Was schön war, Mittwoch, 29. Juni 2016

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Psst, der Film läuft heute nochmal um 17.30 Uhr. Große Empfehlung. Man hat danach allerdings einen fiesen Ohrwurm. (Aus diesem Film natürlich.)

Referatsnotizen zur Frankfurter Küche (1926)

Letzte Woche hielt ich im Esskulturenseminar mein Referat zur Frankfurter Küche. Ich schreibe hier mal die Dinge runter, die ich spannend fand bzw. die mir bei der Recherche aufgefallen sind; alles weitere steht ja in der Wikipedia.

Als Einleitung zum Referat stellte ich die Diskussion um Arbeits- oder Wohnküchen vor. Dafür recherchierte ich erstmal, wie Küchen überhaupt so aussahen. Bis ins 16. Jahrhundert spielte sich, vor allem im bäuerlichen Bereich, fast das ganze Leben in einem Raum statt: Um die Feuerstelle herum, wenn’s einem richtig gut ging, war sie ummauert, wurde geschlafen und gearbeitet, auf ihr wurde gekocht. Sie war Wärme- und Licht-, allerdings auch Rußquelle. Oft lebte in diesem Raum auch noch Kleinvieh, wurde aufgezogen, geschlachtet und weiterverarbeitet. Erst im 19. Jahrhundert und mit dem Aufkommen des Bürgertums änderte sich am Raum Küche wirklich etwas, was auch den kleineren Familien, den neuen industriellen Errungenschaften und dem neuen Wissen über Hygiene zu verdanken war.

Es entwickelten sich die schon angesprochenen Wohn- und Arbeitsküchen. In der Arbeiterklasse herrschte die Wohnküche vor; wieder wurde in diesem warmen Raum nicht nur gekocht, sondern auch gearbeitet; der Hausherr nutzte die oft vorhandene Küchenbank für ein kleines Schläfchen, generell herrschten Holzmöbel vor, die die Küche klar als Wohnraum auswiesen. Bestickte Handtücher schmückten nicht nur, sondern schützten die noch ungekachelten Wände vor Fettspritzern. Ein Badezimmer gab es nicht; in der Küche stand meist eine Blechsitzwanne. Beim Herd lief Altes neben Neuem: Es gab weiterhin die gemauerten Feuerstellen, weiterhin gab es gekachelte Öfen mit einer Eisenplatte, auf der gekocht wurde, und im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts kam ein tragbarer Eisenherd, die sogenannte Kochmaschine, in Mode. Seit 1807 war Gas in Städten zur Beleuchtung verwendet worden, zum Kochen wurde es ab den 1880er Jahren verwendet. Für den elektrischen Strom wurde ab den 1890er Jahren geworben, er blieb aber lange Zeit teurer als andere Heiz- und Kochmittel, was auch die Akzeptanz der Frankfurter Küche beeinflussen sollte.

Fließendes Wasser gab es eher in den städtischen Bürgerhäusern; dort war neben der Küche gerne noch eine Spülküche, in der das Geschirr gewaschen wurde, weiterhin befand sich in der Wohnung eine Waschküche. Diese Bürgerhäuser besaßen meist auch schon ein Badezimmer. In anderen Häusern gab es stattdessen eine Wasserzapfstelle im Treppenhaus für mehrere Parteien.

Beim Stöbern in diversen Büchern zur Küchengeschichte fielen mir Gegenstände auf, die ich von meiner Omi kannte. Das war ein sehr seltsames Gefühl, in der Bibliothek zu sitzen und mit einem Wort wieder in der Küche in der Nähe von Hannover zu sein, in der ich als Kind immer gern gespielt hatte. Omi hatte einen Tisch mit einem ausziehbaren Holzeinsatz, weswegen der Tisch sechs statt vier Beine hatte, was mich immer irritierte. In diesen Einsatz konnte man zwei große Emailleschüsseln setzen, die ich als Kind schlicht deswegen toll fand, weil sie so groß waren und so schön in den Tisch passten. Erst durch die Lektüre zu diesem Referat ist mir klargeworden, dass in diesen Schüsseln das Geschirr oder auch kleine Wäschestücke gesäubert wurden; das Wasser dafür kam eben aus dem Treppenhaus. Ich meine mich daran zu erinnern, dass Omi diesen Ausziehtisch und die Schüssel sogar noch verwendet hat, aber ich glaube, eher für riesige Familienfeiern, wo man halt große Schüsseln brauchte, um für 40 Leute Schokoladenpudding anzurühren.

Zurück in die bürgerliche Küche vor dem 1. Weltkrieg. Sie war eine reine Arbeitsküche. Das Bürgertum hatte repräsentative Räume, in denen auch gespeist wurde; in die Küche verirrte sich die Hausfrau höchstens mal, um der Köchin oder dem Dienstmädchen zu sagen, was sie gerne hätte. (Einschub aus dem Rebekka-Habermas-Referat, in dem ich über zwei Generationen des Besitz- und Bildungsbürgertums sprach: Anfang des 19. Jahrhunderts war für die Hausfrau die Nahrungszubereitung genau das: Nahrung, die zubereitet wurde und die wurde dann gegessen, fertig. Eine Generation später legte die Tochter großen Wert darauf, ihrem Gatten mal sein Leibgericht zu servieren und sich daran zu erfreuen, dass er sich freute. Die Rolle der Hausfrau war nun mehr als „nur“ die Verwaltung von Haus und Hof (Stichwort Schüsselgewalt), sondern die liebevolle Verwaltung. Die Frau sollte nun bitteschön darauf achten, dass nicht nur alles lief, sondern dass es auch noch hübsch war und alle glücklich lächelten. Ich übertreibe, aber das hat mich schon wieder wahnsinnig gemacht. Die Mutter im Buch schreibt ihrer Tochter auch wütende Briefe, warum sie jetzt selbst stricke und häkele und nähe, anstatt das gefälligst Leute machen zu lassen, die dafür Geld kriegen, aber das Töchterlein fand das halt so nett, mit ihren Töchtern beisammenzusitzen und etwas Schönes zu produzieren, das keinerlei ökonomischen Wert hatte.

Stoßrichtung des Habermas’schen Buch ist es, die angeblich tradierten Geschlechterrollen neu zu betrachten: Viele Entscheidungen seien den Frauen nicht von den Männern aufgedrückt worden, sondern sie hätten sie selbst gefällt. Das kann sie auch sehr gut begründen, wobei ich ihr, genau wie jede*r andere*n Biograf*in unterstelle, die Quellen so zu interpretieren, wie es passt. Da ich für mein Kindheitsseminar viele andere Texte über das gleiche Thema gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass ihr Buch – zusammen mit Trepps Sanfte Männlichkeit und selbstbewusste Weiblichkeit – irgendwie immer die Exotinnenfußnote bildet. Die Forschung scheint anzuerkennen, dass es Gegenstimmen zum gelernten „Mann geht raus und arbeitet für Geld, Frau bleibt im Heim und macht nix“ gibt, aber so richtig niedergeschlagen hat sich das in der weiteren Literatur noch nicht. Einschub Ende.)

Die bürgerliche Küche war ihrer Aufgabe entsprechend eher kleiner als die Arbeiterküche, eher weiß eingerichtet (das kam Anfang des 20. Jahrhunderts in Mode), eher schlicht als wohnlich. Es gab kurz nach dem 1. Weltkrieg Bestrebungen, Familien ganz von der Last des Kochens zu befreien. In Berlin entstanden einige sogenannte Einküchenhäuser; dort war im Erdgeschoss oder Souterrain eine große Küche, in der Bedienstete für das ganze Haus kochten und die Nahrung per Speiseaufzug in die einzelnen Wohnungen schickten. Die Wohnungen selbst hatten höchstens einen kleinen mobilen Gaskocher, falls doch mal etwas erhitzt werden musste. In der jungen Sowjetunion gab es die gleichen Bestrebungen, allerdings eine Nummer größer: Hier wurden Kommunalgebäude geplant, in denen hunderte von Familien von einer Großküche verpflegt wurden. Sie aßen allerdings alle gemeinsam in einem großen Speisesaal. Ich habe das betreffende Buch leider schon zurückgegeben, daher weiß ich nicht mehr genau, ob diese Kommune über das Planungsstadium hinauskam (ich glaube ja). Die Häuser in Berlin (hier weiß ich nicht mehr genau, wo sie waren) besaßen nur wenige Jahre eine Gemeinschaftsküche – schon um 1920 herum wurden die einzelnen Wohnungen mit Küchen nachgerüstet.

In den USA entwickelte sich in den 1880er Jahren das Home Economics Movement, das darauf hinwies, dass gerade in der Küche und ihren Arbeitsabläufen nicht mehr alles zeitgemäß und viel zu umständlich war. Nach 1910 wurden sowohl in den USA als auch in Deutschland die Handgriffe der Hausfrauen vermessen, um festzustellen, wo Arbeit einzusparen war. Das Movement und auch Teile der Frauenbewegung wollten die Frau nicht aus der Küche herausholen, ihr aber einen effizienten und ergonomischen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Küchenarbeit sollte als eben das anerkannt werden: Arbeit.

Schon bei der Ergonomie haperte es: Es gab noch keine einheitlichen Standards für Möbel oder technische Geräte. Meist sahen gerade Arbeiterküchen aus so wie heutige WG-Küchen: Jeder bringt was mit und irgendwie passt das dann halt. Nur in Hotelküchen hatten sich Standards bereits durchgesetzt, denn dort wurde professionell und in größerem Ausmaß gekocht, ähnlich wie sich Effizenzbestrebungen und ergonomische Arbeitsabläufe langsam in der Industrie durchsetzten, um die Produktion zu erhöhen. (Darüber kann man natürlich auch diskutieren, wie toll das für die Arbeiter*innen war, dass sie mehr produzieren konnten.)

Margarete Schütte-Lihotzky, die Architektin der Frankfurter Küche, ließ sich vom Mitropa-Speisewagen inspirieren. Sie stellte fest, dass dort auf 8 qm (eine Küche und ein Raum zum Anrichten der Speisen) in 15 Stunden über 400 Gäste verköstigt werden konnten und fragte sich, wieso eine Familie von fünf Personen, die dreimal am Tag isst, doppelt oder dreifach so viel Platz brauchte.

Kurz zur Wohnungsbausituation. Nach dem 1. Weltkrieg zogen immer mehr Menschen in die Städte. Der Anteil der Stadtbewohner*innen stieg von 1910 bis 1930 von 21 auf 37% der Bevölkerung. 1930 lebte ein Siebtel aller Deutschen im Großraum Berlin. Dort und in Frankfurt (unter der Leitung von Ernst May) wurden als Pilotprojekte große Wohnanlagen in Vorstädten geplant, die die überfüllten Innenstädte entlasten sollten. Aus Kostengründen entschied man sich für die Plattenbauweise und relativ kleine Wohnungen. Zwischen 1920 und 1932 wurden im Deutschen Reich 2,6 Millionen Wohnungen mit fließendem Wasser, Gas und Elektrizität gebaut. In 10.000 dieser Wohnungen in Frankfurt wurde die Frankfurter Küche eingebaut. Einige wenige sind meines Wissens nach noch erhalten, aber auch sie befinden sich nicht mehr komplett im Originalzustand.

(Wenn Sie sich bitte mal das Bild in der Wikipedia angucken? Sie können meine folgenden Ausführungen dann besser nachvollziehen.)

Die Küche war eine reine Arbeitsküche und folgte damit auch der Maxime von Bruno Taut, der 1924 gefordert hatte, nur noch Arbeitsküchen in neue Wohnungen einzubauen. Die Sozialwissenschaftlerin Erna Meyer (die später die Münchner Küche entwarf) vertrat 1926 eher die Wohnküche; sie propagierte eine Kochzeile im Wohnraum, damit die Hausfrau nicht so von ihrer Familie abgeschnitten war. Schütte-Lihotzky entschied sich für eine Arbeitsküche, in der auf 6,5 qm Kochen, Abwaschen und Bügeln möglich war.

Besonders an der Küche war, neben ihrer geringen Größe, zum Beispiel das Abtropfgestell über der Spüle. Effizienzuntersuchungen hatten festgestellt, dass Frauen die schmutzigen Teller meist links von sich liegen hatten; sie mussten aufgenommen und gewaschen werden, wurden dann rechts abgelegt und später verräumt. Mit dem Abtropfgestell erspart man sich einge Handgriffe: Das Geschirr wird aufgenommen, abgewaschen und im links hängenden Gestell deponiert, wo es trocknet und auch seinen endgültigen Aufbewahrungsplatz hat.

Der Drehstuhl vor der Tischplatte ist höhenverstellbar, das Fenster extra etwas höher angebracht, damit man es entspannt öffnen kann, selbst wenn der Tisch mit Nahrung oder Gerätschaften zugestellt ist. In der Tischplatte befindet sich ein Loch, durch das Gemüsereste wie Kartoffelschalen etc. direkt in eine kleine Schublade geschoben werden konnten. Die Schublade wurde später entleert. (Sowas hätte ich gerne! Außer wenn ich Tomatensauce koche, saue ich meine Küche dann am großflächigsten ein, wenn ich Müll von der Arbeitsplatte in den Mülleimer transportiere.)

Neben dem elektischen Herd befindet sich eine Kochkiste, die, wenn ich den Foodblogs glauben darf, gerade eine kleine Renaissance feiert. In ihr garen angekochte Speisen stundenlang einfach weiter, bis sie fertig sind – ganz ohne Strom oder andere Energie. An der linken Wand der Küche befindet sich ein herunterklappbares Bügelbrett, und der Weg ins Esszimmer nebenan soll nicht mehr als drei Meter betragen. Rechts in der Schrankwand, die, auch neu, bewegliche Einlegeböden hatte, befinden sich die Haarer Schütten, die ich auch gerne hätte. Sie ersparen der Hausfrau das ewige Packungsaufreißen und -wiederverschließen; Mehl, Zucker, Hülsenfrüchte etc. werden einfach in die Schütte getan und können von dort aus auch verwendet werden – daher der Name Schütte. Man konnte den Zucker einfach rausschütten und musste nicht noch löffeln oder ähnliches. Und schick sehen sie aus! Mein Lieblingsfeature in der Küche ist allerdings die Deckenlampe, die man genau dahinschieben oder -ziehen konnte, wo man sie gerade brauchte. Okay, heute haben wir drehbare Halogenspots, aber wie clever!

Für die Frankfurter Küche wurde erstmals mit der Industrie zusammengearbeitet, die einheitliche Maße fertigte und das durch die geforderte hohe Stückzahl auch noch halbwegs erschwinglich. Trotzdem wurden die Wohnungen für Arbeiter meist zu teuer, die meisten Bewohner*innen waren kleinbürgerlich – und teilweise nicht ganz glücklich mit der neuen Küche, obwohl sie in Radiospots und Veranstaltungen erklärt wurde und es Informationsmaterial zu ihrer Benutzung gab. Hauptkritikpunkt war, und das freute vermutlich Frau Meyer, dass die Hausfrau sich von ihrer Familie zu sehr abgeschnitten fühlte in ihrem kleinen Arbeitskabinett. Es wurde außerdem bemängelt, dass eigene Möbel keinen Platz mehr hatten, das Loch im Tisch sorgte für Erstaunen, und mit der Elektrizität konnten sich auch viele nicht anfreunden. Teilweise war es eine Preisfrage, teilweise wollten sie schlicht nicht damit kochen. Einige nutzten kleine Gaskocher für ihre Mahlzeiten, andere gaben zu, gar nicht mehr warm zu essen.

Die Frankfurter Küche war auch deshalb so neu, weil sie erstmals im privaten Bereich einen kompletten Raum durchgestaltete. Heute gaukeln uns Einbauküchen und Ikea wenigstens vor, dass wir noch eine Wahl hätten, aber im Prinzip machen wir heute das gleiche: Wir gestalten einen Raum anstatt dass wir wild Möbel in ihm platzieren. Die blauen Oberflächen waren übrigens nicht nur Deko; angeblich hatten Wissenschaftler*innen herausgefunden, dass Fliegen sich nicht auf blaue Flächen setzten.

Die Nationalsozialisten propagierten wieder die gemütliche Wohnküche. Nach 1945, als wie schon in den 1920er Jahren große Wohnungsnot herrschte, entschied man sich wieder für eher kleine Küchen, die inzwischen unter dem Namen Schwedenküche aus den USA in die Bundesrepublik kamen. 1956 hatte eine Sozialwohnung durchschnittlich 57,6 qm (zwei Zimmer, Küche, Bad). Die Küche war meist zwischen 4 und 7 qm groß und mit Herd, Spüle, Speisekammer oder entflüftbarem Speiseschrank ausgerüstet. Ich meine mich zu erinnern, dass Kühlschränke erst in den 1960er Jahren in der Bundesrepublik Standard wurden, aber das weiß ich nicht mehr genau.

In den 1950er Jahren wurden in Westdeutschland erstmals glatte, durchgehende Arbeitsflächen und industriell genormte Geräte, die fugenlos verbunden waren, verbaut. Die Ausstattung und Einrichtung der Küche wurde allerdings nicht mehr vorgegeben, sondern konnte bereits individuell zusammengestellt werden. Seit 1957 gab es DIN-Normen für Elektrogeräte und Schrankteile, in dieser Zeit kamen auch Kunststoffoberflächen in Mode. Küchen wurden cleaner und aseptischer, was in den 1970ern zum Umschwung in Richtung gemütliche Landhausküche führte. 1970 war die durchschnittliche Küche 11 qm groß, nicht nur in Mietwohnungen, auch in Eigenheimen. 1993 hatten dreiviertel aller Küchen eine Größe zwischen 5 bis 15 qm. Meiner Meinung nach hat sich weder die reine Arbeits- noch die reine Wohnküche durchgesetzt.

In der DDR machte man sich nach 1949 Gedanken zum sozialistischen Design, das ähnlich schwer zu definieren war wie die sozialistische Kunst (Formalismusstreit). Man endete ungefähr da, wo auch Westdeutschland war: bei kleinen Küchen mit skandinavisch anmutendem Design. Der Grundgedanke war auch hier: günstige, funktionale Möbel in erschwinglichen und schnell zu bauenden Wohnungen.

Mit der Planung von mehrgeschossigen Wohnbauten wurde Gerhard Kosel beauftragt, der 1954 aus der Sowjetunion in die DDR zurückkehrte. Er war 1932 mit Bruno Taut (wir erinnern uns: Arbeitsküche 1924) in die UdSSR übergesiedelt und hatte unter Ernst May (wir erinnern uns: Frankfurt) am Aufbau eines Kombinats mitgewirkt. Ich gehe stark davon aus, dass seine Kollegen, Lehrmeister und Vorgesetzten seine architektonische Auffassung von Küchen- und Wohnraumgestaltung entscheidend mitgeprägt haben. Außerdem quietsche ich immer glücklich, wenn ich solche Querverbindungen finde, weil man dann einen schönen roten Faden fürs Referat hat. „Auf den Herren komme ich nochmal zurück.“ Zack, Aufmerksamkeit.

Kosel entwickelte zwischen 1960 und 1962 den Plattenbau P2, der bis 1989 verbaut wurde. Das Besondere an ihm war die innenliegende, fensterlose (und kleine) Küche, die nur durch einen Vitrinenschrank mit Durchreiche belichtet wurde, der die Küche vom Wohnraum abtrennte. Ab 1972 gab es zusätzlich den Bautyp WBS 70, dessen Küchen größtenteils außenliegend waren.

Die Frage, die ich zum Beginn des Referats stellte, war: Hat die Frankfurter Küche die Küchenentwicklung in der Bundesrepublik und der DDR nach 1945 beeinflusst? Das würde ich mit einem dicken Ja beantworten. Die Frankfurter Küche hat kleine Küchen zu einem Normalzustand gemacht (das kann man positiv oder negativ sehen), wir setzen heute ergonomische, flexible Möbel in der richtigen Höhe voraus und verlassen uns auf eine standardisierte Fertigung, damit der neue Herd auch ja in die Lücke passt, die der alte hinterlassen hat.

Literatur (Auswahl):

Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos – von der Feuerstelle zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel, Gießen 1992.

Däuper, Anne: „Zwischen Kochtopf und Fassade“, in: ach. Ansichten zur Architektur 23/24 (2006), S. 7/8.

Heßler, Martina: „The Frankfurt Kitchen: The Model of Modernity and the ‚Madness‘ of Traditional Users, 1926 to 1933“, in: Oldenziel, Ruth/ Zachmann, Karin (Hrsg.): Cold War Kitchen. Americanization, Technology, and European Users, Cambridge, Mass. 2009, S. 163–184.

Mai, Gunther: Europa 1918–1939. Mentalitäten, Lebensweisen, Politik zwischen den Weltkriegen, Stuttgart 2001.

Miklautz, Elfie/Lachmayer, Herbert/Eisendle, Reinhard (Hrsg.): Die Küche. Zur Geschichte eines architektonischen, sozialen und imaginativen Raums, Wien/Köln/Weimar 1999.

Noever, Peter (Hrsg.): Margarete Schütte-Lihotzky. Soziale Architektur. Zeitzeugin eines Jahrhunderts, Wien 1996.

Palutzki, Joachim: „Der standardisierte Wohnungsbau. Zur Entwicklung der Wohnungsbauprogramme der 1960er und 1970er Jahre in der DDR“, in: Lichtnau, Bernfried (Hrsg.): Architektur und Städtebau im südlichen Ostseeraum zwischen 1936 und 1980, Berlin 2002, S. 409–433.

Pfützner, Katharina: „‚But a home is not a laboratory‘. The Anxieties of Designing for the Socialist Home in the German Democratic Republic 1950–1965“, in: Schuldenfrei, Robin (Hrsg.): Atomic Dwelling. Anxiety, Domesticity, and Postwar Architecture, London 2012, S. 149–168.

Silbermann, Alphons: Die Küche im Wohnerlebnis der Deutschen. Eine soziologische Studie, Opladen 1995.

Surmann, Antonia: Gute Küchen, wenig Arbeit. Deutsches Küchendesign im westeuropäischen Kontext 1909–1989, Berlin 2010.

Das Surmann-Buch ist der Kracher! Das ist eine kunsthistorische Dissertation, laut Einleitung die erste, die sich mit Küchendesign in Westeuropa von 1909 bis 1989 beschäftigt. Die Bilder sind eine einzige Schatztruhe. Alleine damit könnte man einen entspannten Diaabend mit Mettigel und Früchtebowle bestreiten.

Eine Leserin wird sehr über den Noever stöhnen, aber ich fand den recht informativ.

Tagebuch, Montag, 27. Juni 2016 – Neue Stimme

Vor dem Biografieseminar zwei Stunden in der Stabi verbracht, danach ins ZI geradelt und getippt.

Ich arbeite gerade an einem nicht-universitären Projekt, für das ich Gebäude beschreibe und ich erwische mich dabei, wie sich ein paar Adjektive in meine Texte schleichen, die ich in meinen Uni-Arbeiten immer brav streiche. Andererseits ist es eben kein Text für die Uni, er hat durchaus wissenschaftliche Ansprüche, richtet sich aber eher an interessierte Laien. Von daher fühle ich mich ganz wohl mit einem leicht veränderten Stil, aber es ist noch ungewohnt, ihn zu sehen.

Ich habe schon so viele kunsthistorische Texte gelesen, bei denen ich dachte: „Hase, jetzt entferne doch bitte mal das Stöckchen aus dem Popöchen und schreib einfach, was du siehst/entdeckst/meinst.“ Ich habe hingegen noch nie bei einem kunsthistorischen Text gedacht: „Nein, das ist mir jetzt wirklich zu viel Begeisterung für das Objekt, damit komme ich nicht klar.“ Auch das ist durchaus ein Argument für meine Adjektive und nicht gegen sie. Aber wie gesagt: Ich lese mich jetzt eher wie die Anke, die überschwänglich mit den Ärmchen wedelt, während sie den Freundinnen, die nicht weglaufen können, die Schönheit von Architektur nahebringt als die Anke, die ihre Uni-Dozent*innen diszipliniert davon überzeugen möchte, gefälligst eine sehr gute Note unter das Paper zu schreiben.

Mir gefällt die neue Anke. Es fühlt sich sehr gut an, eine andere professionelle Stimme in mir zu finden als die, die ich aus der Werbung kannte. Herzlich willkommen, nimm dir nen Keks. Oder fünf. Und ein paar Bauklötze.

Tagebuch, Sonntag, 26. Juni 2016

Tippeditipp, entspanntes Weißwurstfrühstück beim ehemaligen Mitbewohner, noch schnell eine Episode Bildungsfernsehen und das Frankreichspiel bei ihm auf der Couch geguckt, nach Hause gefahren, tippeditipp und das Deutschlandspiel eher nebenbei laufengelassen, dann nochmal konzentriert tippeditipp, schon gegen 22 Uhr müde ins Bett.

Tagebuch, Samstag, 25. Juni 2016

Bibliografiert, eine Folge Orange is the New Black gesehen, bibliografiert, eine Folge Orange is the New Black gesehen, ein paar Aufsätze gelesen, die online verfügbar waren, eine Folge Orange is the New Black gesehen. Und dann noch eine und noch eine. Die letzte Szene hat mir das Herz gebrochen in ihrer schlichten Schönheit.

Tagebuch, Freitag, 24. Juni 2016 – Brexit

Ich ruinierte unser schon traditionelles Morgenkuscheln, indem ich zum iPhone griff, das neben dem Bett lag und auf Twitter las, dass sich Großbritannien dazu entschieden hatte, kein Teil der EU mehr sein zu wollen. Anstatt noch 20 Minuten aneinander rumzulungern, bevor wir aufstehen mussten, hatten wir beide unsere Handys vor der Nase, lasen uns Tweets vor und schüttelten verbal die Köpfe.

Ich habe ein eher emotionales Verhältnis zur EU, und ich ahne, dass dieses Gefühl mehr mit Schengen zu tun hat als mit der Gründungsurkunde, die, soweit ich weiß, einen Wirtschaftsraum definierte. Da geht’s schon los: Ich weiß nicht mal genau, wann und warum die EU gegründet wurde. Ich wuchs aber damit auf, dass wir eine schöne blaue Flagge mit goldenen Sternen drauf hatten, eine noch schönere Hymne und dass ab und zu Europawahlen stattfanden, bei denen ich immer das wählte, was ich auch bei Bundestagswahlen wählte. Full Disclosure: Die einzige Wahl, an der ich hätte teilnehmen dürfen und bei der ich dieses Recht verfallen ließ, war eine Europawahl. Ich wohnte in Hannover, das müsste also irgendwann in den 1990ern gewesen sein. Ich hatte nicht das Gefühl, dass meine Stimme irgendwas in meinem direkten Umfeld ändern würde – im Gegensatz zu anderen Wahlen, die sich auf Deutschland, seine Länder oder Kommunen bezogen –, also ging ich nicht wählen.

Ich frage mich, ob es vielen der Menschen, die vorgestern gegen die EU stimmten, ähnlich ging. Dass sie schon länger das Gefühl hatten, ihre Stimme zähle ja eh nicht. Dass sie vielleicht einfach aus Protest das wählten, was anscheinend aus Protest zu wählen war. Vielleicht ist das meine Filterblase, aber ich hatte gestern mehrere Hinweise darauf in der Timeline, dass sich erst jetzt, nach dem Endergebnis, einige fragen, was ein Brexit überhaupt bedeutet. Mir ist das auch nicht so richtig klar, denn ehrlich gesagt habe ich nie damit gerechnet, dass Großbritannien dafür stimmen könnte.

Aber wie gesagt, ich fühle mich eher emotional als rational als Europäerin. Das ist mir erstmals in den USA aufgefallen, als ich Europa vermisste und nicht unbedingt Deutschland, keine Ahnung warum. Für mich ist unser Kontinent neben meinem Heimatland noch viele weitere Heimatländer, obwohl ich nicht in ihnen geboren bin. Es bedeutet mir sehr viel, theoretisch morgen in 28 Ländern leben und arbeiten zu können. (Ja, das musste ich nachgucken, wieviele Länder die EU überhaupt hat.) Selbst wenn ich bis an mein Lebensende in Deutschland bleiben werde, fühlt es sich großartig an zu wissen, dass ich das nicht muss. Dass meine Fähigkeiten auch in anderen Ländern zählen, dass ich von vornherein einen Vertrauensvorschuss genieße, den andere nicht haben, weil sie schlicht nicht das Glück – und mehr ist das nicht – hatten, in einem EU-Land zur Welt gekommen zu sein. Auch deswegen ist mir Nationalismus fremd und er wird mir immer fremder, je mehr Menschen AfD wählen und je lauter die Rassismen werden, die jetzt gerade zur Europameisterschaft wieder ihre hässlichen Häupter recken.

Ich fühle mich deutsch, weil Deutsch meine Muttersprache ist, weil ich dieses Land und seine Mechanismen am besten von allen Ländern verstehe, weil ich mich erwische, manchmal sehr klischeehaft deutsch zu sein (pünktlich, ordentlich, Oktoberfest) und weil es sich hier in meinen Augen richtig gut leben lässt.

Ich fühle mich aber gleichzeitig sehr bewusst und sehr glücklich als Europäerin, wenn ich mal eben am Flughafen meinen Perso vorzeige und einfach so in ein Flugzeug steigen kann, das mich nach Paris zu einer Ausstellung bringt. Oder nach London zu einem Restaurant. Oder nach Rom zu einer Kirche. Oder oder oder. Ich denke darüber gar nicht mehr nach, dass das geht, sondern ich gehe davon aus, dass das geht. Ich fühle mich mit den Menschen in Frankreich, England und Italien ähnlich verbunden wie mit meinen bayerischen Nachbarn und Nachbarinnen, weil wir alle die gleiche blaue Flagge und die gleiche schöne Hymne haben. Und ich kann nicht verstehen, dass irgendjemand dieses Glück nicht mehr haben möchte.

Ich zitiere mich mal selbst, denn mein Eintrag aus einem Parisurlaub von Kai und mir geht mir seit gestern im Kopf rum. Dieser Eintrag über meinen Versailles-Besuch, letzter Absatz:

„Aber meine Laune [nach einem fiesen Regenguss] war trotzdem noch okay, was vor allem einem Vorfall auf der Hinfahrt zu verdanken ist. Als le Kerl und ich gerade die RER in St. Michel/Notre Dame besteigen wollten, tippte mich ein älterer Herr auf die Schulter: „Train to Versailles? The castle?“ Ich bejahte, und der Herr und seine Gattin stiegen mit uns ein und setzten sich auch neben uns. Die Dame zog ihren Paris-Reiseführer aus der Tasche, und ich musste schmunzeln, denn es war genau mein Exemplar – nur in einer anderen Sprache. Das sagte ich und zeigte ihr meinen, worauf sie fragte, woher wir kämen. „Germany – Allemagne.“ „Ah, Deutschland! Wir sind von Ungarn.“ Wir nickten freundlich, und der Mann beugte sich lächelnd zu uns: „Wir von Ungarn – Sie von Deutschland – treffen hier in Frankreich. Das ist Europa!“

Mais oui, monsieur. C’est l’Europe. Et si belle.“

Was schön war, Donnerstag, 23. Juni 2016 – Uni, Feedback, Gin

Gestern waren es in München über 30 Grad, und nein, das ist nicht schön. Ich persönlich empfinde alles über 20 Grad als persönlichen Affront, aber gegen das Wetter kann ich bekanntlich nichts machen. Was ich aber machen kann: meinen Lieblingsrock anziehen, der so lang ist, dass er im Wind leicht über meine nackten Füße streift.

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Und heute creme ich mir nicht nur Arme und Gesicht und doppelt den Nacken ein, sondern auch die Füße. Auf denen habe ich nämlich Sonnenbrand. Von ungefähr 30 Minuten in Etappen draußen. Stupid summer.

Sehr schönes Rosenheim-Seminar gehabt. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die alten Kategorien „entartet“, im Widerstand, in der inneren Emigration, emigriert, angepasst, Mitläufer in der Kunstwelt nicht so recht funktionieren. Als ich ansprach, dass mir das schwer fällt, die Künstler im Seminar (keine Künstlerinnen) sprachlich zu fassen, meinte der Dozent: „Vielleicht gibt es noch keine Vokabeln für das, was die Kunst damals war.“ Nach 1945 war es vermutlich einfacher, alles in Gut und Böse und „Wir haben von allem nichts gewusst“ einzuteilen. Das klappt heute nicht mehr, und ich bin sehr gespannt darauf, was in gut einem Jahr in den Wandtexten der Galerie Rosenheim zu lesen sein wird.

Danach wieder ein ebenso spannendes und lehrreiches Seminar zur Kindheit und Jugend im 19. Jahrhundert gehabt. Zum Tagesabschluss Feedbackgespräch mit der Dozentin in der Biografieforschungsübung: „Bestes Referat im Seminar.“ Das kleine Achtsemester hat endlich den Topf am Ende des Regenbogens gefunden.

Für unsere letzte Sitzung in gerade mal drei Wochen (WO IST DAS SEMESTER SCHON WIEDER HIN?) hatte uns die Dozentin die Aufgabe gegeben, unsere Lieblingsbiografie im Kurs vorzustellen. Da ich eine Zeitlang exzessiv Biografien gelesen habe, stehe ich seit Tagen vor meinem Regal und denke: „Die da. Nee, die! NEIN, DIE!“ Ich erwähnte das gestern, woraufhin die Dozentin meinte, dann solle ich einfach drei mitbringen.

Jetzt stehe ich vor dem Regal: „Die drei. Nee, die! NEIN, DIE!“

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Abends freudig vor mich hingearbeitet und dabei sehr gute Gesellschaft gehabt. Kippe jetzt übrigens meinen Bombay Sapphire weg.

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Daily Pic – Mittwoch, 22. Juni 2016

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Was schön war, Dienstag, 21. Juni 2016 – Referat, Fußball, Sommerbalkon

Letztes Referat im achten Semester gehalten.

Die Frankfurter Küche habe ich gut erklären können und einen kleinen Ausblick auf das Küchendesign in den 1950er und 1960er Jahren in Bundesrepublik und DDR gegeben – sofern das möglich war, denn gerade zur DDR habe ich fast keine Literatur gefunden. Ich schreibe das, was ich gefunden habe, vermutlich in den nächsten Tagen mal auf. Jetzt nicht, jetzt fühlt es sich gerade wie Semesterende an, obwohl ich noch zwei Hausarbeiten und eine Klausur vor mir habe. Die zwei Klausuren, die ich eigentlich in den Vorlesungen hätte schreiben müssen, muss ich nicht schreiben, weil ich die beiden Vorlesungen geknickt habe. Denn: Auf meinem Schreibtisch liegt ein toller Job, für den ich bisher immer nur hier mal ne Stunde und da mal nen halben Tag Zeit hatte, weil die Uni so viele Ressourcen gefressen hat, keine Ahnung warum.

Ich weiß nicht, ob der endgültige Abschied von Hamburg, den ich Anfang April vollzogen habe, mich irgendwie angeschlagen hat – ich vermute ja –, denn dieses Semester kam mir bisher viel arbeitsreicher vor als sonst, obwohl ich nicht mehr Kurse hatte. Ich hatte kaum Zeit für Nebenbeikram, ich wollte wildes Zeug mit meiner Website machen, meine neue Kamera liegt fast unbenutzt rum, ich sitze quasi nur in Bibliotheken und am Schreibtisch und das ist ungewohnt. Das kommt so geballt sonst eigentlich erst bei den Hausarbeiten. Das bilde ich mir jedenfalls ein. Aber das liegt jetzt hinter mir, jetzt kommt der schöne Job, und ich freue mich sehr, endlich anständig Zeit für ihn zu haben.

Was gestern auch schön war: das Feedbackgespräch mit dem Dozenten, das Fußballspiel, in dem Herr Gomez ein Tor schoss und die Stündchen danach mit F. auf seinem Balkon, wo wir endlich mal nicht über meinen Unikram reden mussten, weil der jetzt vorerst durch ist, sondern über Zeug und Kunst und die Welt und Schnaps.

Was schön war, Montag, 20. Juni 2016 – Referat, lesen, essen

Vorletztes Referat über Rebekka Habermas’ Frauen und Männer des Bürgertums gehalten. Ich glaube, das war okay. Danach ins ZI gefahren und gelesen. Nach Hause geradelt und das letzte Referat finalisiert, das ich heute halten werde. Weiter gelesen und für Geld geschrieben.

Zum Abendessen war ich so hirntot, dass mir nichts einfiel außer „Ich könnte mal Nudeln mit Tomatensauce machen“. Da ich aber ahnte, dass es noch mehr geben müsste, was man über Nudeln wirft, blätterte ich mal wieder in Made in Italy, das immer etwas Hübsches parat hat. Gestern wurden es Orecchiette mit Erbspüree.

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Dazu Pancetta (bei mir lag nur Frühstücksspeck im Kühlschrank, aber der tat’s auch) in feinen Streifen in wenig Butter andünsten, er soll nicht braun werden. Ein, zwei Handvoll frische Erbsen (bei mir TK) dazugeben, ein, zwei Kellen Wasser dazu, abdecken, zehn Minuten köcheln lassen. Nebenbei die Nudeln kochen, bis sie fast fertig sind. Wenn die Erbsen weich sind, mit einer Gabel zerdrücken, notfalls Wasser nachgeben, damit alles schön saucig bleibt (ich habe dazu das Nudelkochwasser genommen). Kurz bevor die Nudeln gar sind, mit einem Schaumlöffel in die Pfanne umsiedeln und noch ein bisschen Butter dazugeben. Vorsichtig salzen und pfeffern und mit Parmesan servieren. Das hat überraschend großartig geschmeckt, hätte ich gar nicht erwartet. Die TK-Erbsen waren frischer als gedacht und der Speck gab dem ganzen diesen herrlichen salzig-rauchigen Unterton. Das Rezept kommt auf die Gerne-wieder-Liste.

Donuts

Das Grundrezept stammt aus der ollen Brigitte. Es hilft ja nix, war das zweite, was beim Googeln auftauchte, und ich muss zugeben, die Rezepte aus der Brigitte funktionieren ziemlich gut. Genau wie die aus essen & trinken, für die ich inzwischen sogar meinen Adblocker deaktiviert habe. So weit ist es schon!

donuts

Ich habe das Rezept halbiert und acht Donuts rausbekommen. Und acht kleine Kreise, die mal in der Mitte der Hefeteigscheibchen steckten, die man auch super frittieren kann.

In einer Schüssel
225 g Mehl, Type 405,
1/2 Tütchen (ca. 4 g) Trockenhefe,
1 gute Prise Salz und
90 g Kristallzucker vermischen. Die Brigitte hätte gerne noch den Abrieb einer viertel Biozitrone, das hab ich mir geschenkt.

100 ml Milch leicht erwärmen (lauwarm) und zusammen mit
65 g zimmerwarmer Butter und
1 Ei zu den trockenen Zutaten geben. Mit einem Mixer mit Teighaken zu einem glatten Teig verkneten. Der Teil ist fies klebrig und zäh, den kann man nicht mit der Hand kneten. Solange rühren, bis er sich von der Schüsselwand löst oder bis ihr meint, er sehe jetzt gut aus. Schüssel abdecken und alles für mindestens eine Stunde an einem warmem Ort gehen lassen, bis der Teig sich sichtbar vergrößert hat. Ich stelle Hefeteig immer in den Ofen, in dem Licht brennt bzw. drehe kurz auf 50 Grad auf (kleiner geht’s nicht), schalte dann wieder ab und fertig.

Nach der Ruhezeit den Teig mit Teigschaber oder -karte aus der Schüssel kratzen und auf der stark bemehlten Arbeitsfläche kurz und energisch durchkneten. Die Hände sollten auch bemehlt sein, überhaupt kann man bei diesem Teig seine Umgebung gar nicht genug bemehlen, sonst klebt er überall fest, der Racker.

Den Teig gut anderthalb Zentimeter dick ausrollen (Nudelholz bemehlen, Kinnings) und die Donuts mit circa 8 cm Durchmesser ausstechen (Loch in der Mitte nicht vergessen). Auf ein Blech geben, abdecken, nochmal mindestens 30 Minuten gehen lassen. Bei mir sind sie nicht viel größer geworden, aber beim Frittieren werden sie das, also keine Bange, wenn die Teigkringel nach der zweiten Ruhezeit noch nicht so groß sind wie ihr sie gerne hättet.

In einer tiefen Pfanne oder einem geeigneten Topf
Frittierfett erhitzen (bei mir Kokosfett) und die Donuts blitzschnell ausbacken. Mit blitzschnell meine ich genau das: Der erste war ein bisschen tranig (das ist der helle oben im Bild), die anderen waren meist nach nur 30 Sekunden pro Seite richtig schön gebräunt. Einfach ausprobieren – wenn sie richtig aussehen, sind sie das auch.

Nach dem Frittieren auf Küchenpapier entfetten und sofort in einer
Zimt-Zucker-Mischung wälzen. Noch warm servieren.

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Oder die Donuts abkühlen lassen und aus
50 g gesiebtem Puderzucker,
3 TL Zitronensaft und
dem Abrieb einer Biozitrone

zitronigen Zuckerguss basteln. Demnächst dann eine Schokoglasur. Und irgendwann fülle ich die Dinger auch noch. Aber gestern war ich mit Zimt, Zucker und Zitrone sehr glücklich. Die Donuts sind innen fluffig, außen knusprig, nicht zu süß und machen irrwitzig satt. Da kommt kein Dunkin’ Donut mit.

Wirsing-Erdnuss-Suppe

Das Rezept stammt von Oh Sophia, deren Blog ich kenne, seit sie vor hundert Jahren mal mit anderen Kochblogger*innen beim Perfekten Dinner war. Seitdem schaue ich öfter bei ihr vorbei und gucke, was es so an Veganem gibt – wie dieses Süppchen.

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Angeblich für vier nicht sehr hungrige Personen. Vulgo: Ich hab das in zwei Portionen weggekriegt.

In einem großen Topf
1 Zwiebel, grob gehackt, in
1 EL neutralen Öl andünsten. Bei mir ist das immer Sonnenblumenöl.

Nach wenigen Minuten
2 EL cremige Erdnussbutter,
2 EL Tomatenmark und
1 EL Paprikapulver dazugeben und kurz mitdünsten lassen. Ordentlich umrühren.

Wiederum nach wenigen Minuten
250 g Kartoffeln, grob gewürfelt, und
150 g Wirsing, in Streifen geschnitten, dazugeben. Alles nochmal umrühren und mit
500 ml Gemüsebrühe aufgießen. Das Originalrezept will Wasser, aber das fand ich arg geschmacklos. Könnt ihr aber natürlich auch gerne erstmal ausprobieren. Ich habe die Suppe mittags brav nach Rezept gekocht und beim Essen großzügig mit dunklem Sesamöl nachgewürzt, fand es aber nicht so richtig gut. Für die zweite Portion abends habe ich die fertige Suppe mit Gemüsebrühe gestreckt und das war dann perfekt.

Alles ungefähr 15 Minuten lang köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind, mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Währenddessen in einer Pfanne
50 g ungesalzene Erdnüsse und
ein, zwei Blätter Wirsing, in Streifen geschnitten, anbraten.

Die Suppe pürieren und mit dem gerösteten Wirsing plus den Nüssen und noch etwas Paprikapulver anrichten. Bei mir ist das alles recht dicklich geworden, aber ich mag das so. Natürlich kann man die Suppe auch noch durch ein Sieb streichen oder mehr Flüssigkeit dazugeben, wenn man es etwas feiner möchte. Beim nächsten Kochen werde ich mal Chili statt Paprika versuchen – ich glaube, die Suppe könnte ein bisschen mehr scharf vertragen.

Was schön war, Freitag, 17. Juni 2016 – Kleinkram

Donnerstag abend bei F. das Deutschlandspiel geguckt und dann gleich dort übernachtet. Morgens nach Hause gefahren, geduscht, ein kleines Frühstück eingenommen und dann das zersplitterte Tagwerk begonnen.

TOP 1: Historicum.

Für mein Frankfurter-Küche-Referat hatte sich der Dozent einen kleinen Ausblick in die 1950er, 1960er Jahre und ihre Küchenmode gewünscht. Für die Bundesrepublik konnte ich diesen Wunsch erfüllen, für die DDR fand ich nur einen Hinweis auf die Platte P2 und ihre legendäre Vitrinendurchreiche, mehr nicht. Ich bibliografierte also nochmals ein bisschen rum, fand aber nur einen einzigen Aufsatz, der mir vielversprechend erschien. Der stand in einem Buch, das sich im Historicum befand. Hingeradelt, bemerkt, dass es recht leer war, mich gefreut, das Buch im Regal gefunden, Aufsatz gelesen – enttäuscht gewesen. Der brachte mir gar nichts, und eigentlich war ich schon nach der Überschrift genervt, denn unter ihr stand, dass man für Quellen bitte die Autorin kontaktieren sollte. WTF? Ich will Fußnoten und Literaturhinweise, wozu les ich dich denn sonst? Hmpf. Immerhin reichte es für einen schönen Tweet, aber davon lässt sich mein Dozent vermutlich nicht begeistern.

Im Nachhinein fiel mir eine Bemerkung aus dem herrlichen Buch über Küchen in Westeuropa ein, die besagte, dass eben dieses Buch die erste systematische Auseinandersetzung mit Küchen des 20. Jahrhunderts war (das Buch ist von 2010) und sich auf Westeuropa konzentriert. Ich ahne, dass sich noch niemand mit Osteuropa beschäftigt hat.

TOP 2: Stabi.

Zwei Bücher abgegeben, zwei neue fürs Biografiereferat ausgeliehen. Gestern wurde in der Stabi gedreht, so hieß es jedenfalls auf einem Aushang, aber ich habe nichts gesehen. Vielleicht war das Fernsehen auch schon wieder weg, als ich gegen 11 dort ankam.

TOP 3: Packstation.

Als dicker Mensch Klamotten zu kaufen, kann recht nervig sein. Ich kaufe inzwischen fast ausschließlich online, weil da meine Größe immer vorhanden ist und ich zwischen der ganzen Strass- und Kesse-Sprüche-Hölle noch ein bisschen Auswahl habe. Vor einigen Tagen kaufte ich mir online ein ganz schlichtes Shirt – allein das ist schon ein Glücksfall, wie gesagt, Strass etc. Ausgepackt, anprobiert – und sehr glücklich gewesen. Perfekte Passform, richtige Länge, die Ärmel sind nicht zu kurz (trotz aller Body Positivity zeige ich meine Oberarme ungern), der Ausschnitt ist schön und nervt weder vorne noch hinten – viele große Shirts haben riesige Ausschnitte, weil die Macher*innen anscheinend davon ausgehen, dass man a) viel Oberweite hat und b) diese großflächig präsentieren möchte. Trifft auf mich beides nicht zu, weswegen ich schon viele Shirts zurückschicken musste, weil ihr V-Ausschnitt viel zu tief blicken ließ. Hier nicht, hier war alles perfekt. Was bedeutete: Davon kaufe ich gleich noch fünf.

Ich erinnere mich dunkel an die Zeit, in der ich „Normal“gewicht hatte; da wurde ein Teil gekauft und fertig. Inzwischen weiß ich: Es ist recht selten, dass mir Dinge wirklich richtig gut passen, ich habe mich damit arrangiert, dass mir alles irgendwie okay passt. Weswegen ich ein Teil, das ausnahmsweise richtig gut passt, sofort mehrfach kaufe, denn man weiß ja nie. Die Nachbestellung traf gestern in der Packstation ein und ich holte sie freudig ab. (Nebenbei klaute ich F. die Mayorship der Packstation und dachte mal wieder darüber nach, endlich Nähen zu lernen.)

TOP 4: Kunsthistorisches Institut.

Eigentlich wollte ich direkt von der Packstation ins Institut radeln, aber das Päckchen war größer als gedacht. Also kurz einen Schlenker nach Hause gemacht, Päckchen abgeladen, weitergefahren. Im Institut wollte ich aus zwei Büchern die allerletzten Bilder für die Küchenpräsentation scannen. Ich kletterte in den ersten Stock, entnahm das Buch, kletterte in den zweiten, wo das Buch stand, aus dem ich am meisten haben wollte – und fand es natürlich nicht. Ich guckte auf den Rückgabewägelchen, ob es zufällig da war – war es nicht. Ich überlegte kurz, ob ich einfach mal die Studis anquatschte, die da saßen, ob ich einem von ihnen kurz das Buch entreißen könnte, aber das war mir zu doof. Im Erdgeschoss scannte ich die wenigen Bilder aus dem ersten Buch, legte es im ersten Stock wieder ab und fuhr halbwegs nölig nach Hause. Eigentlich wollte ich gestern die Küchenpräse fertig machen und sie dann bis Montag ignorieren, um endlich das Biografiereferat zu finalisieren, das ich am Montag halte. Jetzt fehlten aber die entscheidenden Bilder; ich beschloss, am Samstag noch mal ins Institut zu fahren und las weiter Habermas.

TOP 5: Geistesblitz.

Am späten Nachmittag fiel mir Dummerchen ein: Du hast nach dem Buch zwar in Stabi und den ganzen Unibibliotheken gesucht, aber in deinem Heiligtum, den Zentralinstitut für Kunstgeschichte, nicht. Das Buch ist ein Ausstellungskatalog, könnte also eventuell da sein. Tadaa – war es natürlich.

Frohgemut aufs Fahrrad gesetzt, im ZI ausnahmsweise keinen Rechner mit in den Saal genommen, sondern nur den Zettel mit der Signatur, einen USB-Stick und die Kopierkarte. Buch im Regal gefunden, zum Scanner gegangen, gescannt, Buch abgelegt und nach zehn Minuten Aufenthalt mit der Arbeit fertig gewesen. (Sehr ungewohnt.)

Auf dem Weg nach draußen traf ich noch eine Kommilitonin aus dem Rosenheimkurs, die nicht mit auf die Exkursion konnte. Sie fragte mich, wie’s gewesen war und schon plauderten wir 45 Minuten über dies und das, Dozierende, Masterarbeiten, Forschen und Firlefanz. Das war sehr nett.

TOP 6: Feierabend.

Bei F. Pizza von Lo Studente verspeist, Bier getrunken, Fußball geguckt. Also er. Ich schlief schon während der ersten Halbzeit ESPTUR ein.

Was schön war, Donnerstag, 16. Juni 2016 – Rosenheim revisited

Wir waren mal wieder in Rosenheim. Unser Kurs bereitet eine Ausstellung in der Städtischen Galerie vor, deren Konzept wir gestern auch besprachen. Zunächst ging’s aber wieder ins Stadtarchiv, wo eine Kommilitonin uns die Gästebücher der Galerie zeigte; sie sind, wenn ich mir das richtig gemerkt habe, von 1915 bis 1942 vorrätig, danach ging’s erst in den 1950ern wieder weiter.

Wir sprachen darüber, was man mit diesen Dokumenten nun anfangen könnte. Erster Gedanke war natürlich: alles digitalisieren. In die Gästebücher wurden nur Namen eingetragen, wenn man nett war, noch der Ort, woher man kam, wenn man richtig Zeit hatte, noch der Beruf. Anscheinend trug man noch nicht ein, wie einem eine bestimmte Ausstellung gefallen hatte – das findet man heute ja gerne in Gästebüchern. Aber auch nur die Namen sind schon interessant: Wer kam wann und wie oft in die Galerie? Aus den Ortsangaben kann man ablesen, wie sich das Einzugsgebiet der Besucher*innen veränderte. Ab circa 1942 werden vermutlich viele Soldaten durch Rosenheim gekommen sein – sind die in der Galerie gewesen? Was passierte mit den Besucherzahlen, als die Bilder abgehängt wurden, als also Teile der Sammlung im Krieg eingelagert wurden, um vor etwaigen Bombenangriffen geschützt zu sein? (Die Galerie wurde 1944 von einer Bombe getroffen, erst 1947 war sie wieder fürs Publikum geöffnet.)

Dann kann man lustige Dinge mit einer Zeitleiste anstellen: Veränderte der Krieg das Besucherverhalten? Die Weltwirtschaftskrise 1929? Wurde Kunst zum Luxusgut? (Wobei die Galerie des Öfteren kostenlos war.) Wie war das Geschlechterverhältnis? Und wie immer bei derartigen Datenmengen ergeben sich vermutlich erst Fragen, wenn man alles digitalisiert hat und die Daten neu ordnet. Wir betreiben mal wieder, Zitat Dozent, „ergebnisoffene Grundlagenforschung“ und ich finde alles aufregend.

Nach dem kurzen Archivbesuch gingen wir in die Galerie nebenan, wo wir uns im Depot einen Leibl anschauten – dieses Mal nicht nur von vorne, sondern auch die Bildrückseite. Eine Kommilitonin hielt dazu ein Fünf-Minuten-Referat, während wir Aufkleber und Beschriftungen betrachteten.

Und dann zückte ich meine Liste mit Leo-von-Welden-Bildern. Ich hatte am Mittwoch, also einen Tag vor der Exkursion, im Ablaufplan überrascht festgestellt, dass ich im Depot ebenfalls ein kurzes Referat halten sollte. Eigentlich hatte ich das ja schon im Kurs getan, aber egal. Inzwischen hatte ich nämlich netterweise von der Galerie eine Liste bekommen, in der alle von-Welden-Bilder des Hauses verzeichnet waren, komplett mit Ankaufsdatum und -preis. Die kann ich für die Hausarbeit dann mit zum Beispiel dem Lenbachhaus oder der Großen deutschen Kunstausstellung vergleichen und so eine Entwicklung aufzeigen. Für das gestrige Referat sortierte ich die Liste nach Herstellungsarten, listete also auf, wieviele Ölbilder, wieviele Litografien und wie viele andere Dinge die Galerie besaß, besah mir die Preisentwicklung und hoffte ein bisschen darauf, auch das eine oder andere Bild mal zu sehen, denn bis auf die drei Werke, die an der äußersten Schiebewand des Depots hängen und die ich letztes Mal schon erspäht hatte, kannte ich noch kein Original.

Während meine Kommilitonin referierte, guckte ich schon nach der richtigen Schiene, um genau die dann superprofessionell hervorzuziehen und über ein Bild von 1944 zu sprechen – mein erstes, das ich von von Welden sehe, das zur NS-Zeit entstanden war. Das war ein bisschen widersinnig, über ein Bild zu sprechen, das ich noch nie gesehen hatte und ich hätte auch gerne erstmal ein bisschen geguckt, bevor ich was sage, aber was soll’s. Nach dem 1944er Bild zeigte ich eines aus den 1960er Jahren mit dem Titel Abendmahl, auf dem neben Jesus lockere 13 Apostel abgebildet sind. Von Welden hat sich nie dazu geäußert, ob das Absicht oder ein Fehler war, sondern laut Zeitzeugen immer nur verschmitzt gelächelt, wenn er danach gefragt wurde – ich schließe aus diesem Schweigen auf einen Fehler, sonst hätte man das ganze ja großartig kunsthistorisch und theologisch begründen können. Wobei ich ihn inzwischen so einschätze, dass er eh nicht gerne über seine Kunst gesprochen hat, sondern lieber ein Blatt nach dem anderen produzierte und damit zufrieden war.

Zum Abschluss zeigte ich sein vermutlich bekanntestes Bild, das in so ziemlich jeder Publikation über ihn abgebildet ist: sein Selbstbildnis von 1956. Mein Referat lief besser als erwartet, denn ich hatte mir am Mittwoch zwar schön noch einen Ablauf notiert, den aber bräsigerweise zuhause vergessen. Aber anscheinend merkt man sich Zeug dann doch, sobald man es notiert und braucht den Zettel gar nicht mehr so dringend.

Das war sehr schön, mal vor Originalen zu stehen und zu sprechen anstatt eine olle Powerpoint-Präse hinter sich zu wissen. Wenn alles so läuft wie wir uns das vorstellen, werde ich das im September 2017 wieder machen können, denn dann eröffnet die Ausstellung und ich erzähle euch alles (ALLES!) über Herrn von Welden. Falls ich mich dann noch in die Stadt traue, denn unser Konzept könnte ein paar Leuten in Rosenheim ans Bein pinkeln. Bei der Besprechung fiel der Satz: „Ich hab jetzt schon Angst vor den ganzen von-Welden-Fans“, und ich harmloser Konsenspuschel saß großäugig da und dachte, hätteste man Müller-Wischin als Thema genommen, der ist 1949 gestorben und den meisten vermutlich egal. Wobei wir auch bei ihm natürlich ein bisschen an der hübschen Oberfläche kratzen. Was im unter seinem Namen verlinkten Artikel nämlich nicht steht: Er war der Maler mit den viertmeisten Bildern in der GdK. Von seinen 49 ausgestellten Bildern hat ein Herr Hitler allein 17 gekauft. Dafür steht im Artikel der Krachersatz „Nie aber ließ er sich von der Partei oder der Ideologie der Nationalsozialisten vereinnahmen.“ 49 Bilder auf der GdK, Hase. 49.

Radieschen-Bruschetta

Mir fällt bei der Überschrift der schöne Clash zwischen Deutsch und Italienisch auf – wir haben zweimal ein SCH, aber einmal ist es ein schnuffiges schhhh und einmal ein zackiges sk. Obwohl: Wir sind ja unter uns; ich sag dazu jetzt einfach Radiesken-Brusketta. Obwohl ich Radieschhhenbruschhhetta auch schön finde.

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Das Rezeptchen stammt aus diesem Kochbuch, das ich recht selten verwende, aber wenn, dann schmeckt alles. Die Brusketta auch, hätte ich gar nicht erwartet, als ich vor meinen restlichen Radieschen stand und mich fragte, was ich denn so mit ihnen machen könnte außer sie zum tausendsten Mal in einen Salat zu werfen.

150 g Radieschen grob reiben. Das Buch hätte gerne noch das frische Grün kleingeschnitten dazu, aber mein Grün hatte ich bereits entsorgt, weil es eben nicht mehr frisch war.

Ein Dressing herstellen aus
1 TL Apfelessig,
1 TL scharfem Senf und
1 TL Honig. Über die Radieschen geben und mit
Salz und
Pfeffer abschmecken.

Ein paar Scheibchen Brot in
Butter und
Sonnenblumenöl bei mittlerer Hitze bräunen. Radieschen drauf und sofort servieren.

Das kleine Abendbrot ist jetzt keine kulinarische Höchstleistung, aber ohne Kochbuch wäre ich nicht auf die Idee gekommen, Radieschen zu reiben und auf geröstetes Brot zu werfen. Sie verlieren ein bisschen ihre Schärfe und kriegen durch den Honig einen neuen Ton – das war wirklich schmackhaft und in entspannten 15 Minuten zubereitet. Gerne wieder.