Tagebuch Samstag/Sonntag, 5./6. Januar 2019 – Musikalisches Wochenende

Der freitägliche Schnee war liegengeblieben, München sah super aus, und ich tat, was jeder vernünftige Mensch macht, wenn Schnee liegt – und man zu faul ist, vor die Tür in den Englischen Garten zu gehen, aber dafür einen Balkon hat:

Dann ging ich aber doch irgendwann raus, Zeitung gekauft (schon gut, ich schließe wieder ein Abo ab, es hilft ja nichts), Brot gekauft, Süßigkeiten für F. gekauft, der von einem Kurztrip wiederkam und dem ich was Nettes auf den Wohnzimmertisch legen wollte, was ich im Anschluss an meine Einkäufe erledigte.

Zuhause lauschte ich der täglichen Portion Musik aus Year of Wonder, ich verlinke das einfach weiter, mir gefällt das sehr. Samstag durfte ich das magische Crucifixus von Antonio Lotti kennenlernen, der mir vorher kein Begriff war. Das kleine Stück hörte ich gleich mehrfach. Ich möchte den Tipp der Autorin weitergeben: Stop whatever you’re doing and let it wash over you. Bitte nicht in der Mittagspause auf dem Smartphone, wartet bis zum Feierabend. Aber dann!

Hier ist mein Tweet mit der Buchseite dazu; alleine für den Text und dieses Stück lohnt sich das Buch bzw. die Spotify-Playlist. Aus dem Tweet entspann sich eine kleine Diskussion, durch die ich eine weitere Playlist entdeckte: „Hört euch das mal an, Vol. 2“ mit klassischer Musik, Vol. 1 folgte ich bereits. Auf der neuen Playlist entdeckte ich gleich noch mehrere Komponisten, die ich vorher nicht kannte, vor allem Hans Rott hatte sofort gewonnen. Den Rest muss ich noch durchhören, weiter bin ich noch nicht.

Den Abend mit F. verbracht, Käse gegessen, Rotwein getrunken (endlich mal wieder einen Blaufränkisch), gemeinsam eingeschlafen.

Den Sonntag standesgemäß vergammelt, immerhin Croissants vom Bäcker geholt, keine Sonntagszeitung, ha!, dann auf dem Sofa eingeschlafen, egal ob beim Lesen oder beim Seriengucken, vom eigenen Schnarchen aufgewacht. Ich liebe solche Sonntage.

Die Musik zum Tag kam von Max Bruch, der mir nichts sagte, aber als die ersten Töne seines 1. Violinkonzerts erklangen, dachte ich, „Ach, das!“ Ich dachte, ich hätte das garantiert schon mal in einem Filmsoundtrack gehört, aber die IMDB half mir nicht weiter. Vielleicht hatte das Klassikradiohören in der Badewanne in Hamburg doch was Gutes gehabt. Ihr kennt das auch, kommt schon, anspielen, ist hübsch.

Was ich an der Spotify-Playlist so schön finde, ist, dass man vom einzelnen Appetithäppchen auf das komplette Album kommt und sich so auch brav den Rest des Konzerts anhören kann. Mir gefallen die anderen zwei Sätze des Violinkonzerts sogar noch besser als der erste.

Zur Feier des Tages holte ich sogar meine Boxen wieder aus den zwei Schränken, auf die ich sie offensichtlich nach dem Umzug verteilt hatte. Ja, ich Banausin habe bisher nur über die Laptop-Lautsprecher Musik gehört. Die kleinen Boxen hatte ich mir mal in Hamburg gekauft, aber selten benutzt. Jetzt rahmen sie hübsch meinen Schreibtisch ein und mir gefällt das alles sehr. Beschwingtes Arbeiten und Bloggen. Was ich gestern auch feststellte, nachdem ich sie angeschlossen hatte: Mein neuerdings so geliebter Martinů knallt darüber noch mehr.

Ich war so beschwingt, dass ich meine Küche kurz umräumte (kein Foto). Der Raum ist der einzige, mit dem ich noch etwas hadere, was die Wandgestaltung angeht. Ich habe mal das bisher hochkant stehende Kallax in die Horizontale gekippt, mein Lieblingsgeschirr darauf drapiert und zwei große Bilder obendrauf an die Wand gelehnt, die wollte ich am Sonntag nicht annageln. Mal sehen, wie das wirkt. Bin bisher zufriedener als vorher, aber so ganz richtig richtig ist es immer noch nicht.

Die alten, neuen Boxen zahlten sich dann abends richtig aus, als ich dem Livestream der Bayerischen Staatsoper lauschte, die Smetanas Verkaufte Braut live übertrug; hier die Termine für weitere Aufführungen, für die man sich nicht schick machen muss.

Von der Aufführung hatte ich zufällig eine äußerst positive Besprechung im Radio gehört, was man halt so morgens im Bad mitkriegt, und mich daher ohne große Erwartungshaltung an den Schreibtisch gesetzt (weil da halt die Boxen stehen). Eigentlich wollte ich nur kurz reingucken, aber dann blieb ich doch die ganzen drei Stunden dabei, holte mir in der Umbaupause in der ersten Hälfte ein Bier aus dem Kühlschrank, ging in der Pause – ganz wie in der echten Oper – erstmal aufs Klo und dann zum Schnittchenteller, der bei mir gestern aus zwei Käsesorten bestand, die noch von Silvester übriggeblieben waren. Das Social-Media-Team begleitete den Abend meiner Meinung nach sehr gut, und ich hatte gerade in der ersten Hälfte so viel Spaß wie noch nie mit einer Oper. In der zweiten Hälfte wurde es dann ruhiger, melancholischer und zärtlicher, das große Feuerwerk an Gags war verpufft, aber auch hier konnte ich natürlich Musik und Stimmen genießen. Vielen Dank für den Stream, gerne wieder!

Ich habe allerdings schreckliche Nachrichten von meinem Balkon:

Maybe he likes warm hugs? Ich werde ihn mal reinholen.