Tagebuch Freitag, 25. Januar 2019 – Anstrengend

Um 5 hellwach gewesen. Das Meeting um 10 ließ mich anscheinend nicht schlafen. Ich diskutierte mit mir, ob ich walken gehen wolle, aber im Dunklen bei minus vier Grad nach draußen zu gehen, lockte mich null. Also las ich, ging irgendwann duschen, kochte Kaffee, ging nochmal meine Notizen durch und machte mich sehr angespannt auf den Weg.

Worum es genau ging, hat hier im Blog nichts zu suchen, aber ich war nach dem Gespräch sowohl erleichtert als auch irgendwie erschlagen; das war eine Welt, die mir fremd ist und mich sehr beunruhigt. (Aber hey, Grüße an den mitlesenden Kollegen!) Nach zwei Stunden hatte ich alles gesagt, was ich sagen wollte und stapfte durch weiter leise fallenden Schnee zur U-Bahn.

Erst dort merkte ich, wie die Anspannung nachließ. Mein Kopf hatte keine Lust auf mein mitgebrachtes Buch, ich fuhr nach Hause, und sobald ich am Schreibtisch saß, um theoretisch diesen Blogeintrag anzufangen, kamen mir die Tränen – aus Anstrengung vermutlich und weil es um mehr ging als Job, Studium, Kram halt.

Deswegen schrieb ich den Eintrag auch nicht, der wird gerade heute morgen getippt. Gestern war ich nur noch zu einem langen Schlaf fähig und abends zu einem (okay, zwei) Whiskys zur Burns Night, den mir, wenn ich mich richtig erinnere, die Fachfrau für Islays @eeek_de mal empfohlen hatte. Das ist vermutlich einer der wenigen Islays, die ich mag; ich hab’s ja nicht so mit Torf, sondern mehr mit dem Highland-Honig. Der zwölfjährige Bunnahabhain riecht nach erdigem Karamell und schmeckt weder nach Rauch noch nach Torf, sondern wie Küste und irgendwann nach Salzzitrone, ist aber nicht frisch, sondern bleibt schmelzig-weich. Tolles Zeug.

Gemeinsam eingeschlafen, ausgelaugt, aber irgendwie erleichtert. Komischer Tag.

Die Musik zum Tag fand ich doof, ich habe lieber aus @gabriel_berlins einer Liste von eins, zwei, drei erneut das Largo aus Randall Thompsons Sinfonie Nr. 2 in e-moll gehört. Das passte gut. (Hatte ich das schon mal im Blog? Ich finde es selbst nicht.)

I’m the heaviest woman to complete a marathon

Dances With Fat ist einer der Accounts, die ich jahrelang verfolgt habe. Seit Essen und Dicksein nichts mehr ist, worüber ich viel nachdenke(n will), gucke ich nur noch selten in ihr Blog. Daher habe ich viel zu spät mitbekommen, dass sie schon im vergangenen Jahr einen Guinness World Record aufgestellt hat als schwerste Frau, die einen Marathon gelaufen ist (nach den Standards dieses Rekordbuchs. Ich bin mir sicher, es gab noch andere dicke Menschen, die derartiges tun). Netterweise beendet sie ihr Essay für ESPN mit dem Hinweis, dass Sport zu treiben, moralisch keinen Deut besser ist als keinen Sport zu treiben.

„I’m often asked if I think everyone should run a marathon. The answer is no. Running — and sports in general — isn’t for everyone, and that’s cool. What I do think, and the reason that I’m on a journey to complete an Ironman, is that whether you want to run a marathon, or knit the world’s largest tea cozy, if there’s an achievement that captivates you, go after it. The bigger or more ridiculous, the better!“

In ihrem neuesten Blogeintrag weist sie ebenfalls auf genau diese Falle hin, diese Dichotomie zwischen „den guten Dicken, die was tun“ und „den schlechten Dicken, die lieber auf der Couch sitzen“. Den Unterschied gibt es bei schlanken Menschen auch, aber das hat es anscheinend keine moralische Komponente. I am Jack’s total lack of surprise.

Die ganzen „Hallo, ich bin xyz und Sie kennen mich von …“-Tweets waren schon nach dem dritten nicht mehr lustig, aber den hier mochte ich doch sehr.