Donnerstag, 1. August 2002

1
0 Uhr. Neuer Post in meinem Blog. In anderen Blogs rumgelesen. Himbeermarmeladentoast und Ruby Breakfast-Saft zum Frühstück. Unter der Dusche I am what I am gesummt. Mit einem Lächeln auf den Lippen aufgewacht. Gut geträumt. Bei offenem Fenster geschlafen. Beim Fernsehen weggedöst.
Kommentieren


11 Uhr.Hurra, Google erkennt mich! Wobei ich es immer wieder schön finde, direkt nach den Einträgen, die wirklich was mit mir zu tun haben, einen Thread zum Thema Kakteenliteratur angezeigt zu bekommen. Ich glaube, kaum etwas liegt mir noch weniger am Herzen als Kakteen – die Zicken der Botanik.
Und nebenbei rege ich mich einen Hauch über das neue Bezahlsystem bei Spiegel Online auf. Die Artikel im Archiv sind nur noch gegen Geld zu haben. Dagegen ist ja erstmal nix einzuwenden, das macht die New York Times seit Äonen auch schon so. Und dass im Netz nicht mehr alles umsonst ist, damit kann ich auch leben. Ich finde es nur strange, dass man einen Spiegel-Artikel bezahlt und ihn lesen darf – aber nur für einen bestimmten Zeitraum. Danach erlischt deine „Leseerlaubnis“, und du müsstest ihn noch einmal bezahlen. Das ist genauso doof, als ob ich den papiernen Spiegel montags am Kiosk kaufe und ihn donnerstags wieder zurückbringe.
Da lob ich mir doch meine Lieblinge von Salon – die kosten mich 30 Dollar im Jahr, und dafür habe ich jeden erdenklichen Artikel, den sie jemals gepostet haben, zu meiner Verfügung. So soll's sein.
Kommentieren


15.40 Uhr. Ich habe nun, ach, Anglistik und Germanistik studiert (jedenfalls war ich immatrikuliert), und das kommt ab und zu noch durch. Eben fand ich im Netz ein schönes Rilke-Gedicht: Eingang. Ich wage kaum zu erwähnen, dass ich auf dieses Gedicht durch einen der Schnuckelfilme von Dienstag aufmerksam geworden bin – dem Film haben sie nämlich einen Ausschnitt aus dem Gedicht vorangestellt. Und wie ich so suchte, fand ich gleich drei Übersetzungen. Die erste hatte wenigstens das korrekte Zitat, das ich im Film so schön fand, aber ansonsten ist das Englisch für die Tonne. Die zweite ist Mittelmaß (Übersetzung von Edward Snow), die dritte finde ich okay. Leider weiß ich nicht, wer die übersetzt hat, aber wenn irgendjemand unbedingt mal Rilke auf Englisch lesen will, sei ihm Stephen Mitchell ans Herz gelegt. Fuck Robert Bly. Und diesen Snow kann man anscheinend auch vergessen.

And now for some poetry:

Eingang

Wer du auch seist:
am Abend tritt hinaus
aus deiner Stube, drin du alles weißt;
als letztes vor der Ferne liegt dein Haus,
wer du auch seist.
Mit deinen Augen, welche müde kaum
von der verbrauchten Schwelle sich befrein,
hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum
und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein.
Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß
und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift.
Und wie dein Wille ihren Sinn begreift,
lassen sie deine Augen zärtlich los ...



The Way In

Whoever you are: some evening take a step
out of your house, which you know so well.
Enormous space is near, your house lies where it begins,
whoever you are.
Your eyes find it hard to tear themselves
from the sloping threshold, but with your eyes
slowly, slowly, lift one black tree up,
so it stands against the sky: skinny, alone.
With that you have made the world. The world is immense
and like a word that is still growing in the silence.
In the same moment that your will grasps it,
your eyes, feeling its subtlety, will leave it. . . .



Entrance

Whoever you are: in the evening step out
of your room, where you know everything;
yours is the last house before the far-off:
whoever you are.
With your eyes, which in their weariness
barely free themselves from the worn-out threshold,
you lift very slowly one black tree
and place it against the sky: slender, alone.
And you have made the world. And it is huge
and like a word which grows ripe in silence.
And as your will seizes on its meaning.
tenderly your eyes let it go.



Entrance

Whovever you are: step out in to the evening
out of your living room, where everything is so known;
your house stands as the last thing before great space:
Whoever you are.
With your eyes, which in their fatigue can just barely
free themselves from the worn-out thresholds,
very slowly, lift a single black tree
and place it against the sky, slender and alone.
With this you have made the world. And it is large
and like a word that is still ripening in silence.
And, just as your will grasps their meaning,
they in turn will let go, delicately, of your eyes . . .
Kommentieren


18.30 Uhr. Der Altonaer Bahnhof steht unter Wasser. Gut, dass meine Sneakers eh schon scheiße aussehen, da kann ich ganz entspannt Pfützenspringen. In Ottensen ist das Mercado dicht – wegen Stromausfall. Und es gießt in Strömen. Der Himmel ist dunkelgrau. Die Häuser gegenüber von meinem Fenster sehen silber und futuristisch aus in der von Wolken verdeckten Sonne. Und trotz alledem rinnt mir der Schweiß in Bächen den Nacken runter.
Werfen wir ein wenig Billy Joel in den CD-Player und grölen mit:
There's a storm front coming (mood indigo), white water running and the pressure is low, storm front coming (mood indigo), small craft warning on the radio ...
Kommentieren


19 Uhr. Reality Check. Gerade wieder ein schönes Blog entdeckt. Ausnahmsweise mal eins, das nicht vor Rechtschreibfehlern wimmelt. Und das dazu auch noch interessant zu lesen ist. Ich habe mich beim Lesen gefragt, was der Schreiberling wohl in seinem wahren Leben tut – er klingt ziemlich deprimiert bzw so, als würde ihm der alltägliche Wahnsinn/Trott/Dummsinn seiner Arbeit und überhaupt der ganzen Welt ziemlich auf den Keks gehen. Inzwischen weiß ich, was er tut: Er ist Redakteur bei der Amica :-)
Kommentieren


20 Uhr. „You are a natural story teller, and tales unfold in your mind almost without thought. Able to entertain yourself by reading a book that exists only in your head, you probably seem distant from people at times.“ What writing style do you have?
Kommentieren



Freitag, 2. August 2002

Check this out: Es ist 6 Uhr morgens. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre – ich bin schon um 4 Uhr aufgestanden, um wenigstens noch in Ruhe zu duschen und einen schönen Milchkaffee zu trinken. Wahrscheinlich werde ich nachträglich wegen nächtlicher Ruhestörung verklagt, denn meine (Ollis) Kaffeemühle schmeißt wirklich einen herben Sound. Vor allem, wenn sonst absolute Stille herrscht (wie sich das gehört. Ich bin auf meine alten Tage ja zum Lärmspießer geworden. Ich will Ruhe. Basta).
Anyway. Ich sitze im ICE 1515, der mich nach Berlin bringt, wo ich um ... irgendwann ... schon wieder vergessen ... die Trauzeugin für Olli und Anja mache. Daher werde ich diesen Post auch erst Sonntag ins Netz stellen, denn so wie ich das niedliche Hotel einschätze, gibts da keinen Internet-Anschluss.
Draußen regnet es. Der Himmel lichtet sich aber allmählich. Wann geht eigentlich die Sonne auf? Ich habe gerade einen kleinen, sentimentalen Flashback zu meinen guten, alten Alexander-Zeiten, wo ich erst morgens um 5 Feierabend hatte. Rausgekommen sind meine Kollegen und ich gegen 6 oder halb 7, je nachdem, wie lange wir noch geputzt bzw die Kasse gemacht haben. Das habe ich am meisten geliebt an dem ollen Kellner-Job: Feierabend machen, wenn alle anderen arbeiten gehen. Ich mag diese komische Stimmung am morgen, dieses Nichts halbes und nichts ganzes. Nicht müde genug zum Schlafen zu sein, aber auch nicht mehr wirklich wach, um konzentriert zu arbeiten.
Jetzt fühlt sich das natürlich anders an. Ich bin zu müde zum Wachsein und zu verschlafen, um konzentriert zu arbeiten. Erstmal ein bisschen Musik hören und aus dem Fenster gucken.
Kommentieren


21 Uhr. Und schon ist alles vorbei. Die Kurzfassung: Trauung um zehn vor 12, ich habe Rotz und Wasser geheult (ich MAG Hochzeiten! Und ich HASSE Hochzeiten, solange es nicht meine sind. Gleich zwei Gründe zu heulen), danach gabs lecker Sekt und Kanapees und danach lecker Kaffee und Kuchen bei den Brauteltern, dann bin ich in die Stadt gefahren (nach Balin drinnerin, wa?) und hab mir das jüdische Museum angeguckt, dann bin ich zum Zoo gefahren, wo ich heute morgen als allerersten Eindruck von Berlin ein Dunkin Donuts entdeckt habe, hab mir da vier Donuts gekauft, die jetzt immer noch auf mich warten, weil ich erst vor einer halben Stunde wieder ins Hotel gekommen bin, erstmal baden musste und jetzt tippe.

Die lange Fassung ist die, dass ich seit heute morgen weiß, dass es in Berlin nicht nur einen JungfernSTIEG (da liegt nämlich das Hotel), sondern auch einen JungfernSTEG gibt (da hat mich nämlich der doofe Taxifahrer hingebracht). Der ist in Neu-Kölln und so gar nicht in Steglitz, wo die Bräutigamseltern schon händeringend auf mich gewartet haben.
Ich war um 8.22 Uhr am Zoo (naturellement hatte auch der Zug schon Verspätung), und die Abfahrt zum Standesamt sollte um 10.20 sein. Fett Zeit also, um ins Hotel zu kommen, das nur knappe zehn Kilometer vom Zoo entfernt ist, sich noch zu duschen, aufzubrezeln, umzuziehen und was Mädels sonst noch so machen. Hmmja. Durch die Ortsunkenntnis des Taxideppens war ich um 9.50 Uhr im Hotel. Ich habs grad noch geschafft, mir ein bisschen Farbe ins Gesicht zu kleistern, die Haare einfach mit Gel plattzumachen anstatt sie kunstvoll in die Höhe zu fönen, und flugs in ein frisches Hemd und Blazer zu schlüpfen. Ich sah etwas gehetzt aus, aber egal. Die Schminke hat sogar meine Wasserspiele während der Trauzeremonie überstanden.
Ich war die ganze Zeit ein wenig nah am Wasser gebaut, denn direkt nach Dunkin Donuts habe ich die Gedächtniskirche wiedergesehen. Wiedergesehen, weil ich damals 1996 als Aufnahmeprüfung für die Filmhochschule in Berlin einen Super-8-Film gedreht habe, der „Rund um die Gedächtniskirche“ hieß. Und mein Hauptdarsteller war Karl, der sich nicht eher gerührt hat, bevor ich „ACTION!“ über den ganzen Platz gebrüllt habe und der jedesmal „It's in the can!“ hören wollte, wenn ich die Kamera abgestellt habe.
Und dann ist der Taxifahrer auch echt noch die Straße entlanggefahren, in der Karl und ich damals in derselben Wohnung gewohnt haben. Wo uns die Mitwohnzentrale halt hingeworfen hat. Ab da hatte ich schon den fetten Kloß im Hals. Und dann heiratet auch noch mein Hasi-Exfreund, der eben immer was Besonderes für mich sein wird. Und auch wenn ich Anja, seine Angetraute, total gern mag und ich wirklich finde, dass er nach mir und dieser KLEINEN, DUMMEN, SCHWACHKÖPFIGEN PSYCHOPATHIN, die er direkt nach mir hatte, endlich eine anständige, vernünftige usw Frau gefunden hat und ich es ihm von Herzen gönne, glücklich zu sein, ist es immer noch komisch, ihn jemand anders knutschen zu sehen. Keine Ahnung, warum. Ich will ihn ums Verrecken nicht wiederhaben, und ich finde, wir sind weitaus bessere Freunde als wir Partner waren, aber es ist einfach immer noch komisch. Hört das denn nie auf? Uargh.
Egal. Was das Standesamt dann doch erträglich gemacht hat, war eine Deppenhochzeit, die direkt vor uns aus dem Trauzimmer kam. Ein Gast im gelben Knitteranzug, passend mit Miami Vice-Shirt und Vokuhila, klopfte der Braut dann auch jovial auf den Arsch und berlinerte: Na, da jratulier ick doch ma, wa?
Sauber :-)
(Die Donuts riechen so fies nach Zuckerguss, und ich hab mir grade mindestens einen Liter Wasser reingetan ... ich glaub, ich ess das Zeug zum Frühstück. Kann auch nicht schlimmer sein, als das Stück kalte Pizza heute morgen.)
Das jüdische Museum musste ich mir ja einfach geben. Als ich krank war, hatte ich endlich mal die Gelegenheit, mich etwas ausführlicher mit Religion und dem ganzen Krempel zu beschäftigen. Und vom Judentum bin ich, seit ich mal in Israel war, schon ein wenig fasziniert. Mit geht der Glaube zwar total ab, aber die ganzen Rituale finde ich sehr schön. Eigentlich reicht mir schon, dass im Judentum nicht ständig Christi Leib und Blut verspeist werden.

Der Libeskind-Bau ist sehr imposant. Der Grundriss von oben, der auch das Logo bildet, soll ein zerschmetterter Davidstern sein. Eigentlich ist es ein längsgestreckter Bau, aber davon bekommt man nicht viel mit, wenn man erstmal drin ist. Ständig türmen sich Wände vor einem auf, man muss um Mauern herumgehen, Treppen steigen und sich den Weg durch die Ausstellung bahnen. Alles sehr spannend. Der Ausgangspunkt ist die Achse der Kontinuität, die von der Achse des Exils und der Achse des Holocaust gekreuzt wird. Man kann jeder Achse folgen und wieder zurückgehen oder einfach auf der Achse der Kontinuität bleiben und so die Ausstellung einmal abwandern.
Die Räume selber sind sehr interessant und emotional gestaltet. Man steht nicht einfach nur vor gläsernen Vitrinen, sondern kann an interaktiven Bildschirmen Töne und Filme abrufen. Oder sogar in einer digitalen Tora lesen. Da man die Tora ja nicht mit den Fingern berühren soll (und daher auch nicht den Bildschirm), muss man auf den Bildschirm pusten, um eine neue Seite aufzurufen.
In den Wänden stecken überall Schubladen, die man aufziehen kann, Deckel, die angehoben werden wollen, und Computer-Terminals, an denen man selber über Fragen abstimmen kann, die einem gerade in den Sinn kommen. Zum Beispiel, ob Deutschland heute ein Einwanderungsland ist. Oder ob wir heute in Deutschland eine multikulturelle Gesellschaft haben. Man drückt auf einen roten oder grünen Knopf und erfährt dann, wieviele Besucher wie abgestimmt haben.
Die Achse des Exils führt in den Garten des Exils. Dort stehen 49 Betonstelen. 48 für die Jahreszahl 1948, als der Staat Israel gegründet wurde. Und eine, die Berlin repräsentiert. Alle Stelen sind mit Erde gefüllt. 48 mit Berliner Erde, und die Stele, die Berlin symbolisiert, ist mit Erde aus Jerusalem gefüllt.
MItten in den Ausstellungsräumen trifft man immer wieder auf leere Räume, die man nicht betreten, die man aber von außen durch Fenster betrachten kann. Sie sollen die Leere in Deutschland symbolisieren, die die Vernichtung der Juden hinterlassen hat und die nie wieder aufgehoben werden kann.

Fieser Cut in die Gegenwart. Nur noch eine Bemerkung zum hauptstädischen Verkehr: Ich dachte immer, Hamburg hätte viele Baustellen. Is ja nüscht zu den Zuständen hier. Keine S-Bahn-Linie fährt so wie auf meinem Plan. Ich bin so stolz, dass ich es geschafft habe, wieder ins Hotel zurückzufinden, wa?! Und ma janz nebenbei: Kann sich Balin etwa nur am Zoo ne Rolltreppe leisten? Ick bin ja noch nie soviele Treppen jestiejen, wa?
Kommentieren



Sonntag, 4. August 2002

Kurz vor eins. Wieder im Zug. Diesmal ein popeliger EuroCity, der mich von Berlin Zoo wieder ins schöne Hamburg-Altona bringt. Bin immer noch verheult, dafür aber pappsatt und voller Eindrücke.
Verheult, weil ich echt nicht damit gerechnet habe, wie sehr mich der Karl-Flash erwischen würde. Berlin ist einfach nicht mehr meine Stadt, seit ich ihn hier kennengelernt habe. Alles, was ich sehe, erinnert mich an irgendwas, was wir zusammen gemacht haben. Die wenigen Tage, die ich mit ihm in Berlin verbracht habe, waren so intensiv, dass ich mich an soviele Kleinigkeiten erinnere. Dinge, die ich normalerweise sofort vergesse. Was wir beim Kaiser's um die Ecke der Wohnung eingekauft haben. Auf welcher Bank genau wir an der Gedächtniskirche gesessen haben. Welche U-Bahn-Linie wir zur Filmhochschule genommen haben. Welche Filme wir in welchem Kino gesehen und wieviel die Karten gekostet haben. Egal, wo ich in Berlin hingekommen bin – irgendwas war immer so oder so ähnlich, wie ich es mit ihm erlebt habe. Oder es hat mich einfach bei dem Gedanken zerrissen, dass er bei der Hochzeit ne Menge Spaß gehabt hätte. Berlin war immer seine Lieblingsstadt in Deutschland, und er hat mir ewig davon vorgeschwärmt, dass er hier auf jeden Fall noch einmal hinwollte. Und ich musste bei der ganzen Feierei nur daran denken, wie gut ihn das alles gefallen hätte.
Die Hochzeit selber war nämlich total kitschig, märchenhaft, romantisch, wunderschön. Angefangen hat alles in einer kleinen, heimeligen Kirche – mit einem amüsant nicht-englischsprachigem Gospelchor, der aber trotzdem unbedingt Englisch singen musste und einer Organistin, die, glaube ich, aus Prinzip die Fuge von Bach gespielt hat, nach dem Motto: Ist eh das einzige Stück, was jeder auf der Orgel kennt, also spiel ich's. Mir doch egal, ob's zu einem heißen Sommertag passt und ich vor allen Dingen die Töne treffe oder nicht.

Im Anschluss an den Gottesdienst fuhr die gesamte Kolonne nach Teupitz, circa eine Stunde außerhalb von Berlin (tiefste Zone, sozusagen). Dort haben wir in einem ehemaligen Stasi-Schloss gefeiert. Zuerst gab's gut gekühlte Torte im Garten, dann sind wir auf einen Ausflugsdampfer geklettert, der uns über den Teupitzer See chauffiert hat – mit einer Band, die die Standard-Kuschel-Classics à la Killing me softly intoniert hat. Ich hab mich an die Reling gehängt und „Ich bin der König der Welt!“ gebrüllt. Das war schon schön. Und wenn die Ossis nicht soviel FKK machen würden, während Touris vorbeischippern, wär's noch schöner gewesen.
Nach dem Boot gabs Gruppenfoto, ein wenig Freizeit (lang genug für mich, um zu duschen und aus meinem roten Anzug zu klettern, rein in die Jeans und das blaue Hemd – nur die Baseballkappe hab ich mir verkniffen). Abends kam dann das obligatorische Buffet (ausnehmend lecker, guter Service, mit Grill im Garten und meinem persönlichen Highlight: Amaretto-Erdbeeren auf Mascarpone-Schaum). Die Reden der Eltern etc waren angenehm kurz und lustig, die Ansprache des Paares sowieso (Werbetexter halt), mein Tisch voll mit netten Menschen, die Musik sehr passend, das Feuerwerk als krönender Abschluss des offiziellen Teils wunderschön, und alle haben die Hochzeitszeitung geliebt. Und ich konnte alles immer nur für ungefähr zehn Minuten genießen, bis ich wieder Tränen in den Augen hatte.
Ich musste immer an einen meiner Besuche in den USA denken. Karl, seine Familie und ich waren in Kendallville und haben uns auf einem Volksfest rumgetrieben. Dazu gehörte eine Vorführung der örtlichen High School: Raise a ruckus. In bunte Kostüme gewandete Teenager tanzten die üblichen, schwungvollen, Country-angehauchten Weisen des Mittleren Westens. Total kitschig, wie im Film, wenn ich sowas auf deutschen Schützenfesten sehe, kotze ich. Aber drüben ist eben alles anders. Ich fühle mich emotional so sehr zugehörig, dass mich sowas einfach glücklich macht. Und so habe ich auch ausgesehen. Freudentränen in den Augen, weil ich endlich in Amerika bin, weil mein bester Freund neben mir sitzt und das mit mir zusammen genießt, und vor allem, weil er weiß, wie es mir geht und es ernst nimmt und sich nicht darüber lustig macht. Ich habe kurz zu ihm rübergeguckt und gesehen, dass auch er Tränen in den Augen hatte. Und er meinte nur: „I just saw all this through your eyes, and it made me very happy.“
Und genauso hätte ich ihn gestern gerne die ganze Hochzeit, die ganze Freude und die ganze wunderschöne Stimmung durch meine Augen sehen lassen. And it FUCKING hurts that I wasn't able to do that.
Kommentieren


18.20 Uhr. Verdammt, ich hab die schicke Link-Listen-Seite nicht gebookmarkt, von der ich den schönen „Welcher Writing Style bist du?“-Link hatte. Hilfe!
Und für das Wort „gebookmarkt“ verdiene ich die Degradierung zum Junior-Texter.
Kommentieren
Kommentare lesen


20.15. Habe meine Link-Liste in der „Ich bin's nur“-Sektion einen Hauch erweitert. Check out meinen all-time-favorite-Link zu Pete Gotohda, einem irren Illustrator. ... (wait) ... (wait) ... Ja, gut, Sieg der Faulheit. Ihr müsst da nicht hinklicken. Hier ist der Link. Mein zweiter Vorname ist Silbertablett. Hmph.
Kommentieren


22 Uhr. Das ist guter Kuchen.
Kommentieren


23.30 Uhr. Okay, das musst du nicht kommentieren. Ich wollte dir nur mal nachträglich (wie alt ist der Artikel doch gleich?) die Füße für folgenden Satz küssen: „Am schlimmsten sind natürlich Pioniere. Die Typen, die schon Weblogs gekannt haben, als sie noch in kleinen finnischen Clubs vor acht Leuten gespielt haben und noch nicht in der Köln Arena.“
Bin schwer begeistert. Aber dieses hemmungslose Groupietum kennst du ja wahrscheinlich.
Ich halte jetzt die Klappe.
Ich könnte mal wieder schlafen.

Gute Nacht, Woche.



Montag, 5. August 2002

Diese Woche lese ich: die letzten beiden Ausgaben vom
Us Magazine und die letzte Ausgabe vom Spiegel. Man kommt ja hier zu nix.
Diese Woche höre ich: ... hmmm. Ach, mal wieder 18 von Moby.


10.45 Uhr. Muff. Letzter Urlaubstag. Muff. War eigentlich gar kein Urlaub. Will noch ne Woche. Muff.
Ich muss noch mal auf den letzten Post der letzten Woche zurückkommen. Ich – ich! – kannte Justin Hall ja schon, seit ich mir 1996 mein erstes Modem gekauft habe. Ein fettes 28-Tausender, das damals 400 Mark gekostet hat und total state of the art war. Also kannte ICH Blogs quasi schon, als sie mit zehn Jahren ihre erste Stratocaster geschenkt bekommen haben. Ha!
(Jaja, ich bin scheiße manchmal. That's the fun part.)
Kommentieren


11.50 Uhr. Mein Celeb Match ist Elijah Woood. Pffft. Immer noch besser als Justin Timberlake.

Kommentieren
Kommentare lesen


14 Uhr. Blast from the past: Gerade hat mein Outlook mir eine neue Mail ausgespuckt. Oder das, was Outlook für eine neue Mail hält. Sie ist vom 3. Juni (ernsthaft: vom 3. Juni) und jetzt erst angekommen. Ich fühle mich gerade wie ein Engländer, der im Ärmelkanal angeln will und eine Flaschenpost aus dem 1. Weltkrieg an Land zieht.
Zeit ist eigentlich ein affiges Konzept. Wenn es keine Zeit gäbe, müsste man sich auch nicht ständig Ausreden einfallen lassen, warum man zu spät kommt.
Kommentieren
Kommentare lesen


15.30 Uhr. Und wenn ich schon im Outlook rumsuche, kann ich auch gleich noch meinen Herzensbrecher-Link posten. Ich tu ja alles, um mich davor zu drücken, mein kleines, armes, reparaturbedürftiges Auto in die böse, böse Werkstatt zu fahren. (Weiber!)
Kommentieren


17 Uhr. Du weißt, du hast dich zu lange auf SelfHTML rumgetrieben, wenn du Wahlplakate der PDS falsch liest: Es ist kein Hiroshima-Tag wie in tägg, sondern ein Hiroshima-Tag wie in Montag, Dienstag, Donnerstag. Du Nase.

Ich habe mein Auto doch in die Werkstatt gebracht. Dafür habe ich natürlich eine Belohnung in Form eines Parmesan-Oregano-Bagels verdient.
Für den Rückweg bin ich in den 20-er Bus geklettert, der am Bahnhof Altona endet. Und gerade, als ich aus dem Bus gestiegen bin, begann die Polizei, die gesamte Kreuzung vor dem Bahnhof mit Polizeiwagen abzuriegeln. Aus der Luft ertönte ein ziemlich lautes Knattern, und als ich nach oben geguckt habe, setzte der gelbe ADAC-Hubschrauber auch schon zur Landung mitten auf der Kreuzung an. Sofort bildete sich eine Menschenmenge, die mitverfolgte, wie die beiden Sanitäter in die Große Bergstraße rannten. Es war schon spannend, und ich gebe ja zu, dass auch auch wie doof gegafft habe, aber sobald ich das Medizinerköfferchen und den Laufschritt mitgekriegt habe, bin ich gegangen. Das erinnerte mich doch zu sehr an letzten Oktober, wo ich selbst im Krankenwagen gelegen habe. Ich war am Heulen und Zittern, der Sanitäter hat mir den Arm gestreichelt und beruhigend auf mich eingeredet. Und es hat auch für kurze Zeit funktioniert – bis sie die Sirene eingeschaltet haben. Und da dachte ich, okay, das wars, ich sterbe. Ich sterbe an einem Bandscheibenvorfall. Ich sterbe in meiner schlumpfigen, gestreiften Rumlungerhose. Und auf Socken! Und ehe ich mich weiter in mein Selbstmitleid reinsteigern konnte, waren wir im AK Altona angekommen, wo ich mich dann wieder auf meine Schmerzen konzentrieren konnte.
Jedenfalls sehe ich seitdem Notarztwagen, Blaulicht und rennende Sanitäter irgendwie anders. Vorher war das für mich stets ein aufregendes Schauspiel. Jetzt wünsche ich nur jedem, der in den Wagen oder in den Hubschrauber verfrachtet wird, dass es ihm oder ihr ganz schnell besser gehen möge.

Und ganz nebenbei: Auf dem neuen Plakat zu The Sum of All Fears (deutscher Titel: Der Anschlag, glaube ich) sieht Ben Affleck genauso doof aus wie auf dem Plakat zu Pearl Harbor. Oder zu Dogma. Der Mann hat echt nur einen Gesichtsausdruck. Gut, dass er für Good Will Hunting schon den Drehbuch-Oscar kassiert hat. Als bester Darsteller sehe ich nämlich schwarz für ihn.
Kommentieren


21 Uhr. Wer ist Peter Kabel? Wer ist Kim Schmitz? Die Amerikaner verbraten ihre Shareholder-Dollars wenigstens in großem Stil. Nicht so Kinkerlitzchen wie Millionen – nein, da wird gleich in Milliarden gerechnet. Und wir stehen vor diesen Riesenfirmenpleiten und fragen uns, warum wir diese Deppen vor ein paar Jahren noch bewundert haben: für ihren Mut etwa? Wohl eher für ihre gnadenlose Dreistigkeit. Also, schön weiter an die eigene Nase fassen.
Kommentieren


21.05 Uhr. HA! Es hat nur einen ganzen Tag gedauert, aber ich habe meinen verloren geglaubten Linklisten-Link wiedergefunden. Und, nein, den poste ich nicht. Dann guckt ihr ja selber nach, und ich kann nicht mehr schamlos abkupfern.
Kommentieren


21.45 Uhr. Muss Poesie immer so kompliziert sein? Muss ich mich durch alle Gedichte durcharbeiten, um ihre Bedeutung zu verstehen? Immer noch besser, als Gedichte zu lesen, die man sofort versteht, meint jedenfalls Joan Houlihan.
Kommentieren


22 Uhr. Mein Studium hätte ich mir auch sparen können: Alle großen amerikanischen Schriftsteller und ihre besten Werke in einem Artikel. Sehr schön. Aber wieso fehlt mein absoluter Liebling Thomas Wolfe und sein großartiger Roman Look Homeward, Angel? Und bei den Schriftstellern jüngeren Datums findet kaum jemand Gnade vor den Augen des Autors. Gelegenheit für mich, meinen persönlichen Lieblingsschriftsteller Douglas Coupland zu hypen. Auch wenn er genau die vom Artikel-Schreiber so herabgewürdigte introspektive Literatur schreibt.
Kommentieren



Dienstag, 6. August 2002

22 Uhr. Ich finde es zwar einerseits sehr schön und schmeichelhaft, wenn sowohl mein Lieblingstexterkollege als auch mein Text-CD mir als allererstes sagen, wie froh sie sind, dass ich wieder da bin, aber gleichzeitig versetzt es mich in Panik.
Aber der Tag war dann doch nicht so wild. Ich muss zwar morgen früher kommen, weil ich heute abend unbedingt mit meinen frischvermählten Hasis Pasta essen wollte, aber what the hell.

Ach ja, und mein kleines Töfftöff fährt wieder. Und stinkt nicht mehr. Jetzt kann ich wieder ganz entspannt durch Hamburg gleiten, leise Musik rieselt aus dem Autoradio, die Sonne fällt weich durch mein Sonnendach, ein lauer Wind umschmeichelt meinen Arm, der elegant aus dem Fenster hängt ... und ich hauche meinem Vordermann mit meiner samtigen, femininen Stimme zu: WER BREMST, HAT ANGST VORM GEGENVERKEHR, DU ARSCH!
Kommentieren
Kommentare lesen


22.15 Uhr. Nochn Quiz: „You are Thoth, the most intellectual of the egyptian gods. You savor the muses in all their forms, and you'd rather observe than take action. You are considered peerlessly just, and so you are often considered the arbiter of the gods.“


What Egyptian Deity are you? go to:the quiz!
Kommentieren


22.50 Uhr. Ich mutiere zum Mega-Weichei. Mir fallen beim Surfen schon die Augen zu. Wird heute also nix mit weiteren intellektuellen Schmankerln aus der Welt der großen Literatur. Das wird heute nicht mal was mit nem Dilbert-Comic. Obwohl ich Dilbert nicht absprechen möchte, dass manche Sprechblasen große Literatur sind. Und wenn wir schon drüber reden: Calvin & Hobbes sind eh die Besten.
Kommentieren



Mittwoch, 7. August 2002

7.45 Uhr. Stefans, Katrins, Roberts, Ankes ... wie lautet eigentlich die Mehrzahl von Jesus?
Nur so.
Kommentieren
Kommentare lesen


13.30 Uhr. Aua. Aua. Aua. Ein Tattoo nachstechen zu lassen, tut verdammt noch mal mehr weh als das erste Stechen. Hatte ich völlig verdrängt. Oder vielleicht tut es auf dem Arm auch einfach nicht so weh wie im Nacken. Die Wirbelsäule ist doch näher an der Haut als mein Oberarmknochen. Aua.
Als ich das letzte Mal bei Endless Pain war, saß neben mir auf dem Wartebänkchen ein Kerl, ich sach ma, so um die 18. Total cool. Megalässig. Breitbeinig, die Arme auf der Rückenlehne. Im Laden selbst rannte seine Freundin rum, blond, bauchfrei (sollte man nicht tun, wenn man den Bauch dafür nicht hat bzw zuviel davon), ebenfalls so 18 und ungefähr auch mit einem solchen IQ. Sie guckte sich ein Tattoo-Buch nach dem anderen an, quietschte bei jedem zweiten Motiv: „Oh, guck mal, ein Drache. Oh, guck mal, ein Totenkopf. Oh, guck mal, eine Schlange. Oh, guck mal, ein ...“ (das Wort Tribal war ihr nicht geläufig. Sie hat ihm einfach das Buch hingehalten) Er war bei jedem gleich unbeeindruckt. Sie: „Du könntest dir auch einfach meinen Namen tätowieren lassen.“ (Hoffnungsvoller Blick) Er: „Hm.“ Hinter den beiden saß gerade ein Mädel auf dem Stuhl, das sich ein riesiges Tribal quer über den Steiß tätowieren ließ. Sie sah relativ gefasst aus, was Blondie auch zu der Deppenfrage brachte: „Tut das weh?“ Das Mädel guckte Blondie nur völlig entgeistert an. Der Tätowierer verdrehte die Augen, ihr Kerl war wie immer unbeeindruckt. Sie erwartete anscheinend auch nicht wirklich eine Antwort und stöberte weiter in den Büchern: „Oh, guck mal, eine Blume. Oh, guck mal, ein Schmetterling. Oh, guck mal, ein ... ist das chinesisch?“
Kommentieren


17 Uhr. Show me the way to the next whisky bar, oh, don't ask why ...
Kommentieren


18.30 Uhr. Okay, hübsches neues Autokatalog-Konzept. Dafür brauche ich ein bisschen Jazz auf die Ohren, um in Stimmung zu kommen. Auf iTunes ist da ja immer Verlass. Smooth Jazz – datt nehm wa. Plinkerplinkerpiano, zupfzupfgitarre, alles schön, aber ... Moment ... was ist das ... tröttrötoboeklarinette oder wie immer diese Nervtöter heißen? Sollte ich gerade freiwillig Kenny G hören? Ohne, dass ich über 40 bin, in der Badewanne liege und bei pinkfarbenen Duftkerzen Barbara Cartland lese? Das geht nicht. Was hab ich denn für Mucke dabei? Debussy? Hm. Hm. Hm. Ach, ist eh bald Feierabend. Hör ich halt Kenny G. So what. Irgendwann werden wir alle 40.
Kommentieren


18.45 Uhr. Schöne neue Textervokabel. Blindtext heißt auf Englisch dummy copy. A pro pos Blindtext: Ich hab da mal einen geschrieben:

Blindtext. Schon das Wort hat mich immer gestört. Ich bin zwar Text, aber nicht blind. Höchstens sinnlos. Aber das kann man mir nicht vorwerfen, denn als „Blindtext“ habe ich keinen Sinn zu machen. Ich bin ein Platzhalter. Ich bin also eher ein Platzhaltertext. Oder ein Später-mal-Sinn-machender-Text. Aber doch kein ... ich möchte diese Bezeichnung gar nicht mehr aussprechen. Sie schmerzt, weil sie nicht wahr ist. Nicht, dass ich etwas gegen Behinderte hätte, aber möchten Sie als etwas tituliert werden, was Sie nicht sind? Sehen Sie. Da! „Sehen Sie?“ Diese Bemerkung ist eigentlich total unpassend für einen ... nein, ich sag's nicht. Ich werde mich in Zukunft strikt dagegen verwehren, als ... dieses Unwort bezeichnet zu werden. Ich werde mir meinen Namen selbst aussuchen. Ich bin schließlich alt genug, um selber zu wissen, wer oder was ich bin. Jaha, ich bin keiner von diesen Texten, die nicht wissen, was sie eigentlich wollen. Die von Identitätskrisen geplagt werden, weil sie sich nicht klar darüber sind, was sie aussagen oder wen sie ansprechen sollen. Ich bin mir meiner Rolle durchaus bewusst. Ich mache keinen Sinn. Aber ich erfülle einen Zweck. Ich habe eine Aufgabe. Sie mag nicht immer spaßig sein, aber irgendeiner muss es ja machen. Und ich stelle mich dieser Verantwortung. Ich – BLINDTEXT! (Ich brauche wirklich einen neuen Namen.)
Kommentieren


18.50 Uhr. Und meine Magnetic Poetry-Kreationen für heute: My man would cry honey if you dressed my summer. Blue eternity plays thousand frantic waters through me. She chants delirious symphony.
Kommentieren
Kommentare lesen



Donnerstag, 8. August 2002

8.15 Uhr. Also, once and for all (und biologisch eher für Dummys:): Die Bandscheiben bestehen aus einem knöchernen Ring und einem gallertartigen Kern. Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der äußere Ring auf, Teile der Kernflüssigkeit treten aus und drücken auf das Nervengewebe. Das verursacht Schmerzen. Das ausgetretene Gewebe bildet sich nach und nach von alleine zurück – dann ist wieder alles paletti. Die Schmerzen kann man durch Bewegung und Wärme in den Griff kriegen. Now I know.
Mein Orthopäde vertrat allerdings die Ansicht, dass Ruhigliegen und Cortison, direkt in die Bandscheibe injiziert, auch ne tolle Idee wären. Also hab ich mich gar nicht mehr bewegt, die Muskeln rund um den Vorfall wurden noch schwächer, und schließlich konnten sie mich gar nicht mehr halten. Da reichte dann eine winzige Bewegung, und weiteres Kernmaterial trat aus. Das drückte dann aufs Rückenmark. Daher die Lähmungen und Ausfallerscheinungen, von denen ich heute noch zehre.
Immerhin brauche ich keine vier Medikamente mehr, um pinkeln zu können. Ich brauche keinen Katheder mehr und keine Windeln. Das ist schon klasse, glaubt mir. Ich kann allerdings immer noch nicht auf Zehenspitzen stehen, jedenfalls mit rechts nicht. Teile meines rechtes Beins sind völlig taub – die sind seit der OP bzw des Tages davor einfach weg. Ich hoffe, dass sie wiederkommen, aber ich weiß es nicht. Und mein Neurologe weiß es auch nicht.
Meine Rückenschmerzen sind völlig weg, weil da nix mehr ist, was weh tun könnte. Das Kernmaterial wird bei der OP von den Nerven abgeschabt, das heißt, es drückt nichts mehr auf eben diese Nerven. Daher tut auch nichts weh. Ich mache brav meine Rückengymnastik und versuche, mich ein bisschen mehr zu bewegen als vorher. Ich merke, dass mein Rücken ein bisschen schmerzt, wenn ich den ganzen Tag am Rechner sitze und vergesse, ab und zu einfach mal rumzulaufen oder mich zu strecken.
Und es gibt noch ein paar weitere, extrem unlustige Ausfallerscheinungen, bei denen ich auch nicht weiß, ob alles wieder so wird. Immerhin habe ich dadurch schon den Titel für meine Autobiografie: Mein Jahr ohne Sex.
Könnt ihr jetzt bitte aufhören, mich zu fragen, wie's mir geht? Danke.
Kommentieren


10 Uhr. Ups, Frîas Geburtstag vergessen. Gut, dass sie nicht so nachtragend ist wie andere „Freunde“. Flugs gratuliert. Sie hat gestern eine Glückwunschkarte bekommen, auf der stand, dass sie immer so eine Lebensfreude versprühe, dass man fast einen Schirm bräuchte. Schöner Satz. Sowas hab ich ja noch nie gesagt bekommen. Aber ich spucke manchmal beim Sprechen, so dass man fast einen Schirm bräuchte. Das ist doch ein Anfang.
Kommentieren
Kommentare lesen


14 Uhr. Uuuuaaaaarghhhh ... direkt nach dem Essen Arbeiten, Denken oder Texten ist ne ganz dumme Idee. Da können ja nur Klopfer bei rauskommen.
Diese Formulierung bei rauskommen ist ungefähr so müllig wie da kann man noch mal bei gehen. Oder wir machen da mal rüber. Oder, mein Favorit: Treffen wir uns heute? Ach, wann anders.
Kommentieren


21 Uhr. Habe gerade die beste Ausrede von einer Ex-Praktikantin gehört, bei uns aufzuhören: Sie fühle sich modisch so unter Druck. Da lacht die Baseballkappen-Fraktion.
Kommentieren


21.15 Uhr. Und der gute Herr Praschl hat wieder einen dieser Gold-Sätze losgelassen, die ich sofort klaue: Kokain fürs Volk. Opium ist so Old Economy.
Kommentieren
Kommentare lesen



Freitag, 9. August 2002

10 Uhr. Für alle, die's interessiert: hier gibt's das komplette Drehbuch zum neuen Tarantino. Coming to a theater near you in 2003.
Kommentieren


17 Uhr. Ooooh, wie süüüüß! T-Shirts galore!
Kommentieren


19.50 Uhr. Mann, heute ist anscheinend gar nichts passiert. Ich war schon kurz davor, eine Kettenmail zu posten. Buh! Aber ich hab immerhin was von Cheffe gelernt, der heute meinte: „Wir verschicken einfach einen Stein als Mailing. Der kostet nix und muss auch nicht handkonfektioniert werden.“
Ich hab's gestern nicht mal ins Kino geschafft. Und die Götterdämmerung gestern abend im ZDF (Bayreuth-Inszenierung) fing um 0.50 Uhr an. Hmmja, klar. Da konnte ich kaum noch die Augen offen halten, obwohl Wolfgang Schmidt den Siegfried gesungen hat. Der Schmidt ist ja der erste und bis jetzt einzige Mann, für den ich in der Oper hemmungslos geheult habe. Als er vor ein paar Jahren als Tannhäuser in Bayreuth die Rom-Erzählung gesungen hat, war alles vorbei. Fuck The Three Tenors, die ollen Schmalzsänger. Wolferl rules!
Kommentieren


22 Uhr.
It began when they come took me from my home
And put me in Dead Row,
Of which I am nearly wholly innocent, you know.
And I'll say it again
I..am..not..afraid..to..die.

I began to warm and chill
To objects and their fields,
A ragged cup, a twisted mop
The face of Jesus in my soup
Those sinister dinner meals
The meal trolley's wicked wheels
A hooked bone rising from my food
All things either good or ungood.

And the mercy seat is waiting
And I think my head is burning
And in a way I'm yearning
To be done with all this measuring of truth.
An eye for an eye
A tooth for a tooth
And anyway I told the truth
And I'm not afraid to die.

Interpret signs and catalogue
A blackened tooth, a scarlet fog.
The walls are bad. Black. Bottom kind.
They are sick breath at my hind
They are sick breath at my hind
They are sick breath at my hind
They are sick breath gathering at my hind

I hear stories from the chamber
How Christ was born into a manger
And like some ragged stranger
Died upon the cross
And might I say it seems so fitting in its way
He was a carpenter by trade
Or at least that's what I'm told

Like my good hand I tatooed E.V.I.L. across it's brother's fist
That filthy five! They did nothing to challenge or resist.

In Heaven His throne is made of gold
The ark of his Testament is stowed
A throne from which I'm told
All history does unfold.
Down here it's made of wood and wire
And my body is on fire
And God is never far away.

Into the mercy seat I climb
My head is shaved, my head is wired
And like a moth that tries
To enter the bright eye
I go shuffling out of life
Just to hide in death awhile
And anyway I never lied.

My kill-hand is called E.V.I.L.
Wears a wedding band that's G.O.O.D.
`Tis a long-suffering shackle
Collaring all that rebel blood.

And the mercy seat is waiting
And I think my head is burning
And in a way I'm yearning
To be done with all this measuring of truth.
An eye for an eye
And a tooth for a tooth
And anyway I told the truth
And I'm not afraid to die.

And the mercy seat is burning
And I think my head is glowing
And in a way I'm hoping
To be done with all this weighing up of truth.
An eye for an eye
And a tooth for a tooth
And I've got nothing left to lose
And I'm not afraid to die.

And the mercy seat is glowing
And I think my head is smoking
And in a way I'm hoping
To be done with all this looks of disbelief.
An eye for an eye
And a tooth for a tooth
And anyway there was no proof
Nor a motive why.

And the mercy seat is smoking
And I think my head is melting
And in a way I'm helping
To be done with all this twisted of the truth.
A lie for a lie
And a truth for a truth
And I've got nothing left to lose
And I'm not afraid to die.

And the mercy seat is melting
And I think my blood is boiling
And in a way I'm spoiling
All the fun with all this truth and consequence.
An eye for an eye
And a truth for a truth
And anyway I told the truth
And I'm not afraid to die.

The Mercy Seat, Nick Cave


Eigentlich glaube ich nicht an Gott.

Ich glaube daran, dass die Welt aus einer Reihe höchst unwahrscheinlicher biologischer Kettenreaktion entstanden ist. Ford Prefect könnte das bestimmt besser erklären. Egal. Ich glaube also nicht an eine Schöpfung. Ich bin christlich erzogen worden. Ich bin konfirmiert worden, nicht wegen der Geschenke, sondern weil ich damals der Meinung war, es gäbe einen Gott. Dann habe ich angefangen, darüber nachzudenken, was Menschen einander alles Grausames antun können, und ich habe mich gefragt, wie ein Gott all dieses Leid auf der Welt zulassen kann. Wenn er uns nach seinem Ebenbild geschaffen hat, heißt das, dass er genauso ein Schwachkopf ist wie die meisten Erdenwürmer? Erst letzte Woche habe ich in einem Artikel über das Judentum (ich komme da im Moment nicht so recht von los) gelesen, dass Gott soviel Leid auf der Welt zulässt, weil er den Menschen mit einem freien Willen geschaffen hat. Er ist nicht dafür zuständig, dass es uns gut geht – dafür müssen wir schon selbst sorgen. Und wenn wir kleinen dummen Erdlinge glauben, wir müssten uns gegenseitig die Hucke vollhauen, dann ist das unser Problem und nicht seins. (Oder ihres, aber diese Diskussion möchte ich mir jetzt wirklich ersparen.)

Okay. Das klingt allmählich etwas vernünftiger. Trotzdem kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass es irgendwo eine Kraft, einen Geist, einen Wasauchimmer gibt, der sich das alles einfach nur so anguckt. Was für einen Sinn soll das denn haben? Hat er uns einfach nur so erschaffen, so nach dem Motto, ach, ich hab die nächsten sechs Tage grad nix vor, ich mach mir mal nen Planeten? Ich komme mir gerade wie ein Tamagotchi vor. Vielleicht sind wir auch nicht mehr. Vielleicht ist das hier alles eine riesige Ameisenfarm. Und statt uns Gänge zu buddeln, in die Gott reingucken kann, bauen wir Kathedralen, Synagogen, Tempel, Moscheen.

Womit ich bei meinem eigentlichen „Problem“ bin. Ich glaube nicht an Gott. Aber in einer Kirche befällt mich immer eine seltsame Ruhe. In einer Synagoge, in einem Tempel, in einer Moschee habe ich das Gefühl, mich ausruhen zu können, die Welt draußen lassen zu können, Danke zu sagen. Liegt das daran, dass tief in mir drin doch noch ein Hauch Spiritualität wohnt? Oder dass meine christliche Erziehung und meine gute Kinderstube dafür sorgen, dass ich mich hier ruhig benehme und mich daher auch ruhig fühle? Oder dass die sakalen Bauwerke einfach durch ihre Architektur eine Erhabenheit ausstrahlen, die mich einfach beeindruckt? Hm. Moment. Architektur streiche ich gleich wieder. Wenn es nur das wäre, müsste ich mich auch im Reichstag beruhigt fühlen – der ist architektonisch auch nicht ohne. Hm. Vielleicht liegt es auch daran, dass nicht nur ich, sondern auch alle anderen sich ihrer guten Kinderstube erinnern und sich daher mal vernünftig und gesittet aufführen. Daher herrscht in „heiligen Stätten“ ja auch immer Ruhe. Aber wenn es das wäre, müsste ich mich auch in der Landesbibliothek aufgehoben fühlen, schließlich ist es da auch immer ruhig. Noch ein Hm.

Ich befürchte fast, es ist doch die Spiritualität. Ich muss gestehen, ich kämpfe seit einiger Zeit gegen diese komischen Anwandlungen an. Ja, okay, seit ich krank war. Oder besser: seit ich richtig krank war. Im Moment bin ich ja nur noch angekränkelt bzw kämpfe mit ein paar lausigen Symptomen. In der Zeit im Krankenhaus und der Reha hatte ich einfach ne Menge Zeit, mich auf mich selbst zu konzentrieren. Was bleibt einem auch anderes übrig, wenn man sich gezwungenermaßen vier Monate lang mit seiner eigenen Zerbrechlichkeit auseinandersetzt? Jedenfalls bin ich immer noch ziemlich stolz auf mich und die Tatsache, dass ich nicht die ganze Zeit rumgeheult habe. Klar hatte (und habe) ich richtige Scheißtage, wo ich die Welt verfluche und den üblichen „Wieso ich?“-Quatsch von mir gebe. Die einzig richtige Antwort auf diese Frage ist allerdings: „Wieso nicht ich?“ Das Leben ist eben so. Einen erwischt es immer, und diesmal hab ich halt das kürzeste Hölzchen gezogen. Aber trotzdem war ich innerlich stark genug, mir selber einzugestehen, okay, Baby, selber versaut. Du hättest dich mehr bewegen können. Du hättest abnehmen können. Hast du aber nicht. Du hast deine Rückenschmerzen zehn Jahre lang ignoriert, und dann war eben Schicht. You play, you pay.

Eigentlich hätte ich mich doch in dieser schweren Stunde an Gott wenden müssen, um ihn zu bitten, mir zu helfen. Hab ich aber nicht. Oder nicht bewusst. Ist Realismus der Feind jeglicher Gläubigkeit? Ich frag mich einfach seit Monaten, woher diese Kraft kam. Und woher sie weiterhin jeden Morgen kommt. Schließlich war ich doch jahrelang als das launische Weichei bekannt, das nichts zu Ende bringt und beim kleinsten Hindernis die Biege macht. Was hat sich geändert? Habe ich mich wirklich seit der Therapie vor zwei Jahren so sehr gewandelt, dass ich das ganze, große, beängstigende Leben auf einmal alleine hinkriege?

Ach, ich weiß es nicht. Ich weiß auch eigentlich gar nicht, was ich sagen will.
Vielleicht will ich einfach nur einen Platz für mich finden, wohin ich mich zurückziehen kann. Also einen, an dem kein Popcorn verkauft wird, meine ich. I don't know. And why should I? It's only me.
Kommentieren



Samstag, 10. August 2002

10 Uhr. So: Eingekauft. Großputz erledigt. Wäsche gewaschen. Frische Bagels besorgt. Himbeermarmelade-Check: Ja, noch genug da. Vier DVDs ausgeliehen. iBook auf den Knien. Dann komm mal, Wochenende. (Oder, das, was davon übrig bleibt, denn morgen ist schon wieder kein Sonntag.)
Und ihr, pfirsichfarbene Rosen, die ich im Dutzend mitgebracht hab: Ja, ihr seid schön, aber ihr seid gleichzeitig total fiese Möpps. Doofe Dornen.

Hat eigenlich irgendjemand eine andere Adresse vom großartigen Gutenberg-Archiv als die beim Spiegel? Sobald ich die Seite aufrufe, geht mein Rechner total in die Knie, und nix geht mehr. Hilfe!
Kommentieren


13 Uhr. Habe meine Links-Sektion um ein paar hübsche Blogs erweitert. Check it out.
Und bei dem Wort Sektion fällt mir ein, dass einer unserer Kunden gestern bei seinem Copy-Vorschlag ernsthaft das Wort selektieren statt auswählen oder ähnlich verwendet hat. Ich hab das mal stillschweigend geändert und mich gefragt, wo manche Leute die letzten 100 Jahre waren.
Kommentieren


22.30 Uhr. Ja, auch ich bin jetzt bei Blogtree registriert. Ja, auch ich habe mein Eltern-Blog angegeben (eher mein Mama-Blog). Wozu das gut sein soll, weiß ich auch nicht, aber ich hatte gerade nichts zu tun.
Aber ich habe schon zwei der vier DVDs durchgeguckt. Don't say a word – naaaah. Shallow Hal – viel besser als erwartet. Mal sehen, ob ich noch ne richtige Kritik schreibe. Oder ich mache endlich meine neueste Kurzgeschichte rund. Oder ich gucke Rambo. Oder ich lese. Hach, ich liebe Samstage.
Kommentieren



Sonntag, 11. August 2002

10 Uhr. Habe gerade diese Seite auf Apostrophe (Apostrophs? Jetzt geht das schon wieder los) abgesucht und durchkorrigiert. Das möchte ICH mir ja nicht sagen lassen, dass ICH nicht wüsste, wo die verdammten Dinger hinkommen und wo nicht. Ich würde sie ja am liebsten abschaffen, aber ich wette, selbst wenn der Duden die Todesstrafe auf ihre Benutzung verhängen würde, hätten wir weiterhin mit Kostbarkeiten wie Frische Joghurt's, Ulla's Einkauf's-Shop oder Matratze'n (ernsthaft!) zu tun.
Und was mach ich nach der Arbeit? Ich fahre zur leeren Wohnung meiner Hasis und gieße ihr blödes Grünzeug. Dafür hat Gott doch die Schnittblumen erfunden. Damit arme, kleine, fußkranke Freunde nicht bei 35 Grad im Schatten in den vierten Stock klettern müssen, um hässliche Palmen zu gießen. (Ich könnte natürlich auch einfach ihren Wohnungsschlüssel verlieren ... hmmmm ... eine ganz neue Option der Drückebergerei tut sich auf ...)
Kommentieren


11 Uhr. Hab mir gerade nochmal den Nick Cave-Song angehört, der mich zu meinem Samstags-Post inspiriert hat. Dabei ist mir eingefallen, wie mich der Song eigentlich gefunden hat.

Flashback: Es ist 1991. Anke arbeitet in Hannover im Filmfestspielhaus, dem schönsten Kino der Welt, weil es Originalversionen zeigt. Und weil Anke Theaterleiter-Assi ist und kein Popcorn mehr verkaufen muss. Anke ist ein bisschen in Martin verknallt, den Vorführer, zehn Jahre älter, zerfurchtes Gesicht, hat gut gelebt, der Mann. Anke ist grad knap über 20 und hat keine Ahnung von der Welt. Daher findet Anke die Kerle, die ihr was von dieser Welt erzählen, ziemlich spannend. Martin schreibt und spielt Kabarett. Martin wohnt in einer riesigen Altbauwohnung. Er hat eine Truhe anstatt eines Kleiderschranks, Kerzen statt eines Lichtschalters, eine Gitarre. Er erzählt Anke, dass er das Buch American Psycho immer in die Truhe geschmissen hat, wenn es zu bösartig geworden ist. Anke wirft das Buch nur in die Zimmerecke, liest es aber auch nur, wenn es hell ist. Martin ist nicht verknallt in Anke. Martin zieht irgendwann nach Köln. Er macht Anke ein Tape mit seinen Lieblingssongs und schenkt es ihr zum Abschied. Anke mag das Tape. Sie hat vorher noch nie Devo gehört oder Ton, Steine, Scherben oder Screamin' Jay Hawkins. Anke hat das Tape immer im Auto. Anke studiert und arbeitet nicht mehr im Kino. Anke geht kellnern. Dort lernt sie Guzie kennen, der total auf der Höhe der Zeit ist, weil er einen CD-Brenner hat. Anke hat Angst, dass das Tape nicht ewig hält. Guzie schlägt ihr vor, eine CD von dem Tape zu brennen. Anke ist sehr beeindruckt. Und so finden die guten, alten Vinyl-Scheiben von Martin über sein Tape und den CD-Brenner von Guzie ihren Weg auf das iBook von Anke.

Und deshalb klingt mein iTunes auch bei manchen Songs total analog, verkratzt und gestrig. Und total sentimental. Und total schön.
Kommentieren



Montag, 12. August 2002

Diese Woche lese ich: Vier Freunde von David Trueba (und den vorletzten Spiegel hab ich immer noch nicht durch. Aber toter kann Marilyn ja eh nicht mehr werden).
Diese Woche höre ich: Living in a Magazine von Zoot Woman (Danke, Katrin ... öhm, nein, danke, lieber Schallplattenhandel, bei dem ich diese CD ganz legal erstanden habe.
PS: Wir landen alle in der Hölle).


8 Uhr. Vorsätze für diese Woche:
– Nicht zu früh über den Regen freuen, denn dann kommt in zwei Tagen diese beknackte Hitze garantiert wieder (in diesem Zuge Wunschtraum „Nach Kalifornien umziehen“ nochmal gründlich überdenken)
– bei Burger King immer nur EINEN Burger bestellen. Zwei schaffst du doch eh nie
– manchen Leuten sagen, dass sie Mundgeruch haben
– andere Leute fragen, ob ich selber Mundgeruch habe
– rausfinden, warum mein Counter, der ja eh nur für mein Ego da ist, im Moment rumspackt (wahrscheinlich weiß er, dass er nur für mein Ego da ist)
– abends nicht mehr so lange mit mir selber reden, damit ich morgens nicht immer so müde bin
Kommentieren


13.30 Uhr. Ich bin stolz darauf, verkünden zu können, dass ich der Versuchung widerstanden habe, zum fiesen Türken zu gehen und mir einen Döner-Teller reinzupfeifen. Stattdessen bin ich zum guten Türken gegangen, habe mir frische Erdbeeren und Blaubeeren geholt und sie über mein leckerlecker Müsli gestreut, das brav in der Agentur für mich bereit steht. Soviel zum heutigen Kalorien-Intake. Es macht die Sache mit der Versuchung allerdings nicht leichter, dass ich mich direkt nach dem ach so gesunden, kalorien- und fettarmen blablabla Müsli mit Katrin über das neue Vanille-Karamel-Brownie-Eis von Häagen-Dasz (oder wie immer diese Irren sich schreiben) geredet habe. Sie konnte mit der ebenfalls neuen Geschmacksrichtung Tirami su kontern, die wohl beim Häawhatever-Store am Gänsemarkt zu bekommen ist. Worauf ich natürlich sofort fiese Flashbacks vom Genuss von Ben&Jerry's hatte.

Ach ja, Ben&Jerry's ... ich erinnere mich immer wieder gerne an den Trip, den Amiland-Fan Kai und Amiland-Fan Anke vor circa fünf Jahren mal unternommen haben. Damals gab es das beste Eis der Welt noch nicht in Deutschland, und auch heute ist mir keine Stadt außer Hamburg in good old Germany bekannt, bei der man das Zeug kriegen kann. Jedenfalls hatten Kai und ich Schmacht wie nix Gutes auf das süchtig machende Mint Chocolate Fudge, das total verplockte New York Super Fudge Chunk und das leckere Kirsch-Schoko-Eis mit dem Kracher-Namen Cherry Garcia. Reichschwein Kai fuhr damals noch ein Mercedes G-Modell, stilecht mit kleiner Eistruhe an Bord. Was liegt da also näher, als einfach zum nächstgelegenen Ben& Jerry's-Store zu fahren? Und wenn der nicht in Deutschland ist – Holland ist ja eigentlich auch nicht wirklich weit weg.

Also, vollgetankt, den Kühler vorgefroren und ab auf die Autobahn. Nach vier Stunden hatten wir Amsterdam erreicht, und durch das Internet kannten wir auch die Adresse. Wenig später parkten wir in irgendeinem Einkaufszentrum und bahnten uns den Weg ins Paradies. Wir entdeckten einen kleinen Süßwarenladen, an dem draußen das verheißungsvoll schmeckige Ben&Jerry's-Logo prangte. Gut gelaunt stellten wir uns in die Schlange. Als wir an der Reihe waren, fragen wir erst einmal, ob der freundlichen Servicekraft Deutsch oder Englisch lieber wäre. Als sie deutsch sagte, bestellten wir noch besser gelaunt erst einmal 20 Pints in ungefähr 17 verschiedenen Geschmacksrichtungen. Die freundliche Servicekraft hauchte etwas auf Holländisch zu ihrer Kollegen, die sich um den Rest der Schlange kümmerte, während sie begann, 20 Pints voll Eis zu schaufeln. Kai und ich nahmen extrem gut gelaunt noch jeweils eine Miniportion gleich auf die Hand, trugen unsere Beute zu je 10 Mark das Pint zum Auto, packten sie in die Kühler – und stellten fest: Da geht noch was.
Die freundliche Servicekraft schickte diesmal gleich ihre Kollegin zu uns, die noch keine Schwielen an den Händen hatte, um uns weitere vier Pints vollzufüllen.

Unglaublich gut gelaunt traten wir die Heimreise an, genossen wochenlang das Gefühl, amerikanisch zu essen und müssen uns, ganz nebenbei, bis heute dafür rechtfertigen, dass wir in Amsterdam nichts, aber auch gar nichts anderes gemacht haben als Eis zu kaufen. Ja und?
Kommentieren


15 Uhr. Cool, wenn ich meinen Tacker in mein Regal stelle, klingt er wie eine Stimmgabel. (Nutzloses Bürowissen, Teil 1. Stay tuned.)

Kommentieren


20 Uhr. DVDs vom Wochenende zurückgegeben: Nirgendwo in Afrika – gar nicht mal so schlecht. Und eine hübsch voll gepackte DVD mit allem, was man will. Made – hab ich nur geliehen, weil ich Jon Favreau und Vince Vaughn so niedlich finde und mir die Tagline „Welcome to unorganized crime“ gut gefallen hat, aber der Film hat ziemlich wenig Action und ziemlich viel Gelabere. Irgendwie war er okay, aber irgendwie wollte ich auch, dass er jetzt fertig wird.
Und wenn ich schon mal bei Fox bin, hab ich mir noch was für heute abend mitgenommen: Desert Saints mit Oberschnuckel Kiefer Sutherland. Aber wir wissen ja, dass Kiefer nur noch Müll dreht, daher zur Vorsicht, falls ich Desert nach 20 Minuten ausmache, noch O mit Julia Stiles und Josh „Pearl Harbor wär echt nicht nötig gewesen“ Hartnett.

Und eine Bemerkung am Rand: Am ollen Schomberg habe ich anscheinend meinen Meister gefunden. Bisher dachte ich immer, ich wäre der Rechtschreibspießer vor dem Herrn, aber – es geht noch schlimmer :-)
Kommentieren


23 Uhr. O gesehen. Eine moderne Interpretation von Shakespeares Othello. Und genau wie im Buch oder in der Oper verstehe ich es im Film genauso wenig, wieso Menschen aus Liebe töten. Ich verstehe, dass Menschen aus Liebe leiden, lachen, weinen, streiten, heiraten, Kinder kriegen ... vielleicht habe ich noch nie so geliebt, dass ich töten möchte, um sicher zu gehen, dass außer mir niemand ihn/sie bekommt. Vielleicht bin ich auch einfach bloß klar im Kopf. Hm. Wahrscheinlich ist genau das der Punkt, wenn man liebt. Man verliert den klaren Kopf. Liebe macht uns nämlich ...
Kommentieren



Dienstag, 13. August 2002

9 Uhr. Nette Idee: Schicke Frauen (z.B. Liv Tyler, Kate Moss, Debbie Harry) hören Musik, werden von Pierre Bailly dabei fotografiert, und davon gibt's jetzt ein Buch plus CD. Angeblich bei APC, aber ich hab's nicht gefunden. Hat The Face etwa Müll geschrieben?
Kommentieren


11 Uhr. Argh, ich rege mich gerade völlig nutzlos über Christoph auf, der mir meine Amerikanismen auf dieser Seite vorhält. Ich werde mal unseren kleinen Mail-Disput hier einfügen. Wahrscheinlich bin ich bei diesem Thema ein bisschen sehr hypersensibel. Vielleicht sind andere aber auch bloß übereifrige Besserwisser. Oder die Wahrheit liegt, wie immer, ganz dick in der Mitte rum und wundert sich, warum sich alle so aufregen.

Alles fing so harmlos an: Christoph kommentierte meinen Lesetipp für diese Woche so: Monroe schreibt sich Marilyn.

Worauf ich antwortete: Das macht dir Spaß, oder?

Heute morgen hatte ich folgende Antwort in meiner Mailbox:
spaß ist das falsche wort. ich bin nur immer wieder überrascht, wie sich heimlich, still und leise eine gewisse laxheit in die sprache einschleicht – auch in die sprache jener, die von ihr leben. ich bin d
urchaus der meinung: es ist nicht egal, wo ich apostrophe einsetze, wie ich namen schreibe etc.. auf deiner seite (site, blog, whatever, who cares, so what) hat mich außerdem die vielzahl an anglizismen überrascht. was machen sie deutlicher? Ich weiß: das ist ein kampf gegen windmühlen. oder, wie vor jahren mal ein angesehener redakteur nach einer lautstarken manöverkritik zu mir meinte: „no hard feelings“. ;-)

Worauf ich mich quasi gezwungen fühlte, etwas ausführlicher zu nölen. Ich poste Christophs Anworten gleich mal in meine Mail rein:

Anke:
guten morgen, lieber christoph,

ich finde, texter sollten einfach kein weblog von anderen textern lesen :-) ich gehe einfach mal davon aus, dass du texter bist. oder du bist kontakter – nach dem nörgel- bzw. erbsenzählfaktor zu schließen, müsstest du eigentlich einer sein.

nein, ich will gar nicht persönlich werden (wirklich!). der punkt ist, dass mein weblog meist so geschrieben ist, wie ich rede. und wenn ich rede, werfe ich mit anglizismen bzw eher amerikanismen um mich, wo ich nur kann. sorry (da ist schon wieder einer), aber so bin ich halt. ich bemühe mich, es in grenzen zu halten bei leuten, die damit so gar nichts anfangen können (wie meine eltern, die mich dann gar nicht mehr verstehen), aber alle anderen müssen da durch. because – that's who I am. und darum geht es in einem weblog schließlich. ich bin ich, ich schreibe über mich – und wem's nicht gefällt, der soll's nicht lesen.

vielleicht entsteht dieser laxe umgang mit meiner sprache daher, weil ich weiß, dass ich sie beherrsche. okay, ich kann vielleicht den namen der monroe manchmal nicht richtig schreiben, aber ansonsten bin ich schon der meinung, dass ich weiß, was ich tue. und daher kann ich es mir auch erlauben, meine sprache so weit meinen bedürfnissen anzupassen wie ich es für richtig halte. und ich mag meine amerikanismen. du bist allerdings nicht der erste, dem sie auf die nerven gehen :-)

mir ist es auch nicht egal, wo ich apostrophe setze. gerade an diesen kleinen kerlchen mache ich immer gern den bildungsgrad meiner mitmenschen fest. aber in meinem weblog bin ich manchmal eben schludrig, müde, von meinem thema so eingenommen, dass mich mal eine sekunde die rechtschreibung nicht interessiert. das ist nicht gut, das weiß ich – gerade ich rege mich sonst über jeden fehler auf, der in veröffentlichungen drin steht. muss nicht sein, da gebe ich dir ganz recht. ich korrigiere den kram auch dreimal durch, bevor ich ihn auf die site stelle, aber ich übersehe eben doch mal was.

aber, um diesen ein bisschen beleidigten sermon mal zu beenden: ich bin, wie ich bin. mal total kritisch, mal die totale schlampe. und mein weblog ist genauso. und was ich eigentlich sagen will, ist, glaube ich: ich hasse es, wenn man mich korrigiert.

Christoph:
okay, nun weiß ich's. wenn du möchtest, können wir ersatzweise jederzeit in eine inhaltliche und stilistische debatte einsteigen, z.b. über die rezensionen und kurzgeschichten. kein interesse? dachte ich mir.

Anke:
es reicht, wenn mein CD meine arbeitstexte korrigiert. da möchte ich wenigstens in meiner freizeit das gefühl haben, schreiben zu dürfen, wie ich will.

Christoph:
liebe anke, niemand verbietet dir das. warum auch? nur: es gibt keine öffentlichere freizeit als die auf der eigenen website. die ganze welt liest mit. theoretisch. und die ganze welt kritisiert mit. praktisch. dass die meisten von dieser möglichkeit keinen gebrauch machen, steht auf einer anderen website. und manchmal ist dann eben ein erbsenzähler wie ich dabei (huh, das war ein treffer!), der eine kleine anmerkung anbringt, wenn er mitkriegt, dass der name der berühmtesten filmschauspielerin des 20. jahrhunderts ... aber lassen wir das.

Anke:
und jetzt hab ich mich wieder völlig umsonst aufgeregt, ich weiß. egal. auch das bin ich :-)

Christoph:
finde ich nicht. komisch wäre es eher gewesen, wenn du nicht reagiert hättest.

Anke:
und auch wenn das jetzt gar nicht hierher gehört: ich suche seit wochen (ehrlich) nach dem ausdruck „no hard feelings“.
firma dankt :-)
die anke

Christoph:
auch ich habe zu danken für einen interessanten disput. ;-)
PS: der eisladen war korrekt . nu komm. war nur spaß. :-)


Darauf musste ich natürlich noch eine Mail schreiben. Wieder gleich mit den Antworten drinnerin:

Anke:
lieber christoph,

der punkt geht an dich. „die öffentliche freizeit“ war leider das killerargument. ich könnte mich in zukunft natürlich vor dem künstlich-aufpusten schützen, indem ich einfach die kommentar-funktion abschalte. dann schreibe ich locker ins nirvana und habe das gefühl, die beste schriftstellerin der welt zu sein, weil ich keine gegenargumente mehr abkriege.

wahrscheinlich hast du mich einfach an der dünnhäutigsten stelle von allen erwischt: ich habe mir schon hundertmal merken wollen, wie sich die monroe (geschickt umgangen) schreibt, weil ich mir einfach nienienie merken kann, wo das „i“ und wo das „y“ hinkommen. kann sie nicht einfach „sydney“ heißen?

Christoph:
... oder heidi kabel. den namen habe ich noch nie falsch geschrieben gesehen. wollen wir nur froh sein, dass sie nicht marilyn libyen hieß. nicht auszudenken.

Anke:
feel free to comment on my short stories :-)

Christoph:
eins kann ich dir jetzt schon sagen: die flatliners-kritik ist „problematisch“ (ein frühwerk?) und schiffsmeldungen ist besser als du denkst.

Anke:
hoffentlich macht es dir wenigstens spaß, die website zu lesen.

Christoph:
weitestgehend ja. vieles bleibt mir allerdings ein rätsel (warum so banalitäten z.B. von herrn raschl oder wie der heißt als geradezu golden durchgewunken werden).

Anke:
mehr will ich ja gar nicht.

Christoph:
gloob ick nich.

Anke:
anke grüßt (aber dir ist klar, dass dieser ganz kram hier heute abend noch auf die site gestellt wird, oder?)

Christoph:
ich habe mit nichts anderem gerechnet. ist aber richtig, das ruhig nochmal zu erwähnen. vielen schreibern auf promisichtung ist das im grunde nicht klar
gewesen.

Anke:
ps: was BIST du denn jetzt? texter? kontakter? oh gott ... CD? oder nur der hausmeister?

Christoph:
die rechte hand des hausmeisters (halbtags) ;-)
Kommentieren


15.15 Uhr. Meine Magnetic Poetry für heute:
friends rob chocolate diamonds
to picture repulsive pink eggs.
they urge music on a black lake,
and beneath some whisper eat away my vision.
Kommentieren


16 Uhr. Ich habe mich gerade gefragt, warum mich solche „Lappalien“ wie die Mail von Christoph in solche Aufregung versetzen. Ich glaube, ich bin mir einfach nie sicher, ob das, was ich mache, gut ist. Ich weiß nicht, ob meine Geschichten Fragmente des neuen Romans des 21. Jahrhunderts sind oder total verquaste Kacke. Ich weiß nicht, ob meine Kinokritiken eine neue Zeit der Rezensionen einläuten oder ob sie nur überspannte Selbstbeweihräucherungen sind, nach dem Motto: Guckt mal, wie viele Filme ich schon gesehen habe, die ich als Referenz heranziehen kann. Ich weiß nicht, ob mein Weblog unglaublich spannend, unterhaltsam, rührend, bewegend ist oder die übliche Weblog-Sülze, die nur denjenigen interessiert, der sie schreibt. Ich weiß es nicht. Und weil es für das Schreiben an sich auch kaum objektive Kriterien gibt, sondern einzig und allein der persönliche Geschmack des Lesers zählt, werde ich wohl auch weiterhin in einen Topf voll Unsicherheit fallen, sobald jemand meine Arbeit kritisiert.
Ich hätte geglaubt, dass ich das nach Jahren des beruflichen Schreibens allmählich abkönnen würde – den Fakt, dass andere über meine Arbeit urteilen –, aber ich muss gestehen, dass ich da immer noch extrem panisch drauf reagiere.
Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich glaube, es ist – mal wieder – ein Mittelding. Ich glaube, es ist gut, sich Kritik zu Herzen zu nehmen. Und der Punkt, den Christoph gemacht hat hat, ist einfach ein guter. Ich glaube aber auch, dass ich mir allmählich eine gewisse Arroganz zulegen sollte, was meine Arbeit angeht. Ich weiß, dass ich nicht komplett unbegabt bin, sonst würde ich nicht dafür bezahlt werden zu schreiben. Solange ich dabei nicht überschnappe und denke, ich wäre zu gut für eine berechtigte Kritik, ist eigentlich alles in Ordnung, oder?
Wieder was gelernt. Komischer Tag, dieser Tag.
Kommentieren


20 Uhr. Aaaahhh ... das neue Weezer-Video spielt in der Muppets Show! Mit allen unseren Lieblingen: Kermit und Gonzo (stilecht im Weezer-T-Shirt), Miss Piggy (die den Schlagzeuger anbaggert), The Animal (irgendeiner muss schließlich Schlagzeug spielen) und Statler und Waldorf, die die Band natürlich richtig scheiße finden. Groß-ar-tig!
Kommentieren


20.45 Uhr. Mein FTP-Server spackt gerade. Ich kann keine Dateien mehr hochladen bzw nur noch neue hochladen, wenn ich alte runterwerfe, um Platz zu schaffen. Ich mach mal kurz mit dem Blog Pause, bis das geklärt ist. Bis dahin müsst ihr auf das Bild zur Filmkritik von In the bedroom verzichten. Disc space exceeded? Wohl Fieber, Puretec. Damnit.



Mittwoch, 14. August 2002

8 Uhr. Und was lernen wir aus dem dienstäglichen Genöle? Wenn man seine Tage hat – einfach mal die Fresse halten. Meine Güte.

Und die freundlichen Supporter von Puretec haben mir gesagt, dass ich gerade mal popelige 2 MB Webspace habe. Statt 10, wovon ich, warum auch immer, ausgegangen bin. Das geht ja gar nicht. Fragt sich jetzt: upgraden, nur um weiter lustig online Tagebuch zu führen? Und wenn ja, auf welchen Tarif? Will ich all die tollen Hintergrundanwendungen, von denen Stephan meint, dass sie ganz praktisch wären? Oder will ich mich weiterhin mit einer relativ billigen, aber dafür manchmal etwas unkomfortablen Site abmühen? Ich muss mal nachdenken. Etwas, das ich manchmal gar nicht schätze.

Auf in den Tag.
Kommentieren


14 Uhr. MagPoet für heute – man gewöhnt sich da ja viel zu schnell dran:
I do sleep through love
how delicious were the lies
and summer was like smooth language
why would life please you more than me
Kommentieren


16.10 Uhr. Schönen Dank auch, Otto Supermarkt. Ich mag personalisierte E-Mails wirklich gerne. Vor allem, wenn sie mir sagen, dass Martini Bianco diese Woche im Angebot ist. Ist da irgendeine Botschaft, die ich verstehen sollte? Fragt sich die Frau, die gestern ihren Noilly Prat-Vorrat aufgestockt hat.
Kommentieren


16.30 Uhr. Shanghai: You didn't earn a cookie.
Anke: What do you mean, I didn't earn a cookie? I solved this reeeaaally complicated puzzle! I wasted my precious time on you! I managed to finish off 144 tiles! And you don't want to give me my fucking cookie? I'll never play with you again, you stupid cheating ... shareware ... hrmph ... I WANT MY COOKIE!
(Or maybe I should just get back to work. Yeah, we call that Plan B.)
Kommentieren


17.30 Uhr.
I'll sing my song to the wide open spaces
I'll sing my heart out to the infinite sea
I'll sing my visions to the sky high mountains
I'll sing my song to the free, to the free

This song is over
I'm left with only tears
I must remember
Even if it takes a million years
Kommentieren


20.30 Uhr. So, für das Update hier musste das nächste Bild dran glauben: die Maus, auf der ein Ohr wächst, in der Musik-ohne-Töne-Sektion, ist auch mal kurzzeitig nicht da. Wenigstens läuft Denver Clan im Fernsehen. Immerhin.
Kommentieren



Donnerstag, 15. August 2002

8.30 Uhr. Verschlafen. Fix frühstücken. Mützchen auf und ab. Das geht ja schon gut los. Losloslos!
Kommentieren


9 Uhr. Mein Meeting Maker ist leer. Leer! Anscheinend hab ich heute nix zu tun. Wenn mein Meeting Maker das sagt, wird das schon stimmen.
Kommentieren
Kommentare lesen


10 Uhr. (...) It was about forty yards to the gallows. I watched the bare brown back of the prisoner marching in front of me. He walked clumsily with his bound arms, but quite steadily, with that bobbing gait of the Indian who never straightens his knees. At each step his muscles slid neatly into place, the lock of hair on his scalp danced up and down, his feet printed themselves on the wet gravel. And once, in spite of the men who gripped him by each shoulder, he stepped slightly aside to avoid a puddle on the path.
It is curious, but till that moment I had never realized what it means to destroy a healthy, conscious man. When I saw the prisoner step aside to avoid the puddle, I saw the mystery, the unspeakable wrongness (...)
George Orwell, A Hanging
Kommentieren


11 Uhr. Schön gesagt. Wär ich auch gern drauf gekommen.
Kommentieren


12 Uhr. Meine fünf Jeopardy!-Kategorien, in denen ich unschlagbar wäre:
1) Filme mit Kiefer Sutherland
2) Ritter Sport-Geschmacksrichtungen
3) Snood
4) American Psycho (Buch, nicht Film, auch wenn Christian Bale oberschnuckig aussieht und wochenlang mein bevorzugter Bildschirmhintergrund war)
5) die Farbe Gelb

(Grundidee gewissenlos geklaut aus dem zweitbesten Buch aller Zeiten – nach American Psycho. Hm. Heute scheint ein Tag der Fremdbeweihräucherungen zu sein. Vielleicht kriege ich auch noch einen Post hin, der komplett auf meinem Mist gewachsen ist. Aber immerhin hab ich die Kritik zu Ali geschrieben. Das muss für heute reichen.)
Kommentieren
Kommentare lesen


12.30 Uhr. Meine bevorzugte Texterhaltung ist: Füße auf dem Tisch, iBook auf den Knien, Kopf in den Nacken zum Denken. Dabei glotze ich manchmal ewig an die Decke, bis sich ein Gedanke zu mir bequemt. Und dann denke ich mir immer, ach, wär das schön, wenn die Decke der Fußboden wäre, dann wäre der Fußboden ganz leer, und die Lampen würden aufrecht stehen, und nichts würde auf dem Boden liegen, und ich würde ganz allein barfuß auf ihm herumlaufen können, und alle meine Kollegen müssten an der Decke arbeiten.
Kommentieren


14.30 Uhr. Quadrophenia hören bedeutet, dass ich a) keine vernünftigen Headlines schreiben kann und b) total depressiv draufkomme. Hm. Dann eben wieder Moby.
Kommentieren


16 Uhr. Magnetic Poetry:
please go bloody for spring
then sit after his shot from the moment
only love rusting ligthly to beauty
a sad rose was dreaming a void
Kommentieren


18 Uhr. Ach ja, damals, als Computer noch Tandy 2000 hießen ...
Kommentieren



Freitag, 16. August 2002

8.10 Uhr. Müdemüdemüde. War gestern noch in der Spätvorstellung und hab mir Hable con ella (Sprich mit ihr) angeguckt. Mein erster Almodóvar! Und so schlimm war's dann auch gar nicht. Das europäische Kino ist zwar, im Vergleich zum amerikanischen, etwas anstrengender, aber dafür sieht man viel mehr nackte Mädels. Auch schön.
Kommentieren


16.30 Uhr. Okay, heute habe ich anscheinend genug zu tun. Erster Eintrag und dann bloß wieder Grütz: Googlewhacking. Sinn des Spiels: zwei Suchbegriffe so kombinieren, dass Google möglichst wenig Anworten findet. Schönes Beispiel Kriegsverbrechen und Erdgasfahrzeuge: ein Treffer. Keep on whacking.
Kommentieren


17 Uhr. Gestern zufällig mal wieder bei MTV hängen geblieben. Es gab ein ausführliches Special zum Thema „MTV comes to Europe“. Die letzten 15 Jahre von MTV Europe bescherten mir ein Wiedersehen mit den Steinzeit-VJs wie Paul King oder dem großartigen Ray Cokes oder meinen Lieblings-Newsmenschen Steve Blame und Pip Dann.
Dazu die guten, alten, wirr animierten Trailer, die immer irgendwie auf dem Logo endeten. Die vermisse ich ja schon ein bisschen. Mir ist gestern aufgefallen, dass mein visuelles Denken sehr von MTV beeinflusst wurde. Eigentlich waren diese Filmchen die ersten, die mich für Animation begeistert haben, die über Walt-Disney-Niveau hinausging.
Ein Video ist mir bis heute in Erinnerung geblieben: Everybody dance now von CC Music Factory (ein klassisches One Hit Wonder, würd ich sagen). Ich weiß noch, dass ich mitten reingezappt habe und mich bis zur Einblendung des Titel gefragt habe, ob das jetzt ein Werbespot ist oder ein Video. Soweit ich weiß, hat Marcus Nispel das Ding gedreht, der danach noch für die wundervollen Videos zu Elton Johns I Believe, George Michaels Papa Was A Rolling Stone/Killer oder Janet Jacksons Runaway zuständig war. Die sahen ja auch eher wie Werbung aus. Egal. Ich hab sie geliebt.
Jedenfalls kann ich mich mit Fug und Recht zur MTV-Generation zählen. Vielleicht auch nur deshalb, weil ich meiner Mutter bis heute nicht klar machen kann, was eigentlich ein Video ist. Das macht für sie überhaupt keinen Sinn, einen komischen Film ohne Handlung mit viel zu schnellen Schnitten unter komische Musik mit viel zu wenig Melodie zu legen. Vielleicht hat sie ja gar nicht so unrecht.
Kommentieren


17.10 Uhr. Hmmm ... ich hab diese ganze Flutkatastrophe irgendwie nicht so richtig mitgekriegt. Beziehungsweise hat sie mich überhaupt nicht interessiert. Vielleicht ändert sich das, wenn Hamburg unter Wasser steht, aber im Moment interessiert mich mehr, was ich heute abend aus der Videothek hole oder ob ich Sonntag arbeiten muss. Ist das jetzt toootaaal egozentrisch oder toootaaal egal? Ich kann mich doch nicht ständig um das Leid der ganzen Welt kümmern. Ich hab mit mir selber doch schon ne Lebensaufgabe.
Kommentieren


20 Uhr. Lieblingslink.
Kommentieren



Samstag, 17. August 2002

11.45 Uhr. Another Hollywood-Moment: Bin eben beim Bagelholen an einer langen Baustelle vorbeigefahren. Sie war mit diesen rotweißen Pfählen abgegrenzt (wie nennt man die Dinger eigentlich?), und ich bin mit schlappen 40 km/h und offenem Fenster an ihnen vorbeigefahren. Und bei jedem Pfahl, an dem ich vorbeigekommen bin, ertönte dieses typische, Hollywood-nachvertonte „shwooosh“, das man wirklich nur aus Actionfilmen kennt, wenn Bruce oder Arnie weit ausholen, um dann einen Treffer im Gesicht des Gegners zu landen. Großartig. Hab ich noch nie in der Realität gehört. Ich habe beim Treppensteigen in die Wohnung dann noch extra darauf geachtet, ob meine Schuhe jetzt auch dynamischer klingen als sonst, aber leider waren da die SFX-Experten schon wieder im Feierabend.
Kommentieren


20.45 Uhr. Meine Weblog-Mama hat mich in ihrem Blog erwähnt :-) Sie hat rausgefunden, dass ich mich als ihr Kind bei Blogtree eingegeben habe und wollte mir eine kleine Nachricht auf ihrer Seite zukommen lassen. Natürlich per Babelfish. Ich bin sehr gerührt, und werde dasselbe für sie tun. Here comes:

Liebe Mama. Ich habe mich sehr gefreut, dass du dich zu mir bekennst. Ich bin von dir und deinem Blog so beeindruckt gewesen, dass ich selber eins zu schreiben begonnen habe. Wir sind zwar durch den Ozean getrennt, aber ich bin im Geiste immer bei dir.
Deine dich liebende Tochter Anke
PS: Ich habe selber eine Gebärmutter und brauche daher deine nicht mehr.

Und das ganze jetzt durch den Fisch im Ohr gejagt heißt:
Loves mummy. I was pleased very much that you profess yourself to me. I was so impressed by you and your Blog that I began to write one. We are separate by the ocean, but I am always in the spirit with your daughter Anke loving you. I do not have a gebaermutter and need therefore your no more.



Sonntag, 18. August 2002

11 Uhr. Gestern abend gab's die Generalprobe der Wormser Nibelungen-Festspiele im Fernsehen. Ich als alter, überzeugter Wagnerianer glaubte ja, dass das Original-Nibelungen-Lied niemals so spannend sein könnte wie die musikalische Version, aber – falsch gedacht.
Dieses Jahr wird in Worms nicht der schon ewig gespielte Hebbel-Text gegeben, sondern eine Neufassung von Moritz Rinke. Um einiges gerafft und deutlich in der Sprache modernisiert. Eine Dialogkostprobe: „Was will dieses Großmaul?“ „Red ich mit dir, Schrottschwert?“ Sehr erfrischend. Besonders schön fand ich André Eisermann als Giselher, der von Siegfried zungengeküsst wird, weil dieser ihm zeigen will, wie Kriemhild es ihm besorgt hat. Und Giselher entfährt daraufhin nur ein vorwurfsvolles: „Mensch, wenn das die Sachsen sehen!“
Am 29. August zeigt das ZDF noch eine Fassung – ich bin mir nicht sicher, ob es wieder die von Rinke ist oder die von Hebbel, aber ich werd mir das wohl nochmal anschauen.

Ich habe manchmal das Gefühl, dass man gar nicht mehr die Geduld aufbringt, sich mit alten Texten und damit mit altertümlichem, schwierigem Deutsch zu beschäftigen. Ich halte mich wirklich für einen sehr bildungshungrigen Menschen, der gar nicht genug Bücher lesen, Filme sehen und Webseiten ansurfen kann, aber manchmal erwische ich mich dabei, mitten in Filmen zu denken: Ja, doch, mach hin. Ich hab noch viel mehr Filme zu gucken. Kannst du deinen Punkt jetzt nicht machen und mich gehen lassen?
Oder dass ich anfange, in Büchern querzulesen, weil ich einfach nur noch wissen will, wie sie ausgehen. Manchmal kann ich mich gar nicht mehr über Shakespeares Sprache freuen, weil ich nicht mehr die Geduld dazu habe, mich durch seine Satzwürmer durchzuwühlen. Lese ich daher neuerdings lieber Kurzgeschichten als Romane, weil die schneller zu Ende sind?
Ich will jetzt gar nicht die Litanei unser ach so schnelllebigen Gesellschaft anstimmen, denn eigentlich sehe ich uns nicht so. Wenn ich der Meinung bin, ich bräuchte jetzt Zeit für mich und mein Buch, dann nehme ich mir diese Zeit, verdammt. Aber ich bin auch in der beneidenswerten Situation, außer mir selbst niemandem verpflichtet zu sein. Kein Kerl, der Aufmerksamkeit verlangt, keine Kinder, die mich brauchen. Nur ich und mein Medienoverkill. Und trotzdem hetze ich manchmal durchs Internet, lese hier, gucke da, schreibe selber schnell noch was, lese weiter ... und nur wenn ein Artikel mich von der ersten Zeile an gefangen nimmt, wird er zuende gelesen.
Vielleicht liegt es auch daran, dass es einfach zu viel gibt, was ich noch lesen und sehen möchte. Ich habe immer Das Schlechte Gewissen auf meiner Schulter sitzen, das mir sagt: Okay, der Trueba ist echt nett, aber beeil dich, denn du hast noch 15 weitere Bücher neben deinem Bett liegen. Schneller!
Ich denke mir auch ständig, wenn ich dieses Buch jetzt nicht lese und diesen Film jetzt nicht sehe, bin ich nicht auf dem neuesten Stand. Ja, das ist jetzt wahrscheinlich total vorauseilender Gehorsam, aber gerade in der Werbung geht es doch darum, Trends früh zu erkennen, um sie in einem Spot oder einer Anzeige zu verbraten und damit quasi den Trend mitzugestalten. Werbung bezieht sich dauernd auf schon Bestehendes. Die Spots klauen ihre Looks aus Filmen, die Headlines ihre Grundideen aus der Literatur ... alles schon mal dagewesen. Irgendwo muss die Inspiration ja herkommen. Und wenn ich daher nicht alles lese und gucke, kann ich nicht vernünftig arbeiten bzw mache Werbung, die erst recht keiner sehen will. (Wirklich Werbung sehen wollen eh nur Werber selber.)
Ich springe schon wieder beim Denken. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich gleich zu Arbeit muss und gar keinen Bock hab. Am Sonntag darf man aber auch keinen Bock auf Arbeit haben, finde ich. Aber das wäre wieder ein neuer Post.


19.45 Uhr. Yikes! Und ihr habt noch sechs Tage, um darum zu bieten.


20 Uhr. Da überlegen sich Texter weltweit die schönsten Namen für Produkte, und dann heißen sie doch ganz widerlich. Schöne Seite mit unhöflichem Essen.



Montag, 19. August 2002

D
iese Woche lese ich: Catch-22 von Joseph Heller (ja, endlich)
Diese Woche höre ich: Ach, wieder die Casino. Bin im Moment ganz glücklich mit ein bisschen Hmpf-tata im Hintergrund.

Hinweis für diese Woche: Die Kommentarfunktion ist ziemlich abgestürzt. Wer also zu irgendwas irgendwas sagen möchte, schreibt mir einfach eine Mail.


8 Uhr. Mal wieder die abgearbeiteten Wochenendfilme aufzählen: Space Cowboys – kann man machen. Clint Eastwood ist wirklich der unauffälligste Regisseur aller Zeiten. Ich kenne keinen Film von ihm, der irgendwem weh tut. Aber unterhaltsam isses schon.
Zoolander – kannte ich schon, musste ich aber noch mal gucken. Ben Stiller ist einfach zu komisch und Owen Wilson zu schön, um den Film nicht mehrmals anzuschauen. Und die DVD ist voll mit lauter kleinen Kostbarkeiten. Liebster Dialogfetzen: Die Journalistin, die Derek Zoolander interviewt, gesteht ihm: When I was in 7th grade I became ... anorexic. (Stille, Derek überlegt und fragt dann völlig fasziniert:) You can read minds?
Thir13en Ghosts – total beknackte Story, aber großartiges Set Design. Die Art Direktoren hatten bestimmt ne Menge Spaß dabei, ein Haus aus Glas zu gestalten, mit in sich verschiebbarer Fassade, Böden und Wänden mit geschwungenen, lateinischen Inschriften, wirren Maschinerien ... optisch klasse, inhaltlich für die Tonne. Egal. Hat Spaß gemacht.
The Time Machine – ebenfalls ein Fest für die Äuglein. Die Maschine selber ist ziemlich klasse, und die visuellen Effekte für die Zeitreise hab ich mir, glaube ich, fünfmal hintereinander angeguckt. Sehr opulent. Guy Pearce wie immer solide, Jeremy Irons als Ober-Morlock ein bisschen verschenkt und mit fiesen Kontaktlinsen, und leider ist es im zweiten Teil nicht mehr wirklich spannend. Und das liegt nicht daran, dass man die Story schon kennt: Bei Apollo 13 wusste ich ja auch, wie's ausgeht, und war ich trotzdem bis zur letzten Minute am Hoffen, Bangen und Mitzittern, ob sie wirklich heil nach Hause kommen. Hätte man also besser machen können.

Und ganz nebenbei habe ich heute geträumt, ich hätte mit Helmut Kohl Sex gehabt und es auch noch genossen. Ich wusste echt nicht, wie nötig ich es habe. Meine Güte.


10 Uhr. Jaaa ... so soll ein Tag anfangen. Nette Mail von Mäxchen (Ex-Prakti bei Elephant Seven und ein Schnuckel vor dem Herrn – ich WEISS, dass du das liest, Max :-). Wenn sich niemand zu kommentieren traut, poste ich halt Kommentare, die in E-Mails bei mir auflaufen: „by the way, es ist immer wieder ein genuss, sich auf deiner website fröhlich für den tag zu lesen ... musste durchaus schon den einen oder anderen lacher loslassen, und deine kritiken sind auch meistens ziemlich verlässlich ... bis auf seltene ausnahmen – ok, epidode II war größtenteils echt die mieseste lovestory aller zeiten, anakin war grottenschlecht ... aber alles andere war schon ziemlich cool und zwar vor allem die szene mit joda!!!:-))“ Firma dankt für das „für den tag fröhlich lesen“. Texter- und Ankeglück.


10.15 Uhr. Zum Thema Weitsicht, Vorausahnung hat schon Jakob Wassermann 1921 ziemlich schlaue Worte gehabt. Gefunden auf der Homepage von Henryk M. Broder. Leider lässt dieser in seinem Artikel um die Wassermann-Zitate herum mal wieder sehr den Gutmenschen raushängen.


12.30 Uhr. Und die Autogrammkarte, die diese Woche vorne auf dem Schreibtisch steht, ist die von Kai Pflaume. Nächste Woche kommt dann wieder Günter Netzer dran. Oder die gefakte von Frank Biela (Audi Werksfahrer), die mir Sheila so nett unterschrieben hat:
Anke, ich liebe dich. Dein Frank.
Was will frau mehr?
(Neues Motorrad. Höheres Gehalt. Größeres Auto. Mehr Zimmer.)


14 Uhr. Arterglück.


14.30 Uhr. Ich frag mich ja immer, ob die Buchpreisbinder die Bücher neuerdings alle auf 19,90 festsetzen, seit man bei Amazon bis 20 Euro Porto zahlen muss. Oder ist das nur wieder eine von meinen Verfolgungs- und Verschwörungstheorien? Aber wie Bart Simpson so schön sagt: I will not obey the voices in my head. Mein Lieblings-Bart Simpsons-Tafelspruch, den ich mir eigentlich aufs T-Shirt drucken lassen wollte, ist ja bekanntermaßen von der Realität schon eingeholt worden: I will not sell my kidneys on Ebay. Und falls ihr mal einen Spruch für ein T-Shirt braucht – hier wäre der komplette Episodenguide.


16 Uhr. Magnetic Poetry again:
I am a chocolate goddess (bester satz ever :-)
could power lick them away
never must light be a still garden
why is she reading the moment


17 Uhr. Okay, die wunderschöne Sunny-Compilation, auf der nur der Song Sunny von Bobby Hepp immer und immer wieder gespielt wird, hat einen ebenbürtigen Gegner gefunden: Ulli aus dem Artbuying hat mir gerade eine selbst zusammengesuchte CD weitergereicht, auf der 36-mal My Funny Valentine drauf ist. Schnipp, schnipp ... und jetzt mit Clark Gable in einer verrauchten Bar Martinis nippen ...


21 Uhr. Neues Zitat in der Schlaue Worte-Abteilung, neuer LP-Titel in der Musik ohne Töne-Sektion. Checkt das aus. Und für dieses Update habe ich jetzt über zwei Stunden gebraucht, weil immer irgendwas rumgezickt hat. Soviel zum Thema „Wow, ich hab um 6 Feierabend. Mal was ganz anderes.“


22.15 Uhr. Auch wenn Tobi glaubt, er wird allmählich zum Mädchen: Klatsch und Tratsch ist ein universelles, menschliches Bedürfnis. Es ist auf jeden Fall besser als Fernsehen, denn man beschäftigt sich immerhin mit seinen Mitmenschen.


22.30 Uhr. Okay, folgende Mittagspause ist schon etwas länger her, aber ich hab heute die Mail wiedergefunden, in der ich sie einem Freund geschildert habe. Mir gefällt's immer noch (beweihräucheri, beweihräuchera).

E-Mail-Betreff: Hey, Anke, wie war eigentlich deine Mittagspause?
Antwort: och, du, ganz nett. ich hatte einen autounfall. jedenfalls behauptet das die tante, die mich und deborah davon abgehalten hat, gemütlich im abaton einen salat zu essen.

anke, ganz vorsichtige autofahrerin, als die wir sie kennen, biegt um die ecke beim abaton, immer die nutzlosen fußgänger hinter ihr im blick. als alle vorbei sind, gibt anke gas. leider ohne zu bemerken, dass die dumme truse im seat vor ihr lieber noch ein bisschen warten möchte, ob vielleicht doch noch einer kommt.

ich hatte ungefäht ... na, lassen wir es 2 stundenkilometer sein, drauf. ich habe deborah noch gefragt: hm? hab ich die jetzt erwischt? worauf deborah meinte: nee, glaub nicht, ich habs nix gemerkt.

Ich auch nicht. aber die truse. sie steigt aus und guckt sich die stoßstange an. ich steige aus, frage freundlich: habe ich dich erwischt? und gucke auch die stoßstange an, die die meine berührt. berührt! nicht eindellt oder so.

trust: das ist nicht mein auto.
anke: ich seh da nix, aber lass uns mal rechts ranfahren.

wir fahren rechts ran.

truse: das ist nicht mein auto.

anke und deborah gucken sich nochmal die stoßstange vom seat an, an der nicht mal der hauch eines kratzers zu sehen ist.

anke: da ist nix. alles in ordung.
truse: das ist nicht mein auto.
deborah: ähm ... und?
truse: ich muss meine chefin anrufen. ich kann das nicht entscheiden.
anke: du kannst nicht entscheiden, dass da nix dran ist?
truse (greift zum handy): hallo? ja, ich habe ein problem. ich hatte einen autounfall. mir ist jemand hinten rein gefahren.

anke/deborah gucken nur noch erstaunt.

truse: nein, kein totalschaden.

anke/deborah gucken entgeistert.

truse: am nummernschild ist so ein kleiner kratzer, aber der könnte auch schon vorher da gewesen sein ... (zu uns:) habt ihr bargeld dabei?

deborah verdreht die augen, anke gackert.

truse (legt auf): ich würde sagen, ihr gebt mir 30 euro und wir vergessen das.
anke: ich würde sagen, deine chefin kommt vorbei und guckt sich das auto an, ehe ich 30 euro für gar nix rausrücke.

(das handy klingelt)

truse: ja ... nein, sie wollen nicht zahlen ...
anke: gib mir mal das telefon, bitte. (zur chefin:) hallo, mein name ist anke gröner (dann habe ich den unfall beschrieben, ihr 20 mal gesagt, dass da nix dran ist, ihr gesagt, dass ihre angestellte sich gerne meinen namen und nummer aufschreiben kann und dass da WIRKLICH nix dran ist.)
chefin (stoßseufzend): ja, dann lass sie mal einfach weiterfahren.
anke: geht doch.
truse: ihr müsst mich aber auch verstehen, das ist nicht mein auto.
anke/deborah: hmmm. whatever.

(im wagen) deborah: wenn leute mit nem iq wie die da noch nen job haben, brauchen wir beide uns echt keine sorgen mehr zu machen.

fade out: anke und deborah rasen noch flugs zum bagel park und holen sich zwei bagels, um sie in der agentur zu essen.

so war das. und selbst?


23 Uhr. Verb gefällig? (Jaja, ich geh gleich aus dem Netz. Nur noch diese eine Seite ... ja, ICH MACH JA GLEICH DAS LICHT AUS!)



Dienstag, 20. August 2002

8 Uhr. Ich saß mit Anna und Katrin in einem Bus, der uns nach Berlin bringen sollte. Anna zeigte ganz stolz ihre neue Diamantenkette herum, die aus zwei silbernen Bändern und jeweils einem Diamanten bestand. Ich guckte sentimental aus dem Fenster und schaute dem Regen zu. Plötzlich fing Anna an zu weinen – eine ihrer Ketten war weg. Sie schenkte mir das übrig gebliebene Band und hängte es mir um den Hals.Ich fand, dass das überhaupt nicht zu meinem olivgrünen Overall passen würde, habe ich aber trotzdem gefreut. Die beiden sind irgendwo in einer Disco verschwunden und haben zu tanzen angefangen. Ich bin, mit einem Regenschirm bewaffnet, ausgestiegen, bin in die U-Bahn geklettert und habe laut die Plakate vorgelesen, die auf dem Bahnsteig hingen. Daraufhin sprach mich ein junger Mann an, der fragte, ob ich nicht japanisch könnte und für ihn übersetzen wolle. Ich musste leider ablehnen, habe ihm aber ein paar Plakate auf englisch übersetzt. Er bedankte sich und stieg aus dem U-Bahn-Schacht ins Licht. Und dann bin ich aufgewacht.


10 Uhr. Hab gerade für einen Kollegen, der komplett übermüdet aus der Nachtschicht übriggeblieben ist, was wegtextet. Mit reicht ja schon das Gefühl, einem netten Menschen was Gutes getan zu haben und will auch kein großes Trara, aber mit dem dankbaren Kommentar (aus zugegebermaßen total schlafhungrigen Augen): „Willst du mich heiraten?“ hatte ich dann doch nicht gerechnet. Schöner Tag heute (ICH hatte acht Stunden Schlaf, ICH hatte ausnahmsweise mal nicht die Arschkarte).


11 Uhr. Things my girlfriend and I have argued about.


13 Uhr. Auch schön: Ich bin gerade mit meinem kleinen Autochen (so was schreiben nur Frauen) in die Mittagspause gefahren, ein bisschen sehr zügig vielleicht, schließlich hatte ich Hunger, im Radio lief Bush und ich grölte begeistert mit, dass irgendwer bitte die cables sleepen lassen möge, ich näherte mich einem Zebrastreifen, ohne ihn wirklich zu bemerken, ich war immerhin damit beschäftigt, in die höheren Stimmregionen vorzustoßen, als ich plötzlich ein Punkerpärchen mit ihren unvermeidlichen Kötern quasi direkt vor meiner Motorhaube hatte. Die beiden überquerten gerade auf eben diesem Zebrasteifen die Straße, und der männliche Teil des Pärchens guckte mich an wie der durchschnittliche Rentner, der sonst lieber aus irgendeinem Fenster im zweiten Stock glotzt und Parksünder aufschreibt, und begann, in hier leider nicht wiedergebbarem Hamburgisch, zu nölen: Ey, hia iss oin Ze-bra-strei-fen, Aldde.
Hmmja. Ich scheiß auf alle Regeln. Bis auf die, die mir jetzt grad passen. Spackenpack.
(Meine Steuern Als ich noch in dem Alter Deine Füße unter meinen Tisch Das hätt's damals ja nicht. Tschuldigung. Manchmal bin ich 65 und wähle CDU.)


14 Uhr Uhr. Gibt es für Klassik eigentlich auch eine Kitschgrenze? Ich versinke gerade in Clair de lune. Die Sonne färbt die Bäume vor der Agentur grüngolden, die Autos fahren draußen in Zeitlupe, die Kollegen lächeln auf einmal alle, die Telefone klingeln nur noch in Dur, ein Wind tanzt durch meine Papiere auf dem Schreibtisch, und ich gucke völlig besoffen an die Decke und grinse dümmlich vor mich hin. Passt schon.


19 Uhr. Habe heute mehrere Bücher zum Thema Judentum, jüdische Gebete, Gottesdienste, Geschichte undsoweiterundsofort bestellt. Hm. Irgendwie muss ich mich immer noch mit dem Gedanken anfreunden, dass ich mich für Religion interessiere, ja sogar begeistere. Je mehr ich über das Judentum mitkriege, desto mehr habe ich das Gefühl, vielleicht einen spirituellen Ort gefunden zu haben, an dem ich zuhause bin. Ich habe nur Schwierigkeiten damit, mir das selber einzugestehen. Schließlich war ich jahrelang eine der ersten, die gegen Religion und religiösen Fanatismus gewettert hat (Stichwort „Opium fürs Volk“). Ich kann bis heute den Papst nicht wirklich ernst nehmen, und ich weiß wirklich nicht, ob ich an Gott glaube.
Vielleicht sind es eher die Bräuche und das Image des Judentums (die gelehrte Religion, ein Leben, das durch Lernen bestimmt ist usw), was mich fasziniert. Oder die Gebote. Keine Ahnung. Ich weiß, dass ich vor einiger Zeit schon mal über das Thema monologisiert habe, aber damals habe ich es ein bisschen auf einen leicht angetrunkenen Abend und eine latent depressive Stimmung geschoben. Aber dieses Gefühl, dieses Interesse geht einfach nicht weg.

Als ich im Krankenhaus zum ersten Mal wieder gehen konnte, habe ich fast angefangen zu heulen, so großartig hat sich das angefühlt. Auch wenn es eher ein von Pflegern gestütztes Humpeln war und ich auch nur drei Schritte weit gekommen bin, bevor mein Kreislauf sich gedacht hat, ach, das reicht dann auch für heute und mich schmählich im Stich gelassen hat. Aber bei jedem kleinen bzw für mich riesigen Schritt zur Gesundheit hatte und habe ich das Gefühl, mich irgendwo bedanken zu wollen. Schließlich ist der Weg noch nicht zu Ende. Ich bin immer noch dabei, irgendwo hinzugehen.

Vielleicht ist diese plötzliche Religiosität auch nur eine Weiterführung der Therapie. Der Wille, ein besserer Mensch werden zu wollen. Wenn ich irgendwas in der Therapie gelernt habe, dann ist es, einfach alles zuzulassen, was in mir hochkommt. Wenn ich traurig sein will, sag ich mir inzwischen: Lass es zu, sei nicht sauer auf dich, weil du grad nicht lachen kannst, sei traurig. Nimm es mit, merk dir, wie's dir ging und geh weiter. Wenn du der Meinung bist, du müsstest deine Oscar-Dankesrede vor dem Spiegel üben – tu das. Komm dir nicht lächerlich dabei vor, denk nicht, du würdest die Realität verdrängen. Du weißt, dass du Anke bist, Texterin, die grad mit einer Haarspraydose in einem Hamburger Badezimmer steht und den Spiegel auf Englisch zubrabbelt. Du weißt es. Du bist nicht verrückt. Und wenn es dir soviel Spaß und Freude bringt, in diese Rolle zu schlüpfen, wenn es dich glücklich macht, dann sei glücklich. Nimm es mit, merk dir, wir's dir ging und geh weiter.

Und wenn du gerade der Meinung bist, dich spirituell weiterzubewegen, dann ist auch das okay. Das ist alles ein Teil von dir, und es hat alles seinen Sinn. Mal gucken, wohin es geht.



Mittwoch, 21. August 2002

8 Uhr. Ich werde wieder pubertär. Vor einigen Jahren bin ich noch zum damals total trendigen Radio ffn aufgewacht. Als die dann anfingen, nur noch Jingles zu spielen, bin ich zu Radio Antenne gewechselt (auch weil die die Nachrichten immer so schön knapp gehalten haben – Radio heißt Musik und basta). Irgendwann haben beide von diesen Spackensendern angefangen, Songs zu verkürzen, indem sie die Instrumentalparts einfach kurzgeschnitten haben. Die Zeit von NDR2 war gekommen. Die Morgenshow hat bis vor kurzem recht gute Laune gemacht, aber inzwischen haben sie einen ziemlich unlustigen männlichen Counterpart zur weiblichen Stimme, deren Namen ich mir sowieso nicht merken kann. Ich muss gestehen, dass ich seit einiger Zeit Delta Radio höre. Ich dachte, ich wäre schon zu alt für Limp Bizkit.


9.45 Uhr. Ich kann mich nicht konzentrieren. Und das liegt nicht daran, dass es bei uns mal wieder widerlich warm ist und mich die Luft des Ventilators gemeinerweise immer übergeht, weil sie mich anscheinend nicht leiden kann, und es liegt auch nicht daran, dass ich grad einen Deppenjob auf dem Tisch hab, hab ich nämlich nicht, sondern einen, der lustig ist und bei dem man lustige Sachen schreiben kann, und es liegt auch nicht daran, dass ich hungrig bin, denn ich hab lecker Müsli zum Frühstück gehabt, und es liegt auch nicht daran, dass ich in den Urlaub will, denn im Moment wüsste ich gar nicht, wohin ich wollte außer nach Hause. Sondern es liegt daran, dass mir ein Verlag angeboten hat, ein Buch aus meinen Kurzgeschichten zu machen. Und als ich einigermaßen überrascht reagiert habe, kam sogar die Ansage: Mach doch lieber gleich einen Roman.

Ich hab vor zehn Jahren schon mal ein paar Kurzgeschichten an einige Verlage geschickt, nur die großen natürlich, Fischer, dtv undsoweiter. Aber ich habe nur Absagen bekommen – retrospektiv gesehen auch völlig zu Recht. Aber seitdem hab ich den Gedanken eigentlich abgehakt, dieses: Ich würd so gerne Schriftstellerin sein.

Ich bin in meinem Job sehr glücklich. Ich lerne ne Menge, ich hab tolle Kollegen, die mir viel beibringen und die auch von mir lernen (was noch toller ist – Wissen weiterzugeben und das Gefühl zu haben, jemand profitiert von dem, was du dir auch mal angeeignet hast), ich kriege jeden Tag was Neues auf den Schreibtisch, mit dem ich mich auseinandersetzen muss. Sehr spannend. Und auch, wenn Werbung wirklich nur für Werber interessant ist und uns der Rest der Welt für blöde Idioten hält – ich weiß, dass gute Werbetexter viel lesbarer und besser schreiben als so mancher Popliterat, der sich über seinen Worthülsen einen runterholt. Ich lerne in der Werbung, meine Gedanken in eine Linie zu kriegen, sie einigermaßen interessant zu Papier zu bringen und, wenn's richtig gut läuft, Sätze oder Satzkonstruktionen hinzukriegen, die so clever sind, dass man sie gerne liest, selbst wenn das Thema Klopapier ist. Ganz nebenbei bin ich immer wieder von der Tatsache fasziniert, dass Frank „Frühlings Erwachen“ Wedekind auch Werbetexter war und auf Maggi gearbeitet hat.

(Das mit dem „Gedanken in eine Linie bringen“ klappt im Blog natürlich nie.)

Um wieder zurück zum Punkt zu kommen: Werbetexten macht Spaß und ist im Moment das, was ich machen will. Aber im Hinterkopf ist immer noch der Plan, mal ein Drehbuch fertig zu schreiben. Ich liebe Kino und Filme viel zu sehr, als das nicht wenigstens mal zu versuchen. Natürlich habe ich schon dutzende angefangen, aber ebenso natürlich habe ich nie eins zu Ende gekriegt. Und genauso geht es mir mit meinen Romanen. Auch da habe ich natürlich schon öfter mal zu etwas Längerem angesetzt, aber meistens war ich nach 30 Seiten von meinen eigenen Geschöpfen so gelangweilt oder genervt, dass ich es gelassen habe. Wenn es mich schon nicht mehr interessiert, wie's weiter geht, wieso sollte es dann wen anders interessieren? Kurzgeschichten liegen mir mehr, weil ich schneller zum Punkt kommen kann, weil ich vor allem nur einen einzigen Punkt machen muss und keine Handlungsstränge entwerfen muss, die über 160 Seiten tragfähig sind. Vielleicht bin ich einfach nur zu faul dazu, aber vielleicht kann ich es auch einfach nicht. I don't know.

Und, wie gesagt, eigentlich hatte ich das Thema auch schon für mich abgeschlossen. Und auf einmal ist da jemand, der mir sagt, deine Storys sind gut, deine Bilder stark und tragfähig – mach doch mal. Und seit ich diese Ansage gekriegt hab, ist mein day job plötzlich ein bisschen uninteressanter geworden. Plötzlich habe ich wieder das Gefühl, hey, ich könnte gerade über richtig spannende Sachen schreiben – und stattdessen schreibe ich über Anlagemöglichkeiten, Autos und Bier.

Hrghmpff. Ich kann mich grad nicht entscheiden, ob ich diesen Hirngespinsten, wenn es denn welche sind, nachgeben soll oder nicht. Ob ich gleich sage, hey, das Thema ist durch, ich schreib keinen Roman und basta. Oder ob ich es noch einmal versuchen sollte. Denn diesmal wäre ja sogar der Ansporn da, einen Verlag zu haben, der Interesse hat.

Wo ist der Magic 8 Ball, wenn man ihn braucht?
Hier: Should I write a novel?
All signs point to yes.

Well, I guess that's settled then. (Oh – my – God)



Donnerstag, 22. August 2002

8 Uhr. Nachdem ich ja unbedingt keine Blogger-Software haben wollte, muss ich irgendwie damit klar kommen, dass ich auch keine anständige Archivfunktion habe bzw keinen einzigen Eintrag verlinken kann. Außer, ich kapiere mal eben auf die Schnelle Javascript, aber das seh ich noch nicht kommen. Daher hab ich jetzt oben auf der Blog-Seite wenigstens ein Themen-Archiv eingerichtet zu Beiträgen, die ich gerne nochmal lese oder die für mich wichtig, lustig, eine gute Momentaufnahme sind. Ich kann mich noch nicht wirklich entscheiden, ob ich es so lasse oder sogar die Navigation erweitere ... oder auch nicht ... auf der Archiv-Leiste sieht's jedenfalls doof aus, da hatte ich die Themenlinks gestern mal für fünf Minuten und war not amused. Hmm ... wir werden sehen. Vielleicht finde ich es auch morgen schon total blöd und schmeiße es wieder raus. Womit dieser Eintrag dann auch überflüssig werden würde.

Und ganz nebenbei finde ich die Formulierung aus dem gestrigen w&v-Newsletter „Wo findet man 14-jährige Mädchen in Führungspositionen“ für einen Online-Marketing-Anbieter ein bisschen schlüpfrig. Aber vielleicht übertreibe ich da jetzt auch.


14 Uhr. Als Kind ist mir Zeit wie ein persönlicher Feind vorgekommen. Ich habe es grundsätzlich persönlich genommen, dass es noch sooooo lange dauert, bis wieder Winter ist und ich auf Plastiktüten irgendwelche Hügelchen im Niedersächsischen runterrutschen konnte. Oder dass es noch soooo lange bis zu meinem Geburtstag hin ist, an dem Omi immer bergeweise Geschenke rübergeschoben hat. Plus einem Kuchen, der nur für mich gebacken wurde – schließlich stand mit Schokolinsen mein Name oben drauf.
Auch als ich ein Teenager war, fand ich Zeit immer noch richtig ätzend (das hat man wirklich mal so gesagt). Schließlich war die Zeit von Donnerstag bis Donnerstag zur neuen BRAVO sooooo lang, und ich wusste gar nicht, wie ich ohne neue Berichte über die Teens und Shakin' Stevens überleben sollte. Oder die Zeit bis Sonntag, wo Formel 1 lief, die einzige Sendung, in der ich den Basser Nick Beggs von Kajagoogoo anschmachten konnte und an den ich noch heute ein Andenken in Form meines Nasenrings trage.
Aber ich wurde älter und reifer. Heute macht mir Zeit nicht mehr soviel aus. Ich kann problemlos damit umgehen, dass ich auf einige Filme warten muss, bis sie aus Amiland in die deutschen Kinos kommen. Ich kann ganz ruhig darauf warten, dass es wieder Herbst wird und es wieder regnet und dieser affige Sommer endlich aufhört. Ich habe heutzutage überhaupt kein Problem mehr damit, dass es immer noch 365 Tage bis zu meinem nächsten Geburtstag sind, an dem ich die diktatorische Geburtstagsprinzessin raushängen und meine Freunde tyrannisieren kann.
Aber verdammt, ich habe mir gerade in der Mittagspause die komplette erste Season von 24 mit Kiefer (Kiefer!) Sutherland von der Post abgeholt. Vor mir auf dem Schreibtisch stehen sechs (sechs!) DVDs mit 24 (24!) Stunden Kiefer drauf. Und es sind noch mindestens vier (vier!) Stunden bis zum Feierabend! Aaaahhhh!


19 Uhr. Zuhause. iBook an. Blog upgedated. Telefon und Handy sind aus, About A Boy muss bis zur Spätvorstellung warten. Oder sogar bis morgen. Morgen. Da bin ich wahrscheinlich eh krank. Kiefer, ich komme. (Keine Doppelbedeutungskommentare, bitte.)



Freitag, 23. August 2002

8 Uhr. Für alle, die meinen Kino-Newsletter nicht kriegen – die Kritik zu About A Boy ist ab sofort in der Im Kino-Sektion zu finden.

Von 24 hab ich gestern die ersten drei Folgen geschafft. Freut euch alle drauf, wenn Vox die Serie im Herbst wirklich ausstrahlt (glaub ich erst, wenn ich's sehe). Wer nicht weiß, worum's geht: Die Serie spielt in Echtzeit, das heißt, jede Stunde Episode ist auch eine Stunde Handlung. Und die wäre: Kiefermäuschen spielt einen CIA-Agenten, der einen Anschlag auf einen Präsidentschaftskandidaten verhindern soll. Das wird dadurch erschwert, dass es innerhalb seines Teams einen Maulwurf gibt – es weiß nur leider niemand, wer es ist. Nebenbei wird seine Tochter entführt, und seine Frau macht sich auf die Suche.
Klingt ja erstmal wie ne nette Idee, und ich hätte mir die DVDs auch gekauft, wenn ich Kiefer 24 Stunden lang beim Blumengießen hätte zugucken müssen/dürfen, aber ich bin schwer beeindruckt davon, dass es wirklich funktioniert. In jeder Folge kommen noch ein paar kleine, fiese Unterhandlungen dazu, die die Grundposition noch weiter komplizieren. Bis jetzt sehr spannend und dazu noch hochwertig produziert. Und Kiefer ist natürlich ein Träumchen.

Ist jetzt bald Wochenende? Kann mich bitte niemand während dieser 21 Stunden ansprechen?


14 Uhr. Netter, aber völlig ereignisloser Tag heute. Dafür habe ich eine Mail von André bekommen:
„Habe gerade deine Mail bekommen und nach kurzer Überprüfung der Arbeitslage deine Seite aufgerufen. Kinokritiken hab ich keine gelesen –
nicht, dass sie nicht gut oder schlecht wären, nein, es ist nur so, dass ich die Kurzgeschichten lieber lese. Und, du hast neue geschrieben.
Dabei scheint The perfect sky is torn nichts für mich zu sein – es scheint, als bezöge sich das auf ein Lied, welches ich nicht gut genug kenne, um den Sinn zu verstehen. Ich resigniere, nur ein bisschen entäuscht, diesem Gedicht nicht folgen zu können.
Calling up Betty at 5 in bed ist anders. Es liest sich, wie der Bauer sagen würde, wie geschnitten Brot. Und sofort stellt sich wieder dieses Gefühl ein, dass die Luft dünner wird. Dieses Gefühl, kurz bevor einem die Tränen über die Wangen laufen. Zwar nicht ganz so weit, aber auf dem Weg dort hin. Ein Gefühl, was Männer, wie ich einer bin, natürlich nur theoretisch erleben, weil wahre Männer ja nie weinen.
Es gibt etwas, dass ich dir sagen muss: Ich kenne dich nicht gut genug. Ich vermag nicht zu unterscheiden, ob du in deinen Geschichten immer von dir schreibst oder auch fern ab davon. Ich suche immer nach einem Zeichen, das mir sagt, dass ersteres der Fall ist. Vielleicht ist die Frage auch einfacher: Sind die Geschichten authentisch?"

Anke says: „ach, brömmelchen ... habe gerade meinen zuhause-mail-account gecheckt und dabei deine mail gefunden. wenn du wüsstest, wie sehr mich deine kommentare freuen. da hab ich ausnahmsweise mal keine worte für. (mieses deutsch :-)

zu deiner frage: viele der geschichten beschreiben gefühle oder situationen, die ich erlebt habe. andere sind pures wunschdenken. oder, wie einer meiner doofen freunde gerne sagt, wenn er mir schlechte laune machen will: „die klingen so, als ob du grad nen schlechten film gesehen hättest.“ das finde ich zwar nicht, aber jedem seine meinung.

calling up betty ist meine lieblingsgeschichte. die ausgangssituation in paris hab ich erlebt, und zwar passenderweise mit oben genanntem freund. wir waren jahrelang zusammen, haben aber (rückblickend gesehen, glücklicherweise) nie zusammen urlaub gemacht. in paris waren wir schon seit einiger zeit nicht mehr zusammen und dachten, dann könnten wir ja gefahrlos zusammen wegfahren. hmmmja. tolle idee, wie sich rausgestellt hat. wir haben uns wirklich auf einem der schönsten friedhöfe der welt eine hollywoodreife szene geliefert. wie gut, dass wir beide einen stadtplan dabei hatten, denn wir haben beide die stadt alleine erkundet, weil wir uns sonst die fresse poliert hätten. der rest der geschichte ist dann wieder pures fabulieren.

und zu perfect sky ... ich glaube, ich bin wirklich die einzige, die weiß, was sie mit den wenigen zeilen sagen wollte. du bist nämlich nicht der erste, der mir sagt: HÄ? what the hell ...? der song selben namens hat gar nichts mit dem gedicht zu tun, ich fand nur, dass er a) gut klingt und b) passt.
aber ich werde dir jetzt nicht jede zeile erklären, außer du bestehst darauf :-) denn ich weiß, was sie bedeuten :-)

freu mich auf weitere kommentare zu allem, was auf meiner site passiert. vielleicht krieg ich ja auch endlich mal meine neue story fertig, die bis jetzt den klangvollen arbeitstitel „der jogurt im kühlschrank“ trägt. da kann man aber noch mal beigehen.

schönes wochenende und einen dicken gruß aus der alten heimat wünscht
die anke"


20 Uhr. Wow, ich glaube, das war die erste 40-Stunden-Woche in diesem Jahr. Wahrscheinlich hab ich daher auch nix zu erzählen. Verlassen wir uns also bei akutem Ideenmangel auf die guten, alten Friday Five. Here comes:

1. What is your current occupation? Is this what you chose to be doing at this point in your life? Why or why not?

Ich bin Werbetexter (mal was ganz Neues :-). Und nein, das ist es eigentlich nicht, was ich mit ... öhm ... etwas über Ende 20 machen wollte. Ich wollte schon längst geheiratet haben. Ich wollte schon längst zwei Kinder haben. Ich wollte mindestens Bundeskanzler sein. Oder ne eigene Firma haben. Oder wenigstens ne eigene Kneipe.

Wenn ich mich recht erinnere, wollte ich mit 16 Popstar sein. Dann hat Boris Becker Wimbledon gewonnen, da wollte ich dann Profisportler werden. Dann kam die Phase des Schülersprecherseins und dem dementsprechenden Berufswunsch Kanzler. Oder, worauf ich damals bestanden hätte, Kanzlerin. Dann hab ich angefangen zu studieren und wollte Lehrerin werden. Aber schon während meines ersten Schulpraktikums stellte ich mit Entsetzen fest, dass Siebtklässler verdammt laut und nervig sind. Ich schwenkte um auf Anglistik und Geschichte auf Magister. Nebenbei habe ich bei mehreren Zeitungen als Journalistin/Redakteurin gearbeitet. Da wollte ich dann Rupert Murdoch werden. Dann kam die Kneipenzeit.
Und dann von heute auf morgen und eher als Trotzreaktion die Sache mit der Werbung. Mein bester Freund ist Texter und hat mir irgendwann mal seine Sachen gezeigt, worauf ich großkotzig meinte: „Das kann ich auch.“ Worauf er meinte: „Dann mach doch.“ Worauf ich den Springer & Jacoby-Copytest ausgefüllt hab und zwei Wochen später bei den Goldenen Hirschen als Prakti eingestellt wurde. So war das. Darauf einen Werther's Echten, mein Kleiner.

2. If time/talent/money were no object, what would your dream occupation be?

Die Popstar-Karriere wär sicher noch ein Traum, hätte ich nicht Popstars auf RTL II gesehen. Das ist ja Stress! Ich dachte, man würde ab und zu ein Liedchen trällern und davon ganz doll reich werden. Nee, wenn das Arbeit ist, will ich das nicht. Mal abgesehen davon sind Fans echt nervig. Als George Clooney in Hamburg war, um im Cinemaxx The Perfect Storm zu promoten, stand ich in einer Reihe mit lauter 15-Jährigen, die keinen einzigen zusammenhängenden Satz rausbringen konnten und gekreischt haben wie die Idioten. (Ja, okay, gekreischt hab ich auch.)

Deswegen ist mein Traumberuf immer noch der gute, alte Drehbuchautor. I'm working on it.

3. What did/do your parents do for a living? Has this had any influence on your career choices?

Meine Mama war Fremdsprachenkorrespondentin, mein Papa Exportkaufmann. Wenn mich das in irgendeiner Weise beeinflusst hat, dann in die Richtung, sowas nie machen zu wollen.

4. Have you ever had to choose between having a career and having a family?

Nein. Aber manchmal wünschte ich, ich hätte es mal tun müssen.

5. In your opinion, what is the easiest job in the world? What is the hardest? Why?

Ich glaube, jeder Job ist auf seine Weise anstrengend. Selbst komplette Idiotenjobs wie bei McDonald's Burger zusammenzubauen, erfordern ein gewissen Maß an Sorgfalt und Konzentration (Ich spreche aus Erfahrung). Ich glaube, es kommt darauf an, wie ernst man seine derzeitige Beschäftigung nimmt und wieviel Spaß sie macht. Wenn ich mit Freude in den Beruf gehe, fällt mir alles viel leichter als wenn ich morgens im Kopf beim Aufstehen schon wieder nach Hause will.



Saturday, 8/24/02

Mission Log: It's Twenty Two Hundred. Agent Anke, I hereby relieve you from duty. You just spent 12 consecutive hours in front of your DVD player to watch 16 episodes of 24. Abort mission. I repeat: Abort mission. Do you copy, Agent Anke? DO YOU COPY?



Sonntag, 25. August 2002

i like my body when it is with your
body. It is so quite new a thing.
Muscles better and nerves more.
i like your body. i like what it does,
i like its hows. i like to feel the spine
of your body and its bones, and the trembling
-firm-smooth ness and which i will
again and again and again
kiss, i like kissing this and that of you,
i like, slowly stroking the, shocking fuzz
of your electric fur, and what-is-it comes
over parting flesh ... And eyes big love-crumbs,

and possibly i like the thrill

of under me you so quite new

(e.e.cummings)


Diese Woche lese ich: immer noch Catch-22 von Joseph Heller Diese Woche höre ich: ich trau's mich ja kaum zu sagen, aber ich hab meine alte Mike & The Mechanics wieder entdeckt.


Montag, 26. August 2002

8 Uhr.
Hobbes: Do you have an idea for your story yet?
Calvin: No, I'm waiting for inspiration. You can't just turn on creativity like a faucet. You have to be in the right mood.
Hobbes: What mood is that?
Calvin: Last-minute panic.



13 Uhr. Frîas Seite ist auch endlich online. Wer also eine nette, kompetente und mit einer unglaublichen Lache ausgestattete Architekturfotografin sucht, der klickt gefälligst hier.



14 Uhr. Wieso ist mir diese URL eigentlich nicht eingefallen? Wahrscheinlich, weil ich was viel besseres hab :-)



15 Uhr. Hey, Amazon – ja, ich liebe euch. Ich liebe euch, seit ich mir 1996 mein erstes 28-er-Modem angeschafft hab. Ich liebe euch dafür, dass ihr mir einfach so ein klasse amerikanisches Buch vom besten Script Doctor der Welt rübergeschickt habt, nach dem ich monatelang in allen Hannoveraner Buchhandlungen gesucht hab. Ich liebe euch, obwohl der Postbote mich zu Kneipenzeiten um kurz nach 9 mit einem Paket von euch wachgeklingelt hat, obwohl ich eben erst um 7 ins Bett gefallen war. Ich liebe euren freundlichen Service, eure Riesenauswahl und dass ich zu Weihnachten immer einen hässlichen Thermobecher als Geschenk kriege, weil ich euch so viel Geld in den Rachen werfe. Aber wenn ihr mir noch einmal Die 50 besten Blondinenwitze schickt, wenn ich Das 1x1 des jüdischen Lebens bestellt habe, dann helfen auch die Gummibärchen in jeder dritten Lieferung nicht mehr.




Dienstag, 27. August 2002

8 Uhr.
"Sure, that's what I mean," Doc Daneeka said. "A little grease is what makes this world go round. One hand washes the other. Know what I mean? You scratch my back, I'll scratch yours."
Yossarian knew what he meant.
"That's not what I meant," Doc Daneeka said as Yossarian began scratching his back. "I'm talking about cooperation. Favors. You do a favor for me, I'll do one for you."
"Do one for me," Yossarian requested.
"Not a chance," Doc Daneeka answered.

Joseph Heller, Catch-22



8.30 Uhr. Where are the female directors? There are women in the Senate, women heading studios and busloads of young women emerging from film school. So why are 96 percent of films directed by men?



10 Uhr: Magpoet:
up next you see some vision
they want some thousand diamonds
I cool her head in the day
but rip out what her lust worshipped



12.30 Uhr. bin gerade über Stefans Seite gestolpert, die über eine Babelfish-ähnliche Übersetzungsfunktion verfügt. Nur so ist der landdear vanilla yogurt zu erklären. Will ich auch haben. Den Jogurt, meine ich.



16.45 Uhr. Ach, buäh, ich hasse diese Tage, an denen einem gar nichts Vernünftiges einfällt. Das Gehirn ist irgendwie zugeklebt, man ruft einen schlechten Kalauer nach dem anderen ab, und auch nach Stunden bleibt nichts übrig, was man auf eine Anzeige schreiben könnte, für das man sich nicht zu Tode schämen müsste.

Manchmal klappen an solchen Tagen die guten, alten Kreativrezepte: Mal wieder im Lexikon rumwühlen. Ein bisschen surfen. Musik hören. Magnetic Poetry. In ADC-Büchern oder im Lürzers blättern. Shots gucken. Filmtrailer gucken. Gute Weblogs lesen. Schlechte Weblogs lesen. In Fotobänden blättern. Grütz bei Google eingeben.

Heute nicht. Heute klappen nicht mal die neu entwickelten Kreativrezepte: Kaffee holen. Aufs Klo gehen. Sich auf den Rücken auf den Fußboden im kleinen Konfi legen und an die Decke gucken. Aus dem Fenster gucken, darauf warten, dass die halbtote Taube überfahren wird und mit Tobi Wetten darauf abschließen, welches Auto der Vollstrecker sein wird. Die Etiketten von unseren neuen „Wellness-Wasser“-Flaschen lesen und sich darüber wundern, dass gleich zweimal Belebung+Wohlfühlen draufsteht (haarscharf an guter Grammatik vorbeigetextet). Mit Tobi Flash – aaaahh – saviour of the universe singen. Kickern.
Hm. Nix geht. Ich hasse diese Tage. Mal sehen, was morgen geht.



19 Uhr. Und schon ist der Tag wieder gut geworden: Der neue IKEA-Katalog liegt im Briefkasten. Endlich sagt mir wieder wer, wo genau ich die Teelichter in meiner Wohnung platzieren soll.




Mittwoch, 28. August 2002

8 Uhr. Ten things that are weird about me:
1) Wenn ich Bananen esse, schneide ich immer den Anfang und das Ende ab, weil ich die eklig finde. Ich habe aber kein Problem damit, bei Würstchen Anfang und Ende mitzuessen.
2) Ich hasse synchronisierte Filme. Inzwischen gehe ich lieber alleine in eine Originalversion als mit Freunden in die deutsche Fassung. Oder ich warte, bis die Filme auf DVD rauskommen und gucke sie erst dann.
3) Ich kann nicht bei anderen Leuten übernachten. Es wird besser, aber zu meinen Hoch-Zeiten bin ich lieber morgens um vier 200 Kilometer nach Hause gefahren als einfach auf irgendeiner Couch einzuschlafen.
4) Früher war ich die Schlampe vor dem Herrn. Es gibt immer noch Leute, die nicht wissen, welche Farbe der Teppich in meiner Wohnung in Hannover hatte. Heute macht es mich wahnsinnig, wenn irgendwas auf dem Fußboden liegt.
5) Milchschnitten werden grundsätzlich so gegessen: erst die obere Kuchenlage abnibbeln und zerkauen, dann den Milchpamps ablecken und dabei mit dem Piercing ein Muster hinterlassen, dann die untere Kuchenreihe essen.
6) Ich verleihe Videos und CDs, ohne mit der Wimper zu zucken, aber meine Bücher darf keiner haben.
7) Meine Bücher sind folgendermaßen geordnet: Grobe Unterteilung in englische und deutsche Bücher. Innerhalb der Sprache sind die englischen nach Romanen und Sachbüchern geordnet. Die deutschen Sachbücher sind dazu noch in Kategorien geordnet: Kunst, Werbung, Musik, Geschichte, Soziologie/Psychologie, Reise (Unterkategorie Ägypten), Politik, Frauen, Biografien, Amerika, Kochbücher, Comics, Film. Dann gibt es noch eine Ecke, wo alle Reclams stehen. Und die Romane sind natürlich alphabetisch nach Verfassern geordnet.
8) Ich bin bei wichtigen Terminen immer mindestens 15 Minuten zu früh da. Meistens sind's 30.
9) Ich habe bis heute keine harten Drogen probiert, habe aber eine Zeitlang rumerzählt, ich hätte mal Kokain genommen. Keine Ahnung, warum. Wahrscheinlich, weil ich cool sein wollte.
10) Ich war noch nie cool. Immer nur irgendwie nen Tick neben der Spur.



20.45 Uhr. Ich habe heute meinem schnuckeligen Patenkind Paul seine ersten anständigen Sneakers gekauft. Natürlich von Nike. Kindliches Markenbewusstsein kann gar nicht früh genug gefördert werden.




Donnerstag, 29. August 2002

8 Uhr. Gestern. Dreckstag. Kleiner, mieser Dreckstag, der dafür gesorgt hat, dass ich schon vormittags heulend in der Lounge gesessen habe und Katrin die Therapeutin spielen musste. Kleiner, mieser Dreckstag, der mich auch abends im Bett nicht hat einschlafen lassen, sondern mich zum Weinen gebracht hat, über mich, über meinen Körper, über meine Suche, darüber, dass ich nicht mal weiß, wonach ich eigentlich suche, über meine Hilflosigkeit, über die Ungewissheit, über das Alleinsein. Ich hasse dich, du kleiner, mieser Dreckstag. Aber du bist jetzt vorbei, du Arschloch.
Denn ich hab gestern nicht nur flennend im Bett gelegen, sondern dir auch irgendwann zugebrüllt, dich zu verpissen. Und das hast du um Mitternacht dann auch gemacht. Und du konntest nicht mal was dagegen tun.



20 Uhr. Why not put off till tomorrow the novel you could begin today? Die Frage stelle ich mir auch seit ein paar Tagen. Aber der gleichnamige Artikel hat einen ziemlich guten Schlusspunkt: Sometimes if there's a book you really want to read, you have to write it yourself.



20.30 Uhr. „
Superlative. Hannover hat die größte Fußgängerzone Deutschlands, die größte Gartenfontäne Europas und die meisten ICE-Stopps. Hier fand die erste Bundesgartenschau nach dem Krieg statt, hier wurde der Erfinder der Schallplatte geboren. Einer von weltweit zwei Schrägfahrstühlen fährt in Hannover (der andere im Eiffelturm). Das Opernhaus gehört zu den 20 besten der Welt. Hannover ist die autogerechteste Stadt Deutschlands und seine zweitgrößte Bankenmetropole, dazu Schauplatz des größten Open-Air-Jazz-Festivals der Welt. Darüber hinaus ist Hannover Weltmeister im Konstruieren von Weltrekorden, für die sich niemand auf der Welt interessiert, wahrscheinlich nicht mal die Hannoveraner selbst. Aber sie hämmern die Höchstleistungen ihren Kindern schon in der Grundschule und den Besuchern bei der großen Stadtrundfahrt ein.“

Ich dachte, Hannover-Dissen wäre allmählich out. Scheint aber immer noch Spaß zu machen. Nett zu lesender Artikel in der Zeit, dessen Inhalt ich natürlich vehement von mir weise. Mir hat's in Hannover immer gefallen, und sobald es jobtechnisch geht, ziehe ich da auch wieder hin. Denn ganz nebenbei: Hamburg ist auch bloß ne Stadt.



20.45 Uhr. Fragen, die ich schon immer mal beantwortet haben wollte, und dann vor allem von Wirtschaftswissenschaftlern: Warum gehen Menschen Treppen hoch, stehen auf Rolltreppen aber still?



21 Uhr. Mal wieder einen meiner Lieblingslinks angesurft: Word Spy. Gerade für uns anglophile Werberspacken, die stets auf der Suche nach tollen Buzzwords sind. (Irgendwo höre ich Christoph schreien. Schmerzverzerrt und hilflos :-)




Freitag, 30. August 2002

8 Uhr. Die Kritik zu Samsara ist online. Und weil der Film gaaanz lange gedauert hat und ich mich natürlich erst in die Spätvorstellung aufgerafft hab, bin ich jetzt müde und maulfaul. Bzw. schreibfaul. Deal with it.



9.30 Uhr. Tote tragen keine Logos. Aus der brand eins.



10 Uhr. Katja hat mir gerade am Telefon gestanden, dass die E-Mail, die sie mir vorgestern geschickt hat, ihre allerallererste war. Ich fühle mich sehr geehrt. (Pause.)
Willkommen auf diesem Planeten, Katjaschatz :-) (Unglaublich.)

Es – ist – zu – ruhig – hier. Normalerweise bevölkern fast 30 Leute unseren Saal, aber im Moment kann man hier seinen Nachbarn atmen hören. Das könnte daran liegen, dass die Hälfte der Agentur sich auf einem Kundenworkshop (Stichwort Teambuilding) rumtreibt, zu dem ich netterweise nicht mitmusste, weil Kreuzlahme komplett nutzlos beim Floßbauen sind. Der Rest ist krank, hat Urlaub oder ist auf Präse. Hier sitzen gerade zwölf einsame kleine Werberlein. Ich fühle mich gerade wie nach einem Atomkrieg, bei dem alle hinweggerafft wurden und nur ich übriggeblieben bin. Normalerweise liebe ich ja die Stille beim Arbeiten, aber das ist mir jetzt doch zu spooky. Ich habe mal kurz meine Plastikpistole von Toys R Us gezogen und einige ihrer 15 (15, Baby!) Soundeffekte abgespielt. Dafür hab ich zwar wieder die üblichen „Geht's noch, Gröner?“-Blicke gekriegt, aber jetzt fühle ich mich besser.



11.30 Uhr. Ich hätt ja nicht gedacht, dass Grönemeyer irgendwann mal cool wird. Freut mich für ihn. Und der Text zu Mensch („Es tut gleichmäßig weh“) zerreißt mich jedesmal.



15 Uhr. Ha! Auch ich bin endlich ein richtiges Blog. Angekommen in der Community. Nachdem ich ja schon netterweise von Herrn Praschl in seine Geliebt-Liste aufgenommen wurde, habe ich meinen klangvollen Namen heute bei Kutter entdeckt. Hannoveraner müssen eben zusammen halten. Saubere Sache, das.



16 Uhr. „How well do you know the Simpsons? You scored 9 out of a possible 10. Your encyclopaedic knowledge of The Simpsons makes you the toast of Springfield. You probably dress up as Marge for the annual convention.“
(Gefunden bei Bov, der es wiederum bei Campcatatonia gefunden hat, die anscheinend den Guardian liest.)



Die Freitagsfünf für heute:

1. What's your favorite piece of clothing that you currently own?
Meine nagelneuen, wunderschönen, weiß-silbernen Nike Air Imara mit einem neongelben Swoosh. Ich gehe wie auf Watte. Gar kein Vergleich zu den doofen Adidassen, die ich bis vorgestern getragen habe.

2. What piece of clothing do you most want to acquire?
Einen schwarzen Jil Sander-Anzug. Aber da mein Lieblingslabel keine Klamotten in ... öhm ... etwas über 38 fertigt, muss ich noch ein bisschen schwitzen, bis ich überhaupt in einen reinpasse. Aber wenn, dann.

3. What piece of clothing can you not bring yourself to get rid of? Why?
Eine mindestens zehn Jahre alte Jeans. Ich hatte nie wieder eine, die so klasse gepasst hat. Wobei die Betonung leider wirklich auf „hat“ liegt und nicht auf „passt heute noch wie angegossen“. Und warum ich sie aufhebe? Aus dem selben Grund, aus dem ich davon träume, Jil Sander-Anzüge zu tragen. Wenn, dann.

4. What piece of clothing do you look your best in?
In meinem rubinroten Anzug. Schlicht geschnitten, kein Schnickschnack, fertig, gut.

5. What has been your biggest fashion accident?
Heikles Thema. Meine Freunde könnten jetzt, glaube ich, mindestens 25 Verkleidungen aus den 80-er Jahren aufzählen, die ihrer Meinung nach ein Verbrechen waren. Ich denke, das Kleidungsstück, was allen am besten im Gedächtnis geblieben ist, ist die Jeansjacke, auf die ich hinten mit weißer Plaka-Farbe „James Dean“ und ein rotes Herz draufgemalt habe.
Ich selber sehe eher meine Cowboystiefel als problematisch an. Wenn ich auch nie wieder so bequeme Schuhe getragen habe. Naja, bis vorgestern halt, als ich meine neuen Nikes gekauft hab.



Samstag, 31. August 2002

16 Uhr. Amazon.co.uk hat mir gerade mitgeteilt, dass die komplette achte Staffel von Friends unterwegs ist. Das heißt also, dass ich das nächste Wochenende wieder komplett vor dem DVD-Player Schrägstrich iBook verbringen werde und Matthew Perrys verschiedene Gewichtsstufen des letzten Jahres bewundern werden darf.

Und eigentlich ist jetzt schon 19 Uhr, denn Katrin hat mich um kurz nach vier schnöde beim Bloggen gestört und mich auf einen Sportplatz gezerrt. Was auch ziemlich klasse war, nur jetzt tun mir meine Füßchen weh (trotz der tollen neuen Nikes), und wie ich gleich in den vierten Stock zu Olli und Anja kommen soll, wo wir auf dem Balkon das zehnminütige Grillfenster zwischen den Regenblöcken nutzen werden, ist mir noch nicht klar. Vielleicht können sie mir ein Putensteak runterwerfen.
Sport war klasse. Es dauert zwar immer eine Ewigkeit, bis man mich in sowas reingequatscht hat, aber wenn ich dann dabei bin, finde ich es großartig. Es macht einfach Spaß, mitzukriegen, dass ein paar Bewegungen eben doch gehen, von denen ich nicht gedacht hatte, dass ich sie hinkriege. Weil ich eben immer noch die Panik habe, Oh Gott, gleich tut der Rücken wieder weh, gleich passiert wieder was, gleich falle ich auf die Schnauze, weil mein rechts Füßchen immer noch ein bisschen Bewegungslegastheniker ist. Aber es ging. Größtenteils. Hüpfen kann ich wirklich noch nicht, aber ich kann ein paar Schritte laufen. Fand ich großartig. Nächsten Sonntag wieder.

Es dauert übrigens nicht nur ewig, mich in Sport reinzuquatschen, sondern auch in zwischenmenschliche Kontakte. Ich bin so ein Sozialpaniker – ich fühle mich einfach Hölle unwohl bei neuen Leuten, dass ich es meistens ganz lasse und lieber alleine zu Hause bleibe. Bei meinen DVDs weiß ich, wem ich begegne und was passiert. Das kann ich einschätzen, da tut mir niemand weh. Sicheres Terrain. Daher klopfe ich mir grad selber auf die Schulter, dass ich mich mal überwunden habe und a) rausgegangen bin und Katrins Kerl kennengelernt hab (lecker :-) und b) Sport gemacht habe. Und es hat gar nicht weh getan.
(Noch nicht. Morgen kann ich mich garantiert nicht mehr bewegen. Egal. Das war's wert.)