Was schön war, Freitag, 29. September 2017 – Mittagswiesn und Macarons

Wie schon im letzten Jahr schafften F. und ich es einmal, zur Mittagszeit auf der Wiesn zu sein. Unsere Überlegung „Ochsenbraterei oder Augustinerzelt“ wurde durch den Wunsch nach dem Lieblingsbier entschieden (F. über Spaten, das in der Ochsenbraterei ausgeschenkt wird: „Schaufelbier“), und so landeten wie, ebenfalls wie im letzten Jahr, im Augustinerzelt. Es war noch vor 12, die Kapelle spielte noch nicht, wir konnten uns in normaler Lautstärke unterhalten, der Herr hatte Fleischpflanzerl (das Zeug heißt Frikadellen und Bayern hat manchmal echt ne Macke), ich genoss meine geliebten Rostbratwürstchen mit Sauerkraut, jeder hatte eine Maß und alles war gut. Danach bummelten wir etwas, tranken im Biergarten beim Käferzelt einen Absacker-Milchkaffee, ich guckte ein wenig den Fahrgeschäften zu, kaufte meine üblichen gebrannten Mandeln, ohne die ich kein Oktoberfest verlasse, und dann saßen wir noch ein Stündchen bei F. auf dem Balkon, bevor der Herr zu einer Hochzeit musste.

Beim untenstehenden Foto mochte ich die abfallende Diagonale zum Riesenrad sowie die geschwungene Fassade links im Bild so gerne, deswegen nahm ich es auf. Ich achtete überhaupt nicht auf die Leute im Bild, und so fiel mir erst zuhause auf, was die Menschen so trugen. In letzter Zeit geht mir das Klamottenabwatschen wieder stark auf den Zeiger – was darf man tragen, was nicht – und so verzichtete ich in diesem Jahr bei allen Wiesnbesuchen nicht nur aus Bequemlichkeitsgründen, sondern auch aus Bockigkeit auf mein Dirndl. In den ersten zwei Jahren Oktoberfest trug ich Jeans und fühlte mich underdressed, in den nächsten zwei dann Dirndl und fühlte mich verkleidet, und seit letztem Jahr gehe ich wieder in Jeans. Jetzt passt’s.

Ich verbrachte den Rest des Abends mit Lesen und brach gaaanz vorsichtig das Mitbringsel von F. an, das er ernsthaft aus Paris nach München getragen hatte. Der Herr war für das Bayernspiel gegen PSG mal kurz in den TGV gestiegen und ich hatte per DM gewitzelt, er möge mir bitte Macarons von Ladurée mitbringen. Sowas darf man dem Mann nicht sagen – der macht das nämlich.

Was schön war, Donnerstag, 28. September 2017 – Rosenheim und Küchengast

Morgens setzte ich mich in den Zug nach Rosenheim, um mir unsere Ausstellung über die lokale Kunst im Nationalsozialismus anzuschauen. Darüber blogge ich noch ausführlich, aber dafür möchte ich noch kurz was im ZI nachschlagen, was heute nicht geht, denn heute ist endlich Mittagswiesn mit F., und am Wochenende hat meine geliebte Lieblingsbibliothek unfassbarerweise geschlossen; der Bericht kommt also erst nächste Woche.

Ihr könnt euch für einen ersten Eindruck aber durch meine bebilderten Tweets klicken, die ich bräsigerweise nicht zu einem Thread zusammengefügt habe (ich mach das noch nicht so lange). Vor der Galerie; erster Eindruck in der Mittelhalle (die Galerie erinnert in ihrem Aufbau bewusst ans Haus der Kunst in München); zwei Bilder von Leo von Welden (1944), die vor einem Spiegel aufgehängt wurden, damit man die Rückseiten sehen kann; ein Wandtext, der erklärt, worum es genau geht; ein Wandtext über Hans Müller-Schnuttenbach, einem der meistausgestellten Künstler auf der Großen Deutschen Kunstausstellung, über den es bis heute noch keine wissenschaftliche Auseinandersetzung gibt; ein nachgestelltes Depot im Ausstellungsraum, das darauf verweist, wieviele solcher Bilder noch in deutschen Depots hängen (das gefiel mir sehr gut); zwei Lithografiemappen von Leo von Welden (1948), an denen ich seinen leicht veränderten Stil in der Nachkriegszeit erläutere – diese beiden Mappen waren die ersten Ankäufe der Galerie nach 1945; Leos Selbstporträt von 1956, als der Mann Farbigkeit und Expressivität für sich entdeckte; ein Blick in das Inhaltsverzeichnis unseres substanziellen Katalogs, in dem ich entsetzt entdeckte, dass mein Name falsch geschrieben wurde, aber beim eigentlichen Text steht er korrekt.

Gegen 13.30 Uhr war ich wieder in München. Zum Mittagessen gab es den Rest der köstlichen Erbsensuppe von gestern sowie ein Plunderstückchen, das ich mir am Bahnhof mitgenommen hatte. Gegen 16 Uhr twitterte @holgi, dass er drei Stunden in der Stadt totschlagen müsse, bevor sein Flieger nach Berlin ging, und ich lud ihn spontan an meinen Küchentisch ein. Der Herr brachte eher geschmacklosen Kuchen mit („Ist der vegan?“), gönnte sich ein Augustiner, während ich weiter an meinem Tee nippte und froh war, vom Teilchen noch zu satt für den komischen Kuchen zu sein. Holger und ich hatten uns bereits auf meinem Hamburger Sofa mal gesehen, jetzt halt in München, und so meinte er folgerichtig zum Abschied: „Bis zur nächsten Stadt.“

Nachdem der Spontanbesuch gegangen war, las ich weiter unseren Ausstellungskatalog, den mir die Museumsleiterin vormittags in die Hand gedrückt hatte, um endlich die Forschungsergebnisse meiner Kommilitoninnen würdigen zu können. Einige weitere Aufsätze von Kunstgeschichtsprofis las ich ansatzweise und freute mich über gute Diskussionspunkte, die ich in meiner Ausstellungsbesprechung aufgreifen kann. Ich hatte aber überhaupt keine Lust mehr, sie gestern noch anzufangen, daddelte stattdessen Hay Day und Candy Crush und ließ mich von alten Grey’s-Anatomy-Folgen berieseln.

Außerdem hat der FCB gestern Herrn Ancelotti entlassen, wozu die New York Times sehr schlau schrieb: „Ancelotti was just what Bayern had wanted. It just turned out he was not at all what it needed.“

„The immediate interpretation is that Ancelotti’s 15 months in Munich should be read as an allegory for not knowing what you’ve got until its gone, and to interpret his appointment and dismissal as proof that what Bayern wanted all along was actually — here is the ironic twist — Guardiola.

The reality is different. Bayern and Guardiola had traveled as far as they could together; fissures were starting to appear by the time he left. The mistake Bayern made was in assuming that was the end of the journey: that what was needed now was someone to keep things ticking along, rather than put a foot on the throttle.

In both a domestic and European context, Ancelotti’s calling card — that air of serene stability, managing both upward and down — now seems a little outdated.

In Germany, in those years when Guardiola was transforming Bayern, the rest of the league changed too, becoming populated by a raft of bright young coaches full of bold new ideas. They are all cast from the same mold, each possessing just a scintilla of Guardiola’s influence: their styles are adventurous and expansive, their tactics complex and advanced. In the Bundesliga, as elsewhere, players do not expect simply to be maintained. They expect to be improved.“

Das Schlusswort hat F. Und ich erkläre den Witz mal kurz für die Nicht-Wiesnkundigen.

Was schön war, Mittwoch, 27. September 2017 – Entspannt, klug, lecker

Morgens den Wecker ignoriert, nicht walken gewesen, stattdessen noch ein Stündchen geschlafen.

Zum Frühstück wieder Cold Brew aus der geliebten Kaffeeflasche genossen und Links verbloggt.

Den Vormittag endlich mal wieder im ZI verbracht. Bergeweise NS-Kram an den Platz geschleppt, viel gelesen, viele Bilder angeschaut, viel nachgedacht. Auf meinem Rechner existiert jetzt ein Ordner namens „Dissertation“.

Spontan Lust auf herbstige Erbsensuppe gehabt, obwohl es gestern recht warm war. Beim Lieblingsmetzger ein schönes Stück Speck und ein paar Wiener Würstchen gekauft. Der Betrieb ist mein Liebling, weil er so Dinge tut wie Hackfleisch frisch durchzuwolfen anstatt eine Kelle aus der Metallwanne zu verkaufen, die vielleicht schon seit Stunden in der Theke steht. Und neulich kaufte ich ein Kalbsschnitzel, woraufhin einer der Jungs fragte, ob ich es nur braten oder auch panieren wolle. Ich so: „Nee, schon panieren.“ „Dann klopf ich Ihnen das gleich flach.“ Außerdem runden sie fast immer beim Betrag zum nächsten Groschen ab, um sich die blöden Pfennige zu ersparen. Und, vielleicht am Wichtigsten, ihre Ware schmeckt hervorragend. Nur mit ihrem hausgemachten Obazda bin ich nicht glücklich, den mache ich doch lieber selbst.

Erbsensuppe gekocht. Während sie 90 Minuten vor sich hinblubberte, guckte ich die erste Folge der zweiten Staffel This is Us, war aber noch nicht ganz wieder bereit für diesen Schmachtfetzen. Vorgestern sah ich schon Young Sheldon, das ich besser fand als erwartet, sowie The Good Doctor, das mir überhaupt nicht gefiel. Und The Good Place ist wieder da und noch genauso herrlich abstrus wie in der ersten Staffel.

Abends hatte ich Lust auf etwas Süßes und machte dazu aus der winzigen brauen Banane auf meinem Obstteller ein winziges Bananenbrot. Und weil es schon so spät war und ich kein Tageslicht mehr hatte, sah das kleine Kunstwerk irrwitzig dramatisch aus. Und schmeckte sehr gut.

Links von Mittwoch, 27. September 2017

Wahlhelfen mit Computer

Die Kaltmamsell half, wie ich auch, am Sonntag bei der Wahl als stellvertretende Schriftführerin mit. Zum ersten Mal wurden dafür in München Computer eingesetzt – nicht zum Wählen, sondern um uns die Auszählung zu erleichtern und den Wahltag zu dokumentieren, was bisher nur auf Papier stattfand. Wir hatten zusätzlich noch alles in Papierform da, also die Ergebnismeldung oder das Blatt für besondere Vorkommnisse. Das war auch das einzige Mal, bei dem meine Schriftführerin und ich ein bisschen über die Menüführung die Stirn runzelten, ansonsten lief bei uns alles problemlos. Bei der Kaltmamsell lief der Tag so:

„Der Wahlvorsteher hat mich für die Frühschicht eingeteilt, um halb acht morgens gehe ich mit ihm und einer Beisitzerin in das Gymnasium, in dem das von uns betreute Wahllokal liegt. Wie in der Schulung angekündigt, steht in dem dafür vorgesehenen Klassenzimmer ein großer schwarzer Koffer mit dem Computer (neben der gelben Wahlurne in Mülltonnenform, die alles sonstige Material für unseren Einsatz enthält). Nachdem wir das Klassenzimmer wahlgeeignet geräumt und auf den Gängen ausgeschildert haben, machen wir den Computer startklar. Wir legen den Koffer auf einen Tisch und nehmen den Deckel ab. Darunter werden ein Laptop und dahinter ein kleiner Drucker sichtbar. Der Laptop ist auf einem Zwischenboden befestigt, unter dem Kabel und Mouse liegen.

Der Laptop ist vorschriftsgerecht mit einem Siegel verschlossen, das wir brechen. Wir starten das Notebook und loggen uns ein. Die Erfassung des Wahltags in einer Browser-basierten Software ist das einzige Programm, das uns zur Verfügung steht. Das System weiß bereits, wer in diesem Wahllokal zur Wahlhilfe eingeteilt ist: Zur Eingabe der Anwesenheiten muss der Wahlvorsteher nur noch die Namen anklicken und speichern. Er bestätigt ebenfalls per Klick die Versiegelung der Wahlurne, trägt die Anzahl der Wahlkabinen und Nebenräume ein, bestätigt, dass ihm keine Nachrichten über ungültige Wahlscheine vorliegen.

Um 8 Uhr öffnet der Wahlvorsteher das Wahllokal und trägt auch das in eine Computermaske ein. Ab jetzt bis zum Schließen des Wahllokals um 18 Uhr brauchen wir den Rechner nur für zwei Handgriffe: Klick auf den Wählerzähler (das macht der Wahlvorsteher jedesmal, wenn ich die Übereinstimmung eines Wahlwilligen mit dem Wählerverzeichnis bestätige und im Wählerverzeichnis einen Haken male) und Eintrag von Veränderung in der Besetzung der Wahlhelfer. Es gibt zudem noch eine Maske, in der besondere Vorfälle eingetragen werden können, doch die ereignen sich nicht.“

Der Hausmeister der Schule, in der unser Wahllokal lag, war anscheinend etwas proaktiver. Bei uns waren die fünf Wahlkabinen bereits aufgebaut – dreiteilige Wände, die einen Schirm ergaben – und auch schon beschriftet: „Wahlkabine. Bitte nur einzeln eintreten“. Die Urnentonne stand brav versiegelt neben dem Lehrerpult, darauf lag schon der Koffer, in dem sich Laptop und Drucker plus Zubehör befanden. Wir hatten keine Maus, vermissten sie aber auch nicht. Ich persönlich fand es, vermutlich beknackt, aber egal, schon ein bisschen aufregend, das Siegel brechen zu dürfen.

(Nebenbei: Den Witz „Meine Stimme ist für die Tonne“ habe ich mindestens zehn Mal gehört. Ich erinnerte mich an meine Zeiten im Kino, als die Leute beim Einlass auch gerne den Satz „Jetzt hast du meine Karte kaputtgemacht, brauch ich ne neue?“ lustig fanden. Nochmal nebenbei: Ich finde es auch doof, dass die heilige Wahlurne eine Mülltonne ist.)

Zurück zum Computer: Bei uns war es die Maske mit den besonderen Vorkommnissen, die nicht ganz so clever geschrieben war. Das Programm führte einen idiotensicher von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt, aber bei diesem einen Screen sehe ich Verbesserungsbedarf. Auf der Seite konnte man einmal anklicken, ob es während der Wahl und ein zweites Mal, ob es während des Auszählungsvorgangs besondere Vorkommnisse gegeben habe. Dieser Screen tauchte aber direkt nach dem Ende der Wahlhandlung auf, also noch bevor wir mit dem Auszählen begonnen hatten. Wir klickten brav an, dass der Wahlvorgang ereignislos vor sich gegangen war, ignorierten das zweite Kästchen und wollten auf die übliche Schaltfläche „Speichern und weiter“ klicken. Danach tat sich minutenlang nichts und das System zeigte auch nicht an, ob es irgendwie aktiv war. Wir konnten aber auch nirgends anders auf „Weiter“ klicken. Also halfen bei erstmal beim Stimmzettelsortieren bzw. zählten die abgehakten Wähler*innen im Wählerverzeichnis. Als wir damit fertig waren, sahen wir den nächsten Screen, ohne dass wir noch etwas gemacht hatten.

Als wir nach dem Auszählen dann die Schnellmeldung senden und drucken wollten, tauchte ein Warnhinweis auf, dass wir noch nicht angeklickt hätten, dass auch der Auszählungsvorgang problemlos war. Wir mussten uns noch einmal komplett durch alle Screens nach 18 Uhr klicken (aber ohne neue Angaben zu machen), um auch das zweite Häkchen setzen zu können. Dieses Mal dauerte es dann nur wenige Augenblicke, als wir nach „Speichern und Weiter“ auch wirklich weitermachen konnten. Wir sendeten und druckten unser Endergebnis und begannen mit dem Aufräumen. Die Wahlkabinen hatte der Hausmeister schon wenige Minuten nach 18 Uhr abgebaut und weggeräumt.

Hinter den Kulissen eines Fußballspiels

Ich ahne nach der Lektüre dieses Blogartikels im Fotoblog kwerfeldein, dass die schraddeligen Eigenschaften des Augsburger Stadions, die ich so charmant finde, für die Presseleute genau das Gegenteil sind. Ich ahne auch, dass es in der Allianz-Arena vielleicht ein bisschen hochwertiger zugeht. Und ich weiß nun auch, dass die Reporter*innen genauso frieren wie wir Zuschauer*innen. Ich hätte gedacht, dass die Leute, die zum Arbeiten da sind, etwas mehr Komfort haben als wir, die wir uns notfalls in Decken kuscheln können.

In der sehr stimmungsvollen Bebilderung des Artikels sieht man übrigens auch die unverkleidete Arena, die ich so mag. Mochte.

„Am Presseeingang angekommen, mussten wir eine Fan-ähnliche Kontrolle über uns ergehen lassen. Seit den terroristischen Anschlägen in Paris sind auch in Augsburg die Sicherheitskontrollen verschärft worden, was bedeutet, dass neben einer kurzen Leibesvisitation sogar unser komplettes Equipment kontrolliert wurde. Direkt nach den Vorkommnissen in Paris musste das Equipment sogar auf Funktionsfähigkeit vorgeführt werden. Man merkte wohl aber schnell, dass dies teils abstruse Auswüchse annahm und so wurde die Einlasssituation doch wieder etwas entspannt und beschleunigt.

Um 19:05 Uhr verließen wir den Aufzug im 3. Stock der Arena, die Pressetribüne war erreicht. Gelassenes Gewusel an etwa der Hälfte der vorhandenen Presseplätze. Hier mal ein freudiges „Servus“, dort mal ein emotionsloses „Grias di“. Es war ziemlich unaufgeregt da oben. 20 Minuten später waren unsere Plätze eingerichtet: Rechts Toms Platz mit Mikro, Notizbuch, Schreibutensilien und einem kleinformatigen Sendegerät, links mein Platz, ähnliches Setup, nur fotospezifisch. […]

Eine Stunde vor Spielbeginn ist nun noch genug Zeit, um das verheißungsvolle Catering zu probieren. Mit dem Aufzug geht es drei Stockwerke nach unten und über triste Flure gelangen wir in den dann doch nicht so tollen Presse-Verpflegungsbereich. Auf gefühlt 20 m² Raumgröße kommen ca. 40 Medienvertreter*innen, die sich mit erfahrungsgeprägter Miene über zwei Würstchenwarmhaltebehälter lehnen, um sich ihre wohl millionste Wurst auf den Pappteller zu legen. Noch ein wenig Tütensenf und leicht angetrocknetes Brot dazu, fertig ist das in Gänze überhaupt nicht hochwertige Pressemitarbeiter*innenessen.“

(via @sowieso)

Museums in the digital age: insights from the Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Ein Gespräch der Europeana Foundation mit dem oben genannten Museum, warum es seine Sammlung nach und nach online verfügbar macht und was man so davon hat. Eigentlich ist nach dem ersten Absatz auch alles gesagt:

„We believe that the collection of the MKG belongs to all of us. The museum was founded in the 19th century to share examples of human creativity and related knowledge with as many people as possible. One of the main aspects was to let the collections be a source of inspiration for new creations. In the digital sphere, we want to make it as easy as possible for everyone to reuse digital images of works of art that are already in the public domain.“

Ich fand es noch interessant zu sehen, was daraus werden kann, wenn man Dinge der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt:

„One example is the Zeitblick-App that was created during the Coding da Vinci Nord Hackathon in 2016. Users take a selfie and the app shows them a matching portrait from MKG’s historical photography collection. They then get additional information about their historical self and get to know the collection in a playful way that doesn’t require any previous knowledge.“

Mehmaid

Ich folge Gemma Correll auf Instagram und bin sehr verliebt in die introvertierte Arielle. Hier gibt’s das Lied mit dem richtigen Songtext. (Und hier das beste Lied aus dem Film. Ursula FTW!)

Was schön war, Montag, 25. September 2017 – Zweiteiliges Frühstück

Sonntag abend dachte ich so beim Zubettgehen, ach, dann machste doch den Montag zum Sonntag, denn am Sonntag haste ja gearbeitet. Und gerade als ich den üblichen Wecker im iPhone deaktivieren wollte, fiel mir ein: Du hast dich um kurz nach 9 verabredet, du Horst. Puh.

Ich war dann auch ohne Wecker um kurz nach 6 Uhr wach; die Wahlergebnisse und das konzentrierte Arbeiten am Sonntag im Wahllokal hatten meinen Kopf nicht so recht zur Ruhe kommen lassen. Ich war ein bisschen durch den Wind und kam auch leicht verrüscht und ungeschminkt zur Verabredung. Tanja Praske und ich saßen bei meinem Lieblingsmilchkaffeehöker, der aber leider noch keine seiner hervorragenden Kuchen in die Vitrine geräumt hatte. Die wurden dann zwar nach und nach an uns vorbeigetragen, aber ich hatte keine Lust, den schönen Gesprächsfluss zu unterbrechen, und so klönten wir bis kurz vor 12 bei gerade einem Milchkaffee. (Munch-Emoji!)

Wir sprachen über Museen und Social Media, Tweetups und Instawalks, Jobs in der Kulturbranche und über das Kunstgeschichtsstudium. Tanja erwähnte, dass sie noch eine Übung vor Originalen machen musste – also nix mit bequem im Seminarraum vor PowerPoint hocken, sondern schön im Museum stehen und dem Kurs was beibringen. Ich erinnere mich in meinem Studium an nur wenige Seminare oder Übungen, die vor Ort stattfanden, obwohl wir in München mit Museen sehr reich gesegnet sind; ich ahne, dass das auch was mit den Themen der Seminare zu tun gehabt hat, und vermutlich wissen auch die Dozierenden, dass wir Studis halt gerne sitzen und mitschreiben (oder mit dem Smartphone rumdaddeln oder auf dem arbeitssam aufgeklappten Laptop Facebook checken. Ich saß mal in einer Vorlesung hinter einer Kommilitonin, die 90 Minuten lang Tiervideos geguckt hat. Glaube ich jedenfalls; ich habe mich irgendwann umgesetzt, weil ich sonst auch 90 Minuten lang Tiervideos geguckt hätte). Ich weiß aber auch aus Erfahrung, dass das Sprechen vor Originalen ungleich mehr Spaß macht als vor einer Beamerpräse. Ich konnte zu Leo von Welden ja im Depot der Galerie Rosenheim stehen und einen schönen Schub nach dem nächsten aufziehen, um Grafiken zu zeigen oder Schiebewände für die Ölbilder. Das hat sich schlicht ziemlich großartig angefühlt.

Apropos Leo von Welden: Unsere Ausstellung ist seit gestern geöffnet. Ich werde vermutlich diese Woche mal hinfahren und gucken, was wir alles so gemacht haben. Dann lerne ich den Katalog auswendig und dann führe ich interessierte Blogleser*innen rum. (Falls daran jemand Interesse hat.)

Zur Ausstellung gibt es auch eine Website, bei der ihr einen ersten Eindruck gewinnen könnt. Die Texte zu den einzelnen Künstlern wurden von den Erstellerinnen der Site, zwei Kommilitoninnen, auf der Basis unserer Katalogtexte erstellt; die Leo-Texte sind also nicht von mir. Ich hätte sie nicht ganz so geschrieben, aber das war auch nicht mein Job. Ich durfte sie aber natürlich Korrektur lesen.

Zurück zu meinem Tag: Ich kam mit vielen Eindrücken und Ideen wieder nach Hause, war nun allerdings aber völlig verhungert. Mein Frühstück fand um halb eins statt und bestand aus einem Käseteller mit frisch geröstetem Brot, dazu hobelte ich Rettich, rührte schnell ein Honig-Senf-Dressing an und bestreute alles mit Schnittlauch.

(Mir kommt ein Blogeintrag selbst etwas komisch vor, in dem ich locker NS-Kunst und Käseteller vermische, aber mei, das ist halt gerade mein Leben.)

Was schön war, Sonntag, 24. September 2017 – Wahldienst

Okay, dass der Wecker um kurz nach 6 klingelte, war nicht ganz so schön, aber ohne Dusche oder Frühstück wollte ich dann doch nicht im Wahllokal auflaufen. Dort war ich pünktlich um 7.30 Uhr; mein Wahlort war in einer Grundschule, wo sich noch sechs andere Wahllokale befanden, was den ganzen Tag dazu führte, dass die Leute im falschen Raum landeten – trotz liebevoller Auszeichnung. Aber dafür sind wir ja da – Leuten den Weg zur Urne zu weisen, notfalls mit der Ansage „Da müssen’S zwei Räume weiter.“

What happens in the Wahllokal stays in the Wahllokal, daher verblogge ich hier keine besonderen Vorkommnisse oder Eigenarten der Wählenden, die ich aber durchaus interessiert beobachten konnte. Vielleicht nur ein Hinweis für die nächste Bundestagswahl: Wir brauchen euren Perso nicht, die Wahlbenachrichtigung reicht, wir finden euch dann schon im Wählerverzeichnis. Oder andersrum: Wenn ihr eure Wahlbenachrichtigung verschlampt habt, reicht auch der Perso zum Wählen, wir finden euch dann schon im Wählerverzeichnis. Wir nehmen auch Führerscheine oder Reisepässe, hauptsache, ihr steht auf unserer unbestechlichen Liste.

(Edit, weil zum Thema „Perso mitbringen oder nicht“ ein paar Mails kamen: „Das Gesetz verlangt nicht ausdrücklich, dass Sie sich im Wahlraum ausweisen. Denn wählen kann, wer in das Wählerverzeichnis eingetragen ist oder einen Wahlschein hat.“)

Und noch was: Wenn ihr euch Briefwahlunterlagen zuschicken lasst, dann benutzt die doch auch einfach und kommt nicht mit ihnen ins Wahllokal. Falls ihr das doch tut, dann bringt bitte alles mit, denn wir behalten euren Wahlschein ein (während ihr die Wahlbenachrichtigung für die Urnenwahl wieder zurückkriegt und selbst wegschmeißen dürft), und ihr dürft die lustigen bunten Umschläge vor unseren Augen zerreißen, damit ihr sie nicht doch irgendwo einwerft. Falls ihr eure Unterlagen irre spät kriegt und glaubt, die olle Post schafft das nicht mehr zum Wahltermin – alleine in München gab es fünf (glaube ich) Briefkästen, in die ihr auch am Wahltag noch eure Briefwahlunterlagen einwerfen konntet und die dann um 18 Uhr geleert wurden. Einer davon stand am Rathaus am Marienplatz, also superzentral und für alle bequem zu erreichen. Fragen Sie Ihre freundlichen Wahlhelfer*innen bei der nächsten Wahl danach und haltet nicht die Schlange mit den netten Urnenwähler*innen auf.

Wir hatten bei uns im Lokal wirklich nur freundliche Wahlhelferinnen. Das fand anscheinend auch ein Wähler, der uns morgens Croissants und Kaffee vorbeibrachte. Das Kreisverwaltungsreferat hatte in die Urne nicht nur die Wahlunterlagen gelegt, sondern auch einen Riesenberg an kleinen Gummibärtütchen, von denen wir einige verzehrten und den Rest an Kinder verteilten – und an die Wähler Nummer 100, 200 usw. Ich bin kurz nach Wähler 350 bzw. gegen 13 Uhr nach Hause gegangen und kam um kurz vor 18 Uhr wieder, um beim Auszählen zu helfen. Wir hatten bei uns im Lokal eine Wahlbeteiligung von über 80 Prozent, weswegen wir den ganzen Tag gut beschäftigt waren. Das Auszählen hat problemlos geklappt – und was noch viel wichtiger war: die Computerunterstützung auch. Für München wurde für diese Wahl eine eigene Software entwickelt, die wir gestern erstmals im Einsatz erprobten. Das System lief fehlerfrei und bis auf eine etwas dusselige Menüführung problemlos; das Hantieren mit Taschenrechnern und 700 Notizzetteln entfiel, die Schnellmeldung wurde von uns gegen kurz nach 20 Uhr elektronisch verschickt. Da wir praktischerweise richtig gezählt hatten – Anzahl der Stimmzettel stimmte mit der der erfassten Wählenden überein – und wir auch sonst recht flink waren, hatten wir die, wenn ich mich richtig erinnere, 666 Stimmzettel in gut zwei Stunden ausgezählt, alles in entspannter, unhektischer Atmosphäre. Mit den Damen würde ich gerne noch einmal zusammenarbeiten, da gab es kein nerviges Rumquatschen, keine wollte Chef spielen, wir arbeiteten konzentriert und professionell, obwohl wir natürlich alles Laien waren.

Bei uns im Stadtbezirk ist nach Zweitstimmen die CSU stärkste Kraft, dann folgen die Grünen, die FDP, die SPD und die Linken. Die AfD landete bei uns auf Platz 6, aber ich frage mich wirklich, warum in einem gut situierten, teils bürgerlichen, teils studentischen Viertel immer noch fünf Prozent der Wählenden meinen, sie müssten diesen menschenverachtenden, populistischen, demokratiefeindlichen Arschlöchern ihre Stimme geben. Darüber tröstet mich auch meine Ehrenurkunde nicht hinweg, die das Innenministerium gestern erstmals springen ließ. (Neben den Gummibärchen.)

Was schön war, Samstag, 23. September 2017 – Endlich Wiesn




Und ich hab heute Wahldienst und muss um 7.30 Uhr im Wahllokal sein. Ganz dumme Terminierung des Wiesn-Tisches! (Oder der Bundestagswahl.)

Was schön war, Freitag, 22. September 2017 – Studienausweis

Nachdem ich letzte Woche in der Studierendenkanzlei (die noch Studentenkanzlei heißt, was mich immer irritiert, denn unser Studentenwerk heißt schon Studierendenwerk) erfahren hatte, was mir noch zur Umschreibung in den Promotionsstudiengang fehlte, leitete ich das alles diese Woche in die Wege, um gestern wieder vor der Studierendenkanzlei (ich benutze einfach diesen Namen, fertig) zu sitzen und darauf zu warten, dass meine Nummer aufgerufen wird. Währenddessen las ich weiter im Buch über die Entstehung des Terrorismus; ich las den hervorragenden Forschungsstand und die Begriffsdiskussion und merke mir dieses Buch hiermit für meine eigene Diss vor, in der ich ja auch einen Forschungsstand schreiben werde. Das kann ich zwar inzwischen meiner Meinung nach ganz prima, aber der her war wirklich äußerst nachvollziehbar und führte sehr gut zum Thema hin. Auch die Erläuterung der Quellen- und Literaturgrundlagen gefiel mir sehr.

Nach gut einer halben Stunde Wartezeit setzte sich ein junger Mann neben mich, der als einziger in der langen Schlange telefonierte. Leider konnte ich ihn nicht ganz ausblenden, weswegen ich das Buch, das doch etwas Konzentration erfordert, seufzend zuklappte und stattdessen Twitter und Instagram leerlas, die weitaus weniger Hirnschmalz brauchen. Nach einer weiteren Viertelstunde war meine Nummer dann dran, ich ging in Zimmer 1, wo ich erfuhr, dass ich für mein Anliegen gar nicht hätte warten müssen und wurde in Zimmer 2 geschickt. Dort sagte ich mein Sprüchlein von letzter Woche auf – „Ich habe im Sommersemester meine Masterprüfung hier an der LMU bestanden und würde mich gerne in den Promotionsstudiengang einschreiben“ –, zeigte meinen Studiausweis vor, die Dame überprüfte, ob ich meinen Semesterbeitrag entrichtet hätte, dann guckte sie sich die Promotionszulassung an und behielt eine Kopie da, und dann druckte sie mir meinen neuen Ausweis und die ganzen Immatrikulationsnachweise und Firlefanz aus, den man halt in jedem Semester bekommt.

Ich war seit Tagen darauf gespannt, was da jetzt statt B.A. oder M.A. draufstehen würde. Jetzt weiß ich’s.

Toastbrot nach „Auf die Hand“

Dieses Buch hatte mir Kai mal geschenkt; ich selbst hätte es mir nicht gekauft, weil ich meinte, für Sandwichbeläge kein Kochbuch zu brauchen. Seit gestern weiß ich aber, wie gut das Geschenk war, denn in ihm verbirgt sich ein sogenannter Wunderteig, aus dem man Toastbrot, Burger Buns und Hot-Dog-Brötchen basteln kann. Die beiden letzten habe ich noch nicht probiert, das Toastbrot ist aber von Jetzt auf Gleich in meine Rezeptsammlung integriert worden. Bei nächsten Mal mache ich dann auch alles nach Vorschrift; gestern passierten mir mehrere Missgeschicke, aber das Brot ist trotzdem klasse geworden. Scheint ein Idiotenteig zu sein.

450 g Mehl, Type 405 mit
50 g Maisgries mischen. Ich hatte nur Weizengrieß, das scheint auch zu funktionieren. In den Mehlberg eine mindestens faustgroße Mulde drücken.

150 ml lauwarmes Wasser mit
50 ml lauwarmer Milch und
40 g Zucker mischen.
1/2 Würfel Hefe darin auflösen. Ich ahne, warum mein Brot so irre aufgegangen ist; ich Hirn habe „40 g Hefe“ statt „40 g Zucker“ gelesen und einen ganzen Hefewürfel (42 g) verwendet. Macht das mal nach – ich hatte noch nie eine so volle Schüssel mit aufgegangenem Teig.

Den Hefebrei in die Mulde gießen, mit Mehl von der Seite bedecken und zugedeckt an einem warmen Ort 30 Minuten lang gehen lassen.

Nach 20 Minuten im lauwarmen Bad habe ich die Schüssel dann doch lieber in den leicht geöffneten Backofen gestellt, der gerade von 50 Grad wieder abkühlte – und Butter und Eier für gleich noch dazu.

In den Teig nun
2 zimmerwarme Eier,
80 g weiche Butter sowie
5 g Salz geben. Mit den Knethaken des Mixers in fünf Minuten zu einem glatten Teig kneten. Mit bemehlten Händen zu einer Kugel formen und weitere 30 Minuten abgedeckt im Warmen gehen lassen.

Das hat bei mir nur ansatzweise funktioniert. Der Teig war auch nach fünf Minuten Kneten äußerst flüssig. Ich habe mich daran erinnert, wie ungefähr ein Hefezopfteig sich anfühlt und aussieht und habe dementsprechend Mehl nachgekippt, bis der Teig so gerade formbar war. Das wabbelige Eliptoid habe ich noch mit etwas Mehl bedeckt, dann die Schüssel wieder abgedeckt und in den geöffneten, weiterhin abgeschalteten Ofen gestellt. Nach 30 Minuten kam mir ein Teigberg bisher ungeahnter Größe entgegen, was ich ziemlich super fand. Hefeteige sind die totalen Diven, aber ich liebe sie dafür.

Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben und in sechs Teile teilen. Daraus Kugeln formen und mit der Naht nach unten in eine gebutterte Kastenform legen. Ich kriege nie gleiche Teile hin, weswegen mein Brot eher wie eine impressionistische Hügellandschaft aussieht. Das Kunstwerk weitere 30 Minuten gehen lassen, angeblich zugedeckt, aber das habe ich vergessen.

1 EL Sahne mit
1 Eigelb verquirlen und die Oberfläche bepinseln. Das Brot bei 180 Grad für 45 Minuten backen und danach die Form auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. Das Brot erst vollständig ausgekühlt aus der Form nehmen.

Derartige Ansagen sind bei mir immer vergebens. Ich habe das Brot selbstverständlich noch lauwarm aus der Form geklopft und mit Butter und Lemon Curd bestrichen, den man prima zubereiten kann, während das Brot geht. Die erste, fluffig-dicke Scheibe habe ich noch im Stehen genossen.

Gestern war das Brot zu weich, um wirklich dünne Scheiben abzuschneiden; heute, nach einer Nacht im Kühlschrank, in Plastikfolie gewickelt, ist es fester geworden. Laut Buch hält es sich so eine Woche. Aber so lange wird es eh nicht überleben.

Tagebuch, Mittwoch, 20. September 2017 – Küchentag

Nach dem langen Fußballabend vorgestern den gestellten Wecker ignoriert und ausgeschlafen. Danach aber auch nicht wirklich in die Gänge gekommen; anstatt brav ins ZI zu fahren, saß ich am heimischen Schreibtisch und recherchierte eher unmotiviert meinem Diss-Thema hinterher. Schließlich gab ich es auf und blätterte stattdessen in Kochbüchern, nachdem ich noch flugs eine Akquisemail losgeschickt hatte, die spontan nötig war. Mit meinem Einkaufszettel in der Hosentasche ging ich zum Supermarkt, wo ich erstmal Geld abhob – und dann gleich noch einmal, weil mir einfiel, dass wir ja am Samstag einen Wiesntisch haben, für den man etwas Bargeld mitbringen sollte. Ich war dieses Jahr noch gar nicht auf dem Oktoberfest, was mich doch wuschiger macht als ich dachte. Jetzt rächt sich mein winziger Freundeskreis hier vor Ort – ich bin kurz davor, einfach alleine hinzugehen, mich schön mit einem Buch in die Ochsenbraterei zu setzen und mir eine gemütliche Mittagsmaß zu gönnen.

Vom Einkaufen zurück, bereitete ich zunächst einen Krautsalat zu. Den habe ich bisher immer aus dem bayerischen Kochbuch gemacht und natürlich Speck hineingeworfen. Gestern testete ich die Version aus Deutschland vegetarisch, wo Apfel und Nüsse zum Kraut kommen. Abends gönnte ich mir aus dem gleichen Buch eine Kartoffelcremesuppe mit angebratenen Pfifferlingen, die ganz hervorragend war. Leider bemerkte ich den total überraschend gekommenen Herbstbeginn, denn es war zu dunkel, um noch anständige Bilder fürs Blog zu machen. Aber für Instagram hat’s gereicht; auf dieser Plattform habe ich null Ehrgeiz für tolle Bilder, da werfe ich einfach nur Zeug rein.

FAZ gelesen, beim Kochen Spotify gehört und dieses schöne Stück im Mix der Woche gehabt, abends Fußball geschaut und mit F. noch ein Gläschen Weißwein genossen, der auch schon in der Kartoffelsuppe gelandet war.

Was schön war, Dienstag, 19. September 2017 – Flutlichtspiel

Die englischen Wochen sorgten dafür, dass F., eine weitere Münchner Mitfahrerin und ich uns gestern abend (statt Samstagnachmittags) in den Zug nach Augsburg setzen, um uns ein bisschen Fuppes zu gönnen. Im Feierabendpendlerzug gondelten wir westwärts, erwischten am Bahnhof gleich eine angenehm leere Tram und waren um halb acht am Stadion.

Das Augsburger Stadion, die WWK-Arena, ist eigentlich ein grober Klotz, also genau mein Ding, denn den Brutalismus mag ich sehr gerne. Allerdings vor allem im Verbund mit anderen Architekturstilen – eine ganze Stadt à la Blade Runner würde mich vermutlich wahnsinnig machen, aber als punktueller Hingucker zwischen den ganzen feinen Altbauten und glatten Stahl- und Glaslangweilern mag ich grobe Klötze halt gern. Die Arena steht in Augsburg auf freier Wiese, und als ich sie das erste Mal sah, verliebte ich mich sofort in sie. Kein Schnickschnack, keine verkleidete Fassade, man sah nur Streben und die Schüssel, in der innen die Ränge sitzen, das war’s. Form follows function und albert nicht rum. (Wobei ich ja bekanntermaßen nichts gegen Arenen habe, bei denen die Form außergewöhnlich ist.)

Für diese Saison hat sich die Arena etwas aufgerüscht; der Sponsor zahlte eine Verkleidung aus einem metallenen Strebewerk, das mit Leuchtstäben durchsetzt war. Das konnte man in den vergangenen Wochen schon sehen, aber die Beleuchtung wurde gestern erstmals eingesetzt. Als Besucherin der Allianz-Arena, deren komplette Fassade aus Leuchtelementen besteht und damit einen sehr kraftvollen Punkt macht, war ich von den Augsburger Lichtlein ein bisschen enttäuscht.

Außerdem musste ich mir sagen lassen, dass die Dienstags- und Mittwochsspiele ab dieser Saison nicht mehr um 20 Uhr, sondern erst um halb neun anfingen. Wir hatten also eine lockere Stunde Zeit, um die traditionelle Stadionwurst zu genießen, aber ich richtete mich nölig darauf ein, noch später als gedacht wieder in München zu sein. Ähnlich dachten wohl auch viele Leipziger; der Gästeblock war äußerst spärlich gefüllt. Außerdem machte ich mir nun Sorgen um meinen Liebling in Augsburg (neben dem Kasperl und der Wurst), dem Kid’s Club, der vor dem Spiel zur Vereinshymne durchs Stadion zieht und dem man gefälligst zuwinkt, wenn er vorbeikommt. (Es rührt mich immer noch.) Müssen die ganzen lieben Kleinen nicht schon längst im Bett sein? So war es auch: Ein stark ausgedünnter Kinderklub drehte seine Runde, aber er war da, ich winkte und war gerührt.

Die Nordwand im Stadion packte dann lustige Ballons aus, die sie zusammen mit den Fahnen schwenkten. Ich sinnierte innerlich vor mich hin: „Die langgestreckten Elemente greifen ikonografisch die Lichtstreben der Fassade auf und schaffen so einen sichtbaren Zusammenhang zwischen Außen- und Innenteil der Arena.“ Die fünf Jahre Kunstgeschichtsstudium haben sich total gelohnt.

Dann war keine Zeit mehr zum Sinnieren, es wurde gebrüllt und schon nach wenigen Minuten gejubelt, als Augsburg mit 1:0 in Führung ging. Diese Führung wurde dann mit allem, was diese Mannschaft hat, über die 90 Minuten gerettet, und wir traten sehr zufrieden den Heimweg an.

Nach dem Spiel leuchtete die Arena einheitlich in grün, was alle Besucher*innen ein bisschen ungesund aussehen ließ; es gefiel mir aber besser als das Rotgrünweiß der Vereinsfarben, das zu punktuell war, um wirklich ein großes Bild zu zeichnen. (Hier halfen übrigens noch grüne Strahler nach, die auf die Arena gerichtet waren.)

Bis heute abend ist Augsburg Tabellendritter, was völlig irre ist. In so ziemlich allen Saisonprognosen setzten die Expert*innen den FCA auf den letzten Platz und sahen ihn als klaren Absteiger. Im Moment fühlt sich das sehr anders an, aber, yay, Fußballersprech: Die Saison ist noch lang.

Ich habe mich gefreut, RB Leipzig mal live zu sehen. Ja, über Leipzig kann man sehr viel meckern (Transferpolitik, Marketingklub etc.), aber so ganz kann ich das Gefühl nicht abschütteln, dass es schön ist, auch im Osten wieder einen Erstligaverein zu haben. Zudem hat RB in der letzten Saison richtig schönen Fußball gespielt, den ich mir durchaus öfter angeschaut habe. Von diesem schönen Fußball war gestern allerdings nichts zu sehen, weil Augsburg halt Augsburg war. Die Mannschaft ist offensiv nicht stark genug, um selbst das Spiel zu machen, also nutzt das Team individuelle Fähigkeiten und eine beeindruckende mannschaftliche Geschlossenheit, um stattdessen das Spiel des Gegners zu Kleinholz zu machen. So ziemlich jeder Spielzug wird gestört, und das hat gegen Leipzig, dessen Stärke das elegante, fließende und schnelle Passspiel ist, gestern sehr gut geklappt. Wieder kein schönes Spiel, aber das erwarte ich beim FCA auch gar nicht mehr. Stattdessen freue ich mich hier über gefühlt bedingungslosen Einsatz für das Team. Also das, was man manchmal beim FC Bayern vermisst, weil jeder Spieler eine eigene Agenda hat. Ich finde es sehr spannend, allmählich unterschiedliche Spielweisen identifizieren zu können, weil ich jetzt regelmäßiger im Stadion bin als vorher bei Bayern. Auch wenn ich dafür erst gegen 1 Uhr im Bettchen war.

(Dritter! Alter!)

Tagebuch, Sonntag/Montag, 17./18. September 2017 – Hans-guck-nicht-in-die-Luft

In der Nacht von Samstag auf Sonntag schlief ich herrlich tief und fest, merkte aber beim Aufstehen, dass ich mir irgendwas im Nacken gezerrt hatte – oder was auch immer da physisch passieren kann im Nacken- und Schulterbereich. Es führte jedenfalls dazu, dass es äußerst unangenehm war, den Kopf in den Nacken zu legen oder ihn seitwärts zu drehen. Nach unten gucken konnte ich allerdings prima und schmerzfrei, was schön war, denn so konnte ich Kaffee und Kürbissuppe zubereiten und vor allem: lesen. Das ist seit Jahren meine Horrorvorstellung: irgendwas ist mit den Augen, ich kann nicht mehr lesen, oder was mit den Händen, ich kann nicht mehr schreiben. Alle anderen körperlichen Einschränkungen kommen mir irgendwie machbar vor, aber Augen und Hände sollen bitte bis zur Stunde meines Todes möglichst gut funktionieren. Sagte die Dame mit minus 4,5 Dioptrien links und einem in der Kindheit angebrochenen linken kleinen Finger, der nicht ganz richtig wieder zusammengewachsen ist. Oh, Moment, alles, was mit Essen zusammenhängt, soll bitte auch funktionieren, Kiefer, Zunge, Speiseröhre, Magen, Verdauungstrakt. Ich kann mir kein gutes Leben ohne gutes Essen mehr vorstellen, das möchte ich bitte auch noch ein paar Jahrzehnte genießen dürfen. Danke, Universum.

Ich verbrachte den Sonntag neben Lesen und Kürbissuppe schlürfen damit, alle 30 Minuten mein geliebtes Körnerkissen in den Backofen zu legen, um es aufzuheizen und es mir danach in den Nacken zu legen.

Einschub: Als meine beste Freundin letzte Woche hier war, gingen wir mit den jeweiligen Partner*innen essen, und ihre Frau fragte mich, ob ich Hamburg vermissen würde. So direkt hatte ich mir diese Frage noch nicht gestellt, ich überlegte kurz und konnte dann sagen: Nein, ich vermisse Hamburg nicht. Ich vermisse meine engen Freund*innen, die blöderweise alle dort wohnen, und ich vermisse immer noch unsere riesige Altbauwohnung, aber die Stadt an sich oder mein Leben dort vermisse ich nicht. Das fand ich schön, das überzeugt sagen zu können.

Zurück zum Körnerkissen: Ich vermisse die Mikrowelle in unser riesigen Altbauwohnung! OMG vermisse ich diese Mikrowelle! Ich hatte selbst nie eine, weil ich wirklich nicht wüsste, was ich in ihr zubereiten sollte, was nicht auch auf dem Herd geht, aber ich habe gelernt: Körnerkissen werden in ihr in lächerlichen drei Minuten brüllend heiß und halten die Wärme mindestens eine Stunde. In meinem blöden Backofen dauert es eine halbe Stunde, bis das Kissen die gewünschte Temperatur hat, und dann ist es wiederum nach einer halben Stunde schon wieder abgekühlt. Das hat mich Sonntag sehr genervt, aber ich bin immer noch nicht bereit, mir so einen blöden Klotz zu kaufen, der nur Platz in meiner Küche wegnimmt und den ich eigentlich nur brauche, wenn mir mein Nacken oder mein Rücken weh tun, was sie netterweise nicht sehr oft tun. Aber wenn sie weh tun, lungere ich jedes Mal wieder auf Elektromarktwebsites rum, um die kleinste und billigste Mikrowelle rauszufinden, die ich nur dazu benutzen würde, mein Körnerkissen heiß zu kriegen.

Gestern ging es dem Nacken weitaus besser, auch wenn die Nacht etwas anstrengend war, denn Liegen war leider nicht ganz schmerzfrei, trotz Tablette und Körnerkissen. Ganz weg war die Verspannung noch nicht, weswegen ich gestern nicht wie geplant im ZI saß und lustige Dinge aus der NS-Zeit nachlas, sondern auf dem Sofa blieb und andere lustige Dinge las. Ich begann ein Buch aus der Stabi von Carola Dietze, bei der ich noch im Bachelor (VOR HUNDERT JAHREN!) eine Vorlesung hatte, die auf diesem Buch (ihrer Habil) beruhte: Die Erfindung des Terrorismus in Europa, Russland und den USA 1858-1866. Sie geht davon aus, dass Terrorismus mehr ist als nur politisch motivierte Gewalt, sondern ein Phänomen, das erst entstand, als der Gewalt mediale Aufmerksamkeit geschenkt werden konnte, was vor dem 19. Jahrhundert nur eingeschränkt, wenn überhaupt, möglich gewesen war. Mich persönlich interessieren im Buch die USA; damit werde ich vermutlich anfangen. Was mich an dem Buch außerordentlich freut: Die Dame schreibt trotz wissenschaftlichem Anspruch äußerst verständlich und lesenswert, wovon ihr euch in der verlinkten Leseprobe gerne überzeugen könnt.

Kürbiscremesuppe

Gestern stellte ich entsetzt fest, dass ich mein Standardrezept für Kürbissuppe noch gar nicht verbloggt habe, obwohl ich es seit vier Jahren in jedem Herbst raushole. Es stammt natürlich aus Deutschland vegetarisch, meinem Lieblingskochbuch. (Es gibt in diesem Buch kein Rezept, das nicht funktioniert oder nicht schmeckt.) Das Rezept kommt ohne Zutaten wie Ingwer oder Karotten oder Orangen aus, die Suppe schmeckt halt nach Kürbis – aber durch so lustige Dinge wie Sternanis, einem winzigen Schuss Essig und der knusprigen Einlage aus Mandeln und Kürbiskernen keineswegs langweilig. Ich habe mich an Kürbis in jedem Herbst meist recht schnell sattgegessen, aber diese Suppe geht immer.

Für vier Personen.

1 kg Hokkaidokürbis waschen, vierteln, die Kerne entfernen, das Fruchtfleisch in grobe Würfel schneiden.
1 große Kartoffel (ca. 150 g) schälen und grob würfeln.
1 Zwiebel und
1 Apfel (geschält) ebenfalls grob würfeln. Hier dürfte schon klar werden, warum ich das Rezept so mag. Kein Fitzelkram.

Den Würfelberg in
1 EL Butter andünsten und
1 Sternanis dazugeben. Mit
800 ml Gemüsebrühe und
200 ml Sahne ablöschen, mit
1 EL flüssigem Honig,
Salz und
Pfeffer würzen. 25 Minuten offen köcheln lassen.

Währenddessen in einer Pfanne
50 g Kürbiskerne und
50 g Mandelblättchen (oder wie ich es mache: soviel wie man will) in
1 EL Sonnenblumenöl goldbraun rösten. Mit
Salz würzen. Wichtig! Das ist quasi mein Lieblingsteil. Das knackt nachher herrlich würzig.

Den Sternanis entfernen, die Suppe mit dem Pürierstab in die gewünschte Konsistenz bringen, eventuell mit
1–2 EL Apfelessig abschmecken. (Mir reicht meist ein Esslöffel.) Die Suppe mit einem Klecks saure Sahne und dem Kürbiskernmandelmix servieren.

Das Süppchen funktioniert auch mit Milch statt mit Sahne, wie ich gestern feststellen konnte, als meine Sahne mich schmählich im Stich ließ. Nimmt sich farblich oder konsistenzmäßig fast nichts. Das Bild hier im Eintrag ist schon älter, gestern sah mein Süppchen so aus.

Links vom Sonntag, 17. September 2017

Journal Samstag, 16. September 2017 – Wahlhilfeschulung

Die Kaltmamsell beschreibt sehr schön, wie sie sich bei und nach der Wahlhelfer*innen-Schulung fühlte. Das deckt sich sehr mit meinen Gefühlen, die ich bei der Schulung hatte; ich konnte sie aber nicht so gut in Worte fassen, meine eigene Schilderung kam mir viel zu staatstragend vor, ich löschte sie wieder. Aber jetzt bei der Lektüre des Blogeintrags nebenan fiel mir wieder ein, wie „staatsbürgerlich“ auch ich mich gefühlt hatte. Unser Leiter wies mehrfach darauf hin, welch hohes demokratisches Gut wir mit unserer Arbeit unterstützen und verteidigen. Und auch er beschrieb, wie bei der Kaltmamsell anscheinend auch, dass unsere Arbeit öffentlich ist. Wer uns zugucken möchte, wie wir Stimmen auszählen, hat das Recht dazu. (Bringt uns was zu essen mit!)

Was mir vor allem im Gedächtnis geblieben ist – und was ich auch in den öffentlich einsehbaren Schulungsunterlagen noch mal nachlesen werde – ist, dass unsere Hauptaufgabe darin besteht, Menschen wählen zu lassen. Alles andere ist zweitrangig; worum es geht, ist, allen Menschen die Wahl zu ermöglichen. München hat seine Wahlbezirke teilweise neu eingeteilt, um möglichst alle Wahllokale komplett barrierefrei zu machen. Wir bekamen erzählt, wie die Wahl zum Beispiel für Körperbehinderte möglich ist, die den Weg bis zur Wahlkabine aus irgendwelchen Gründen doch nicht zurücklegen könnten (ausgefallene Fahrstühle etc.) und wie wir anderen behilflich sein können, ohne das Wahlgeheimnis zu verletzen.

Apropos Wahlgeheimnis: Selfies mit dem Wahlzettel sind untersagt, denn sie verletzen das Wahlgeheimnis. Ja, auch wenn man das selbst erledigt. Also lasst das bitte.

Das schöne Spiel im neoliberalen Zeitalter

Tim vom historischen Blog „Ausnahmezustand Neuzeit“ schrieb mir eine Mail, dass er meinen Quellenangaben-Post zu den Fanprotesten im Stadion gelesen habe – ob für mich sein Rückblick auf die Entfremdung zwischen Fans und DFB aus zeithistorischer Perspektive auch interessant wäre? Ist er, danke für den Hinweis.

„Der Fußball in den letzten 25 bis 30 Jahren ist ein Paradebeispiel dafür, welche Entwicklungschancen und welche Problematiken eine entfesselte Wachstumsorientierung mit sich bringt. Wachstum an sich und vielleicht nicht einmal die ungleiche Mittelverteilung sind schädlich, kleine und große Vereine hat es schon immer gegeben. Höchst problematisch sind die schier exponentielle, rasende Entwicklung, die dadurch entstehenden riesigen Größenunterschiede und die fehlenden Korrekturmechanismen.“

The First White President

Ta-Nehisi Coates schreibt über die Wahl Trumps. Ja, das haben wir alles schon durchexerziert, aber Coates weist auf den seiner Meinung nach wichtigsten Faktor hin: Er wurde durch Weiße gewählt, die genau das als wichtigstes Kriterium ansehen. Coates scheut sich nicht, diese Tatsache sehr unangenehm zu formulieren.

„For Trump, it almost seems that the fact of Obama, the fact of a black president, insulted him personally. The insult intensified when Obama and Seth Meyers publicly humiliated him at the White House Correspondents’ Dinner in 2011. But the bloody heirloom ensures the last laugh. Replacing Obama is not enough—Trump has made the negation of Obama’s legacy the foundation of his own. And this too is whiteness. “Race is an idea, not a fact,” the historian Nell Irvin Painter has written, and essential to the construct of a “white race” is the idea of not being a nigger. Before Barack Obama, niggers could be manufactured out of Sister Souljahs, Willie Hortons, and Dusky Sallys. But Donald Trump arrived in the wake of something more potent—an entire nigger presidency with nigger health care, nigger climate accords, and nigger justice reform, all of which could be targeted for destruction or redemption, thus reifying the idea of being white. Trump truly is something new—the first president whose entire political existence hinges on the fact of a black president. And so it will not suffice to say that Trump is a white man like all the others who rose to become president. He must be called by his rightful honorific—America’s first white president.“

Coates schrieb schon öfter für den Atlantic über dieses Thema. Ein Artikel, den ich schon mal verlinkt hatte, ist The Case for Reparations, der den systemischen Rassismus in den USA darlegt. Falls ihr keine Lust habt, diesen sehr langen Artikel online zu lesen – das geht jetzt auch auf Papier. Coates neuestes Buch We Were Eight Years in Power: An American Tragedy enthält acht Essays aus den Jahren der Obama-Regierung.

Heidnischer Kuchen und andere Köstlichkeiten des Mittelalters. Ein kulinarischer Selbstversuch in zwei Akten

Das klingt nach einem spannenden, lehrreichen und leckeren Seminar: Studierende recherchieren mittelalterliche Rezepte und kochen sie in einem Kloster nach.

„Wir hatten in der Übung viel über den Einfluss des Christentums – über Brot und Wein – im Hinblick auf den täglichen Speiseplan gesprochen. Daher passte es gut, dass die drei Studenten zunächst als Grundlage ihres Menüs ein Brotrezept entwarfen. Dafür verwendeten sie Weizenmehl, Salz, Hefe und Salbei. War das wirklich mittelalterlich? Wir diskutierten über die Zutaten. Wie nah war man damit am Brot der bäuerlichen Bevölkerung? Warum wurde Weizen und nicht Roggen verwendet, so ein Einwand des Plenums. Hefe ist zwar bereits Bestandteil des althochdeutschen Wortschatzes, doch hat man es im Mittelalter tatsächlich schon als Triebmittel für Brot verwendet? Und was war mit dem Salz?

Es zeigten sich bereits hier Schwierigkeiten bei der Reproduktion mittelalterlicher Speisen. Welche soziale Gruppe möchte man abbilden? Welche Zeit und welche Region des Mittelalters soll kulinarisch reproduziert werden? Da vor dem 14. Jahrhundert Kochbücher nicht greifbar sind – vom antiken Kochbuch des römischen Gourmets Apicius einmal abgesehen – und diese dann der Oberschicht entstammen, war klar, dass eher eine ‚Herrenspeise‘ präsentiert werden sollte. Dies lag auch darin begründet, dass beispielsweise der Auftraggeber des Buches von guter Speise – Autor oder Schreiber sind unbekannt – zum Patriziat der Stadt Würzburg gehörte. Die Entscheidung fiel daher zugunsten des Weizens, des Salzes und auch der Hefe aus.

Die Idee mit dem Salbei entstammte der Lektüre des Capitulare de villis (Krongüterverordnung Karls des Großen, ca. 790er-Jahre), das wir in einer der vorangegangenen Sitzungen gelesen hatten. Freilich wären hier noch mehr Kräuter denkbar gewesen. Das Kapitular führt immerhin etwa 70 Kräuter auf, wenn auch nicht alle davon als Küchenkräuter verwendet wurden. Es stand den Studierenden jedoch frei, nach eigenem Gusto zu entscheiden und möglicherweise ist der heutige, im Vergleich zum Mittelalter eher zaghafte Umgang mit Gewürzen ein weiterer Faktor bei der Entscheidung gewesen.“

Ich konnte nach der Lektüre des unterhaltsamen Blogeintrags meine Küche, meinen Herd und meinen Supermarkt um einiges mehr würdigen als vorher.

Was schön war, Mittwoch, 13. September 2017 – Post von der Uni

Der neue Lebensabschnitt kann jetzt offiziell losgehen.