Tagebuch, Freitag, 25. Mai 2018 – Wechselbad

Der Morgen war furchtbar. Die alten Dämonen waren wieder da, nicht meine, aber über Umwege dann jetzt doch auch meine, und ich weiß, kein Mensch braucht diese kryptischen Blogeinträge, wir haben schließlich 2018 und nicht mehr 2002, aber der Morgen war furchtbar und ich weiß gerade selber nicht, warum ich das aufschreiben möchte, aber meistens kriege ich im Kopf irgendwas klar, wenn ich es aufschreibe. Wegschreibe.

Dementsprechend verheult und unkonzentriert radelte ich später in die Unibibliothek (ein Buch zurück, eins ausgeliehen) und danach in die Stabi (zwei ausgeliehen). Dort setzte ich mich in den Lesesaal, holte meinen Stapel Bücher aus der Ablage, zog noch ein weiteres aus dem Regal und begann zu lesen. Dabei merkte ich, wie gut das tat, den Kopf ganz weit von mir wegzukriegen und in ein Thema, das ich gerade für einen Kunden recherchiere. Ich fühle mich zwar immer, als ob ich meine Diss hintergehe, wenn ich nicht für sie, sondern für Geld in meinen geliebten heiligen Lesehallen sitze, aber eigentlich ist das ziemlich prima. Vier Stunden lang las und schrieb ich konzentriert und war recht schnell in meinem üblichen Modus: „Ach was? Das wusste ich nicht, gleich mal aufschreiben. Oh, hier ist noch was Schönes, gleich mal aufschreiben. Moment, das Buch eben hatte was anderes gesagt – aber ich hab hier ja noch fünf weitere rumliegen, da gucke ich auch noch rein. Und dann schreib ich es auf.“

Etwas besser gelaunt, aber immer noch fies am Wasser radelte ich nach getaner Arbeit nach Hause, aß mein derzeitiges Spätstück aus Erdbeeren, Blaubeeren und Vanillejogurt, las Zeitung, guckte eine Serienfolge und machte irgendwann abends Brotzeit. Zu warm zum Kochen.

Den Abend verbrachte ich damit, den Morgen aufzuarbeiten. Wir redeten lange und noch länger und noch länger und irgendwann war es Zeit für Whisky, denn irgendwann ist es halt immer Zeit für Whisky. Der tat sehr gut. Tief und fest geschlafen und deutlich erleichteter aufgewacht als gestern.