The Decade in Review

Jon Stewart blickt rück: Hier geht’s los mit 2000.

(via misscaro)

„Meine Zeit wird kommen im Jahr 2010“

„54, 74, 90, 2010“

2009 revisited

(2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003, 23. Dezember)

1. Zugenommen oder abgenommen?

Durch Coaching etwas abgenommen. War aber nicht der Hauptwunsch, weswegen ich mein Essverhalten mal angucken lassen wollte, sondern: wieder genießen lernen. Hat geklappt. Daher ist die Abnahme auch „nur“ das kalorienfreie Sahnehäubchen. (Und fällt im Gesamtgewicht nicht wirklich auf.)

2. Haare länger oder kürzer?

Mir egal.

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

4. Mehr Kohle oder weniger?

Ungefähr gleichgeblieben. Dafür deutlich mehr Freizeit. Hach, selbständig sein.

5. Mehr ausgegeben oder weniger?

Für Amazon mehr, weil ich Comics für mich entdeckt habe und inzwischen lieber Serienstaffeln weggucke als ins Kino zu gehen. Für Zugfahrkarten weniger, weil ich nicht so lange außerhalb Hamburgs gebucht war.

6. Mehr bewegt oder weniger?

Da mein Rücken Autofahren immer weniger mag, mehr.

7. Der hirnrissigste Plan?

Mal wieder lange Autofahren.

8. Die gefährlichste Unternehmung?

Mal wieder lange Autofahren.

9. Der beste Sex?

Mal wieder lange … Kann nicht klagen.

10. Die teuerste Anschaffung?

Schwanzmütze.

11. Das leckerste Essen?

Alles, was Lu uns zubereitet hat und alles, was wir danach alleine hingekriegt haben. (Lammkeule in Kräuterkruste! Rote Bete mit Ziegenkäse! Gemüse mit Gemüse! Selbstgemachte Nudeln! Unbekannte Fische! Das alles – und noch viel meeeeehr …)

12. Das beeindruckendste Buch?

Die gesamte Leseliste kommt am 1. Januar, und bei Durchscrollen muss ich sagen: Ich hab ne Menge schönes Zeug weggelesen, dieses Jahr. Daher ist mir die Auswahl alles andere als leicht gefallen.

Comics: Watchmen von Alan Moore/Dave Gibbons. Der Einstieg in eine neue Welt für mich. Runner-up(s): Ronin von Frank Miller/Lynn Varley, Elektra: Assassin von Frank Miller/Bill Sienkiewicz, Hector Umbra von Uli Oesterle, Asterios Polyp von David Mazzucchelli, Fun Home: A Family Tragicomic von Alison Bechdel.

Sachbuch: Battle Cry of Freedom, James McPherson. Runner-up: Slavery by another name, Douglas Blackmon.

Fiktion: Oben ist es still von Gerbrand Bakker/Andreas Ecke (Übers.). Runner-up: Cold Mountain von Charles Frazier.

Außer Konkurrenz: Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.

13. Der ergreifendste Film?

Uwe geht zu Fuß. Boy A. Milk. Frozen River. Alle auf DVD. Man on Wire. Wenigstens den im Kino.

14. Die beste CD?

Keine einzige gekauft. Liebste MP3-Downloads waren Pascal Finkenauers Unter Grund bzw. die Aufnahme von Vadim Repin mit dem Gewandhausorchester von Brahms’ Opus 77 und 102 (Links öffnen iTunes).

15. Das schönste Konzert?

Das hier. Waren nur zwei Minuten, werden mich aber noch lange begleiten.

16. Die meiste Zeit verbracht mit …?

… den verschiedensten Möglichkeiten, Rückenschmerzen zu entgehen. Nach knapp 20 Jahren Dauerschmerz (mit unglaublich tollen fünf schmerzfreien Jahren nach der Bandscheiben-OP 2001) hab ich aufgegeben. Golf deswegen übrigens auch. Ich geh jetzt abends einfach nicht mehr weg, wenn ich acht Stunden Agentur im Kreuz habe bzw. liege gerne mal unter dem Schreibtisch, wenn andere Zigarettenpause machen. (All your Agenturfußböden are belong to us!)

17. Die schönste Zeit verbracht mit …?

… dem Kerl. Gerne wieder. Super-Freund. Schneller Verstand.

18. Vorherrschendes Gefühl 2009?

Läuft.

19. 2009 zum ersten Mal getan?

Piraten gewählt. Eine Online-Petition unterzeichnet. Das Leitmedium Zeitung angezweifelt. Professionellen Journalismus angezweifelt. But on the happy side: Rote Bete gegessen. Pfifferlinge gegessen. Tofu gegessen. Tahin gegessen. Zehn Käsesorten, die ich nicht kannte, gegessen. Zehn Fischsorten, die ich nicht kannte, gegessen. Noch viel mehr Sachen gegessen, die ich nicht kannte und die mir jetzt entfallen sind, die ich aber wieder essen werde.

20. 2009 nach langer Zeit wieder getan?

Mich für Politik interessiert. Extrem von Politik genervt gewesen. Den Kapitalismus angezweifelt. Fleischkonsum angezweifelt. Unser Gesundheitssystem angezweifelt. But on the happy side: Nudeln selbstgemacht. Eis selbstgemacht. Mich über Essen gefreut anstatt es zu verteufeln. Auf einer Bühne gesessen und eigene Texte vorgelesen. In einem Comicladen gewesen.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Trauerkarte schreiben. Zensursula. Rückenschmerzen.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Meine Eltern davon, dass Zensursula eine gefährliche Uschi ist. (Meinen Rücken davon, dass ich ihn liebhabe und er MICH GEFÄLLIGST ZURÜCKLIEBHABEN SOLL, DER ARSCH!)

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Zeit (hoffe ich).

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Zeit (weiß ich).

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Wie sieht’s denn nächstes Jahr bei dir aus?“

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Ich hab dir ne Google-Wave-Einladung geschickt.“ (Ich nehme jedenfalls an, dass das der schönste war. Auf den hab ich eine ekstatische Reaktion gekriegt.)

27. 2009 war mit einem Wort …?

Kannmanmachen.

Picturing the past 10 years. Via swissmiss.

Mein erstes Mal: der Comicladen

(Okay, okay, es ist nicht ganz das erste Mal, dass ich einen Comicladen betrete. Ich hatte mal einen Kumpel, der sich nach und nach die komplette Gaston-Sammlung zusammengekauft hat – in diesem Shop unterm Raschplatz in Hannover, keine Ahnung, ob es den noch gibt. Ich habe den Mann einige Male begleitet und war eher abgestoßen von den vielen dickbrüstigen Damen auf diversen großformatigen Fantasycovern. Ich nehme an, diese Erlebnisse haben mich jahrelang für den Comic versaut. Jedenfalls:)

comics2

Ich war gestern im Comic Room, einem lauschigen Laden voller Bildmaterial. Wenn man nach Comics in Hamburg googelt, kommt man ziemlich schnell zum Comic Room, und die Beurteilungen auf Qype haben nicht untertrieben. Man wird freundlich begrüßt, es sind Leute da, die in den Regalen wühlen, und wenn man doof fragt, kriegt man trotzdem keine doofen Antworten.

Ich wollte mir ein paar Hellboys kaufen und fragte den Kerl an der Kasse, ob er mir weitere Zeichner empfehlen könne, die einen ähnlichen Stil wie Mike Mignola hätten. Daraufhin zeigte er mir zwei Batmans, die ich schon kannte – ich kam mir kurzzeitig wie ein Profi vor und dankte geistig meinem Kerl, dass er so ein gut gefülltes Regal hat –, woraufhin er Jenny Finn anbot, das immerhin von Mignola geschrieben wurde, wenn auch nicht gezeichnet. (Comics zu kaufen ist kompliziert!) Dann fragte er mich, was ich denn storymäßig interessant fände, woraufhin ich den Preacher erwähnte und wir allmählich ein bisschen fachsimpeln konnten.

Der gute Mann zog ein Buch nach dem anderen aus den Regalen, konnte zu jedem was erzählen – seien es Story, Autor oder Zeichner –, hat mir, ohne dass ich danach gefragt hatte, auch eine Zeichnerin ans Herz gelegt – „Das ist immer dieselbe, die ändert nur dauernd ihren Stil“ – und hat mir netterweise auch immer Referenzen genannt, mit denen ich was anfangen konnte: „Der wurde mal total schlecht mit Keanu Reeves verfilmt, aber die Story im Buch ist ganz anders und viel besser.“ Als ob ich schon hundertmal dagewesen wäre.

Um’s kurz zu machen: Neben zwei Hellboys und Jenny landeten ein Hellblazer in meinem imaginären Einkaufskörbchen, El Diablo und Demo. Beim Zur-Kasse-Gehen fiel mein Blick dann noch auf ein Buch namens Death by Chocolate, was ich logischerweise auch sofort kaufen musste. Ein bisschen Rabatt gab’s dann auch noch, und dann gehörten sieben dicke Paperbacks mir. Stilecht mit Plastiktüte drumrum, damit das blöde Preisschild nicht direkt auf dem Buch kleben muss. Ja, ich gehöre jetzt endlich zu den Leuten, die Literatur in Plastiktüten kaufen. Außerdem gab mir der freundliche Verkäufer noch mit auf den Weg, dass ich auch gerne per Telefon oder Mail Fragen stellen oder mir weitere Tipps holen könne. Das ist es dann auch locker wert, dass die Bücher im Laden eine Winzigkeit teurer sind als bei Amazon. Aber wie gesagt, es gab Rabatt, und deswegen bin ich im Endeffekt sogar billiger weggekommen. (Und hab mich total nerdig gefühlt.)

Heutiger Verbrauchertipp also: der Comic Room. Ich glaube, da kann man sich auch reintrauen, wenn man noch keinen einzigen Comic gelesen hat, und man kriegt trotzdem was Gutes empfohlen.

Bücher 2009 – Dezember

Eric FonerReconstruction

Sachbuch und der gefühlte Nachfolger von Battle Cry of Freedom, dem Buch über den amerikanischen Bürgerkrieg, das ich nicht müde werde zu loben. Mit „Reconstruction“ wird die Zeit direkt nach dem Krieg bezeichnet, in der mal eben eine komplette neue Gesellschaftsordnung gefunden werden musste, in der Schwarz und Weiß zusammenleben, und gleichzeitig zwei Staatenbünde, die Union und die Konföderierten, wieder zur USA zusammenwachsen wollten; die Zeitspanne, die das Buch behandelt, geht gerade einmal von 1863 (Emancipation Proclamation) bis 1877 – die Zeit, in der so ziemlich die letzten Akte der Reconstruction stattfanden und so gut wie alle Südstaaten viele Gesetze der Gleichberechtigung wieder zurücknahmen und neue erließen, die Schwarze weiterhin als Bürger zweiter Klasse behandelte. Diese Zeit bezeichneten weiße Südstaatler perfiderweise als Redemption.

In der kurzen Zeit der Reconstruction hat sich viel getan: Viele der Südstaatenplantagen konnten sich nicht mehr halten, jetzt wo Arbeit auf einmal bezahlt werden musste bzw. erstmal Leute gefunden werden mussten, die sie machen wollten. Das Buch behandelt die wechselnden Wirtschaftsverhältnisse, die Kaufkraft (oder den Mangel derselben) der schwarzen Bevölkerung; dass Frauen und Kinder den Wandel anders erlebten als die Männer (schwarze Kinder durften erstmals Schulen besuchen, teilweise sogar mit Weißen zusammen, Frauen weigerten sich in der Mehrzahl, weiter auf Feldern zu arbeiten und zogen sich eher ins Haus zurück). Das Buch berichtet über die Entstehung des Ku-Klux-Klan, den Wandel der Republikaner (die mit Lincoln die Abschaffung der Sklaverei überhaupt erst auf die politische Bühne brachten) von Radikalen zu Realisten und den weiter bestehenden Rassismus, der sich schließlich in der Wahl der Demokraten und der Zeit der Redemption niederschlug. Diese Zeit brachte eine weitere Widerlichkeit mit sich, mit der sich das nächste Buch auf meiner Liste schwerpunktmäßig auseinandersetzt: die Schaffung von Gesetzen (eine Vorstufe der Jim-Crow-Laws), die zu nichts anderem da waren als Schwarze zu verhaften, sie zu Geldstrafen zu verurteilen, die sie nicht bezahlen konnten, um sie dann an wohlhabende Farmer oder Minenbesitzer zu überstellen – de fakto: zu verkaufen –, die sie monate-, teilweise jahrelang rechtelos ausbeuteten. Gründe, die zur Verhaftung führen konnten, waren zum Beispiel unflätige Wortwahl, wenn weiße Frauen anwesend waren oder schlicht, ohne ein Ziel unterwegs zu sein (vagrancy).

Weitere Kapitel befassen sich mit den Umständen, in denen diese Veränderungen stattfanden: die Industrielle Revolution sorgte ebenfalls für eine deutliche Veränderung auf dem Arbeitsmarkt bzw. der Arbeitsbedingungen (Fabriken statt kleiner shops), der Bahnausbau und der Weg nach Westen, was zu mehr Investition im Westen als im Süden führte, und die Situation der Indianer und Einwanderer.

Das Buch liest sich etwas zäh, und der Tonfall ist nicht ganz so begeisternd wie in Battle Cry. Dafür ist das Werk sehr ausführlich und lässt so ziemlich jeden mal zu Wort kommen, der in der Zeit was gesagt haben könnte. Kein Wunder, dass Reconstruction laut Buchrücken heute als classic work und als Standardwerk über die Reconstruction gilt. Ich war nicht ganz so begeistert wie nach Battle Cry, weil mir der erzählende Stil besser gefallen hat als der hier vorherrschende, relativ unpersönliche und teilweise sehr detaillierte, informiert bin ich jetzt aber bestens.

Douglas A. Blackmon – Slavery by another name

Pulitzerpreisgekröntes Buch über die Lebensumstände der Schwarzen nach dem Civil War. Slavery geht zeitlich noch über das Ende der Reconstruction hinaus und beschreibt die Zeit bis zum 2. Weltkrieg. Das Buch ist weitaus „reportagiger“ geschrieben – ganz vorsichtig würde ich es mit In Cold Blood von Capote vergleichen.

Blackmon hangelt sich an verschiedenen Personen bzw. Familiengeschichten entlang, beschreibt deren Lebensläufe und zieht dann das Bild ganz groß auf, indem er das Leben Einzelner in den großen Kontext stellt. Mir hat der Stil sehr gut gefallen, der Inhalt logischerweise deutlich weniger. Reconstruction hat sich weitgehend in Stillschweigen gehüllt, wenn es um hate crimes ging; Slavery schreckt nicht davor zurück, blutige Details zu beschreiben. Das ganze ist sehr weit weg vom Sensationsjournalismus, aber trotzdem schwer zu verdauen. Vor allem wenn man sich bewusst macht, dass der ganze Irrsinn gerade einmal 100 Jahre her ist.

Slavery skizziert die verschiedenen Strömungen sehr nachvollziehbar; also wie aus den verfeindeten Süd- und Nordstaaten plötzlich wieder Nachbarn wurden, die beide der Meinung waren, dass Schwarze Weißen zu dienen hätten. Blackmom erwähnt Darwin, dessen 1859 erschienenen Theorien (Origin of Species) plötzlich zu übelster Rassenkunde ausgenutzt wurden. Und er zeigt den großen Unterschied in der Behandlung von Schwarzen im Vergleich zur Zeit vor dem Bürgerkrieg: Während Sklaven eine finanzielle Investition waren, um die man sich kümmern musste, um ihre Arbeitskraft zu erhalten, waren Gefangene, die an Minen oder Farmen verkauft wurden, schlicht Material, nicht besser als ein Arbeitstier. Die Käufer wussten, dass der Nachschub nie versiegen würde, weswegen die Schwarzen in den Minen oder auf den Feldern buchstäblich bis zum Tode ausgebeutet wurden. Die Käufer konnten sich auf die Zuträgerdienste von örtlichen, bestechlichen Sheriffs und Friedensrichtern verlassen, die willkürlich Schwarze aufgriffen, sie unter fadenscheinigen Vorwänden verhafteten und sie dann gegen ein relativ geringes Entgelt weiterverkauften. Das Geld wanderte in ihre eigenen Taschen, und die Käufer hatten eine billige Arbeitskraft. Das ganze System wurde natürlich nicht Sklaverei genannt – denn die war ja verboten –, sondern es trug den unschönen Namen involuntary servitude, gegen das es (noch) keine Gesetze gab.

Das Buch zeigt sehr deutlich auf, warum die Situation der Schwarzen in den USA bis heute nicht als gleichberechtigt angesehen werden kann. Generationen von Schwarzen hatten nicht den Hauch einer Chance, aus ihrer Armut oder ihrer „Kriminalität“ auszubrechen. Bis heute geben Banken Schwarzen weniger gern Kredite als Weißen, bis heute verlieren Wohngebiete an Wert, wenn Schwarze dorthinziehen. Das Buch zitiert Martin Luther King, der 1967 sagte: “The South deluded itself with the illusion that the Negro was happy in his place; the North deluded itself with the illusion that it had freed the Negro. The Emancipation Proclamation freed the slave, a legal entity, but it failed to free the Negro, a person.” Große Empfehlung.

Jiro Taniguchi (Josef Shanel/Matthias Wissnet, Übers.) – Die Sicht der Dinge

Mein zweiter Taniguchi – zu dem ich fast dasselbe schreiben könnte wie zum ersten: sehr gemächlich, sehr detailreich, Dialoge vielleicht ein bisschen „geschrieben“, passen aber zum sehr „gezeichneten“ Bild. Ja, ich weiß, das klingt doof, weil’s ein Comic ist, aber bei anderen Comics habe ich manchmal das Gefühl, die Bilder seien eher Geschwindigkeit oder Action oder wildes Farbenspiel, und bei Taniguchi sind sie eben gezeichnet. Ganz fein und präzise – und genauso entwickelt sich auch hier eine Familiengeschichte, fein und präzise. Ich mag den Mann, ich kauf mir seine anderen Bücher jetzt auch.

Thomas Glavinic – Das Leben der Wünsche

Der erste Glavinic, von dem ich nicht so ganz begeistert war. Die Arbeit der Nacht war bösestes Gruseln, Das bin doch ich! wildestes Lachen und Das Leben der Wünsche … nun ja … eher verständnislose Langeweile mit wenigen Augenblicken, in denen ich daran erinnert wurde, weswegen ich Glavinic eigentlich gerne lese. Zum Beispiel mit schönen, unerwarteten Worten – so wie der feine Regen, der auf ein Dach „nadelt“. Oder mit Absätzen wie dem hier: „Ein Mann mit roter Baseballkappe, dem ein Eis gerade von der Tüte kippte. Ein brünettes Mädchen, die Stirn gerunzelt, Zigarette zwischen den Fingern, dessen vulgärer Mund jemandem etwas zuzurufen schien. Eine alte Frau, wie traumverloren. Offene Münder, Blicke, Masse, Anonymität. Ein Moment. Das war es. Deswegen macht er Fotos. Diese Sekunde hatte es gegeben, ohne dass sie jemand als solche wahrgenommen hatte. Eine Linie bestand aus einzelnen Punkten, die niemand sah. Die Zeit war eine Linie, und das hier war ein Punkt.“

Wünsche erzählt von Jonas, dem eines Tages ein seltsamer Kerl drei Wünsche erfüllen will. Jonas, alter Fuchs, wünscht sich sofort, nicht nur auf drei Wünsche beschränkt zu sein, woraufhin der seltame Kerl ihn warnt: Es geht nicht um das, was er will, sondern um das, was er sich wünscht. Woraufhin in Jonas’ Leben so einiges passiert, das er so nicht direkt formuliert, aber sich anscheinend tief drinnen gewünscht hat. Die meiste Zeit war ich mit WTF-vor-mich-Hinmurmeln beschäftigt, aber wie gesagt, ein paar Momente hat das Buch dann doch.

PS: Die professionelle Kritik ist übrigens überhaupt nicht meiner Meinung.

Yukito Kishiro – Battle Angel Alita: Tears of an Angel

Yay, mein erster Manga! Also der erste nach Akira, das ich vor ungefähr 20 Jahren gelesen habe. Alita besteht aus mehreren Bänden, die mehrere Hefte in sich vereinen. Der Kerl hatte eben Tears im Regal stehen, in das ich einfach mal blind reingegriffen habe, und was soll ich sagen? Ich fand’s sehr unterhaltsam. Gut, an die großen Glubschaugen von japanischen Comics werde ich mich wohl nie gewöhnen, aber mir hat die Story des Cyborgmädchens sehr gut gefallen. Jedenfalls wenn sie den Bösewichtern die Blechschädel zerkloppt. Wenn sie großäugig (haha) ihren geliebten Hugo anhimmelt und sich nicht traut, ihm zu sagen, dass sie ihn totaaal süüüüß findet, fand ich Alita eher doof.

Und wieder was gelernt: Die Oberkategorie Manga teilt sich in viele Unterkategorien: Alita ist ein Seinen-Manga. Irgendjemand einen Tipp für einen Josei-Manga?

Michael Köhlmeier – Idylle mit ertrinkendem Hund

Ein sehr kurzes Buch, das aber lange nachhallt. Köhlmeier beschreibt, wie sein Lektor ihn zuhause besucht, wie ungewohnt der Übergang vom Siezen zum Duzen ist, wie sich der Lektor überhaupt wie ein Eindringling anfühlt und wie es dem Ich-Erzähler dabei geht. Auf einem Spaziergang trifft der Lektor einen anscheinend halterlosen Hund, der ihn begleitet – und einen Tag später trifft er ihn wieder, diesmal zusammen mit dem Ich-Erzähler. Als sie ihn rufen, bricht der Hund ins Eis ein, auf dem er stand, und die beiden Männer müssen sich entscheiden: Wer bleibt, wer holt Hilfe.

Die Geschichte mit dem Hund ist nur der Aufhänger: Viel mehr Raum nimmt die verstorbene Tochter des Ich-Erzählers ein, über die er schreiben will und nicht kann. Idylle ist, um das mal vorwegzunehmen, eine Erzählung über die Tochter, die Ehefrau, den Umgang mit Trauer. Und sie ist sehr vorsichtig, einfühlsam und schlicht wunderbar.

Mike Mignola – Hellboy: Wake the Devil

Mein erster Hellboy – und garantiert nicht der letzte. Wake the Devil ist nicht der erste Band, daher habe ich mir die Vorgeschichte (wer ist dieser Höllenjunge überhaupt?) mal in der Wikipedia durchgelesen. Das war relativ hilfreich, denn in Devil springen nicht nur die Angestellten des Bureau for Paranormal Research and Defense zwischen den USA, Norwegen und Rumänien hin und her, sondern auch noch Rasputin, ein paar auferstandene Nazis, griechische Göttinnen, ein Homunkulus und ein Kopf im Glas wie aus Futurama. Die Geschichte ist viel zu spinnert, um sie aufzuschreiben, aber sie hat mir gerade durch ihren völligen Irrwitz sehr gut gefallen. Noch besser gefallen haben mir allerdings die Zeichnungen und die unglaublich intensive Kolorierung. Sehr reduzierter Strich, recht kantig und eigenwillig, und sobald der rote Hellboy ins Bild kommt, hat keine andere Farbe mehr eine Chance. Besonders der Kampf Hellboy versus Hekate sieht einfach fantastisch aus: olivgrün gegen knallrot, einfarbiger Hintergrund, absolute Konzentration auf die zwei Figuren. So viel Kraft hat kein Kinofilm.

Glaubst du nicht? Guckstu:

Mike Mignola – Hellboy: Conqueror Worm

Okay, dusseliger Titel – auch wenn er auf Edgar Allan Poe zurückgeht –, aber großartiges Ding. Hellboy legt sich wieder mit Nazis an, die 60 Jahre im All oder im Eis verbracht haben, der Homunkulus steht ihm zur Seite, und es tauchen lustige und weniger lustige Aliens auf, die dem Teufelskerl das Leben schwer machen. Hat mir noch besser gefallen als Devil – und weil das leider die einzigen beiden Hellboys waren, die der Kerl im Regal hatte, muss ich jetzt ne Menge Geld ausgeben, um mir ALLE ANDEREN zu kaufen. Oder erstmal die weiteren Mignolas lesen, die netterweise noch im Regal sind. Zum Beispiel:

Dan Raspler/Mike Mignola – Batman: Legends of the Dark Knight #54 – Sanctum

Bisher habe ich die schönen, bibliotheksfreundlichen Paperbacks gelesen, in denen mehrere dieser dünnen Heftchen zu einem ordentlichen Band zusammengefasst wurden. Sanctum ist eins der dünnen Heftchen aus der Legends of the Dark Knight-Serie, die insgesamt (laut Wikipedia) 214 Hefte umfasst. Ich fand es lustig, das klassische amerikanische Comicformat kennenzulernen – mit gezeichneter Werbung und Leserbriefen am Schluss. Kennt man ja gar nicht mehr, wenn man Blogs liest. Sanctum stammt aus dem Jahre 1993 und ich habe es, wie gesagt, gelesen, weil Mike Mignola die Zeichnungen gemacht hat (und, wenn ich die Credits richtig interpretiere, auch an der Story beteiligt war). Liest sich durch die schmale Seitenzahl von gerade einmal 32 natürlich viel zu schnell weg, aber selbst auf so kleinem Rahmen kann man schon was Schönes über die Fledermaus und einen viktorianischen Mörder in seinem Mausoleum erzählen. Fühle mich zum ersten Mal wie ein „richtiger“ Comicleser.

Howard Chaykin, John Francis Moore/Mike Mignola – Ironwolf: Fires of the Revolution

Hm. Nein. Bisschen viel von allem. Ironwolf spielt in einer nicht näher definierten Zukunft, wo sich ein Empire aus Planeten gebildet hat, das von einer doofen Kaiserin regiert wird. Dagegen rebelliert unter anderem Ironwolf, bis er eines Tages mit seinem Raumschiff vom Himmel geholt wird, ins Koma fällt und erst acht Jahre später wieder aufwacht. Hätte nett werden können, ist aber völlig überfrachtet mit Vampiren, Ewiglebenden, Ironwolfs Bruder, Katzenmenschen, Drogensüchtigen, Dealern und noch ein paar anderen Nasen, die für eine halbgare Pointe am Ende sorgen. War mir alles zu viel und zu wenig durchdacht, und selbst Mignolas Zeichnungen kamen mir sehr gezähmt vor.

Walter Simonson/Mike Mignola – Wolverine: The Jungle Adventure

Naja. Mignolas eigener Stil ist hier überhaupt nicht zu erkennen, dafür haben die Kerle zu viele Muskeln und die wenigen weiblichen Figuren zu wenig an, aber dafür ist die Story wenigstens halbwegs unterhaltsam. Wolverine trifft im Dschungel einen Stamm, der ihn für eine Gottheit hält, dann nervt Apocalypse ein bisschen rum, und zum Schluss ist alles wieder gut.

Comic killed the cinema star

Vor ein paar Tagen versucht, Hellboy 2 zu gucken. Gescheitert. Habe alle zwei Minuten den Fernseher angenölt: Jetzt halt doch mal still! Lass mich doch mal dieses Bild da angucken! Verdammte Hektik.

Tolle Optik – klar, Guillermo del Toro –, aber für Oma Gröner war auf einmal alles zu fisselig und zu bunt und zu schnell. Und ich hab die ganze Zeit nur gedacht, was hat die Maske da für Überstunden machen müssen. Im Comic nehme ich einfach hin, wie die Figuren aussehen – im Film sehe ich jetzt plötzlich immer Schauspieler, die aussehen müssen wie eine gezeichnete Figur, der auch gerne mal Logik und Schwerkraft egal sein dürfen. Kein Wunder, dass das im Film des Öfteren etwas ungelenk aussieht.

Ich geh wieder lesen.

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Ich wünsche euch allen ein friedliches, fröhliches, besinnliches, schönes, gesegnetes Weihnachtsfest. Danke fürs Lesen.

Die Showreels von Mother, advertising agency of the decade, und den Runner-ups BBH und Fallon.

(via Tim Keils Gezwitscher)

Vor Zurück Wiegeschritt

Ich weiß leider nicht mehr, wie ich auf diesen Download gestoßen bin, aber ich höre mich gerade sehr fasziniert durch viele schöne Stücke. Omaha 5: Vor Zurück Wiegeschritt. Umsonst und toll.

10-

Passend zur Liste mit den zehn Dingen, die ich/wir immer im Haus habe/n, hier meine Liste der Lebensmittel, die man nicht essen sollte, es aber trotzdem macht. Also ich jedenfalls. Aber nicht mehr so häufig wie früher, was mich sehr freut. (Foodcoach liest mit.)

1. Miracel Whip

In der Light-Variante, wo wahrscheinlich noch mehr Chemie drin ist als in der fetten Version. Ich finde manchmal nichts leckerer zu frischer Paprika als ein Klecks Miracel Whip mit Tomatenmark, Salz und Pfeffer. Zum Dippen, weil Dippen toll ist. Bei Kartoffeln quetsche ich eine Knoblauchzehe in die Majo, das ist dann die Grönervariante von Aioli. Mir schmeckt’s. Aber jetzt, wo ich zwischen Weihnachten und Silvester Zeit habe, werde ich gnadenlos versuchen, Mayonnaise selbst zu machen. So mit tröpfchenweise Öl zum Eigelb. Ich werde berichten. Falls mein Handgelenk noch zum Schreiben fähig ist und ich keine Salmonellenvergiftung gekriegt habe.

(Edit: Das Internet, dieses Teufelszeug, weiß mal wieder alles besser, wenn’s um Majo geht. Danke an Nicky, esskultur und vinoroma für den Hinweis.)

2. Das belegte Brötchen vom Bäcker

Wenn keine Reste vom Abendessen übrig bleiben, die ich vertuppert in die Agentur schleppen kann, kaufe ich morgens am Bahnhof ein fertig belegtes Körnerbrötchen. Und wenn wir schon mal da sind, ein Franzbrötchen. Dann kann ich Mittags in Ruhe ne Stunde lesen, anstatt – ich arbeite gerade wieder im kulinarischen Niemandsland – erstmal 20 Minuten zu Fuß zu gehen, bis es was Essbares gibt. (Ja, ich könnte mir auch morgens zuhause ein Brot schmieren. Mach ich aber nicht, weil es mir 3 Euro wert ist, zehn Minuten länger im Bett zu bleiben.)

3. Smileys-Pizza

Die Fertigpizza aus der Tiefkühltruhe habe ich seit Monaten nicht mehr gegessen, und ich weiß inzwischen auch, wie schnell ein fluffiger Hefeteig hinzukriegen ist und wie toll der mit Parmaschinken, Cherrytomaten, Zwiebeln und ner Handvoll Kräuter und Parmesan drauf schmeckt. Aber wenn ich richtig faul bin, dann rufe ich Smileys an. Und dann gibt’s den fiesen Fladen Medium mit Mais, Beef, Zwiebeln, Knoblauch und doppelt Käse. (Und weil ich keine ganze Pizza schaffe, kann ich die Hälfte am nächsten Tag vertuppert in die Agentur schleppen. Win-win!)

4. Der Baumstamm von Aldi

Ein Weihnachtsmärchen. Außen Marzipan, innen Nougat. Freue ich mich das ganze Jahr drauf. Und wenn ich fünf davon gegessen habe (NICHT HINTEREINANDER), weiß ich wieder, warum ich ihn elf Monate nicht esse. *börps*

5. Nutella

Neuerdings in der Alnatura-Zartbitter-Variante. Schmeckt etwas posher, hat aber, glaube ich, genauso viel Kilo Zucker und Fett drinnerin.

6. Rübensaft

Das schwarze Gold. Ist auch bloß Zucker, oder? Ich hab mir die Inhaltsstoffe nie durchgelesen, ich guck dem Zeug nur so gerne zu, wenn es aufs Brot rinnt.

7. 5-Minuten-Terrine/Tassensnack oder wie immer das Zeug heißt

Aber nur, wenn wirklich gar nichts mehr im Haus ist. Finde ich bei Erkältungen praktisch, weil’s schnell geht. Lieblingsgeschmack: Lauchsuppe mit Croutons.

8. Röstzwiebeln aus dem Plastikbecher

Zu Fischstäbchen und Kartoffelbrei (Fischstäbchen sind ein Grundnahrungsmittel!). Esse ich inzwischen auch eher selten, aber ich muss gestehen, ich habe dieses ganz spezielle Röstaroma noch nie mit richtigen Zwiebeln und richtiger Pfanne hingekriegt.

9. Alle Kinder-Produkte

Ja, ich weiß, dass das wirklich nur Zucker und Fett ist. Ich weiß aber auch, dass so ein Kinder Pingui extrem lecker schmeckt. Inzwischen auch eher in Maßen, aber wenn, dann gleich vier auf einmal. (Also „in Maßen“ im Sinne von „nicht mehr alle drei Tage“, sondern nur noch „alle drei Wochen“. Isklar.)

10. Ben & Jerry’s

Da muss ich jetzt nichts mehr zu sagen, oder? 8.000 glücklichmachende Kalorien pro Becher.

(via Kaltmamsell und Lu. Edit: Don Dahlmann erzählt auch was.)

The people who ruined the decade. Ein bisschen anglozentriert, trotzdem schön. Via Astrid Paprotta.

Up

Hach! Bei Pixar-Filmen bin ich ja immer versucht, nur ein Wort zu schreiben – wie „Hach!“ –, um den Zauber der Filme nicht zu zerquatschen. Aber vielleicht reicht „Hach!“ auch nicht aus für die vielen Geschichten und Ebenen, die Pixar immer wieder erzählt und bespielt. So wie in Up (Oben).

Wir lernen den kleinen Carl Fredericksen kennen, wie er mit riesengroßen Augen im Kino sitzt und eine Wochenschau über den Abenteurer und Entdecker Charles Muntz sieht. Als er sich selber seine kindliche Umgebung zum Mount Everest fantasiert, begegnet er Ellie, die auch auf große Abenteuer aus ist. Die ersten zehn Minuten im Film erzählen nur von den beiden: zunächst mit Ton und viel Slapstick vom Kennenlernen, dann stumm und sehr emotional von ihrer Heirat, einer Szene beim Arzt, die uns zeigt, dass die beiden keine Kinder haben werden, ihr Älterwerden, ihr Sparen für das große Abenteuer und das ewige Geldausgeben für den Alltag. Das Abenteuer – ein Häuschen in Paradise Falls in Südamerika zu haben – muss immer wieder warten und wird schließlich vergessen. Dann stirbt Ellie, Carl kann nur noch in ihrem adventure book blättern, das Ellie so gerne gefüllt hätte – aber er hat noch eine weitere Beschäftigung: die Jungs von der Riesenbaustelle ärgern, die sich um das gemeinsame kleine Häuschen aufbaut. Als Carl etwas zu weit geht, schickt ihn ein Richter in eine Altersresidenz – aber da hat er die Rechnung ohne Carl gemacht. Kurz entschlossen bindet er Tausende von Luftballons an sein Haus und fliegt davon. Allerdings mit einem blinden Passagier an Bord, der hundert Meter über dem Erdboden an Carls Tür klopft: ein kleiner Pfadfinder, der sich eine Auszeichung verdienen wollte, indem er älteren Menschen hilft, ist nun mit Carl unterwegs.

Was sich dann im Folgenden ereignet, hat mich in jeder Sekunde überrascht, gerührt, fasziniert und immer wieder laut loslachen lassen. Und dass, obwohl ich sonst sprechende Tiere doof finde, nervige Kinder auch und dieses „Doch noch was aus meinem Leben machen“ manchmal arg nah am Kitsch. Up kriegt aber bei allen Zutaten schnörkellos die Kurve und bringt natürlich auch wieder viele herrliche Running-Gags (“Squirrel!”). Ich glaube, man kann den Film gar nicht erzählen, ohne völlig übergeschnappt zu klingen. Aber man kann ihn sich wunderbar anschauen und wie immer fassungslos vor so viel Talent und Liebe zum Detail sein. Ich sag nur: das Fotoalbum im Abspann. Wie immer bei Pixar: große Empfehlung. Diesmal eine riesengroße.

Terminator Salvation

Das Gute an Terminator Salvation (Terminator: Die Erlösung) ist, dass Christian Bale mitspielt. Dass Sam Worthington nicht so genau weiß, ob er Mensch oder Maschine ist. Und dass im deutschen Titel ein Satzzeichen vorkommt. Das war’s dann aber auch schon. Der Rest des Films ist endgültig auf Ballerspiel-Niveau abgesunken, die Handlung ist daher eher Jump and Run and Kill and Run again, und allmählich geht mir dieses ständige Aufhalten der Apokalypse auch auf den Zeiger. Lasst endlich die Menschen gewinnen. Oder von mir aus auch die Terminatoren, Hauptsache, die dusseligen Fortsetzungen haben ein Ende. Und wenn ihr den Film schon „Erlösung“ nennt, wieso ist er dann keine? Letzte Stunde im Schnellvorlauf geguckt und dann im Altmetallcontainer versenkt.

Night at the Museum 2: Battle of the Smithsonian

Charmante Unterhaltung mit einigen Darstellern aus dem ersten Teil (Ben Stiller, Owen Wilson und ein bisschen Robin Williams) und neuen Gesichtern wie Hank Azaria und Amy Adams, die einen ägyptischen Pharao und Amelia Earhart darstellen. Auch in Night at the Museum 2 (Nachts im Museum 2) erwachen Museumsstücke nach Einbruch der Dunkelheit zum Leben, aber das Museum ist ein anderes: Nichts Geringeres als das Smithonian in Washington wird von den vielen Wirrköpfen aus Millionen Jahren Menschheitsgeschichte heimgesucht. Besonders hübsch: Dieses Mal werden auch Bilder und Skulpturen lebendig, was uns das Vergnügen bringt, Jeff Koons’ Balloon Dog durch die ehrwürdigen Hallen hüpfen zu sehen oder mitzuerleben, wie sich der Barkeeper aus Nighthawks verhält, wenn er sauer wird. Ansonsten ist in der Story noch ein bisschen Suche nach dem Glück drin, ein bisschen Screwball-Feeling mit Lippen-geschlossen-Knutschen und natürlich der übliche „Echte Fründe ston zesamme“-Kram, der diese Art von Filmen so belanglos-kuschelig macht.