Bücher Oktober 2010

Joseph Conrad – “Heart of Darkness” and Other Tales

Das Buch versammelt die wohl bekannteste Novelle von Conrad und drei kürzere Geschichten, die alle ein Thema, eine Person etc. mit Heart of Darkness gemeinsam haben. An Outpost of Progress beschreibt den Aufenthalt zweier Weißer in einer Station in Belgisch-Kongo; in Karain geht es um einen malaysischen Mann, der vor einer Vision flieht; in Youth verfolgen wir die lange Reise eines Schiffs nach Bangkok und treffen Marlow, den Erzähler aus Heart, zum ersten Mal.

Ich finde es schwierig, Klassiker zu besprechen, weil alles schon gesagt wurde, weil jeder sich die Cliff Notes durchlesen kann oder die Wikipedia. Mich hat an allen Geschichten vor allem die Sprache begeistert. Das klingt wahrscheinlich blöd, aber ich habe selten Sätze gelesen, in denen ich mich vor jedem Adjektiv verbeugen wollte. Gerade die ollen Adjektive machen ja gerne aus hübschen Geschichten überfrachteten Schmonz, aber hier hatte ich bei so ziemlich jedem Wort das Gefühl, dass jemand sehr lange über eben dieses Wort nachgedacht und es erst nach stundenlangem Abwägen hingeschrieben hat. Die Sprache Conrads ist nicht nur präzise und transportiert so unglaublich viel, sondern sie hat mich mal wieder – schon lange nicht mehr gehabt, dieses Gefühl – ehrfürchtig werden lassen. Ehrfürchtig vor den Möglichkeiten, die ein paar Buchstaben auf Papier eröffnen.

“I remained to dream the nightmare out to the end, and to show my loyalty to Kurtz once more. Destiny. My destiny! Droll thing life is – that mysterious arrangement of merciless logic for a futile purpose. The most you can hope from it is some knowledge of yourself – that comes too late – a crop of unextinguishable regrets. I have wrestled with death. It is the most unexciting contest you can imagine. It takes place in an impalpable greyness, with nothing underfoot, with nothing around, without spectators, without clamour, without glory, without the great desire of victory, without the great fear of defeat, in a sickly atmosphere of tepid scepticism, without much belief in your own right, and still less in that of your adversary. If such is the form of ultimate wisdom, then life is a greater riddle than some of us think it to be. I was within a hair’s breadth of the last opportunity for pronouncement, and I found with humiliation that probably I would have nothing to say. This is the reason why I affirm that Kurtz was a remarkable man. He had something to say. He said it. Since I had peeped over the edge myself, I understand better the meaning of his stare, that could not see the flame of the candle, but was wide enough to embrace the whole universe, piercing enough to penetrate all the hearts that beat in the darkness. He had summed up – he had judged. ‘The horror!’ He was a remarkable man.”

Jonathan Franzen – Freedom

Ich mag Familiengeschichten. Ich mag die Erzählweise von Franzen in Freedom, die mir weitaus weniger schwafelig vorkam als in The Corrections – aber ich muss zugeben, dass das Buch lange her ist und ich mich kaum daran erinnern kann; nur dass ich einige Seiten quergelesen habe, weil ich ungeduldig wurde. Hier war es genau das Gegenteil: Ich hätte gerne noch 500 Seiten mehr gehabt, dir mir von Patty erzählen, einer Hausfrau, ihrem Mann Walter, der sich mehr und mehr für die Umwelt einsetzt, Richard, ihrem Collegefreund, der immer nur Musik machen wollte, den Kindern, Nachbarn, Kollegen und wie sie alle gemeinsam 20, 30 Jahre älter werden.

Freedom fühlt sich manchmal an wie die Beschreibung eines einzigen, großen Luxusproblems: Die Figuren sind allerschönste Mittelklasse, sie müssen nicht überlegen, woher morgen das Mittagessen kommt oder ob die Kinder sich das College leisten können, sie sind nicht krank, keine Randgruppe und trotzdem ist das Leben manchmal so schwer, dass man morgens nicht aus dem Bett möchte. Und weil ich selber so ein schönes Mittelklassekind bin, kann ich niemandem im Buch böse sein, dass es ihm oder ihr gerade schlecht geht wegen Dingen, die Menschen in anderen Erdteilen und anderen Lebensumständen als „Geht’s noch?“ abtun würden. Ganz überstürzt zusammengefasst wäre Freedom: Freiheit ist eine Last. Eine schöne, aber eine Last. Aber da sind netterweise noch ein paar Nuancen, die das ganze vom satten Wohlstandsbuch zum scharfen Porträt werden lassen. Ich verkneife mir gerade den Zusatz „einer Generation“, aber insgeheim finde ich doch, dass es passt.

(Leseprobe bei amazon.com)

Anthony Holden – The Man Who Wrote Mozart

The Man ist eine Biografie über Lorenzo Da Ponte, der Librettist von drei Mozart-Opern. Der Mann ist fast 90 Jahre alt geworden, und daher ist seine Zeit mit Mozart auch nur ein kleiner Teil seines langen Lebens – wenn Sie sich das bitte mal in der Wikipedia durchlesen würden? Genau diesen Wikipedia-Eintrag habe ich nur überflogen, als ich die Mozart-Biografie gelesen habe, in der Da Pontes Leben kurz angerissen wird, und ich dachte, das klingt spannend, darüber willst du Genaueres lesen. Spannend war Da Pontes Leben sicher, aber The Man kann das leider nicht transportieren.

Der Stil war durchaus lesbar, aber es kam mir manchmal wie eine bloße Aneinanderreihung von Jahreszahlen und Anekdoten vor. Mir hat ein bisschen der rote Faden gefehlt, ein Grundgefühl, eine Grundhaltung, die die vielen Fehltritte und falschen Entscheidungen erklärt, weswegen Da Ponte trotz diverser Karrieren und Umzüge an seinem Lebensende ziemlich verarmt und ziemlich verbittert war. Ich habe eine Einordnung in die Historie vermisst, die um Da Ponte herum passiert. Einige wenige Fakten haben mich sein Leben immerhin ein bisschen besser verstehen lassen, so zum Beispiel die Tatsache, dass Komponisten und Librettisten ihre Werke selbst gedruckt und sie dann zur Vorstellung verkauft haben; damit konnte erstens das Publikum mitlesen, was auf der Bühne gesungen wurde (das habe ich mich ja immer gefragt, ob jemals jemand eine Sopranistin verstanden hat, ohne zu wissen, was sie singt) und es war zweitens eine kleine Einnahmequelle für die Künstler. Solche Details machen für mich eine Biografie fassbar, und davon gab es leider viel zu wenige.

Audrey Niffenegger – Her fearful symmetry

The Time-Traveller’s Wife fand ich ja sehr schnuffig, und deswegen wollte ich natürlich wieder ein Schnuffibuch haben. Hab ich aber nicht bekommen. Symmetry fängt irgendwie unangenehm und voller Vorahnungen an, wird dann zu einer viktorianischen Gespenstergeschichte und endet genau da, wo ich es nicht haben wollte.

Alles beginnt mit einem Todesfall: Elspeth stirbt, die Geliebte von Robert; beide wohnen in London in getrennten Wohnungen im gleichen Haus, das neben einem Friedhof steht, auf dem Robert Führungen macht und über den er ein Buch schreibt. Die dritte Partie des Hauses ist ein niederländisches Paar, wovon der Ehemann Martin unter Neurosen leidet, das Haus so gut wie nie mehr verlässt, drei Stunden duscht und den Fußboden mit der Zahnbürste schrubbt. Elsbeth hinterlässt ihre Wohnung den Zwillingstöchtern ihrer Zwillingsschwester (ja, genau), die in Amerika wohnen und die sie nie gesehen hat. Julia und Valentina werden von Anfang an als recht unterschiedlich charakterisiert, und genauso gehen sie auch mit London um: Die eine entdeckt es, die andere hat Angst vor der tube, die eine freundet sich mit Martin an, die andere mit … einer dicken Spoilerwarnung.

Wo ich die Personen zunächst alle unscharf und irgendwie belanglos fand, fand ich sie im Laufe des Buchs immer rätselhafter. Einzig Martin bleibt sich treu, und er ist, trotz seines nervigen Lebensstils, der einzige Lichtblick für mich im Buch gewesen. Allen anderen möchte ich nicht im Dunkeln begegnen. Und in einem Buch eigentlich auch nicht.

(Leseprobe bei amazon.de)

Friedrich Schorb – Dick, doof und arm: Die große Lüge vom Übergewicht und wer von ihr profitiert

Darüber habe ich hier schon ausführlich geschrieben.

Wolfgang Herrndorf – Tschick

Schön. In Tschik fahren der 14-jährige Maik und sein Freund Andrej/Tschick in einem geklauten Lada aus Berlin raus Richtung Walachai. Dass es die gibt, hat die Wikipedia Maik erklärt, und nachdem er sich seiner Meinung nach eh zum Affen gemacht hat, als er der angebeteten Tatjana ein selbstgemaltes Porträt von Beyoncé geschenkt hat, ist es ihm auch egal, als plötzlich Tschick in einem gestohlenen Auto vor ihm steht und sagt, los, steig ein. Auf ihrer Reise treffen die beiden, wie es bei Roadmovies (wie heißt das Wort, wenn’s um Bücher geht?) nunmal so ist, seltsame Menschen, ihnen passieren seltsame Sachen, und nachher haben wir alle was gelernt. Könnte total banal sein, ist es aber nicht, weil Herrndorfs Stil keinen Deut nachgemacht klingt („Wie reden 14-Jährige heute wohl so?“), sondern immer echt und nah dran und genau richtig und dann doch wieder sehr erwachsen und allgemeingültig und gut. Schön eben.

John Layman/Rob Guillory – Chew Vol. 2: International Flavor

Von Chew 1 war ich ja hin und weg – von Chew 2 nicht ganz so. Der Stil ist immer noch toll, die Sprache, die Figuren, die Zeichnungen, alles hübsch, aber die großen Überraschungen haben hier gefehlt. Wo ich im ersten Band kaum den Mund wieder zubekommen habe vor lauter Freude über die ganzen irren Einfälle, war ich hier freundlich-interessiert, aber mehr auch nicht. Egal. Immer noch besser als viele andere Comics, und deswegen wird auch der dritte Band gekauft, sobald er rauskommt. (Los, komm raus.)

Mike Mignola/Christopher Golden/Tom Sniegoski/Ryan Sook/Curtis Arnold/Brian McDonald/Derek Thompson/Matt Smith – B.P.R.D.: Hollow Earth & Other Stories

Das Hellboy-Universum besteht nicht nur aus meinem liebsten roten Comichelden, sondern auch aus seinen Kumpels und Kumpelinen, die im Bureau for Paranormal Research and Defenses arbeiten und die Welt sauber halten von Trollen, Monstern, Aliens und dem ganzen anderen Zeug, was sich die vielen, vielen Verfasser da oben ausdenken. In Hollow Earth retten Abe und der Homunkulus Elizabeth aus einem Mönchskloster, in dem noch ein paar andere Wesen leben. Auch die weiteren kurzen Geschichten beleuchten den Hintergrund der Hellboy-Freunde und unterfüttern so die „richtigen“ Geschichten. Aus der B.P.R.D.-Reihe gibt es diverse Bände, die noch gelesen werden möchten. Sie entschuldigen mich?

(Leseprobe bei amazon.de)

Wolfgang Herrndorf – Diesseits des Van-Allen-Gürtels

Hat mir nicht ganz so gut gefallen wie Tschick. Eigentlich hat’s mir mehr so pflichtbewusst gefallen wie einem Klassiker gefallen müssen und Citizen Kane. In Diesseits versammeln sich mehrere Kurzgeschichten, die sich an winzigen Berührungspunkten aufeinander beziehen, aber ansonsten unabhängig und in verschiedenen Stilen bzw. Erzählperspektiven dahingleiten. Immer wenn ich erwartet habe, dass jetzt eine Pointe oder Auflösung oder irgendwas käme, war die Geschichte zuende. Was mich ziemlich genervt hat, weil ich die Figuren durch die Bank spannend fand und gerne gewusst hätte, was genau jetzt mit ihnen passiert. Der Stil Herrndorfs hat mich etwas über meine enttäuschte Haben-haben-haben-Haltung hinweggetröstet, und alleine für den folgenden Satz habe ich das Buch dann doch gerne im Regal:

„’Heidi’, hatte Holm gesagt, ‘Das Weltall ist unendlich groß. Das entspricht der Größe von unendlich vielen Fußballfeldern.’“

Bücherfragebogen 19: ein Buch, das du schon immer lesen wolltest

Don Quijote von Miguel de Cervantes. Steht auch in der Übersetzung von Ludwig Braunfels seit 1992 im Regal. (Und sieht im gelblichen Dämmerlich fotografiert noch weniger attraktiv aus. Sorry.)

Und zwar möchte ich das lesen, weil ich als Kind das hier gelesen habe:

Das ist die gekürzte und kindgerechte Fassung von Alexandru Alexianu, übersetzt von Lotte Berg. Das Buch ist fast DIN-A-3 groß und hat auf jeder Seite neben riesigen Buchstaben riesige, bunte, faszinierende Bilder von Val Munteanu, an denen ich mich nie sattsehen konnte.

Aber für den „erwachsenen“ Don Quijote hat die Faszination dann doch noch nicht gereicht.

(Der gesamte Fragebogen)

Tomaten-Blätterteig-Schnidde

Schnelles Mittagessen für mich und nur mich allein:

TK-Fertigblätterteig auf 10 x 15 cm ausrollen. Darauf eine Paste aus

getrockneten Tomaten, kleingeschnitten,
1/2 Knoblauchzehe,
ein bisschen Olivenöl,
1/4 Teelöffel Salz und
einer ordentlichen Prise Zucker

verteilen. Einen Rand von ungefähr einem Zentimeter frei lassen. Die Paste bedecken mit

frischen Tomatenscheiben und
italienischen Kräutern, auch am besten frisch.

Wer mag, bröselt noch Ziegenkäse unter die frischen Tomaten, ich hab’s pur gegessen. Noch ein paar Spritzer Olivenöl obendrauf und für circa 15 Minuten in den auf 200° vorgeheizten Backofen.

Bücherfragebogen 18: das Buch mit dem schönsten Cover, das du besitzt

Es ist vielleicht nicht unbedingt das schönste Cover, aber es ist das am aufwendigsten gestaltete Buch, das ich besitze. Von außen ein schnöder, schon leicht verblichener Pappkarton:

Innen liegt ein tonnenschweres Buch, das aufgeklappt fast einen Meter breit ist, mit einer samtigen Oberfläche und geprägtem Titel.

Und darin verbirgt sich das komplette Skript zu Some it like hot. Faksimiles der Drehbuchseiten, in klein die deutsche Filmfassung, daneben Szenenfotos.

Selbst das Lesezeichen ist gestaltet: Billy Wilder selbst sagt dir, wo du dich im Buch befindest.

Der „Anhang“ ist so dick wie der Drehbuchteil: Hier finden sich Interviews, Storys vom Dreh bzw. der Entstehung des Films, Presseschnipsel von damals, eine Plakatgalerie aus der ganzen Welt und Farbfotos zum Schwarzweißfilm.

Und im hinteren Deckel liegt noch ein zweites Buch: ein Faksimile des Drehbuchs von Marilyn Monroe mit ihren handschriftlichen Anmerkungen.

Ich verbinde mit dem Buch recht zwiespältige Gefühle, denn meine Eltern haben es mir geschenkt, als ich nach der Bandscheiben-OP im Krankenhaus lag. Das Ding war so teuer, dass ich es mir eigentlich nur auf den Wunschzettel gepackt hatte, um mich daran zu erinnern, dass ich in hundert Jahren, wenn ich mal Geld habe, mir dieses Buch kaufen möchte. Zu der Zeit war ich nämlich gerade Juniortexterin in der Probezeit, und ich wurde netterweise telefonisch nach der OP übernommen: „Wenn du wieder gesund bist, wartet hier dein Schreibtisch auf dich.“ Deswegen stürmt immer sehr viel auf mich ein, wenn ich dieses Buch aufklappe: Schmerz, Dankbarkeit, Angst, Zuversicht – und die Erinnerung daran, dass ich das Ding im Krankenhaus überhaupt nicht lesen konnte, weil ich nur liegen durfte und es schlicht und einfach zu groß und schwer war, um es irgendwie halten zu können.

(Der gesamte Fragebogen)

Bücherfragebogen 17: Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen

Wie, „Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen“? Ich weiß doch, wo bei mir was steht, da kann ich gar nicht „irgendein Buch“ erwischen. Dazu frage ich lieber den Kerl, der nebenan ist und einfach nur da sitzen möchte.

„Sag mir eine Fundstelle für ein Buch, ich muss was bloggen.“

„Der rechte Billy von denen, die zum Fenster zeigen, zweites Regalbrett von oben, das 26. von rechts.“

„Och nööö …“

„Das sind die Tagebücher von Kurt Cobain, die hat mir Olli mal geschenkt, aber da hab ich noch nie reingeguckt. Das kann ich nicht bloggen, nachher ist er traurig. Nimm ein anderes.“

„Der mittlere von den Billys, die zum Flur zeigen, fünftes Regalbrett von oben, das Buch, das genau in der Mitte steht.“

„Och nööö …“

„Das ist eins von diesen Büchern, die ich mir damals im DDR-Urlaub gekauft habe. Da musste man doch immer irgendwie das viele zwangsumgetauschte Geld ausgeben; also habe ich alle Buchhandlungen leergekauft. Ne Menge netter Reclams (Leipzig), aber eben auch ne Menge marxistisch-leninistische Theorie für 0,50 M. Noch nie reingeguckt. Nimm ein anderes.“

„Das linke der Billys, die zum Fenster zeigen, zweites Regalbrett von oben, das 17. von rechts.“

„Och nööö …“

„Das ist irgendein Fichte, über den hatte Praschl mal gebloggt, glaube ich, und deswegen hab ich’s gekauft, aber irgendwie auch nie reingeguckt. Direkt nebenan stehen Fitzgerald und Feuchtwanger, DIE ICH GELESEN HABE, und du nimmst DAS? Ich hab keinen Bock mehr, ich geh jetzt was kochen.“

„Ich hätte gerne vom dritten Regalbrett in der Speisekammer die 15. Zutat von …“

„FRESSE!“

(Der gesamte Fragebogen)

„Dick, doof und arm? Die große Lüge vom Übergewicht und wer von ihr profitiert“

Das Buch von Friedrich Schorb werde ich auswendig lernen, damit ich ein paar Argumente habe gegen das übliche Stammtischgeblubber des zusammenbrechenden Sozialstaats, weil wir ja alle immer fetter werden, gegen die Forderungen, dass dicke Kinder ihren Eltern weggenommen werden müssten, weil die ja quasi Verbrecher sind, und generell gegen das dämliche „Ihr müsst nur weniger essen und euch mehr bewegen“-Geseier (was genauso sinnvoll ist wie einem anorektischen Menschen zu sagen, er oder sie müsste „nur mehr essen“).

Schorb erklärt zum Beispiel, woher eigentlich die Monsterzahlen kommen, die von einer Epidemie sprechen und dass sie Blödsinn sind:

„Seit der WHO-Konferenz vom Juni 1997 gilt weltweit ein BMI kleiner als 18,5 als Untergewicht, ein BMI zwischen 18,5 und 25 als Normalgewicht, ein BMI größer als 25 als Übergewicht, und ein BMI größer als 30 als krankhaftes Übergewicht bzw. Adipositas. (…) Innerhalb weniger Jahre (übernahmen) weltweit praktisch alle staatlichen Gesundheitsministerien, -institute, -behörden und unabhängige bzw. halbstaatliche Gesundheitsorganisationen die neuen Grenzwerte. Mit zum Teil erheblichen Konsequenzen. So wurden 1998 mit Übernahme der WHO-Grenzwerte durch das US-amerikanische Gesundheitsinstitut (NIH) mehr als 35 Millionen US-Amerikaner übergewichtig, ohne ein Gramm zugelegt zu haben. Die USA hatten zuvor auf eigener Datenbasis weniger strenge Grenzwerte festgelegt. Frauen galten dort zuvor erst ab einem BMI von 27,8 als übergewichtig und ab einem BMI von 32,3 als adipös. Die Werte für Männer lagen bei 27,3 respektive 31,1.“

Er weist auf den Fakt hin, dass viele Studien zu Übergewicht von Pharmakonzernen finanziert werden, die ganz zufällig gerade ein paar Abnehmpillen in der Mache haben oder Medikamente zum Senken des Blutdrucks oder des Cholesterinspiegels – wobei die Grenzwerte da durch Lobbyarbeit auch gerne nach unten korrigiert werden.

Das Buch erklärt (zum 1000. Mal), dass Diäten in 95% aller Fälle nicht funktionieren und dass leider immer noch niemand genau weiß, warum einige Menschen dick werden und andere bei genau der gleichen Nahrung nicht, und dass wir noch weniger wissen, wie wir wieder schlank werden können. Und ich rede hier nicht von den zwei, drei Kilo, die wir uns im Winter anfuttern und im Sommer wieder loswerden, sondern ich rede von „richtigem“ Übergewicht, das eben gerne wiederkommt.

Schorb weist auch auf die Verantwortung der Medien hin, die sich ebenfalls gerne an der Panikmache beteiligen:

„Die Süddeutsche Zeitung berichtete (im April 2007) unter der Überschrift „Deutsche sind die dicksten Europäer“ über das Zahlenwerk (eine Studie von 2005 der beiden Organisationen IASO und IOTF, International Association for the Study of Obesity und International Obesity Task Force, die beide zu zwei Dritteln von Pharmakonzernen finanziert werden, Anm. Anke). Zwei Drittel der Deutschen seien zu dick, das sei europaweiter Rekord. (…) Doch schon nach einigen Tagen wurden die ersten kritischen Stimmen laut. Das Robert-Koch-Institut hielt den Vergleich für fragwürdig, da die IASO alte und neue Datensätze miteinander verglichen hatte. So datierten die Vergleichszahlen aus Dänemark aus dem Jahr 1992, die aus Malta waren sogar von 1984, die deutschen Daten dagegen waren erst 2002 erhoben worden. Zudem waren die Erhebungsmethoden nicht einheitlich, so wurden zum Beispiel Befragungs- und Messdaten vermischt. Manche der Studien, so auch die deutsche, hatten nur Menschen im Alter von 25 bis 69 Jahren berücksichtigt. In anderen Studien wurde die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen, bei denen Übergewicht am seltensten auftritt, mitberücksichtigt.

Neville Rigby von der IASO wehrte sich gegen den Vorwurf, Falschmeldungen zu verbreiten, mit dem Argument, man habe im Kleingedruckten sehr wohl darauf hingewiesen, dass die Daten nur bedingt miteinander vergleichbar seien. Es sei seiner Organisation gar nicht darum gegangen, eine Rangliste der dicksten Nationen in Europa zu erstellen.

Ihr Ziel hatte die IASO aber so oder so erreicht: die deutsche Öffentlichkeit und die Bundesregierung zu alarmieren und zum Handeln zu treiben. Eine schlampig zusammengeschusterte Datensammlung ohne jeden Neuigkeitswert brachte das Kabinett am 4. Mai 2007 – gerad einmal zwei Wochen nach der Veröffentlichung der Zahlen – dazu, einen nationen Aktionsplan gegen Übergewicht ins Leben zu rufen.“

Und Schorb widerlegt die Zahlen, die den Dicken einen Riesenanteil an den Kosten der Krankenversicherung zur Last legen. Die Bundesregierung hat gerne die Zahl von 70 Milliarden im Angebot, die Übergewicht die Krankenkassen kosten würden. Diese Zahl beruht auf einer Studie von 1993 zu „ernährungsbedingten Krankheiten“:

„In dieser Studie wurden alle Krankheiten, die nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft irgendwie in Zusammenhang mit Ernährung stehen, erfasst und die Kosten, die deren Behandlung jährlich verursacht, addiert. Unter den genannten Krankheiten befinden sich unter anderem zahlreiche Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gicht, Diabetes, Karies, Osteoporose sowie diverse Krebserkrankungen. 30,3 Prozent aller Kosten im Gesundheitswesen seien durch die genannten Krankheiten verursacht, schreiben die Autoren. Diese 30,0 Prozent werden seitdem regelmäßig auf die Gesamtausgaben im Gesundheitswesen angerechnet. (…)

Seriöse Schätzungen nennen sehr viel bescheidenere Zahlen als die Bundesregierung. Auf gerade mal 530 Millionen Euro jährlich schätzen beispielsweise die Gesundheitsökonomen von Lengerke, Reitmeier und John die durch Übergewicht und Adipositas verursachten Kosten. (…) Sie haben die Arztbesuche sowie die Länge und Dauer von Krankenhausaufenthalten nach dem BMI der Studienteilnehmer aufgeschlüsselt. Ihr Ergebnis überrascht, denn deutlich häufiger zum Arzt bzw. zur Behandlung ins Krankenhaus musste einzig die schwer Adipösen mit einem BMI größer 35. Bei ihnen war auch der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt länger als bei den Studienteilnehmern mit niedrigerem BMI. Während sich Personen mit moderater Adipositas (BMI 30–35) in ihren direkten medizinischen Kosten statistisch nicht signifikant von Normalgewichtigen bzw. Übergewichtigen (BMI 25–30) unterschieden hätten, ergäben sich für Personen mit starker Adipositas eine erhöhte Nutzung des Gesundheitswesens und damit einhergehend höhere Kosten. (…) Diese 530 Millionen sind angesichts eines Volumens von über 240 Milliarden Euro Gesamtkosten im Gesundheitswesen tatsächlich nicht mehr als die sprichwörtlichen Peanuts.“

Die schwer Adipösen sind übrigens auch keine fette Masse, die auf uns zuschwabbelt: Gerade einmal zwei Prozent der Gesamtbevölkerung bewegt sich in diesem BMI-Rahmen. Aber derartige Zahlen stören bei der Islam-Debatte ja auch keinen. Und nebenbei: Ja, wir sind dicker als noch vor 100 Jahren. Aber dafür leben wir auch statistisch gesehen circa 40 Jahre länger und gesünder. Vielleicht ist die Zunahme des durchschnittlichen Bauchumfangs einfach der Preis dafür? Den ich jetzt gar nicht mal so schlecht finde.

Ich persönlich fand das Buch sehr wohltuend, aber ich ahne, dass es sowieso nur Menschen wie ich lesen, die sich täglich mit dem Dicksein auseinandersetzen. Ich hab noch ein Zitat als Rausschmeißer, das ich mit Rotstift unterstreichen und es allen Schwätzern an die Backe nageln möchte, die sich keine Sorgen darüber machen, dass jedes zweite Mädchen zwischen 7 und 15 schon mal eine Diät gemacht hat:

„Spaß am Kochen und Essen, am Ausprobieren und am gemeinsamen Experimentieren schon bei Kindern zu fördern; Kindern und Jugendlichen dabei zu helfen, den Umgang mit und das Verhältnis zum eigenen Körper zu reflektieren; die Vielfalt von Körpern anzuerkennen und zu schätzen, statt sie schon im Kleinstkindalter in Kategorien zu pressen; Lebensfreude zu fördern statt Leistungsdruck und schlechtes Gewissen zu vermitteln: Das alles wären würdige Ziele für den nächsten nationalen Aktionsplan.“

Bücherfragebogen 16: das 9. Buch in deinem Regal von rechts

Emily Brontës Wuthering Heights. Musste ich nicht im Studium lesen (auch in Anglistik lassen sich prima Film- und Frauenkurse belegen), habe ich deswegen auch nicht gelesen. Aber immerhin angefangen: Im Buch befindet sich ein Lesezeichen auf Seite 74 – eine Karte aus diesem dusseligen Therapy-Spiel, nach dem man seine Freunde auch nicht mehr angucken will, sofern ich mich erinnere. (Wo ist das Ding überhaupt?)

(Der gesamte Fragebogen)

Bücherfragebogen 15: das 4. Buch in deinem Regal von links

Über die Fragen haben sich ja schon so ziemlich alle Antwortenden aufgedotzt: welches Regal von den vielen Bücherregalen denn? Ich hab die einfache Variante genommen und bei dem direkt an der Wand angefangen; da stehen die deutschen Romane und ganz links natürlich die Autor_innen mit A. Und das vierte Buch ist:

Der tiefere Sinn des Labenz/The deeper meaning of liff von Douglas Adams & John Lloyd in der Übersetzung von Sven Böttcher. Ein ganz, ganz großartiger Wurf, der seltsame englischsprachige Ortsnamen mit komplett ausgedachten Bedeutungen versieht. Auf Deutsch ist es genauso großartig, und ich musste eben beim Durchblättern schon dauernd lachen. Im Buch finden sich übrigens sowohl die englischen als auch die deutschen Namen. Quasi zwei Bücher in einem: kaufen!

Ein paar winzige Kostproben von tausenden Perlen:

Pulow, der: alles, was man anstelle eines Zahnstochers benutzt.

Niederkleen, V.: einen Experten in einem Spiel, das Können voraussetzt, besiegen, indem man so grauenhaft schlecht spielt, dass ihm all seine ausgeklügelten Strategien und Taktiken nichts nützen.

Brual, das: Gespräch zwischen zwei mit der Bahn reisenden Hooligans.

Klixbüll, das: das Ding, das in einer Lackspraydose herumklötert.

Aasleagh (n.): a liqueur made only for drinking at the end of a revoltingly long bottle party when all the drinkable drink has been drunk.

Cafu (n.): the frustration of not being able to remember what an acronym stands for.

Euphrates (n.): the bullshit with which a chairman introduces a guest speaker.

(Der gesamte Fragebogen)

Gestreifte Nudeln

Seit ich diesen Blogeintrag in den delicious-Bookmarks habe, will ich mich an gestreiften Nudeln versuchen. Am Wochenende war’s dann so weit – das Ergebnis haut mich noch nicht um, aber ich betrachte es als work in progress.

Beim Kuriositätenladen gibt’s wunderbare Phasenfotos, und es ist auch nicht so kompliziert, die bunten Nudeln nachzumachen. Mein Werk krankte schon von Beginn an an den Farben: Ich bin im Supermarkt an den Backzutaten vorbeigelaufen, wo mich Lebensmittelfarbe anlachte. Dass die mit Zucker versetzt und eher für Kuchen da war, hätte ich mir denken können – hab ich aber nicht. Deswegen habe ich nicht ganz so viel davon in meinen Nudelteig gehauen, weswegen die Farben rot und grün nicht ganz so knallen wie sie sollen. Den dritten Teil meines Teigs habe ich nicht gefärbt.

Aus den drei Teilen ist nach ein paar Stunden diese bunte Teigplatte aus meinem Maschinchen gerollt. Die Streifen sind leider etwas verschwommen, und beim Kochen ist aus dem Hellrot ein Schweinchenrosa geworden. Das nächste Mal versuche ich eine richtig dunkle und eine helle Farbe, mal sehen, wie das wird.

Aber das Innenleben erzähl ich euch doch noch, nachdem auf Twitter danach gefragt wurde.

Für circa 15 Ravioli:

100 g gekochte Maronen, kleingehackt, mit
1 kleinen roten Zwiebel, kleingehackt,
4 bis 5 Esslöffeln Frischkäse,
1 Eigelb und
Salz, Pfeffer und Muskat

vermischen. Dazu habe ich ein bisschen Rosmarin in Butter geworfen und die Ravioli kurz darin geschwenkt – die leider, dank der mittelprächtigen Farbe, nicht ganz so lecker aussahen. Aber geschmeckt haben sie sehr gut.

Bücherfragebogen 14: ein Buch aus deiner Kindheit

Unser erstes Kunstbuch von Frances Kennet und Terry Measham (kein Übersetzer_innenname im Buch zu finden). Das Buch müsste ich so mit zehn Jahren bekommen haben, denn es ist von 1978. Darin werden verschiedene Kunstwerke abgebildet und kindgerecht erklärt. Die Mischung fasziniert mich immer noch: Da hat eine persische Miniatur den gleichen Stellenwert wie Magritte, ich habe in diesem Buch zum ersten Mal die Guernica gesehen, den Mann mit dem Goldhelm, Tizian und Seurat, ich habe den Pointilismus und den Impressionismus kennengelernt, ohne die Worte dafür zu kennen, und ich liebe dieses Buch bis heute. Weil es jedes Kunstwerk und jede Stilrichtung als einzigartig und faszinierend darstellt.

Der Text erklärt anhand der Bilder, was Perspektive ist, was die Grundfarben sind, wie eine Komposition entsteht, und es lädt ein, es selbst einmal zu versuchen. Zum Beispiel, indem man Farben anmischt oder sich an einer Pinnwand darin übt, eine Komposition zu erstellen.

Gleichzeitig „antwortet“ es mit Fragen auf Einwürfe, die man vielleicht hat, wenn der Ozean bei Paul Klees Der Seefahrer aus Quadraten besteht oder die Fische so bunt sind:

„Schau dir die drei Fische genauer an. Obwohl jeder anders aussieht, haben ihre Schuppenmuster gewisse Ähnlichkeit. Und wie steht es mit dem Muster auf Sindbads Hemd? Es gleicht dem auf seinem Boot. Hast du je gehört, dass ein Fischer sein Boot so anmalte, dass es zu seinen Kleidern passte? Könnte es sein, dass Klee einfach Spaß daran hatte, diese farbigen Muster zu erfinden?“

Das Buch macht eine so große Welt auf anstatt mit Fakten einzuschüchtern, und es bringt einem Kunst ganz einfach nahe, ohne Zeigefinger, ohne „Das ist gute Kunst, das ist schlechte Kunst“, stattdessen: losgehen, losgucken, persönlich entdecken. Das kriegt mein Patenkind auch, wenn es alt genug ist (und ich es noch in einem Antiquariat finde).

„Schau dir ein Bild öfter an!
Versuche, an einem anderen Tag wiederzukommen, um eines deiner Lieblingsbilder (im Museum) anzuschauen. Beim zweiten Mal wirst du auf ihm manches bemerken, was dir vorher entgangen ist. Picasso sagte einmal, ein Bild würde nur durch die Person lebendig, die es betrachtet. Dass man jedesmal etwas Neues auf ihnen entdeckt, macht den Umgang mit Bildern so spannend.“

Mein Lieblingsbild hat sich übrigens seit circa 30 Jahren nicht geändert. Es ist in diesem Buch abgedruckt, und ich kenne kein schöneres. Es ist Der Seerosenteich von Monet; ich mag bis heute das flirrende Licht, die scheinbare Schwerelosigkeit der Brücke, das unscharfe und unwirklich wirkende Gesamtmotiv, die Farbigkeit, ach, herrlich einfach. Ich war bei meinem ersten Besuch in Paris natürlich im Musée d’Orsay, wo es hängt – nur um feststellen zu müssen, dass es gerade ausgeliehen war. Immerhin war der oben gezeigte Van Gogh da.

(Der gesamte Fragebogen)

Frîa Hagen

Meine Lieblingsfotografin mit dem beneidenswerten Vornamen hat eine neue Internetpräsenz, wie es so schön heißt.

Donauwellen-Cupcakes

Ein perfektes Sonntagsrezept. Wenn man noch einkaufen könnte. Aber für Sonntagnachmittage ist es toll, weil man danach nur noch verdauen muss.

Das Rezept stammt von „Ohhh … mhhhh“, wo man noch viele weitere Cupcakerezepte finden kann. Das war mein erstes von der Seite, und ich glaube, ich geh da noch öfter vorbei.

Jeanny (bzw. Stefanie) hat aus der folgenden Masse 18 Cupcakes rausgekriegt; ich hab die Hälfte gemacht, und es sind sieben dabei rausgekommen. Aber ich neige auch dazu, meine Papierförmchen zu voll zu füllen.

250 g zimmerwarme Butter

cremig-weiß aufschlagen. Dazu

200 g Zucker,
Vanillearoma,
1 Prise Salz und nach und nach
5 Eier geben. Dazu schließlich noch
375 g Mehl und
1 gestr. TL Backpulver.

Mit dem Teig die Förmchen bis zur Hälfte füllen. Den Restteig mit

4 EL entöltem Kakao und
1 EL Milch

glattrühren und ebenfalls in die Förmchen füllen. Sie sollten zu 2/3 gefüllt sein. Auf jedes Cupcake ein paar

abgetropfte, entsteinte Sauerkirschen

geben und leicht eindrücken. Alles im auf 180° vorgeheizten Backofen für circa 17 Minuten backen. Vorsicht, nicht zu lange drinlassen, sie werden relativ schnell zu fest. In der Form erkalten lassen.

Währendessen die Buttercreme vorbereiten. Dazu

1 Pck. Vanillepudding mit
100 g Zucker und
500 ml Milch

nach Packungsanleitung kochen und auskühlen lassen, möglichst nicht im Kühlschrank; der Pudding soll Zimmertemperatur haben. Wenn er die hat,

250 g zimmerwarme Butter

cremig-weiß aufschlagen und esslöffelweise den Pudding dazugeben. Butter und Pudding sollten ungefähr die gleiche Temperatur haben, sonst flockt alles unhübsch aus. Die Muffins mit der Creme bestreichen (ich habe den Berg Buttercreme aufgespritzt, ich bau so gerne Türmchen) und alles für mindestens eine Stunde im Kühlschrank festwerden lassen.

Dann zum letzten Teil einer Donauwelle: dem Schokoguss. Der muss knacken, und dafür schmelzen wir

200 g Zartbitterkuvertüre mit
2 EL Pflanzenöl

im Wasserbad und lassen das ganze auf die inzwischen festen Buttercremetürmchen laufen. Ich hab noch ne Kirsche obendraufgepackt. Vitamine, you know.

Ich gebe zu, man kann das Ding nicht unfallfrei essen, wenn man es so hoch stapelt, und mir war der Teig ein winziges bisschen zu fest. Kann sein, dass ich die Muffins zu lange im Ofen gelassen habe. Ich werde das ganze nochmal mit meinem Standardmuffinteig (der untere für die Zitronenmuffins) ausprobieren, der immer fluffig wird. Und doppelt so viele Kirschen in den Teig hauen. Und dann 18 machen, denn: LECKER.

Bücherfragebogen 13: ein Buch, bei dem du nur lachen kannst

Das war einfach:

e von Matt Beaumont ist ein E-Mail-Roman, der in einer Werbeagentur spielt. Wir begegnen allen Klischees, die es so gibt, was daran liegen könnte, dass Herr Beaumont Texter ist und sie wahrscheinlich alle kennengelernt hat: die nervige Officetante, die lustige Massenmails verschickt, die CDs, die dringend und nur auf tropischen Inseln shooten müssen, das versoffene Fußvolk, die beknackten Kund_innen, alle da, alle bescheuert. Und außerdem stammt aus dem Buch mein liebster Satz über Art Direktor_innen: “How many art directors does it take to change a light bulb?” — “Fuck it, I’m not changing a thing.”

Google kennt den Spruch allerdings für Texter_innen (da sag ich mal nix zu) und hat noch ein paar weitere auf Lager:

Q. How many account executives does it take to change a light bulb?
A. “How many would you like?”

Q. How many media people does it take to change a light bulb?
A. “I first need to figure how many people the light will reach, and then I can back out a number.”

Q. How many copywriters does it take to change a lighbulb?
A: “Do we have to use a lighbulb? It’s so tired. How about illuminator?”

Q. How many art directors does it take to change a light bulb?
A. “Does it have to be a light bulb?”

Q. How many creative directors does it take to change a light bulb?
A. “Let me go to LA and find out.”

Q. How many producers does it take to change a light bulb?
A. “I don’t know. What do you think?”

Q. How many print production managers does it take to change a light bulb?
A. “Forget it. We don’t have the budget for a new one.”

Q. How many traffic people does it take to change a light bulb?
A. “All I know is that it should have been changed last week, and it’s not my fault.”

Q How many junior designers does it take to change a light bulb?
A. 100. One to do it and ninety-nine to say “I could’ve done that.”

Q How many focus group researchers does it take to change a light bulb?
A. “With what degree of certainty do you need to know?”

Q. How many Social Media consultants does it take to change a light bulb?
A. None. You don’t change the light bulb, you build relationships.

Q. How many freelance creatives does it take to change a light bulb?
A. Ten. One to change it and nine to say “Why didn’t I get that job?”

Q. How many marketing directors does it take to change a lightbulb?
A. “It isn’t too late to make this neon instead, is it?”

Q. How many clients does it take to change a lightbulb?
A. Three. One to screw it in. Two to hold down the agency creative.

(Der gesamte Fragebogen)

Bücherfragebogen 12: ein Buch, das du von Freunden/Bekannten … empfohlen bekommen hast

Eine Leserin namens Martina hat mir mal Siri Hustvedt empfohlen, direkt nach der Veröffentlichung dieser ZDF-Lieblingsbücher-Dingsbums-Liste, auf der Frau Hustvedt als „kenn ich nicht“ markiert war. Normalerweise höre ich ja nie auf Empfehlungen, aber die Mail klang sehr überzeugend. Und was soll ich sagen:

Nach What I Loved musste ich dringend noch mehr von der Dame lesen. Guter Tipp, vielen Dank dafür.

What I Loved habe ich hier beschrieben, The Sorrows of an American hier, The Enchantment of Lily Dahl hier. The Blindfold will noch gelesen werden.

(Der gesamte Fragebogen)

Bücherfragebogen 11: ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst

Meine alten Tagebücher.

Gut, vielleicht ist „hassen“ ein zu harter Begriff, aber bei manchen Einträgen möchte ich gerne mein 25jähriges Ich durchschütteln und sie fragen, aus welchen beknackten Hollywoodfilmen sie denn bitte diese Silbertabletthaltung hat. Dieses Ichichich, diese Ansprüche an alles, dieses Unverständnis gegenüber anderen Lebensentwürfen, Einstellungen und Vorlieben. Bah. Bin ich froh, dass ich die kleine Zicke nie mehr wieder sehen muss. (Hoffe ich.)

Gleichzeitig bin ich sehr traurig darüber, über eine junge Frau zu lesen, die teilweise sehr verzweifelt war und sich sehr einsam und mutlos gefühlt hat, weil sie nicht wusste, dass da draußen eine Menge Menschen sind, die ihr helfen wollten. Oder dass ihr Leben eines Tages besser wird, weil sie um Hilfe gebeten hat anstatt sich immer nur Selbstvorwürfe zu machen, dass sie nichts kann und keine Disziplin hat und sich doch einfach nur mal zusammenreißen müsste. Die nicht nur an andere überzogene Ansprüche gestellt hat, sondern vor allem an sich selbst, anstatt sich anzunehmen und wertzuschätzen und gernzuhaben. Und diese junge Frau möchte ich fast 20 Jahre später nicht durchschütteln, sondern in den Arm nehmen und ihr versprechen, dass alles gut wird irgendwie. Vielleicht nicht wie in Hollywood. Aber fast.

(Der gesamte Fragebogen)