The Adjustment Bureau

Aus manchen Kurzgeschichten von Philip K. Dick kann man ganz großartige Filme machen (Blade Runner), aus anderen eher so mittelausgegorene Irgendwiedinger. The Adjustment Bureau (Der Plan) gehört leider zu der zweiten Sorte. Matt Damon spielt einen aufstrebenden Politiker, der lange in den Umfragen vorne liegt, bis ein Skandälchen seine Hoffnungen auf einen Senatssitz zunichte macht. Am Wahlabend trifft er auf dem Herrenklo (ja, superromantisch, richtig) seines Hotels die Frau seiner Träume (Emily Blunt), es wird geknutscht, die beiden trennen sich – aber die kurze Begegnung hat Mattie so beeindruckt, dass er erstmals eine authentische Rede hält, die ihm das Wahlvolk wieder zu Füßen liegen lässt (ja, superglaubhaft, richtig). Die beiden treffen sich wieder, aber bevor die große Romanze anfängt, funkt das Justierbüro dazwischen, indem es Matt sagt, nee, große Liebe ist nicht, das ist nicht der Plan vom Chairman. Tu, was wir dir sagen, red nicht drüber, und du machst richtig Karriere.

Was ich dem Film zugute halte, ist, dass Matt diese seltsame Story einfach mal glaubt und nicht anfängt, nutzlos rumzudiskutieren. Also die Idee, dass es eine Organisation gibt, die sich einen Plan für die Welt ausdenkt, und unser freier Wille ist gar nicht so frei wie wir glauben. Was ich dem Film allerdings übelnehme, ist, dass er daraus nichts macht. Mal fügt Matt sich, dann wieder nicht, dann wieder doch, und zum Schluss passiert eigentlich das, womit man gerechnet hat, sonst wäre die Filmstimmung von Anfang an viel düsterer gewesen. Apropos Stimmung: Die fand ich ebenfalls mittelausgegoren und irgendwie. Anfangs hippe Politiksprengsel mit Madeleine Albright und Jon Stewart, dann wieder Fantasysetting mit Sphärenmusik, zwischendurch heutiges New York mit heutigem Soundtrack – das passte alles nicht richtig zusammen. Und deswegen ist es leider auch kein richtig guter Film geworden. Eigentlich nicht mal ein guter.

Bechdel-Test bestanden?

1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.

Haha. Im gesamten Film darf nur Emily Blunt als was Weibliches was sagen (von Ein-Satz-Rollen wie Empfangsdamen etc. abgesehen), und ihre Rolle ist auch extrem undankbar. Sie hat zwar hübsche, selbstbewusste Dialoge mit Matt, aber im Prinzip beschränkt sich ihr Charakter darauf, auf den Mann ihres Herzens zu warten. Und das gesamte Adjustment Bureau besteht aus Kerlen. Scheinbar haben Frauen keinen großen Plan für die Welt.

Bechdel-Test bestanden? Hell no.

Salt

Salt erzählt die Geschichte eines amerikanischen Geheimdienstmitarbeiters, der von einem Überläufer beschuldigt wird, ein russischer Maulwurf zu sein, und in den zwei Filmstunden ist dieser Mitarbeiter dann damit beschäftigt, diese Aussage zu entwerten – oder zu bekräftigen. Dabei gibt’s wilde Jagden auf Autodächern, Motorrädern und Fenstersimsen, die Munition geht nie zur Neige, und die Blutkonserven Washingtons werden bis an ihre Grenzen gebracht. Solider Actionkram also. Das einzig besondere an dem Film: Salt ist kein Mitarbeiter, sondern eine Mitarbeiterin.

Angelina Jolie darf zunächst im Kostümchen durch die Gegend stöckeln und verwandelt sich mehr und mehr in eine Actiondrohne. Kann man ganz okay weggucken, hat aber einige Momente, die ich sehr unschön fand. Eine betrifft ihren Ehemann, und sie steckt sie extrem gefühllos weg. Darüber grübelte ich etwas länger: Hätte ich es einem Kerl ähnlich übel genommen so kalt zu sein? Ich glaube ja, aber hier fällt es noch extremer auf. Lustigerweise hat diese Szene für mich den Film besser gemacht, weil er eben kein „weiblicher“ Actionfilm ist, sondern schlicht: ein Actionfilm. Aber wo ich gerade von „besser gemacht“ rede: Ich fand den Film trotzdem doof. Da war nichts dabei, was ich nicht schon woanders mal gesehen hätte, und nur weil eine weibliche Hand schnell am Abzug ist, macht es die Schießereien nicht spannender.

Bechdel-Test bestanden?

1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.

Tscha. Da hat man schon eine weibliche Hauptfigur – das muss doch endlich mal wieder klappen mit dem Test? Tut’s aber nicht. Sämtliche Kollegen bzw. Widersacher von Salt sind Männer, was ich gerade hier extrem bescheuert fand. Wenn es eine scheinbare Elitetante gibt, warum dann nicht zwei, drei, 17, die sich mit ihr anlegen dürfen? Narf.

Bechdel-Test bestanden? Nein.

Röstbrot mit Zucchinipüree

Ich mag es, wenn ich bei Twitter über Konversationen stolpere, wo die Frage aufpoppt, was man mal so mit Zutat XY anstellen könnte. Da kommen immer bergeweise Tweets, ich guck mir alle an und bookmarke mir nen Wolf. Dieses Rezept war ein Tipp von @ishtar_ bzw. dem Foodfreak.

Wenn man ein ganzes Baguette wegkriegen will, sollte man gefühlt drei Zucchini einplanen. Ich habe das Rezept nur für mich gemacht, und das sah so aus:

1 mittelgroße Zucchini halb schälen und die Schale aufheben.
1 Knoblauchzehe fein hacken, mit
1 EL Olivenöl vermischen, salzen, pfeffern und mit der Mischung die Zucchini einpinseln. Das Ganze in einer Auflaufform im auf 200° vorgeheizten Ofen für 30 bis 40 Minuten rumschmoren lassen.

Währenddessen
1 kleine Schalotte (das Originalrezept will Frühlingszwiebeln),
4 bis 6 Cherrytomätchen und
die Zucchinischale fein hacken und ganz kurz in Olivenöl anbraten.

Die Ofenzucchini rausnehmen und stattdessen
Baguettescheibchen, die mit Olivenöl eingepinselt wurden, für ein paar Minuten in den Ofen schieben.

Die Ofenzucchini pürieren und mit ordentlich
Zitronensaft,
Salz und
Pfeffer abschmecken. Auf den gerösteten Brotscheiben verteilen, das feingehackte Gemüse obendrauf, fertig.

Ich habe die Zucchini vor dem Pürieren grob zerteilt; dabei ist recht viel Flüssigkeit ausgetreten, die ich mitpüriert habe. Bei einer Zucchini ging das so gerade, was die Konsistenz des fertigen Pürees angeht, bei mehreren würde ich erstmal wirklich nur die Stücke nehmen und notfalls noch Flüssigkeit nachkippen. Sonst wird das eher eine Suppe und nix, was man auf Brotscheiben kriegt.

Ich mochte die kleinen Aromen sehr gerne, die sich in diesem einfachen Rezept verstecken: ein bisschen Zitrone, ein bisschen Zwiebel, ein bisschen knofeliges Röstaroma der Ofenzucchini, alles schön entspannt kombiniert.

Als Wein hatte ich dieses Schmuckstück dazu, der, glaube ich, auch gegen ein mariniertes Mammut hätte anstinken können:

Kein leichter Stoff, ganz im Gegenteil. Schon fast Kaminzimmerqualität. Ein tiefes Gelbgold, beinahe orangegold. Der sieht schon so aus, als hätte er gerne einen Hermelinpelz und ein Zepter, und er schmeckt auch so. Die Nase kann sich nicht entscheiden zwischen warmem Waldboden und Tannenzapfen, die mit Honig bestrichen wurden, der Gaumen sagt: ein sonniger, reifer Pfirsich ohne Haut und stattdessen mit kaltem Sprudelwasser ummantelt. Tolles Zeug. Absolut nicht zum Nebenbei auf der Terrasse trinken, sondern ein Wein, der Respekt verlangt.

Der 2009er ist alle, und wie der 2010er schmeckt, weiß ich noch nicht. Werde ich aber demnächst antesten, wenn das Probeweinpaket in meiner Packstation landet.

Edit: Das Probeweinpaket war unfassbarerweise einen Tag nach Bestellung da, und darin befand sich der 2010er Rotschiefer Riesling … der mich leider deutlich weniger umgehauen hat als der 2009er. Viel mineralischer, was zum Riesling passt, mir aber nicht. Ich mochte am 2009er, dass die Frucht viel deutlicher war als das Geröll, und deswegen würde ich vom 2010er nicht unbedingt ne Kiste haben wollen.

Danke für sprechen.“

let’s celebrate tonight ’cause tomorrow you give your life to theatre

„Die Firma Bankmachine, die landesweit 2500 sogenannte ATMs (automated teller machine), cash machines (manchmal auch “Hole in the Wall” genannt) oder zu deutsch Geldautomaten betreibt, hat fuenf dieser cash dispensers in London sprachlich an die Oertlichket angepasst. Man hat bei der Bedienung die Wahl zwischen English und Cockney rhyming slang.“

Bundesliga-Fragebogen 2011/12

Das wird jetzt nicht so richtig fachfräulich (und wahrscheinlich zu schnuckilastig), weil ich die Bundesliga noch nicht so lange halbwegs intensiv verfolge – und vor allem nie ins Stadion gehe, sondern schön zuhause vor dem SKY-Abo vom Kerl rumlungere. Ich musste allerdings in der Sommerpause feststellen, dass mir Fußball plötzlich fies fehlte, als die Meisterschale vergeben war. Eine Konsequenz war: nicht nur die Frauen-WM zu gucken, sondern auch noch die Spiele der männlichen U17, die übrigens verdammt schön anzuschauen waren (Yesil!). Bis auf die HJ-Frisuren, aber daran kann man ja arbeiten.

Außerdem muss ich den Kerl um Verzeihung bitten, dem ich sieben Jahre lang Sätze an den Kopf geworfen habe wie „Das ist doch nur ein Fußballspiel, das kannst du doch mal ausfallen lassen“, nachdem ich vor einigen Tagen einen Familientermin mit der Begründung verschoben habe: „Da fängt die Bundesligasaison an.“

Das Stöckchen Der Fragebogen stammt von Frau Pleitegeiger, deren Herz für den HSV schlägt. Frau Bella hat’s auch schon ausgefüllt, und ihr Verein ist auch der meine.

Dein Verein heißt:
Bayern München. ICH KANN NICHTS DAFÜR! Ich wollte doch so gerne HSV-Fan werden, wenn ich schon in Hamburg wohne, aber nach zwei aufmerksam verfolgten Saisons hat sich mein Herz entschieden: Bayern München. Als gebürtige Hannoveranerin gucke ich natürlich auch, was 96 so macht, aber als die beiden letzte Saison gegeneinander angetreten sind, habe ich Bayern die Daumen gedrückt.

Wie lautet das offizielle Saisonziel, sofern es bekannt ist?
Meister, DFB-Pokal-Sieger, Champions-League-Teilnahme und -Gewinn. Bayern halt.

Wie lautet DEIN Saisonziel für deinen Verein oder deine Vereine?
Meister, DFB-Pokal-Sieger, Champions-League-Teilnahme und -Gewinn. *hust*

Ist mir, ehrlich gesagt, wurst. Ich würde ihnen die CL gönnen, weil das Finale in München stattfindet. DFB-Pokal ist mir noch egaler als alle anderen Wettbewerbe. Meister wär schön, aber wo sollen die ganzen Sterne auf dem Trikot denn noch hin?

Welchen Spieler hätte deine Mannschaft in der Pause lieber nicht abgegeben?
Äh …

Welchen Spieler hätte deine Mannschaft besser verkaufen sollen?
Nochmal ein äh.

Wen hätte deine Mannschaft diese Saison lieber NICHT gekauft?
Äh zum dritten.

Wer von den neuen Spielern wird deiner Mannschaft am besten helfen?
Der Manu, der Neuer. (Oder wie der Kerl vor kurzem twitterte: „Bei Bayern steht ein Neuer im Tor.“ Haha.) So gerne ich Herrn Butt im Tor gesehen habe (Attraktivitätsfaktor 10, und das Wikipedia-Foto ist gemein), so sehr freue ich mich darauf, auf Twitter diverse „MANUUUU!“s rauszuhauen, wenn der Kleine der löcherigen Defensive den Arsch rettet.

Wie wirst du in dieser Saison deine Mannschaft unterstützen?
Mit hartherzigen Absagen an die Familie und voraussichtlich dem einen oder anderen Schläfchen auf dem Sofa. Samstag nachmittag ist aber auch ein ungünstiger Termin.

Wie findest du das neue Trikot Deiner Mannschaft?
Hübsch. Gold finde ich meist ein bisschen aufgesetzt, aber Bayern darf das (wer wenn nicht Bayern). Trotzdem gefällt mir die Kombi Rot-Weiß besser als Rot-Gold, und noch ein Trotzdem fand ich die Trikots der letzten Saison sehr unschön, vor allem mit den schwarzen Stutzen. (Auch da zitiere ich den Kerl aus dem Gedächtnis: „Da bringt man der Freundin über die Sommerpause Taktik bei, und das erste, was sie beim Saisonauftakt sagt: Iiih, schwarze Stutzen.“)

Welcher Stürmer wird die Torjägerkanone holen?
SCHNUCKI! Der Herr Mario Gomez. Oder der knuffige Olic, der endlich wieder dabei ist. Wobei ich ein Foto nicht aus dem Kopf bekomme. Es stammt aus dem letztjährigen Fanartikelkatalog, wo Olic Model für einen weißen Flauschbademantel war und verträumt an der Kamera vorbeischaute. (Das hier ist nah dran.)

Welcher Trainer wird als erstes gefeuert?
Der Kerl wünscht sich Herrn Labbadia, mir ist das, wie vieles, wurst.

Welche Mannschaft wird das erste Tor der Saison schießen?
Wurst.

Welche Mannschaften SOLLTEN absteigen?
Fiese Frage. Fir sind doch alles Freunde.

Welche Mannschaft wird Meister?
*hust*

Wenn du nicht im Stadion bist, wo wirst du die Spiele sehen?
Falsche Frage. „Wenn du nicht auf dem Sofa bist, wo wirst du die Spiele sehen?“ wäre besser, denn ich würde mir sehr gerne mal die Allianz-Arena von innen angucken. Herr Probek, bitte Terminvorschläge.

Wie sehr vermisst du die Bundesliga auf einer Skala von 1 bis 10 – wobei bei 1 so ziemlich keine Träne nach der Bundesliga verdrückt wird und 10 quasi bedeutet, dass du ernste Entzugserscheinungen hast?
Eine gute 8, was mich selbst am meisten überrascht hat.

Wird es eine spannende Saison für Deine Mannschaft?
Ich glaube schon. Beim FC Hollywood ist es ja nie langweilig.

Der alljährliche Festspielhinweis

Mein Mütterlein und ich hatten dieses Jahr mal wieder Glück und dürfen auf den Grünen Hügel. Auf dem Spielplan stehen nächsten Dienstag der Lohengrin und am Mittwoch Parsifal (netterweise nicht mehr der Schlingensief’sche). Den Lohengrin könnt ihr aber auch alle sehen und zwar im Netz, ab dem 14. August und für lächerliche 14,90 Euro. Ich habe das die letzten Jahre immer mitgenommen und lege euch das turnusmäßig ans Herz – kann man wirklich schön zuhause gucken, und man bekommt einen guten Überblick über alles, was auf und hinter der Bühne passiert, weil in den beiden jeweils einstündigen Pausen mehrere Reporter_innen durch die Gegend reporten. Hier lang zur Buchung.

Edit: Halt, stop, ihr müsst gar kein Geld ausgeben. Jens wies mich netterweise darauf hin, dass erstmals eine Bayreuth-Inszenierung live im Fernsehen übertragen wird. Eben am 14. August, eben der Lohengrin, und zwar auf arte.

Post von meiner Lektorin

„Liebe Anke,

aus meinem arktisch kalten Büro gibt es ein heute eine kleine Info zum Thema Anführungszeichen …

Du hattest die Anführungszeichen in deiner Fahne korrigiert, wirst dich aber wundern, dass es im fertigen Buch nach wie vor die französischen Anführungszeichen gibt. Und das liegt daran: Es begab sich vor langer Zeit, dass sich in den heiligen Hallen des Rowohlt Verlag, Heimat der großen Dichter und Denker und Premiumhaus in jeder Hinsicht, eine intensive Diskussion über ebendiese Anführungszeichen entwickelte. Heinrich Maria Ledig-Rowohlt war seinerzeit noch Verleger des Hauses, und nach Wochen (kein Scherz) intensiven Debattierens entschied er aus Gründen der besseren inhaltlichen Abgrenzung, also quasi aus philosophischen Gründen, dass in allen, allen Bücher, die im Rowohlt Verlag erscheinen, französische Anführungszeichen verwendet werden. Und diese Verlagskonvention wird bis heute verfolgt; wer sind wir, der Verlegerlegende zu widersprechen …

Tja, so ist es, wenn man in Traditionshäusern veröffentlicht, liebe Anke. ;-))“

Ich wollte es nur gesagt haben, nachdem ich so schön rumposaunte, dass in meinem Buch nicht die französischen Guillemets stehen, sondern die eingedeutschten. Satz mit X. Aber dafür springt ein schöner Blogeintrag mit total authentischer Verlagshistorie dabei raus. Nehm ich auch.

<3

Mein Webdesigner und ich diskutierten gestern kurz über die Schreibweise eines Worts, das demnächst auf der offiziellen Site zur Deern auftaucht (genau wie die gesamte Site demnächst auftaucht), und daher klickte ich auf duden.de – wo aber gerade Wartungsarbeiten stattfanden. Tollerweise stand da nicht „Hier finden gerade Wartungsarbeiten statt“, sondern hauptsächlich das:

Und da sage noch einer, Menschen, die auf korrekte Schreibweise und Grammatik achten, hätten keinen Humor.

Ein kleiner Exkurs in die Kunst

Ich lese gerade – an den Wochenenden – einen Riesenbildband über Raffael. Er ist nicht besonders leicht verdaulich, aber wenn man sich durch die für meine Begriffe unnötig komplizierte Sprache gekämpft hat, bekommt man zur Belohnung Absätze wie den folgenden. Er bezieht sich auf das Bild Die Vermählung Mariä von 1504, und vielleicht machen Sie zeitgleich mal diesen Link auf, um sich das Bild anzuschauen. (Darüber habe ich auf G+ auch schon kurz was zitiert.)

„Die urbinatischen Wurzeln von Raffaels Malkultur manifestieren sich im Bild der Vermählung vor allem in der Auffassung von Schönheit als Ordnungsprinzip der harmonischen geometrischen Bezüge, die schon in den Abmessunge der Tafel selbst wie auch im Verhältnis der Teile der Darstellung zueinander zum Ausdruck kommt. Höhe und Breite der bemalten Fläche verhalten sich – mit ganz leichter Abweichung – wie zwei zu drei. Dabei wird es sich kaum um eine Zufallserscheinung handeln, die nicht in der Absicht des Künstlers lag, zumal dasselbe Verhältnis zwischen den beiden Bildteilen besteht, wenn man als Trennungslinie zwischen ihnen den Horizont betrachtet. Der Horizont liegt also bei drei Fünfteln der Gesamthöhe. Das Verhältnis zwei zu drei entspricht in der Musik der „Quinte“ (griechisch „Diapente“): einer von den Theoretikern und Architekten der Renaissance am häufigsten untersuchten harmonischen Proportion, angefangen von Alberti, der im Buch IX seiner De re aedificatoria schreibt: ‘Diese Zahlen, die die Kraft haben, den Tönen den Zusammenklang zu geben, der dem Ohr so angenehm ist, sind dieselben, die den Augen und unserer Seele die gleiche bewunderswerte Freude breiten können. Vor allem in der Musik, die viele Zahlen zum Gegenstand vertiefter Forschung gemacht, und ferner bei den Objekten, von denen die Natur ihrerseits ansehnliche Proben gegeben hat, können wir alle jene Gesetze der Abgrenzung gewinnen.’ Weitere Verhältnisse – der „Oktave“, der „Quinte“ oder noch komplexere – kann man aus den anderen Teilen des Bildes herauslesen, besonders bei dem Tempel, dessen Radius ein Achtel der Breite der Tafel beträgt, während der Durchmesser der Kuppel zu dem des Säulenumgang im gleichen Verhältnis steht wie der Säulenumgang zum halbkreisförmigen Bildrahmen. Die Tafel selbst bildet ein Quadrat, dem ein Halbkreis aufgesetzt ist. Wenn man diesen Bildabschluß nach unten zum vollen Kreis ergänzt, trifft man genau auf die Hände des Brautpaars. (…)

Die Vermählung Mariä steht an einem entscheidenden Wendepunkt in der Karriere des jungen Künstlers, der seinen gut sichtbar auf dem Fries des Tempels angebrachten Namenszug mit dem Zusatz „VRBINAS“ versah. Hier sind alle seine nun zur Reife gelangten urbinatischen und umbrischen Erfahrungen in einer außergewöhnlichen Synthese vereint – wenige Monate, bevor Raffael sich in die „maniera moderna“ eines Leonardo und Michelangelo vertiefte, die seine Formensprache erneut und noch radikaler verändern sollte.“

Pierluigi DeVecchi (Dr. Annemarie Seling, Übers.), Raffael, Hirmer Verlag, 2002, S. 70/71

„Von dieser Zeit an bildete sich dann jenes über alle Maßen unmoralische Verhältnis zwischen den Regierungen und ihren Condottieren aus, welches für das 15. Jahrhundert charakteristisch ist. Eine alte Anekdote, von jenen, die nirgends und doch überall wahr sind, schildert dasselbe ungefähr so: Eins hatten die Bürger einer Stadt – es soll Siena gemeint sein – einen Feldherren, der sie von feindlichem Druck befreit hatte; täglich berieten sie, wie er zu belohnen sei und urteilten, keine Belohnung, die in ihren Kräften stände, wäre groß genug, selbst nicht wenn sie ihn zum Herrn der Stadt machten. Endlich erhob sich einer und meinte: Laßt ihn uns umbringen und dann als Stadtheiligen anbeten. Und so sei man mit ihm verfahren ungefähr wie der römische Senat mit Romulus.“

Jacob Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien – Ein Versuch, Alfred Kröner Verlag, 2009, Seite 18 (wobei das Werk nicht erst 2009, sondern bereits 1860 geschrieben wurde)

Pseudo-Chili oder „Ich glaub, ich esse jetzt endlich mal diese Dose Kidneybohnen auf, die seit Jahren im Regal steht“

Wochenende, keine Lust auf Einkaufen, Speisekammerresteparty. Das sah bei uns so aus:

Für zwei Esser_innen
1 ordentliche Zwiebel und
2, 3 Knoblauchzehen fein hacken und in
Olivenöl anbraten. Mit einem dicken Schwapp
Gemüsebrühe oder Wasser ablöschen und
1 Dose Kidneybohnen draufkippen.

Alles vor sich hinblubbern lassen, nebenbei noch
1, 2 Paprika jeder Coleur kleinschneiden und dazuwerfen, plus
ein paar Tomaten und
1, 2 Mohrrüben. Ein bisschen einkochen lassen, bis alles schön dicklich geworden ist. Würzen mit
ordentlich Cayennepfeffer und
ordentlich Chili und
ordentlich Paprika und
ein paar Kräutern und zum Servieren
1 Avocado obendrauf.

Ich esse neuerdings alles mit Avocado. Vielleicht mach ich mal Crepes mit Avocado. Oder Avocadomarmelade. Oder Avocadoeis. (Oh hey, Avocadoeis hört sich wirklich gut an. Moment:)

Ein sattes Dankeschön …

… an Andrea, die mich mit Feed me – Writers Dish About Food, Eating, Weight and Body Image überrascht hat, das von Harriet Brown herausgegeben wurde. Auch über die Widmung habe ich mich sehr gefreut, obwohl sie sich in letzter Zeit öfter wiederholt hat.

Kinnings – das ist schön, dass ihr euch auf mein Buch freut und es vorbestellt habt, aber das reicht doch eigentlich. Ihr müsst mir dafür doch nicht noch ein Buch schenken, wenn ihr schon meins kauft. Aber ich will mich ja nicht beschweren, ganz im Gegenteil. Ich bin von sowas nur immer doppelt gerührt. Nochmals vielen Dank, ich habe mich offensichtlich sehr gefreut.

ppt in der Elite-Dating-Hölle:

„12) eine Frau aus Friesland schickt direkt ein Foto mit: breiter als hoch, mit beiden Stummelbeinen fest im Sand stehend, rote, aufplatzende Jacke mit Goldknöpfen. Sie schreibt, dass sie einen Fischimbiss mit angrenzendem Altersheim aufmachen möchte und sich vorstellen könnte, dass meine berufliche Qualifikation dabei nützlich sei.
An dieser Äußerung werde ich mein Leben lang zu knabbern haben.“