war). Außerdem die vierte DVD von Staffel 2 (also wahrscheinlich die Folgen 12 bis 16 oder so). Und dazu die erste DVD der Staffel 3 (Folgen 1 bis 4).

Was für Frau Gröner bedeutet: Amango erstmal ignorieren und wieder zur Videothek fahren. Mpf.

Dankeschön, darling, dankeschön …

… für die vielen Tipps, was die Dresdner Kinolandschaft angeht, unter anderem von Cats, Thomas, Teschka und lauter Menschen, die kein Weblog haben, mir aber trotzdem netterweise gemailt haben. Ich bin jetzt bestens versorgt. Und Stephan, du hast natürlich recht: Dresden ist nicht die Elbmetropole, sondern das Elbflorenz.

Pah. Wir sind das Venedig des Nordens.

(Ist Venedig eigentlich „Venedig – Das Original“ oder „The only authorized Venice“ oder so?)

Mission: Impossible III

Mission: Impossible III oder wie ich ihn gerne umtaufen würde: Showdown in Shanghai, ist pures Augenpulver. Eine Actionszene nach der nächsten, mal liegen die Guten vorne, mal die Bösen, irgendwann weiß man dann auch nicht mehr, wer jetzt wer ist, und mittendrin wuselt Tom Cruise sich von einer Prügelei/Schießerei/Verfolgungsjagd uswusf. in die nächste. Zeit zum Luftholen bleibt keine, was wohl auch ganz gut ist, denn sonst würde man anfangen, darüber nachzudenken, wie sinnlos die Story ist. Eben noch im Windpark bei Berlin, dann schon beim Einbruch in den Vatikan (wusste ich gar nicht, dass Mädels da so leicht bekleidet reinkommen), dann sind wir wieder in den USA und schließlich zum Abschlussfeuerwerk in China. Philip Seymour Hoffman verleiht seinem Abziehbildbösewicht noch ein bisschen mehr Bösartigkeit, Ving Rhames darf coole Sprüche aus dem Hintergrund ablassen, und irgendwie gehen die zwei Filmstunden ganz schnell über die Bühne. Worum’s jetzt eigentlich ging, weiß ich auch nicht, aber die Gadgets, die die Jungs von dieser komischen Agentur haben, deren Nachrichten sich immer nach fünf Sekunden selbst zerstören, werden von Film zu Film hübscher. Aber jetzt reicht’s auch mit den unmöglichen Missionen. Zumal es sicher nicht leichter wird, noch weitere Schauspielerinnen zu finden, die kleiner sind als Herr Kruse.

Over the Hedge

Der erste Animationsfilm, bei dem ich stark versucht war, vorzuskippen. Over the Hedge (Durch die Hecke) erzählt die Geschichte von gefühlt 200 knuddeligen Waldbewohnern, durch deren Gebiet während des Winterschlafs eine Hecke gezogen wurde, die einen typischen, amerikanischen Klischee-Vorort einzäunt. Zu der eingeschworenen Gruppe, die gar nicht weiß, was sie mit der Hecke anfangen soll – sie nennen sie „Steve“ –, stößt ein schlitzäugiger Waschbär, der die armen Naivlinge ausnutzen will und sie Essen für sich sammeln lässt. Der Waschbär wird von Bruce Willis gesprochen, was den Film halbwegs unterhaltsam macht; der Rest der Sprecher ist ebenfalls klasse: William Shatner, Wanda Sykes, Gary Shandling, Steve Carell, Avril Lavigne und Nick Nolte sind nur einige der schönen Stimmen. Leider müssen diese schönen Stimmen sich durch eine seltsam langweilige Handlung quälen. Der Film versucht, ständig Tempo zu machen, kommt aber irgendwie nicht aus den Puschen. Ich kann gar nicht mal genau sagen, warum er so belanglos war; vielleicht weil es einfach zu viele Charaktere waren, die alle nur angerissen wurden anstatt dass man sich auf drei, vier, fünf konzentieren konnte. Vielleicht weil zuwenig schief geht, bevor es zum großen Finale kommt, bei dem dann scheinbar alles schief geht. Vielleicht auch deshalb, weil man dem Film ansieht, dass er verdammt krampfhaft auf Niedlichkeit getrimmt wurde. Ich meine, ich wollte danach sogar die lahmarschige Schildkröte als Kuscheltier haben. Und ich hasse Schildkröten.

Edmond

Edmond erzählt die Geschichte eines Mannes, der eines Tages beschließt, seine Frau zu verlassen. Angeblich liebt er sie seit Jahren nicht mehr, und heute ist eben der Tag zu gehen. Er macht sich auf den Weg in die Stadt, die Stripclubs, Peepshows und Bars. Gleich in der ersten begegnet er einem Unbekannten, der sich gerne sein Gejammere anhört (“I don’t feel like a man”) und ihm den grandiosen Tipp gibt, sich ein bisschen pussy zu besorgen. William H. Macy gibt sein Bestes, uns davon zu überzeugen, dass er aus seiner Haut als gelangweilter, entnervter Ex-Ehemann kommt, aber es gelingt ihm leider nicht immer. Er feilscht mit den Huren um seine Bezahlung, beschwert sich bei der Peepshowtänzerin, dass er sie nicht anfassen kann und will mit den Kartentrickspielern auf der Straße darüber diskutieren, wo nun wirklich die Dame gelegen hat. Die Szenen könnten bitter wirken, sie könnten komisch sein, aber sie sind irgendwo mittendrin, bleiben haltlos und vermögen nicht zu fesseln. Und so wirkt auch die Explosion, die Edmond schließlich verursacht und die in einem Mord endet, eher aufgesetzt als konsequent. Edmond fühlt sich an wie ein Film, der gut bei nöligen Männerselbsthilfegruppen ankommen würde, weil die Mädels, die Schwarzen, die Schwulen und überhaupt alle anderen Menschen daran schuld sind, dass Männer nicht mehr Männer sein dürfen und diese sich jetzt für die bösen, bösen Demütigungen rächen. Da fand ich Falling Down überzeugender.

An Inconvenient Truth

Dokumentarfilm über Al Gore und seine unermüdlichen Anstrengungen, die globale Erwärmung zu verhindern bzw. soviele Menschen wie möglich über dieses Problem zu informieren. Große Teile von An Inconvenient Truth (Eine unbequeme Wahrheit) bestehen aus einem Diavortrag (okay, Keynote-Vortrag), den Gore über 1.000 Mal auf der ganzen Welt gehalten hat. Dort informiert er sachlich, aber durchaus unterhaltsam mit ner Menge Grafiken, bewegten Bildern und einem Ausschnitt aus Futurama, wie sich das Erdklima über die vergangenen Millionen Jahre halbwegs stabil gehalten hat – und wie wir es jetzt in kürzester Zeit ruinieren. Einige politische Seitenhiebe bleiben nicht aus, aber das verzeiht man Gore, denn sie halten sich im Rahmen. An Inconvenient Truth ist eine ernsthafte Dokumentation, die trotz aller populistischen Einwürfe nicht so platt daherkommt wie die Filme eines Michael Moore. Und: Er zeigt nicht nur, was wir falsch machen, sondern auch, was wir ändern können – und vor allem, wie wenig wir ändern müssen, um große Veränderungen zu schaffen.

PS: climatecrisis.org

Casino Royale (USA/UK/CZ 2006, 144 min)

Darsteller: Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Judi Dench, Jeffrey Wright, Giancarlo Giannini, Isaach De Bankolé
Musik: David Arnold
Kamera: Phil Meheux
Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, Paul Haggis nach dem Roman von Ian Fleming
Regie: Martin Campbell

Offizielle Seite

Trailer

An Sean Connery als James Bond, 007, Spion im Dienste Ihrer Majestät, kann ich mich erst erinnern, als alle ihn schon cool fanden – also finde ich ihn auch cool, obwohl die alten Filme für mich eher rührend anzusehen sind als großartig. George Lazenby – mir egal. Roger Moore – ja, den mochte ich wirklich. Wahrscheinlich, weil er so schön die Balance gehalten hat zwischen „Ich brech dir alle Knochen, du Hundesohn“ und „Kommt schon, ihr wisst doch alle, dass das hier nur ein Film ist“. Timothy Dalton – ging gar nicht, was aber daran liegen könnte, dass er die fiesen 80er-Jahre-Bonds abgekriegt hat, die mit den Schulterpolstern und Grace Jones, die vom Eiffelturm springt. Pierce Brosnan – no friggin’ way. Den Mann fand ich in jeder Ferrero-Rocher-Werbung überzeugender als in seinen Bond-Auftritten. Der sieht so aus, als ob er sich die Hände eher maniküren lässt anstatt sie sich schmutzig machen zu wollen. Neinnein. Aber jetzt: Daniel Craig. Da-ni-el Craig. Dannyboy. Zuckerschnäuzchen. Seufzzzzzz. Willkommen zur Groupie-Kritik.

Soweit ich mich erinnern kann – denn ich war anscheinend sehr von der Präsenz des Herrn Craig eingenommen –, geht es in Casino Royale mal wieder um einen Bösewicht. Unser Fiesling du jour sammelt von afrikanischen „Freiheitskämpfern“ Millionen von Dollars ein, die er angeblich gewinnbringend für sie anlegt. Schon bei der Szene musste ich ziemlich grinsen: Man sieht den üblichen schwerbewaffneten und arg schwitzenden Schwarzen, der beim Gaunerkollegen mit dem lustigen Namen Le Chiffre nochmal nachfragt, ob auch alles in gute Fonds angelegt wird. Sicher, Kumpel. Vertrau uns. Wir sind doch die Jungs mit den drei Defendern, die quer durch den Busch fahren und eurer ganzes Bargeld mitnehmen. Freunde, eh?

Nach dieser kleinen Exposition in Uganda schwenken wir nach Madagascar, wo wir einem nervösen Geheimdienstanfänger dabei zusehen, wie er einen potenziellen Bombenleger nervös macht. Er flieht – und aus der Menschenmenge rennt ihm Schnuckelputz Craig hinterher, in fies gemustertem Hemd und ziemlich engen Hosen, so dass ich eher damit beschäftigt war, Craig auf den Hintern zu starren, als mir Gedanken darüber zu machen, wie sinnlos es doch ist, sich auf einen Kran zu flüchten, wenn man auch einfach weiter auf der Erde rumlaufen könnte. Ich nehme an, diese geistige Ablenkung war der Grund für die engen Hosen. Aber ich beschwere mich ja nicht.

In diesem Sinnlosigkeitslevel bleibt der Film dann auch, aber netterweise ist er dabei viel unterhaltsamer als die letzten Bonds. Schön choreografierte Actionsequenzen – relativ altmodisch ohne übermäßigen Budenzauber oder technische Spielzeuge – wechseln sich ab mit vielen Szenen am Pokertisch, denn das ist quasi der gemeine Plan von Le Chiffre: nix ist’s mit braven Rentenfonds, er zockt lieber mit dem Geld seiner afrikanischen Kumpel. Die reagieren darauf nicht unbedingt erfreut, genau wie Le Chiffre es nicht nett findet, dass Bond seine Ehefrau knutscht. Das war dann auch die einzige Szene, die mir an Casino Royale nicht gefallen hat – der fiese Rückfall in alte Erobererzeiten, die wir doch eigentlich schon zu den Akten gelegt hatten.

Überhaupt hat Casino Royale sehr wenige der „klassischen“ Bond-Elemente, weswegen er sich auch für mich viel besser angucken ließ als die doofen Brosnan-Werke, obwohl die ja auch schon etwas frauenfreundlicher waren und aus dem ollen Charmeur einen ernsthafteren Kämpfer formen wollten. Aber hier klappt das endlich. Craig ist es egal, ob sein Wodka-Martini geschüttelt oder gerührt ist (“Do I look like I care?”), es gibt keine Miezen mehr im Vorspann und keine affigen technischen Gimmicks. Natürlich ist Bonds Aston Martin (dieses klassische Element lass ich mir gefallen) trotzdem mit ein bisschen Schnickschnack aufgepeppt, aber es ist im wahrsten Sinne des Wortes eher ein hochklassiger Erste-Hilfe-Koffer als die Zauberwaffe bei Verfolgungsfahrten. Die einzige Reminiszenz an alte Zeiten ist der wohlgeformte Körper, der den Meeresfluten entsteigt. Nur dass es diesmal kein Bond-Girl ist, sondern Schnuffelbärchen Craig selbst. (Sogar zweimal! Ich hab’s gezählt! Und die zweite Badehose ist eindeutig besser als die erste.)

Womit wir wieder bei meinem Lieblingsthema sind: Schnuckelgucken. Craig ist der erste Bond, der ein echter Kerl ist. Er sieht so aus, als würde er lieber bei Manchester United in der Fankurve stehen als auf der Pferderennbahn in Ascot. In seiner Freizeit schraubt er bestimmt an alten Motorrädern rum oder hackt Holz im Hinterhof, während seine Eierkopffreunde Karriere machen. Er grinst selten so süffisant-dämlich wie seine Vorgänger, sondern guckt eher so, als müsste er sich ab und zu selbst daran erinnern, dass man auch lächeln kann anstatt brummig die Kiefer zusammenzuklemmen. Und zu seinen stahlblauen Augen … kann ich nichts ernsthaft Film-relevantes sagen, aber ich wollte sie unbedingt erwähnen, denn sie sind grandios, und alleine wegen dieser Murmeln würde ich mir Casino Royale nochmal angucken.

Was mich davon abhält, ist leider seine Partnerin Eva Green, deren affektierter britischer Akzent mir fiesestens auf die Nerven gegangen ist. Klar, sie ist wunderschön und klug und darf mehr machen als hübsch sein und schreien, wenn’s gefährlich wird, aber die Dialoge zwischen den beiden fand ich doch eher anstrengend als anregend. Mir hat Casino Royale am besten gefallen, wenn er schlichtes, temporeiches Unterhaltungskino war – was er über fast die gesamte Filmlänge auch war. Und natürlich in den Szenen, in denen Leckerli sein Hemd ausgezogen hat. Wie oft das war, hab ich leider nicht mitgezählt, aber … ähm … das kann man sicher noch ausbauen. Im nächsten Bond. Mit Daniel Craig. Dannyboy. Mausezähnchen.

Edit: Dirk weist mich völlig zu Recht auf zwei kleine Fehler in meiner Kritik hin: Als Frau Jones vom Eiffelturm sprang, war noch Herr Moore 007 (das trübt meine Begeisterung für ihn etwas und zeigt, dass ich die Filme wirklich verdammt lange nicht mehr gesehen habe). Und Hasimausi Craig hat nicht mit der Gattin von Le Chiffre geknuscht, sondern mit der Frau eines seiner Angestellten. Zu meiner Entschuldigung zitiere ich aus Dirks E-Mail: „Mir scheint, der gute Daniel Craig hat dich doch heftigst abgelenkt.“ Yep.

Merry Christmas to Anke: In freudiger Erwartung der Brückentage zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich spontan eine Karte für Tristan und Isolde in der Semperoper in Dresden erstanden. Mit Waltraud Meier, yay. Am 28. bis 30.12. bin ich also in der (Achtung) Elbmetropole (ich dachte, WIR sind die Elbmetropole, verdammter Schlampenfluss), wo ich seit der Grenzöffnung nicht mehr war. Eine Zugfahrt erster Klasse ist übrigens nur ein Viertel so teuer wie ein Flug, weswegen ich mir das mal gegönnt habe. (Ich bin allen Ernstes noch nie erster Klasse gefahren.) Wenn ich nach Oper, Frauenkirche, Grünem Gewölbe, Hygienemuseum und Gläserner Manufaktur noch Zeit habe – gibt’s in Dresden ein nettes Kino mit Originalfassungen?

(Ich denke jetzt schon darüber nach, wie unsere Wohnung nach drei Junggesellentagen aussieht.)

Sehr unterhaltsames Interview aus der SZ mit Vickie Kloeris, Nasa-Mikrobiologin, über den Speiseplan der ISS-Bewohner.

„SZ: Was isst Thomas Reiter noch?

Kloeris: Da sind noch einige deutsche Sachen, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Die wurden zu uns geschickt und wir haben sie verpackt. Warten Sie mal. Doppelkeks? Hanuta? Was ist das?

SZ: Cookies und Waffeln, die mit Schokolade gefüllt sind. Das Zeug krümelt wahnsinnig, nicht ideal fürs All, oder?

Kloeris: Nein, eher nicht. Wir empfehlen Astronauten immer, so etwas zu vermeiden. Einige aber bestehen darauf, dass sie mit den Krümeln schon klarkommen. Wenn sie dann aus dem All zurück sind, sagen sie oft: Ich hätte auf dich hören sollen. Wissen Sie, wenn die Krümel in der Schwerelosigkeit herumschwirren, können sie sich in Geräten festsetzen oder in die Augen oder Nase fliegen.

SZ: Wie sieht es mit Cola aus?

Kloeris: Nein, besser nicht. Denn wer kohlensäurehaltige Getränke im All trinkt, kriegt einen Blähbauch, und das kann richtig unangenehm werden. Wenn man auf der Erde rülpst, sind das trockene Rülpser. Wenn man das im All macht, kommt ein Teil des Essens wieder hoch.“

„PS: Einer der Gründer Michael B. hätte übrigens gerne ne Einladung für die Gruppe … ich würd mich dann da auch anschließen ;-)“

Ihr seid solche Vollspacken – nein, Moment: kreuzdämliche Vollspacken.

Nach dem Gipfel des Mount Everest muss ich jetzt auch nicht mehr nach Machu Picchu. Dank Scott Howard, der aus über 400 Fotos eine Montage gemacht hat, in die man wie bei Google Earth reinzoomen kann.

(via thirtysomething)

Referrer-Gucken: „Sabbern bei Kindern“ führt zuerst zu mir. Aber auch zur Stupidedia, bei der man wundervoll „Zufälliger Eintrag“ anklicken kann. Und nochmal. Und nochmal. Und irgendwann ist der Tag rum und man hat ne Menge Blödsinn gelesen und dabei ziemlich laut gelacht. Ich bereits über die (von mir verkürzte) Eingangszeile „Irrelevante Informationen aus den Bereichen Recht – Religion – Schlümpfe – Sci-Fi“.