Tagebuch 28./29./30. August 2015 – Neue Farben

Seit einiger Zeit lese ich die SZ wieder im Print. Auf dem iPad verwischen die Zeitungsbücher immer, ich komme damit nicht klar, ich fühle mich alt. Digital und analog gleich: das komplette Desinteresse am Wirtschaftsteil. Wird überflogen oder durchgeblättert, aber da muss schon was über den Kunstmarkt oder Kulturinvestitionen stehen, bevor ich hängenbleibe. Das erste Buch ist das erste Buch, das zweite das Feuilleton, schon immer. Sport nur, wenn mir sehr langweilig ist. Neues Interesse am München- und Bayernteil. Ich genieße das ruhige Lesen auf Papier wieder sehr, keine Links zum Klicken, keine Kommentarspalte, kein „Das könnte Sie auch interessieren“. Ich bin eine mündige Leserin, ich finde schon selbst, was mich interessiert, danke.

Weil ich am Freitag und am Samstag in meiner Münchner Wohnung ein paar Wände gestrichen habe, blieben die beiden Ausgaben für Sonntag liegen. Nicht beide geschafft.

One Pot Pasta mit Tomaten, Zwiebeln, Basilikum und Knoblauch ausprobiert. Tolle, sämige Sauce, aber verwaschener Geschmack. Nach drei, vier Gabeln habe ich die Tomaten rausgepickt und alles mit tonnenweise Grana Padano und Pfeffer aufgebrezelt.

Drei Radlermaß am Freitag, diverse Liter Wasser am Samstag, gestern abend einen Supermarkt-Rosé, der überraschend gut war.

Beim Wändestreichen Yes gehört. Vorfreude darauf, dass meine geliebten Bücher bald in München sind. Gleichzeitig immer noch die Traurigkeit über das, was ich verloren habe. Bei allem zerrissen. Immer noch Schwierigkeiten, sich damit abzufinden, wieder in einer 1-Zimmer-Wohnung alleine zu sein anstatt in einer 4-Zimmer-Wohnung zu zweit.

Aber: Nach gefühlt monatelangem Grübeln und Zweifeln und Zaudern und Trauern und Vermissen allmählich wieder ruhiger geworden. Die neue Beziehung langsam genießen und als gegeben und gut ansehen anstatt als Übergang oder Trost oder was auch immer ich mir noch einreden kann, damit mir nichts zu nahe kommt. Vor einigen Tagen die ersten gemeinsamen Auftritte vor Freunden oder Bekannten. Viel Lächeln und Glückwünsche abbekommen, wofür eigentlich? Trotzdem sehr schön. Ein Arm um meine Schultern im Biergarten, das hatte ich hier auch noch nicht. Ein Kopf, der sich an meinen schmiegt, ein Lächeln, ein Kuss. Alles neu und gleichzeitig schon so vertraut.

Wer loslässt, hat beide Hände frei.

Ein tragbares Dankeschön …

… an Melanie, die mich mit dieser formschönen Einkaufstasche von meinem Wunschzettel überrascht hat.

Eine Einkaufstasche, höre ich Sie fragen, meine Damen und Herren? Ja, genau, eine Einkaufstasche. Seit Jahren trage ich Stoffbeutel in meinem Rucksack mit mir herum, damit ich keine blöden Plastiktüten im Supermarkt kaufen muss, die sowieso nie mit dem Gewicht von Wein, Schokolade, Ben & Jerry’s Fitnesssäften und bergeweise Gemüse klarkommen. Vinoroma instagramte neulich Bilder ihrer Einkaufstaschen, und eine davon war von Envirosax. Ich googelte in der Gegend rum, fand viele Designs fürchterlich, aber das meinige total toll, und vor allem mochte ich die Tragfähigkeit von 20 Kilogramm. Außerdem sind alle meine Stofftaschen mit irgendwas bedruckt; die Hamburg-Tasche mochte ich in Hamburg, aber hier in München wollte ich nicht mehr so recht mit ihr rumlaufen, die Frauenchiemseetasche ist super, aber ein bisschen klein, und die Residenztheatertasche ist gefühlt zu edel, um in ihr Käse und Pepsi light zu transportieren. Daher wollte ich eine neutrale Einkaufstüte ohne jedes Statement.

Die hab ich jetzt – auch wenn ich bei der Produktbeschreibung „feminine Muster wie Blumenmotive und Spitzen, die einen Hauch von Sinnlichkeit wiedergeben sollen“ Pickel bekam. Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut.

Fehlfarben 7: Ring my Bellebad

Heute im Programm: zwei Ausstellungen und drei Roséweine. Enjoy und Prost.

Podcast herunterladen (MP3-Direktlink, 67 MB, min), abonnieren (RSS-Feed für den Podcatcher eurer Wahl), via iTunes anhören.

Ein von @ankegroener gepostetes Foto am

00.00:00. Begrüßung, Vorstellungsrunde und Blindverkostung Wein 1.

00.03:50. Unsere erste Ausstellung: Lea Lublin (1929–1999) im Lenbachhaus. Drei begeisterte Daumen nach oben. Die erste Retrospektive der Künstlerin läuft noch bis zum 13. September.

Wir erwähnen nebenbei die Ugly Renaissance Babies sowie im Fazit das Werk „Espace perspectif et désirs interdits d’Artemisia G.“, das man auf der Website von Lublin anschauen und nachlesen kann. Der Text ist in diesem Buch erschienen.

00.34:00. Blindverkostung Wein 2 und noch mehr Lublin (Fazit ab 00.43:00).

00.48:00. Blindverkostung Wein 3.

00.49:45. Ausstellung Nr. 2: Zilla Leuteneggers Ring my Bell in der Pinakothek der Moderne. Ebenfalls drei begeisterte Daumen nach oben. Die kurzweilige und noch kürzer zu durchschreitende Installation läuft noch bis zum 4. Oktober.

Als kleine Zusatztipps für die Pinakothek der Moderne, weil man mit Leutenegger so schnell fertig ist: die Ausstellungen Plants for Blossfeldt und GegenKunst.

01.12:00. Die Weinhitliste: Florian und ich mochten Wein 3 am liebsten und Wein 2 am zweitliebsten, bei Felix war es umgekehrt. Wein 1 landete bei uns allen auf dem dritten Platz.

Wein 1: Graf AdelmannBrüssele“, Spätburgunder Rosé; Württemberg 2014, 11,5%, beim Tengelmann für 6,50 Euro.

Wein 2: Argiolas, „Serra Lori“, Cannonau, Monica, Carignano, Bovale Sardo; Sardinien 2014, 14%, bei Garibaldi für 9,20 Euro.

Wein 3: Mouton Cadet, „Le Rosé de Mouton Cadet“, Merlot (74%), Cabernet Franc (15%), Cabernet Sauvignon (11%); Bordeaux 2013, 12%, 9 Euro.

Links vom 15. August 2015: Städtebau

Warum sind unsere Städte so hässlich?

So pauschal würde ich das nicht unterschreiben. Der 2. Weltkrieg und seine Folgen sowie die deutsche Trennung haben dafür gesorgt, dass unsere Städte vielleicht etwas unheitlich aussehen – was aber durchaus seinen Reiz hat. Niklas Maak beschreibt, dass man nicht nur über den angeblich hässlichen sozialen Wohnungsbau und gleichzeitig auf Investoren à la Berlin Mitte schimpfen darf und dass die neuen Städte vielleicht eher von der Justiz als von Architekt_innen gestaltet werden.

„Ein schlagender Vorschlag kommt aus Berlin. Dort kämpfen Architekten wie Arno Brandlhuber dafür, dass der paralysierte Staat kreativ von seiner Gesetzgebungskompetenz Gebrauch macht. Sie schlagen etwa vor, die erlaubte Traufhöhe, die in Berlin oft bei 22 Metern liegt, was auf eine Regel aus dem neunzehnten Jahrhundert und die damalige Länge der Feuerleitern zurückgeht, auf 26 Meter zu erhöhen.

Damit soll privaten Hausbesitzern der Aufsatz von luxuriösen und lukrativen Penthäusern ermöglicht werden, wenn das Belichtung und Belüftung der Nachbarhäuser nicht beeinträchtigt – und wenn sie sich, und das ist der wesentliche Punkt, im Gegenzug verpflichten, über den ganzen Lebenszyklus des Gebäudes eine Etage für 6,50 Euro pro Quadratmeter zu vermieten, um so den dringend benötigten Wohnraum für Geringverdiener zu schaffen. Privaten Hauseigentümern und Immobilienentwicklern würde das den Bau von teuren Dachlagen ermöglichen, und gleichzeitig würden im Handumdrehen Tausende bezahlbarer Wohnungen mitten in der Stadt und nicht als neues Wohngetto am Stadtrand geschaffen und die gewünschte soziale Mischung ermöglicht.“

Gropiusstadt kämpft gegen ihr schlechtes Image

Wo wir gerade in Berlin sind: 2012 schrieb der Tagesspiegel über das 50jährige Bestehen der Gropiusstadt:

„In der Vergangenheit war nicht alles rosig. Gropiusstadt ist die älteste Berliner Trabantensiedlung, gebaut ab 1962. Ursprünglich sollten 14 500 Wohnungen entstehen, doch der Mauerbau zwang zur Verdichtung der Flächen und Erhöhung der Häuser. 50 000 Berliner sollten hier eine Bleibe finden, um die Wohnungsnot zu lindern. Erst 1975 war die Siedlung komplett fertig, aber schon damals begannen die sozialen Probleme. Nach der Wende verschärften sich Leerstand und Verwahrlosung, ab 2000 steuerten die beteiligten Wohnungsbaugesellschaften und der Bezirk aktiv dagegen. 2005 wurde ein präventives Quartiersmanagement eingerichtet, 2008 ein Bildungsverbund der Kitas und Schulen gegründet. Inzwischen ziehen wieder Mittelstandsfamilien ins Hochhausviertel und begünstigen die soziale Mischung.“

Ohne Zuwanderung veröden Deutschlands Städte

Norbert Schwaldt über die veränderte Stadt- und Gemeindeentwicklung. Für mich interessant waren neben der Forderung nach mehr Zuwanderung auch der Hinweis auf die neue Mobilität: Senioren bleiben, im Unterschied zu früher, nach dem Ende der Erwerbstätigkeit nicht unbedingt an ihrem bisherigen Wohn- bzw. Arbeitsort – auch weil ihre Kinder als Erwachsene nicht mehr in die alte Heimat zurückgekehrt sind. Wenn es sich woanders im Alter besser wohnen lässt, zieht man eben weg; da ist ja sonst nichts mehr, was einen hält. Das kenne ich aus meinen Mittelstandsmilieu eher anders; da wurde in den 70er Jahren ein Haus gebaut und das hat man halt, da bleibt man eben. Kann ich mir persönlich überhaupt nicht vorstellen.

Vor allem die kleineren Gemeinden im ländlichen Raum sehen sich der BBSR-Studie zufolge mit einer Negativspirale konfrontiert. So hat sich dort zwischen 2008 und 2013 die Zahl der Erwerbsfähigen weiter verringert. Dieser Trend wird verstärkt durch die Abwanderung von jungen Menschen in die Großstädte. Die Entwicklung verschärft den Fachkräftemangel, der bereits heute in vielen Regionen spürbar ist.

“Die Metropolen haben eine enorme Sogwirkung. Wissens- und wertschöpfungsintensive Branchen sind dort konzentriert und haben Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte. Die strukturschwachen Regionen laufen Gefahr, wirtschaftlich weiter zurückzufallen”, sagte BBSR-Direktor Harald Herrmann bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Nach der Bevölkerungsprognose des Instituts wird die Einwohnerzahl in Deutschland bis 2035 leicht auf 78,2 Millionen Menschen sinken und gleichzeitig die Alterung der Bevölkerung weiter fortschreiten. Die regionalen Unterschiede sind dabei aber groß: Einer immer größer werdenden Gruppe von schrumpfenden Kommunen steht eine kleiner werdende Gruppe wachsender Städte gegenüber.

“Um die Bevölkerungszahl langfristig konstant zu halten, müsste Deutschland jedes Jahr Wanderungsgewinne von ca. 400.000 Personen erzielen. Bevölkerungswachstum wird ohne Zuwanderung über einen längeren Zeitraum nicht möglich sein”, sagte Herrmann.“

Mit dem klaren Willen für mehr Radverkehr

Das ist inzwischen ein kleines Steckenpferd für mich: den Wandel des öffentlichen Verkehrs weg vom Auto, hin zu quasi allen anderen Verkehrsmitteln. Ich fahre seit gut drei Jahren kein Auto mehr, sondern Fahrrad und Öffis, und die wenigen Male, in denen ich ein Auto vermisste, waren Tage, an denen ich Orte besichtigen wollte, die etwas außerhalb der Stadt lagen (Klöster, Schlösser, was ich mir halt so angucke) oder an denen ich eine irrationale Sehnsucht nach Ikea verspürte, das hier in München auch am Stadtrand liegt. Ich habe es ernsthaft nie in den Ikea nach Altona geschafft.

Zurück zum Artikel: Er zeigt, dass es mit politischem Willen und einer cleveren Planung durchaus möglich ist, die Interessen von Fußgänger_innen, Radfahrer- und Autofahrer_innen unter einen Hut zu bekommen. Einen anderen Artikel finde ich leider nicht mehr, aber ich meine mich daran zu erinnern, dass es vor der im folgenden Artikel angesprochenen Stadt Brighton & Hove einen Versuch in den Niederlanden gab, wo sich alle drei Arten von Verkehrsteilnehmen eine große, schicke Straße geteilt haben. Jeder musste auf jeden Rücksicht nehmen anstatt auf doofe Linien auf dem Grund zu pochen und das Recht des Stärkeren gepachtet zu haben – und das hat angeblich recht gut funktioniert.

„In der Hauptstadt des Baskenlands zeigt sich eindrucksvoll, was sich mit politischem Willen innerhalb kürzester Zeit ändern kann. In den vergangenen zehn Jahren hat Vitoria-Gasteiz den Anteil an Radfahrern in der Stadt von 3,4 auf 12,3 Prozent gesteigert. Das funktioniert nur mit einem klar definierten politischen Ziel und dem konsequenten Umbau der Infrastruktur.

2008 haben die Politiker sämtlicher Parteien in der baskischen Hauptstadt dem sogenannten Nachhaltigen Mobilitätsplan zugestimmt. Dieser sah unter anderem vor, den Autoverkehr in der Stadt stark zu reduzieren. Damals wuchs er langsam, aber stetig an, was den Entscheidern im Rathaus missfiel. (…) 2008 blockierten parkende Autos 64 Prozent der Straßen und Plätze in der Stadt. Das fanden die Politiker undemokratisch. Sie wollten den Autos nur noch 15 bis 20 Prozent der Fläche im Straßenraum zugestehen, die übrige Fläche sollten sich Radfahrer und Fußgänger teilen.

Dafür bauten sie die Infrastruktur massiv um. Große Einfallstraßen wurden komplett umstrukturiert, beispielsweise die Sancho el Sabio Kalea. Früher gab es hier vier Parkspuren und die Autos fuhren zweispurig in beide Richtungen – heute surrt eine Straßenbahn übers Grün. Die Parkplätze wurden abgeschafft, und es gibt nur noch eine verkehrsberuhigte Autospur in eine Richtung. Radfahrer fahren ebenfalls auf der Fahrbahn und auf den breiten Gehwegen, die sie sich mit den Fußgängern teilen. (…)

Um den Menschen das Umsteigen zu versüßen, wurde zeitgleich der öffentliche Nahverkehr ausgebaut. Die Buslinien wurden von 20 auf neun Linien reduziert, dafür ihre Taktung erhöht und eine Straßenbahn gebaut. Zeitgleich stiegen die Parkkosten für Pkw um das Dreifache. Das Signal war deutlich: Wer mit dem Auto in die Stadt kommt, muss zahlen.

Das Konzept geht auf. Die Zahl der Fußgänger hat zugenommen, ebenso die der Radfahrer, und der Anteil der Autofahrer sank auf 25 Prozent.“

12 von 12 im August

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Mal wieder zwei Decken im Bett. Genauer gesagt, eine Decke und einen leeren Bezug, weil es in München gerade auch um Mitternacht noch zwischen 25 und 30 Grad sind, weswegen ich mit so wenig Zeug an mir und um mich schlafe. Den warmen Körper neben mir ertrage ich aber sehr gerne.

Alles noch etwas ungewohnt. Der neue Mann in der neuen Stadt bringt meine Routinen etwas durcheinander, die ich mir drei Jahre lang als hier alleinlebend angewöhnt hatte. Normalerweise lag hier halt nur eine Decke, die andere lag schön gefaltet in der Abstellkammer für den Kerl-Besuch, und danach wurde sie wieder weggelegt. Jetzt liegt sie immer auf meinem Sessel, was mich etwas irritiert, denn ich bin eine große Freundin des Wegräumens, aber das würde sich nicht lohnen, die jedesmal in die Kammer auf das olle oberste Regalbrett zu wuchten und auslüften kann sie da ja auch nicht und überhaupt liegt sie 12 Stunden später ja wieder im Bett. Wie gesagt, alles ungewohnt.

Aber, was ich nach jahrelangem Zusammenwohnen in der alten Stadt schon wieder vergessen hatte: Wenn man selbst nicht im eigenen Bett schläft, kann man sich morgens auf dem Weg nach Hause frische Croissants holen. Win-win!

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Mein morgendliches Ritual. Nein, das ist nicht die Pille, die nehme ich seit Jahrzehnten nicht mehr.

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Ich poste auf Instagram oder auf Twitter dauernd mein hübsches Müsli, weil es so schön bunt und frisch aussieht. Um ein bisschen Abwechslung in meinen Stream zu bringen, gab’s deshalb mal die Vorher-Variante.

Gucken Sie mal: Vollmilch. Nicht die fiese diätige 1,5- oder sogar 0,irgendwas-Plörre, die ich jahrelang in mich hineinschüttete, weil’s halt weniger Kalorien hat. Fuck that shit. Ich liebe Vollmilch. Ich trinke durchaus auch mal ein Glas kalte Milch so, anstatt sie nur übers Müsli oder in Kuchenteige zu kippen. Wieder ein Grund, warum das mit dem Veganismus und mir nicht funktionieren könnte. (Der andere Grund sind Spaghetti Carbonara.)

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Umzug von Hamburg nach München organisieren. Noch fünf Wochen, dann bin ich Bayerin. Ich freute mich neulich im Freundeskreis mal drüber, dass ich dann in Bayern wählen dürfte, woraufhin man mir sagte, dass das ein sehr ernüchterndes Erlebnis sei und ich davon nicht zu viel erwarten solle.

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Wir nehmen Sonntag unseren neuen Fehlfarben-Podcast auf. Eine Ausstellung gucken wir uns gemeinsam an, die zweite bleibt meistens uns selbst und unserem eigenen Terminplan überlassen. Ich kann auch nicht gut zwei Ausstellungen hintereinander gucken, ich bin relativ schnell dicht mit Eindrücken. Daher nahm ich mir für heute eine Ausstellung vor – aber zuerst fuhr ich ins Zentralinstitut für Kunstgeschichte, um mich über die beiden Künstlerinnen und ihre Arbeit zu informieren.

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Danach gab’s was zur Entspannung. F. und ich fahren demnächst nach Amsterdam, wo ich endlich Vermeers Milchmädchen sehen werde. Und weil ich eh gerne mehr über Vermeer erfahren wollte, guckte ich mal eben seinen Catalogue raisonné durch. (Hier stehen drei Regalmeter Vermeer!)

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Dann radelte ich 300 Meter ins Lenbachhaus, um mir Lea Lublin anzuschauen. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Die Ausstellung lohnt sich sehr. Sie ist nicht nur schlau und spannend, sondern man kann durch Kunst laufen, auf sie schießen und in ihr rumliegen. Ich hatte sehr viel Spaß – und die Aufseher auch, denn sie begleiten die Besucher_innen durch eine Installation und leisten Hilfestellung. Einer sprach es direkt aus, als er mich mit breitestem Grinsen durch den Kunstbau schlendern sah: „Schöne Ausstellung, oder? Mal was anderes.“

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Einkaufen mit der Tasche des Residenztheaters.

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Mein Mittagessen bestand aus ein paar Stücken Zitronenrolle. Ja, die ist gekauft und nicht selbstgebacken (Backofen anmachen bei 34 Grad, ist klar), sie schrie mich im Supermarkt quasi an und ich war ihr widerstandslos erlegen. Sehr schmackhaft.

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Stundenplan finetunen. Ich hatte mir gestern schon die neue Prüfungsordnung durchgelesen (Master statt BA, daran muss man sich ja auch erstmal gewöhnen) und guckte dementsprechend gespannt auf meine neue Kursauswahl. Die ist zwar vielfältig wie immer, aber: Es gibt kein einziges Seminar zur digitalen Kunstgeschichte. Dafür dass sich die LMU das fett auf die Fahnen schreibt und als eine der wenigen Unis (oder sogar als einzige) einen Promotionsstudiengang in dieser Richtung anbietet, finde ich es fast dreist, den Masterchen nicht einmal einen winzigen Kurs anzubieten, der halbwegs in diese Richtung geht.

Immerhin gibt’s bergeweise Architektur, auch in den Vorlesungen (das Bild zeigt die Seminare). Trotzdem. Mpf.

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Sehr kochfaules Abendessen (Herd anmachen bei 34 Grad, ist klar). Honigmelone, Schinken, Kürbis-Hummus, Brot, Johannisbeeren und ein Rosé. Irgendeiner. Ich koste gerade alle Rosés in meinem Supermarkt durch.

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Zum Tagesausklang noch ein winziges bisschen mit der besten Freundin in Hamburg telefoniert. Snif. Wenn ich Heimweh habe, dann immer nach Menschen.

Alles wird anders. Fühlt sich aber gerade gut an. Aufregend.

My work is done

Eskapismus

Ich habe noch mal darüber nachgedacht, warum ich seit längerer Zeit mit Romanen auf Kriegsfuß stehe. Ich lese fast nur noch Fachliteratur für die Uni, und wenn ich die nicht lese, lese ich Sachbücher, die irgendwas mit Kunst oder Wissenschaft zu tun haben oder Biografien (den Tick hatte ich schon einmal). Aber bei Romanen verliere ich neuerdings sehr schnell die Geduld – wobei ich nicht weiß, warum ich überhaupt ungeduldig werde.

In Sachbüchern ist fast jeder Satz eine Entdeckung für mich, er öffnet einen neuen Horizont, er zeigt mir Dinge, die mir bisher nicht aufgefallen waren. In Romanen trägt mich ein Satz nur zum nächsten, irgendwann kommt ein Plotpoint, eine Wendung, dann ist Schluss, ich lege das Buch weg und denke, ja gut, und was hab ich jetzt davon?

Ich glaube allmählich, dass mir Sachbücher inzwischen den kleinen Eskapismus ermöglichen, für den in den Jahren vor dem Studium Romane da waren (und davor Kino, das mich leider kaum noch begeistern kann). Früher las ich Romane auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause, nach der Arbeit. Sonst las ich Briefings und Produktinformationen, aus denen ich hübsche Kataloge zimmerte. Das war die Arbeit, die Romane waren das Vergnügen und meine Möglichkeit, den Kopf in andere, angenehmere Gefilde zu schicken.

Seit ich studiere, müsste die Uni die Arbeit sein. Das ist sie aber nicht. Ja, sie strengt an, fordert mich und natürlich leiste ich Arbeit. Aber sie fühlt sich nicht so an. Selbst wenn ich an Bachelorarbeiten verzweifele, fühle ich mich nicht so wie ich mich am Agenturschreibtisch gefühlt habe. Dort wollte ich, dass es endlich 18 Uhr wird und ich nach Hause gehen kann. In der Bibliothek will ich sitzen, so lange es geht – da ist eher mein Problem, dass ich nach sechs Stunden Dauerlesen nicht mehr denken kann und eine Pause brauche. Dann radele ich nach Hause, gucke eine Serienfolge weg (hey, das könnte mein Romanersatz sein, fällt mir beim Tippen gerade auf), und dann stecke ich die Nase wieder in ein Fachbuch, denn natürlich liegen zuhause auch immer genug davon rum.

Seit drei Jahren bestimmt mein Stundenplan meinen Tagesablauf und die Referatstermine gliedern mein Semester. Ich richte mich nicht mehr nach Präsentationen oder Buchungsanfragen, sondern danach, wann ich in der Uni oder in der Bibliothek sein muss – bzw. darf. Das ist der große Unterschied. Mir ist es durchaus und immer wieder bewusst, was für einen großen Luxus ich hier genießen darf. Ja, den habe ich mir selbst erarbeitet (spare in der Zeit, studiere in der Not), aber trotzdem weiß ich natürlich, dass andere Leute in meinem Alter gerade Kinder versorgen müssen, ein Haus abbezahlen oder schlicht versuchen, unverschuldet über die Runden zu kommen. Ich hingegen lebe größtenteils von meinen Ersparnissen, nehme nur noch Jobs an, die in meinen Stundenplan passen, und lasse es mir ziemlich gut gehen. Wenn man davon absieht, dass ich mir Sterneessen verkneife, die ich sehr vermisse.

Die Uni ist meine kleine Realitätsflucht. Ich brauche keine Romane mehr, damit mein Tag irgendwie erträglich wird. Ich muss mir meinen Tag nicht mehr hübsch lesen, denn er ist es von vornherein. Ich wache nicht mehr gerädert auf, weil ich mitten in der Nacht über ein Adjektiv nachgedacht habe, das der Kunde auf Seite 45 im Katalog doof fand. Stattdessen wache ich entspannt auf, gehe wissbegierig meinem Tagwerk nach und schlafe abends sattgedacht und rundgelesen ruhig und zufrieden ein. Außer ich scheitere gerade an Bachelorarbeiten, dann schlafe ich auch mies, aber selbst da wollte ich keine Romane lesen, sondern ganz im Gegenteil, noch mehr Fachbücher, denn in einem von ihnen steckt schließlich die Lösung für mein Problem.

Ich weiß nicht, ob es gut oder schlecht ist, dass ich mein Leben gerade als kleine Flucht begreife, denn ich habe nichts, wovor ich fliehen müsste. Ich habe auch noch keinen Plan, wohin ich eigentlich flüchte. Mein Horizont reichte drei Jahre lang bis zum BA. Jetzt reicht er zwei Jahre lang bis zum Master. Keine Ahnung, was danach kommt.

Eigentlich müsste mich das nervös machen. Aber uneigentlich macht es mich gerade sehr glücklich.

Links vom 6. August 2015

Hiroshima/Nagasaki

Heute vor 70 Jahren wurde die erste Atombombe über Hiroshima gezündet. Hier der Wikipedia-Eintrag zum Thema, hier die damalige Berichterstattung der AP.

Frau @ruhepuls war letztes Jahr in Japan und hat sich auch das Denkmal in Hiroshima angeschaut. Das ganze Blog ist sehr empfehlenswert.

6. August 2015

Ein anderer Jahrestag, ähnlich traurig: Die Freundin von @dasnuf wurde vor einem Jahr überfahren.

Hintersinnig: Was Rückseiten von Gemälden alles verraten

Das Städel-Museum schreibt über … genau, Rückseiten von Gemälden.

„Oft ist den Vorderseiten nicht anzusehen, dass auch recht ungewöhnliche Materialien als Bildträger verwendet wurden. Kupfer zählt dabei noch zu den üblichen Materialien: Anders als Holz oder Leinwand verzieht es sich nicht und reflektiert die Ölfarben gut. Als die Herstellungsverfahren von Kupferplatten weit genug ausgereift waren, kamen diese als Malgrund in Mode und sind in den Jahrzehnten um 1600 relativ häufig anzutreffen. Eher ungewöhnlich ist hingegen, dass ein Landschaftsbild von 1614 auf die Rückseite einer Spielkarte des 15. Jahrhunderts gemalt worden ist. (…)

Bei vielen Porträts ist der Name des Dargestellten auf der Rückseite notiert, oft ist die Rückseite aber auch aufwendig mit Wappen, Inschriften und Künstlermonogramm bemalt. Darüber hinaus können Gemälderückseiten manchmal fast die gesamte, wechselvolle Geschichte eines Werkes preisgeben: Inschriften, Klebezettel und Etiketten bilden zusammen mit Spuren restauratorischer Eingriffe ein wahrhaftes „Archiv des Bildes“.“

Im Blogeintrag kommt auch das schönste Wort vor, das ich im Kunstgeschichtsstudium gelernt habe: Flachware. Also das Zeug, das an den Wänden hängt. Ich liebe dieses Wort; es ist so herrlich prosaisch im Gegensatz zu den ganzen emotionalen Inhalten, die gerne auf dem Bildträger transportiert werden.

Unser Traum vom Fliegen

Thomas Quasthoff wird Dirigent.

„Ein Dirigent brauche, meint man, eine bestimmte Körpergröße und Mindestarmlänge (der im 19. Jahrhundert für die wachsenden Orchester erfundene Taktstock hilft letztlich nur, die Gesten zu verdeutlichen). Dem Debütanten Quasthoff fehlen diese Voraussetzungen, also stellen sich Fragen: “Der kann doch gar nicht dirigieren – ohne Arme?” Oder, noch peinlicher, weil in die seelischen Eingeweide zielend: “Muss das sein, dass er das jetzt auch noch macht?” (…)

Wer sagt eigentlich, dass man mit den Armen dirigiert und nicht mit dem ganzen Rumpf, dem Kopf, der Mimik, den Augen? Und dass andere Dirigenten keine Malaisen hätten, böse Schultern, wehe Rücken und so weiter? Überhaupt: Seit wann ist Dirigieren nicht in erster Linie eine geistige Leistung, sondern eine gymnastische?

Im Grunde war bei Thomas Quasthoff Schluss mit der Behindertennummer, war so ziemlich alles gut. Bis die Sache mit dem Dirigieren aufkam (die Idee dazu stammt von Martin Engström, dem Intendanten des Verbier-Festivals). Und die alten Vorurteile sich wieder regten.“

Going With the Flow: Blood & Sisterhood at the London Marathon

Kiran Gandhi lief einen Marathon, während sie ihre Tage hatte.

„As I ran, I thought to myself about how women and men have both been effectively socialized to pretend periods don’t exist. By establishing a norm of period-shaming, [male-preferring] societies effectively prevent the ability to bond over an experience that 50% of us in the human population share monthly. By making it difficult to speak about, we don’t have language to express pain in the workplace, and we don’t acknowledge differences between women and men that must be recognized and established as acceptable norms. Because it is all kept quiet, women are socialized not to complain or talk about their own bodily functions, since no one can see it happening. And if you can’t see it, it’s probably “not a big deal.” Why is this an important issue? Because THIS is happening, right now.

And so I started bleeding freely.“

In den letzten Monaten nicht für die Uni gelesen

Ich kann keine Romane mehr lesen, seit ich studiere. Keine Ahnung, ob mir die Fußnoten fehlen oder die langen Sätze – wobei: Ich könnte mal wieder Thomas Mann oder Marcel Proust lesen – oder ob ich schlicht gerade so an Sachbücher gewöhnt bin, ich weiß es nicht. Darunter leide ich nur ein bisschen, schließlich lese ich genug spannendes Zeug, aber meine geliebten monatlichen Leselisten (hier die letzte vor dem Studium) liegen seit längerer Zeit wimmernd in der Warteschleife. Das hier ist ein Versuch, sie wenigstens im Geist wiederzubeleben.

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Hildrud Häntzschel – Marieluise Fleißer. Eine Biographie

Okay, kein Roman, aber immerhin nichts über Kunstgeschichte! Auf Marieluise Fleißer wurde ich durch die Münchner Kammerspiele aufmerksam, die ihr Stück Fegefeuer in Ingolstadt im Programm hatten. Die Aufführung begeisterte mich sehr, und ich habe mir vorgenommen, doch mal wieder öfter ins Theater zu gehen (das klappt ganz gut). Diese Kunstform gibt mir die Faszination zurück, die ich im Kino seit längerem vermisse.

Die Biografie Fleißers fand ich sehr gelungen, vor allem, weil man der Biografin manchmal beim Denken zugucken konnte: Hier gibt es zwei verschiedene Versionen eines Ereignisses – welche schreibe ich auf, wie werte ich sie, wo ordne ich sie ein? Das Buch hinterlässt einen guten, wenn auch teilweise nur schlaglichtartigen Eindruck von Fleißer, die im hohen Alter ihre Jugendwerke (leider?) noch mal umschrieb. Auch hier fragt die Biografin eher, zögert, ein abschließendes Urteil zu fällen, sucht anscheinend selbst noch nach Antworten. Ich mochte das sehr.

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Walter Isaacson – Steve Jobs

Hey, noch mal kein Roman, aber wieder nichts über Kunstgeschichte, wo-hoo!

Der Biografie nach zu urteilen, war Jobs ein essgestörter, narzisstischer Kontrollfreak, in dessen Firma ich es keine fünf Minuten ausgehalten hätte. Das ändert nichts daran, dass das Buch sehr lesbar war und ich weiterhin sehr gerne meine ganzen Apple-Produkte verwende. Because pretty and fun and functioning.

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Gavriel D. Rosenfeld/Uli Nickel, Bernadette Ott (Übers.) – Architektur und Gedächtnis. München und Nationalsozialismus. Strategien des Verbrechens

Über das Buch hatte ich schon mal kurz im Rahmen einer Linksammlung gebloggt, daher belasse ich es hier bei dem Verweis. Ich lege es euch trotzdem noch mal ans Herz: Es ist, zumindest im Original, sehr lesbar geschrieben; die Übersetzung knirscht allerdings an manchen Stellen, was man schon beim holprigen Titel merkt, und es geht so weiter, vor allem wenn von lokalen Bauwerken gesprochen wird. Ich kenne jedenfalls niemand, der zum Lichthof der Münchner Uni „Atrium“ sagt, auch wenn das baulich hinkommen mag. Trotzdem habe ich mir die deutsche Ausgabe für Zuhause und das gemütliche Lesebett gegönnt, denn die kostet quasi nichts, und ich wollte die ganzen tollen Literaturhinweise im dicken Anhang haben. Die teure englische Version Munich and Memory: Architecture, Monuments and the Legacy of the Third Reich las ich immer bei uns in der KuGi-Bibliothek.

(Okay, wieder kein Roman. Jetzt aber:)

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Wolfgang Herrndorf – Bilder deiner großen Liebe: Ein unvollendeter Roman

Das Buch erzählt von Isa, einer Figur, die wir schon aus Tschick kennen. Ich mochte, wie immer, die Sprache Herrndorfs, aber dieses Fragment hat mich sehr unberührt zurückgelassen – und ich weiß nicht, ob es anders gewesen wäre, wäre Bilder fertiggeschrieben worden. Müßige Frage, ich weiß. Mein Liebling wird Sand bleiben.

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Donna Tartt – The Little Friend

Nach ihrem ersten Buch, The Secret History, musste man zehn Jahre auf das nächste Werk von Donna Tartt warten. Ich wartete und wartete und wartete, denn History gehört zu meinen Lieblingsbüchern, dann war Friend da, ich begann zu lesen … und legte das Buch nach gut 100 Seiten äußerst gelangweilt zur Seite. Das ist jetzt zehn Jahre her, der Goldfinch konnte mich wieder begeistern, also gab ich dem kleinen Freund noch eine Chance … und legte das Buch nach gut 150 Seiten äußerst gelangweilt zur Seite.

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Bov Bjerg – Auerhaus

Auch hier: Ich mochte die Sprache, ich mochte, das aus den ewig lakonische hingeworfenen Egals irgendwann ein Nicht egal wird, ich mochte die Hauptfigur – aber ich habe keine Ahnung, warum. Alle Personen blieben für mich Schemen, ich kriegte sie nicht zu fassen, sie wurden auf ein, zwei Charakterzüge runtergebrochen, und das war’s. Ich habe Auerhaus schnell und gerne gelesen, aber als ich es durch hatte, wusste ich nicht mehr, warum eigentlich.

In vielen Kritiken las ich von Flashbacks in die Jugendzeit, und das Ding spielt auch genau in der Zeit, in die ich hätte flashbacken können, die 80er. Vielleicht lag es an der übergroßen Konkurrenz von Keith Haring, Queen und Deutschland 83, dass ich hier etwas unbeteiligt geblieben bin.

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Florian Illies – 1913: Der Sommer des Jahrhunderts

Zwei Jahre zu spät, aber glücklicherweise überhaupt: ein wundervolles Buch. Illies kombiniert Szenen und Ereignisse aus der bildenden Kunst, der Literatur, Politik und dem bunten Vermischten aus lokalen Blättchen zu einem kurzweiligen Erzählstrang, der natürlich davon geprägt wird, dass wir wissen, was ein Jahr später passierte. Das schmerzt besonders, wenn wir über Franz Marc oder Georg Trakl lesen. Es zeigt aber gleichzeitig, wieviel aus diesem Jahr uns noch bewegt, ganz gleich, ob wir in einem Museum stehen, in einem Geschichtsbuch blättern oder einen Lyrikband lesen.