Sonntag, 30. November 2003

Busy bee, busy bee. Nur noch drei Tage bis Abgabeschluss. Ich will hier nur noch gedrückte Daumen sehen, dass das mal klar ist.

(Dankeschön.)
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Samstag, 29. November 2003

Ich war gestern auf meiner letzten offiziellen Agenturparty, denn meine Zeit in der Werbung ist in zwei Wochen vorbei. Ich habe so ziemlich jedem Kollegen und jeder Kollegin in die Ohren gebrüllt, wie sehr ich sie vermissen werde und habe dasselbe zu hören bekommen. Ich habe als Eher-Wein-als-alles-andere literweise Pseudobier in mich reingeschüttet. Ich habe als Im-Prinzip-seit-zwei-Jahren-Nichtraucher eine ganze Packung Marlboro weggequarzt (hört auf, mir diese Light-Scheiße anzubieten). Und ich habe mich als absoluter Nichttänzer und Höchstens-mal-bei-Technogeblubber-Kopfnicker auf die Tanzfläche gewagt und trotz des nicht funktionierenden Fußes und des ständigen Gefühls, gleich falle ich auf die Fresse, ein kleines Tänzchen gewagt. Audioslave. Jeder hat seinen Preis. Und meine Güte, hat die Plörre fantastisch geschmeckt und jede Zigarette Spaß gemacht und sah meine Luftgitarre gut aus. Ich bin jetzt taub und heiser und durchgeschwitzt.

Life tastes good. Every fucking minute of it.
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Friday Five:
1. Do you like to shop? Why or why not?
Kommt drauf an, was. Bücher und DVDs – shop til you drop. Klamotten – nur, wenn wirklich gar nix mehr im Schrank ist und ich keine Lust habe, Wäsche zu waschen.
(Schatz, der Aschenbecher ist voll – wir brauchen ein neues Auto.)

2. What was the last thing you purchased?
Ein schönes Longsleeve-Shirt von meinen Lieblingen von Gsus in der gestrigen Mittagspause. Danach noch einen leckeren Bagel in der Gänsemarktpassage. Beim anschließenden, hoffentlich unbeobachteten, Besuch des Hello Kitty-Stores habe ich aber nichts gekauft. Die Shirts sind mir eindeutig zu klein. Leider.

3. Do you prefer shopping online or at an actual store? Why?
Am liebsten alles im Netz. Ich hasse Menschenmassen, ich hasse Umkleidekabinen, ich hasse Parkplatzsuchen. Ich hab meine Kreditkarte damals nur für Online-Bestellungen beantragt. Ich hätte wissen müssen, dass das keine gute Idee war.

4. Did you get an allowance as a child? How much was it?
Ich hab schon Taschengeld gekriegt, aber das war nicht wirklich der Rede wert. Mit 16 mit 13,50 DM im Monat (Monat!) auszukommen, wo eine LP damals um die 17 Mark gekostet hat ... meine Pubertät wäre ohne meine spendable Omi ein Jammertal geworden. Und ich ein Massenmörder.

5. What was the last thing you regret purchasing?
Die komplette neunte Friends-Staffel. Die kriegt man gerade bei Amazon für den halben Preis. Aber ich kann ja nie warten.
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Ohne Elke hätte ich Thanksgiving völlig vergessen. Dann mache ich ihr auch mal was nach:

Ich bin dankbar dafür, meine innere Ruhe wiedergefunden zu haben. Ich bin dankbar für meine Stärke, die mich nur noch selten im Stich lässt.

Ich bin dankbar für Musik, Bücher, Filme; alles, was meine Augen und Ohren erreicht und mein Herz höher schlagen lässt.

Ich bin dankbar für die letzten vier Jahre in Hamburg, die mich persönlich viel weiter gebracht haben als die 30 davor. Ich bin dankbar dafür, ein Talent mit auf den Weg bekommen zu haben. Ich bin dankbar für meine Freunde, die nicht müde wurden, mir das so lange zu sagen, bis ich es geglaubt habe.

Ich bin dankbar dafür, lauthals im Badezimmer singen zu können, über Witze meiner Kollegen lachen zu können, mich über jeden Sonnenaufgang freuen zu können, Essen wieder genießen zu können. Ich bin dankbar dafür, wieder laufen zu können. Ich bin dankbar für ein Dach über meinem Kopf, das ich selbst bezahlen kann.

Ich bin dankbar für viele Erfahrungen, die ich machen musste oder durfte, die mich zu der gemacht haben, die ich jetzt bin, denn ich bin zufrieden. Optimistisch. Gespannt. Ja, glücklich.
Und dafür bin ich am meisten dankbar.
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Freitag, 28. November 2003

Damit erspare ich mir alle Erklärungsversuche. Sucht euch was Hübsches aus. Es fühlen sich sowieso immer die Falschen angesprochen.
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Und wer wissen will, wie mir Master and Commander gefallen hat, der schaut sich in der Kinoecke um.

Gestern ist außerdem Mystic River angelaufen. Den habe ich mir ja bereits in London gegeben – glücklicherweise, denn hier läuft er natürlich nur in f***ing German. Als kleinen Service hier nochmal die Kurzkritik, die ich damals verfasst habe:

Mystic River ist zuallererst ein Krimi: Jimmys Tochter wird ermordet, Sean ist der ermittelnde Polizist, und Dave steht unter Verdacht. Die drei Männer haben eine lang zurückliegende Begebenheit in ihrer Kindheit erlebt, die sie alle verbindet und die jetzt, nach 20 Jahren, wieder ihr Leben beeinflussen wird.

Clint Eastwood hat sich als Regisseur mal wieder sehr zurückgenommen, verzichtet auf großartige filmische Sperenzchen, sondern erzählt sehr schlicht, aber dafür umso eindrucksvoller seine Geschichte. Das Drehbuch hat Brian Helgeland geschrieben, der bereits aus dem als unverfilmbar geltenden Buch L.A. Confidential ein großartiges Script gemacht hat. Mystic River ist als Buch ähnlich detailliert, was die Charakterzeichnungen angeht, und ich persönlich war sehr davon beeindruckt, wie die Darsteller komplizierteste Beziehungen durch ganz einfache Gesten oder Sätze rüberbringen. Bei der Darstellerriege kann man das aber eigentlich erwarten: Sean Penn, Tim Robbins, Kevin Bacon, Laurence Fishburne, Marcia Gay Harden und Laura Linney sind durch die Bank klasse.

Der Film fühlt sich an wie eine Zange, die immer weiter geschlossen wird. Das Ende ist von Anfang an unausweichlich, und die Tatsache, dass wir es ahnen und doch nichts dagegen tun können, macht den Film sehr eindringlich.
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Donnerstag, 27. November 2003

Ja, an manchen Tage muss man eben die alten Alan Parsons Project-Platten mal wieder hören.

Zwei Stunden später. Auch Alan tröstet nicht wirklich darüber hinweg, dass Amazon die falsche DVD geschickt hat. Wie sagte schon mein Lieblings-Peanut Linus: Stell deinen Magen nie auf Marmeladenbrot ein, bevor du nicht sicher bist, dass noch Marmelade da ist.
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Was macht die kleine Anke eigentlich in ihrer Freizeit?

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Interessante Studie zweier amerikanischer Wissenschaftler aus dem Economist: Der Glaube an Himmel und Hölle ist gut für die Wirtschaft. In die Kirche zu gehen, allerdings nicht: God, man and growth.
„(...) this is not the first time that economists have held forth on subjects that many people consider private. Gary Becker, a Nobel laureate at the University of Chicago, is well known for applying economic theory to questions such as whether marriage is economically efficient, whether drug addiction is rational and how couples decide how many children to have. Mostly, though, economists have so far left religion alone. However, other students of society have not been shy of offering ideas about religion and wealth. A century ago, Max Weber, a founder of sociology, observed that the Protestant work ethic was what had made northern Europe and America rich. Recently, Niall Ferguson, a British historian at New York University, argued that today's economic stagnation in Germany and other European countries owes much to the decline of religious belief and church attendance during the past four decades. The Protestant work ethic, he thinks, is dead.“
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Ach, wo wir grad dabei sind:
„Verschafft euch Geldbeutel, die kein Loch bekommen, und sammelt Reichtümer bei Gott, die euch nicht zwischen den Fingern zerrinnen und nicht von Dieben gestohlen und von Motten zerfressen werden. Denn euer Herz wird immer dort sein, wo ihr eure Schätze habt.“
(Lk 12, 33–34)
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Meine zwei Lieblingstexter beim Spitballing nach dem Mittagessen (nein, die Bundeswehr ist nicht unser Kunde. Nein, kein Claim davon ist richtig gut. Ja, hat Spaß gemacht, ihnen zuzuhören):

Die Bundeswehr. Eine lustige Truppe.
Die Bundeswehr. Einfach rührend.
Die Bundeswehr. Jawollja.
Die Bundeswehr. Stehend o.k.
Die Bundeswehr: Rettet das Robben.
Die Bundeswehr. Seid gefreit.
Schuss mit lustig. Die Bundeswehr.
Die Bundeswehr. Hallo Heer Kaiser!
Die Bundeswehr. Rein ins Glied.

Bei derlei Gesprächen fällt mir immer mein Lieblings-Claim ein, den wir in meiner alten Agentur mal für ein Upper Class-Altersheim gemacht haben. Der wurde dem Kunden komischerweise nicht mal präsentiert:
„Altenruhesitz XY: Reich ins Heim.“

Ich find den immer noch gut.
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Mittwoch, 26. November 2003

Ausdenkmeeting für Lieblingskunden.

Katrin: Was gibt's denn an Dingen, die man unbedingt haben will, aber eigentlich gar nicht braucht?
Anke: Nen Porsche.
Tobi (gleichzeitig): Ne Frau.

Soviel zum Thema „Klassische weibliche/männliche Prioritäten“.
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Wo wir grad bei Werbung sind: der neue Xelibri-Spot ist zwar nicht ganz so nett wie der erste, aber immerhin ist er von David Fincher, und die Musik kommt von Goldfrapp.
(via Peter Noster)
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Treue Leser werden sich erinnern: Ich habe die Erlaubnis zu meiner Steinigung gegeben, falls ich jemals Starlight Express gut finden sollte. Der Kauf der Andrew Lloyd Webber-DVD Masterpiece, auf der Schnuffi drei Songs singt, zählt, finde ich, nicht. Wirklich nicht.


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Nach 57 Jahren ist der Kurzfilm Destino fertiggestellt worden, den Salvador Dalí für Disney gezeichnet hat: Salvador Dalí’s forgotten Disney cartoon:
Destino is set to a Mexican love song by Armando Dominguez and its tentative narrative thread, inspired by the 1939 Dalí painting, Swans reflecting elephants, follows the journey of a ballerina through a desert landscape punctuated with objects from Dalí’s extraordinarily distinctive visual lexicon, including melting clocks, wavering towers and heads morphing into baseballs.
Disney assigned artist and director John Hench to work with the Spanish Surrealist, who, at that point, spoke no English at all. Now 95, Mr Hench – who is still at Disney and acted as a consultant on Destino – worked with Dalí’s original drawings, carefully translating them into the animation stills that would make up the cartoon. Mr Hench recalls “Salvador” arriving at work on time and trying hard to please the studio.“
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Ich freue mich über nette Mails, auch wenn ich nicht alle beantworte. Ich freue mich über meine Zugriffsstatistiken, auch wenn die wahren, guten, schönen Blogger darüber die Nase rümpfen. Ich freue mich, wenn ich meinen Namen auf irgendwelchen Linklisten wiederfinde. Ich freue mich, dass ihr euch freut, wenn ich etwas schreibe, das euch gefällt. Love ya. Wollte ich nur mal gesagt haben.

(Es wird Weihnachten. Ich bin schon total flauschig drauf.)

(Nochneklammer: Mehr zum Thema bei Herrn Pahl. So schön.)
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Dienstag, 25. November 2003

Ich bin verwirrt.

Irgendjemand hat mir von meinem Wunschzettel ein Buch gekauft. Das sehe ich an der charmanten Rubrik Bereits für Sie gekauft. Das ganze ist so ungefähr vor zehn Tagen passiert. Nur habe ich natürlich keine Ahnung, wer der freundliche Spender ist. Und noch weniger weiß ich, warum das verdammte Teil noch nicht hier ist, denn angeblich hat es eine Lieferzeit von 24 Stunden. Jetzt frage ich mich alle zehn Minuten, ob die Bestellung vielleicht verloren gegangen ist und ich gerade wie ein verwöhntes Arschloch rüberkomme, weil ich mich noch nicht ordentlich bedankt habe, denn eigentlich müsste das Buch ja schon längst hier sein. Oder wurde die Bestellung storniert und mein Wunschzettel hat das nicht kapiert? Kann ich das betreffende Buch denn jetzt löschen oder muss ich hier weiter bis zum St. Nimmerleinstag warten? Ist die Post schuld? Der Vollmond? Bad Vibrations?

Also: Falls einer von euch Schnuckis mir was Gutes tun wollte – ich nehme das gerührt zur Kenntnis. Vielleicht könnte der Betreffende den Amazonen mal in den Hintern treten. Oder nachfragen. Oder irgendwas. Was weiß denn ich. Aber dieses „Erst mit Infos anfüttern (da hat jemand was bestellt) und dann fies in der Luft hängen lassen“ ist echt Terror.
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Tststs ... nur 8 von 10 Punkten im neuen (und wie immer nutzlosen, nerdigen, aber netten) Quiz aus dem Guardian: All set for The Return of the King?

In diesem Zusammenhang: Die neueste Ausgabe der Newsweek hat Herrn Mortensen auf dem Cover (danke, Marc) und einen langen, fast hymnischen Artikel über die Rückkehr des Königs: Secrets of 'The King'.
The Return of the King is the third and final chapter in what’s likely to be a nearly $3 billion franchise that should, according to sources familiar with Jackson’s deal, net the director at least $150 million. Judging from a recent Newsweek screening in New Zealand, The Return of the King is a sure contender for best picture. More than that, it could be the first franchise ever that didn’t, at the end of the day, let audiences down – either because of laziness, pretension, greed or other phantom menaces. This is an especially poignant possibility at a time when we can all still smell the smoke from the wreckage of The Matrix.
New Line will likely position The Return of the King, which opens Dec. 17, as a sort of “actors’ movie,” in an effort to make an end run around the Academy’s well-documented antipathy toward fantasy. Whatever works. In truth, Return of the King has nothing to apologize for. It’s an epic. It tells a passionate, elemental story. It takes the principal filmmaking currency of our times, special effects, and makes them matter. Is it a fantasy? It’s a lot of people’s fantasy, yes.“

Na, dann wollen wir mal:

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Neu auf meiner Blogroll ist übrigens wirres.net, das mir vielleicht auch deshalb so sympathisch ist, weil der Verfasser an meinem Geburtstag Geburtstag hat. Aufs Jahr genau.

Ich habe früher in der Leihbücherei immer hinten in den Büchern nachgeguckt, ob die an meinem Geburtstag zurückgegeben werden mussten. Seltsame Momente der Verbundenheit.
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Montag, 24. November 2003

1. Gesetz dem Fall, du vertraust so etwas deinem Journal (Blog, einem Forum, wie auch immer) grundsätzlich eher an als nicht: Wenn deine Eltern/deine Freundin/dein Freund heute stürbe(n), nach wie langer Zeit würdest du es etwa publik machen?
Ich nehme an, sofort, weil mir Schreiben immer ganz gut hilft, ein bisschen Ordnung in meine Gedanken zu kriegen. Oder mich abzulenken. Oder mir eine innere Ruhe zu vermitteln. Ich glaube, ich könnte das in dieser Situation gut gebrauchen.

2. An was glaubst du (die Liebe, Gott, dich selbst, das Gute ...)?
Ich glaube daran, dass sich das Gute immer gegen das Böse durchsetzen wird. Ich glaube daran, dass jede schlechte Tat bestraft und jede gute belohnt wird. Ich glaube daran, dass mir irgendjemand zuhört, wenn ich um Hilfe bitte. Ich glaube daran, dass alles einen Sinn ergibt, auch wenn der sich vielleicht nicht sofort erschließt. Ich glaube daran, geliebt und aufgehoben zu sein. Von wem oder bei wem auch immer.

3. Wie sicher bist du dir da? Das heißt: Wie groß müsste ein „Gegenbeweis“, eine Enttäuschung sein, damit dein Glauben schrumpft?
Ich bin in meinem kleinen Leben schon oft genug auf die Fresse gefallen. Ich habe wichtige Menschen in meinem Leben verloren. Ich habe Träume begraben und Ziele neu gesteckt. Aber ich hab mich immer wieder hochgerappelt. Der Glaube an das Gute lässt mich morgens aufstehen. Wenn ich den nicht hätte, könnte ich mir auch einen Strick nehmen. Nichts wird mich von diesem Glauben abbringen. Auch wenn's manchmal weh tut, Dinge geschehen zu lassen. Ich weiß, dass alles einen Sinn macht.

4. Wie funktioniert Denken bei dir: in Bildern, Worten, Tönen, Gefühlen, Farben ...?
Zuerst ist ein Gefühl da, und dann suche ich die richtigen Worte dafür. Wenn die passen, gehe ich dem Gedanken nach. Wenn nicht, gehe ich weiter.

5. Redest du, wenn du allein bist?
Ständig. Schon immer.

6. Wie weit, glaubst du, könntest du dich lebensstandardmäßig einschränken? Weshalb nicht mehr oder weniger? Mit anderen Worten: Was brauchst du zum Leben?
Ich musste mich noch nie einschränken, daher ist das eine sehr hypothetische Frage. Im Moment kann ich es mir nicht vorstellen, meinen Freiraum aufzugeben, meine Wohnung zu teilen, ohne Auto auszukommen, ohne regelmäßige Sendungen von Amazon oder regelmäßige Besuche von Kino oder Videothek. Aber ich denke, wenn es sein muss, kann man ne Menge aufgeben.

7. Welche Rolle spielt Geld in deinem Leben?
Bis jetzt war immer welches da, daher kann ich locker sagen „It's just money“. Ich hab's gern, ich geb's gern aus, ich spare nicht, aber es ist immer irgendwie was über. Passt schon. Könnte auch gern mehr sein. Aber wenn ich vor der Wahl stehe, einen Job zu machen, auf den ich keine Lust habe und dafür viel Geld zu kriegen oder einen Job zu machen, den ich will, dafür aber weniger verdiene, würde ich (und habe bis jetzt auch immer) stets die zweite Möglichkeit wählen.

8. Suchst du etwas?
Nichts bestimmtes. Irgendwas treibt mich durchs Leben, aber es ist nicht wirklich eine Suche. Es ist eher eine konstante Erwartung, dass hinter der nächsten Ecke etwas passiert, und ich guck mir das mal an und reagiere dann. Eine passive Suche vielleicht.

9. Kommst du zurecht, ohne dass man dir sagt, was zu tun ist?
Kommt drauf an. Wenn ich mit meinem Auto liegenbleiben würde, wäre ich sehr dankbar dafür, wenn mir jemand sagt, wie man es wieder zum Laufen kriegt. Wenn es aber darum geht, mein Leben auf die Reihe zu kriegen – danke, das schaff ich seit einiger Zeit ziemlich gut allein. Allerdings erst, nachdem mir jemand ein paar Denkanstöße mit auf den Weg gegeben hat.

10. Hast du so etwas wie eine Lebensphilosophie (alles wird gut, alle Menschen sind schlecht etc.)? Seit wann? Hat sie sich verändert?
Früher war es sicher: Trust no-one. Heute ist es: Trust yourself. Hat sich durch viele Begegnungen mit Menschen geändert, von denen einige meine Freunde geworden sind, die mir aber auch gezeigt haben, dass ich die einzige bin, die wirklich weiß, wie's mir geht und wo ich hinwill. Und wenn man mich machen lässt, dann komme ich da auch hin.

11. Bist du mit dem Ort, an dem du lebst, glücklich, wärst du gern woanders, ist es dir egal oder bist du rastlos?
Ich mag Hamburg. Aber es zieht mich schon sehr ins englischsprachige Ausland. Das war bis vor kurzem Amerika. Seit meinem Urlaub in London ist England dazugekommen.
Ich würde mich nicht als rastlos bezeichnen. Es ist eher ein ziemlich sicheres Gefühl, dass ich irgendwann nicht mehr in Deutschland leben werde. Morgen wäre schön, aber ich kann auch noch bis nächste Woche warten. Wird schon.

12. Bist du Anhänger der These, jeder Mensch sei bisexuell? Wieso (nicht)?
Nee, gar nicht. Sonst wäre der ganze Quatsch ja nicht so kompliziert.

13. Hast du das Gefühl, dich ständig in Veränderung zu befinden? Gibt es eventuell Phasen, in denen du dich besonders stark oder schnell veränderst? Womit bringst du das in Verbindung?
Ich verändere mich schon des öfteren, aber nicht alle 20 Minuten. Ich bin ein Anhänger der These, dass man sich alle sieben Jahre neu erfindet. Bei mir hat's bis jetzt zeitlich immer ganz gut hingehauen. Und da ich in wenigen Monaten 35 werde, passt die Kündigung und Neuorientierung geradezu perfekt ins Bild.
Womit ich das in Verbindung bringe, kann ich nicht sagen. Ich denke, wenn die Zeit reif ist, sich zu verändern, dann ist sie das eben. Beziehungweise wenn man selbst soweit ist, diese Veränderung geschehen zu lassen, anstatt im sicheren Alltag zu verharren.

14. Wenn es dir (innerlich) schlecht geht: Gibt es etwas, das dich immer oder fast immer in eine bessere Stimmung zu versetzen in der Lage ist?
Ja. Ins Kino gehen oder am Wasser spazieren gehen.

15. Falls ja: Kannst du versuchen zu beschreiben, weshalb gerade dies? Falls nein: Kannst du dir erklären, weshalb nicht oder meinst du, es müsste etwas geben, du hast es nur noch nicht entdeckt?
Ins Kino zu gehen bedeutet, von mir selbst mal zwei Stündchen befreit zu sein. Am Wasser spazieren zu gehen, bedeutet genau das Gegenteil. Aber mit Wellen als Hintergrundrauschen anstatt dem üblichen menschlichen Geblubber überall sonst ist auf einmal alles nicht mehr so anstrengend.

16. Gibt es CDs, die du schon sehr lange besitzt, die du immer wieder hören (meint: richtig zuhören) kannst, ohne dass sie sich abnutzen?
Klar. Meist zeitlose Klassik. Klavierkonzerte von Beethoven. Opern von Wagner. Symphonien von Bruckner, obwohl ich danach immer ins Kino oder an die Elbe muss.
Ansonsten bleibe ich einigen Platten/CDs aus meiner Jugend treu: Billy Joel höre ich immer noch. Queen. Supertramp. The Doors. The Who. Pink Floyd. Und die West Side Story.

17. Wann kannst du am besten denken (Tageszeit, Situation, Stimmung, Tätigkeit ...)?
Denken kann ich immer. Fragt sich bloß, ob's immer produktiv ist. Am besten konzentrieren kann ich mich, wenn ich Lust drauf habe, mich zu konzentrieren. Das kann morgens um acht sein, aber auch nachts um vier.

18. Bist du manchmal von dir selbst überrascht? Ist das eher positiv oder negativ oder beides in etwa gleich?
Manchmal bin ich überrascht, wenn irgendwas plötzlich ganz einfach ist, obwohl ich dachte, es würde unglaublich schwierig sein. Das beflügelt mich dann mehr, als ich geglaubt habe. Diese Momente, in denen man sich unbesiegbar fühlt.

19. Hast du eine Eigenschaft, die andere verwundert (also eine Eigenschaft, die von anderen wahrgenommen wird)?
Früher hat man mir nachgesagt, dass ich auf Partys immer wie die allwissende Göttin rumlaufen würde. Das ging so weit, dass sich niemand getraut hat, mich anzusprechen, weil ich diese „Wer seid ihr denn, Unwürdige?“-Aura verströmt habe. Konnte ich nicht nachvollziehen, kann aber sein. Dummheit nervt. Und Partys nerven auch. Insofern war's mir egal.

20. Wie spät ist es jetzt? Ist es Zufall, dass du diesen Fragebogen um diese Zeit beantwortest?
Es ist jetzt 14 Uhr, und ich habe keine Lust, das Netz abzusurfen, um schöne Filmlinks zu finden. Für solche Momente wurden Fragebögen erfunden.

(Fragebogen via shhhh)
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Sonntag, 23. November 2003

Findet Nemo in der Kinoecke. Und Love Actually.
Und du, Smart-Fahrer (!) mit dem Pinneberger (!) Kennzeichen – in die Parklücke vor dem Kino, in die du dreimal nicht reingekommen bist, hätte ich mit meinem BMW reingepasst, du Lutscher.
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Samstag, 22. November 2003

Friday Five:
1. List five things you'd like to accomplish by the end of the year.
Mindestens fünf Bewerbungen abgeschickt zu haben. Na gut, fertig geschrieben zu haben. Na gut, wenigstens angefangen zu haben.

2. List five people you've lost contact with that you'd like to hear from again.
Da hab ich keinen einzigen auf der Liste. Wenn ich mit jemandem in Kontakt bleiben will, dann bleibe ich das auch. Die Leute, die nicht mehr in meinem Leben sind, gehören da auch nicht rein.

3. List five things you'd like to learn how to do.
Klavierspielen. HTML. Photoshop. Eine Wohnung staubfrei halten. Beim Zehn-Finger-Tippen auch die Zahlen richtig treffen.

4. List five things you'd do if you won the lottery (no limit).
Schickes Appartement Schrägstrich Penthouse in New York Schrägstrich London kaufen. Schickes Auto kaufen. Neues Titanium-Powerbook kaufen (nicht weinen, iBookchen). Flug im Space Shuttle buchen. Kryonik-Kapsel vorbestellen.

5. List five things you do that help you relax.
Ins Kino gehen. Am Wasser spazierengehen. Musik hören – je nach Aggressionsgrad Faith No More oder Chill out-Geblubber. Ins Auto setzen, über die Autobahn rasen und dabei fürchterlich laut das Radio zugrölen. Im Fernsehen Formationstanz gucken. Aber nur Standard. Latein ist mir zu aufregend. Man ist ja nicht mehr die Jüngste.
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„O Lord, I do not pray for tasks equal to my strength; I ask for strength equal to my tasks.“
Phillips Brooks

Der Tag in der Agentur war ein bisschen zu lang.
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Freitag, 21. November 2003

Nee, ist klar, dass man ausgerechnet dann ewig in der Agentur festsitzt, wenn a) Finding Nemo anläuft, b) Love Actually anläuft und c) die zwei Türme in der Post liegen.
Karma, du alte Schlampe. Was hab ich getan? Bin ich auf irgendwelche Ameisen getreten? Stell dich nicht so an! Ich war seit zwei Wochen (z-w-e-i Wochen!) nicht mehr im Kino.
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Donnerstag, 20. November 2003

Was ich an meinem Weblog so mag, ist das Fehlen von Spontaneität. Ich habe keinen Zugriff auf meine Dateien außer direkt an meinem Rechner zuhause, was bedeutet, ich kann nicht jeden Blödsinn, der mir tagsüber durch den Kopf geht, mal eben ins Netz stellen. Das ist zwar genau das, was manche bemängeln, aber ich finde es ganz nett, erst etwas zu schreiben, Korrektur zu lesen, es ein bisschen ruhen zu lassen und dann mit Abstand noch einmal nachzulesen, ob alles noch stimmt, ob es sich noch richtig anfühlt, wichtig genug, um veröffentlicht zu werden, interessant, spannend, geeky, was auch immer. Mein Abstand dauert meist eine Nacht lang. Ich tippe meine Einträge abends, schlafe darüber, lese sie morgens nochmal durch und öffne dann erst den FTP-Client.

Meistens jedenfalls.

Ich habe gestern abend einen längeren Text zu Religion und Spiritualität geschrieben, der eigentlich eine Antwort auf eine E-Mail war und von dem ich dachte, ach, das klingt gut, das stellst du ins Weblog.
Aber als ich mir den Text eben noch einmal durchlas, wusste ich sofort: Das machst du nicht öffentlich.

Ich habe selten das Gefühl, etwas nicht preisgeben zu wollen. Wenn mir irgendwas auf der Seele liegt, dann landet es hier, denn dafür ist diese Seite da. Wenn ich mich über irgendwas freue, dürft ihr das lesen, wenn mich irgendwas ärgert, wenn ich einen neuen Film entdeckt habe oder auch nur, dass ich seit Tagen auf meine Two Towers-Extended Edition aus Belfast warte.

Aber manchmal fällt mir eben doch noch schnell ein, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, wer das hier alles liest. Und dann fällt mir ein, dass diese ganze Glaubensgeschichte noch viel persönlicher ist als das meiste, was ich hier schreibe, denn es entbehrt jeglicher rationaler Grundsätze. Wenn ich einen Film zerfleddere, kann jeder Leser seine eigenen Filmerfahrungen als Referenz heranziehen. Wenn ich über meine Arbeit schreibe, erinnert sich jeder an seinen eigenen Schreibtisch. Und wenn ich über meine Hinterhofwerkstatt lästere, fallen jedem sofort eigene Handwerkergeschichten ein.
Aber warum ich, die ich mich eigentlich schon für einen Menschen halte, der an wissenschaftliche Beweise und Logik glaubt, seit längerer Zeit das Gefühl habe, das das vielleicht doch nicht alles ist, kann ich nicht erklären. Es fühlt sich eben gerade so an. Mich verwirrt nur, dass es sich soviel intimer anfühlt als das meiste, was ich hier von mir gebe. Vielleicht, weil es eben so unbegreiflich ist, weil ich nicht sagen kann: Das ist so, weil. Ich kann nur sagen: Das ist so, aber ich hab keine Ahnung, warum.

Es ist ungewohnt und neu, gleichzeitig sehr schön und beängstigend. Schon wieder ein Schritt, mit dem ich gar nicht gerechnet habe.
Manchmal überrasche ich mich gerne selbst.
Und deswegen landet dieser Text jetzt nicht im Entwürfe-Ordner, sondern total spontan in der Öffentlichkeit. Macht damit, was ihr wollt.
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In diesem „Zusammenhang“ hätte ich hier ein neues Blog, frisch aus den Referrern gefischt: Chuzpe – das härteste jüdische Blog zwischen Tel Aviv und New York. Allein mit ihrer Namenserklärung haben die Jungs bei mir schon gewonnen: „Das Wort ist jiddisch und steht für maßlose Unverschämtheit. Chuzpe ist, wenn man Paps und Mama durch den Fleischwolf orgelt und nachher bei Gericht um mildernde Umstände bittet, weil man Vollwaise ist und Hunger hatte.“
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Mittwoch, 19. November 2003


Nemo has been found. Stop looking.
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Die meisten deutschen Kritiker haben Das Wunder von Bern als blöden Geschichtskitsch abgeschrieben. Schön, dass ausgerechnet die Engländer es anders sehen (ich verallgemeinere schamlos): Miracles do happen.
„The Miracle, with deceptively calculated simplicity, puts football where the headlines often put it: as a litmus test of national pride or sorrow. But this time, it adds, the test was real enough. This time a nation did stiffen its sinews, rejoice and move on.
It's a shrewd, heady mix. Could we try our own version, with Anthony Hopkins as Sir Alf and Colin Farrell as Bobby Moore? Surely not. The Americans wouldn't buy it. The Brazilians would want to make their own series. And yet I have a confession to make. "German boys never cry," dad rasps at Matthias as he turns the radio off in mid-game. But I sniffled a bit towards the end. What? The hint of an English tear when Germany win the World Cup? A cheek as moist as the Bundeskanzler's? Some things are bigger than either of us.“
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Traum oder Alptraum für Texter und Arter: Präsentationen vor dem Kunden ohne schickes Büchlein voll spannender Strategie und ohne edle Pappen, auf denen die von Praktihand liebevoll aufzogenen Layouts glänzen? Wenn es nach „Markentechniker“ Klaus Brandmeyer ginge, wäre das mal eine Überlegung wert: Zu viel Gefühl.
„Q: Das ist aber böse.
A: Nein, das ist Erfahrung. Diese gerahmten Pappen sind sehr manipulativ und führen zu Fehleinschätzungen. Es zählt nur die nackte Anzeige. Es dürfen keine Layout-Filme gezeigt werden, sondern nur Storyboards. Wir gucken uns immer zuerst die Textseite an, also die Idee. Und es darf keine Agentur eigene Marktforschung präsentieren.
Q: Die Werber müssen Sie hassen.
A: Nur wenn sie befürchten, dass die Wahrheit über ihre Hervorbringungen herauskommt. Wenn man der Agentur sechs bis acht Wochen vor der Präsentation sagt: „Machen Sie kein Booklet“, dann können die mehr Zeit für die Kreation verwenden. Ich war doch selbst Agenturchef und weiß, dass die allein zwei Wochen an diesen Booklets sitzen. Und die sind alle nach demselben Muster gestrickt. Wenig Text pro Seite. Oben eine Linie, auf der Seite steht: „Wir haben nachgedacht.“ Nächste Seite: „Links herum wäre ja ganz einfach.“ Nächste Seite, wieder nur ein Satz. Und so weiter. Das hat Michael Schirner bei der Agentur GGK mal eingeführt. So wird manipulativ Spannung aufgebaut. Tatsächlich geht es um viel Geld. Daher kann man am Ende der Präsentation schon mal überfallartig fragen: „Ist der Geschäftsführer der Agentur der Überzeugung, dass dies die richtige Lösung ist? Wenn Sie Ja sagen, können Sie davon ausgehen, dass ich ihn innerhalb der nächsten fünf Minuten anrufen und fragen werde, ob er das gesehen hat.“ “

Mich würde ja mal interessieren, welche Agentur heute noch zwei Wochen Zeit für das Büchlein hat. Oder acht Wochen für eine Präse.
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Hab ich eben noch genörgelt, dass ich den JCS-Soundtrack nicht mehr aus den Ohren kriege? Wie schön, dass CD Street mir gestern die zwei CDs, die Mr Vincent vor Jahrhunderten rausgebracht hat, zugeschickt hat. Jetzt höre ich Schnuffipop, der niemandem weh tut und auch nicht mehr beim Texten ablenkt. Gute Sache.
(Und in vier Wochen ist der Kleine vergessen, wenn ich Viggo auf der großen Leinwand sehe. Welcome to my planet.)
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Dienstag, 18. November 2003


Make your own churchsign. (via Moe)
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Die Motion Picture Assciation schaltet zurzeit Spots gegen Internet-Piraterie in amerikanischen Kinos. In den Spots kommen die „kleinen Leute“ des Business zu Wort: ein Set Painter, ein Stuntman usw. Die New York Times fragt sich, wie wirkungsvoll diese Spots sind: These are you movies on piracy.
„"The piracy issue," Mr. Goldstein says in the spot, "I don't think will affect the producers. I mean it does affect them, but it's minuscule to the way it affects me, the guy working on construction, the lighting guy, the sound guy, because we're not million-dollar employees." According to the respect-copyright Web site, if you download a movie illegally, "you're threatening the livelihood of thousands." "A lot of people put a lot of time, energy, effort and, in my situation, lives on the line," Mr. Perry says as a deadly fireball fills the screen. "And a person comes along and hits a couple of buttons, and they reap all that benefit. It's just not right."
This is a powerful statement, but how persuasive will it be? For one thing, if stars and producers have less to lose, why is the Motion Picture Association, which represents Hollywood's owning class, putting its muscle and its money behind these spots, and also behind classroom activities meant to foster awareness of intellectual property rights? (And why, by the way, are the studios, in search of savings on labor costs, giving more and more work to Mr. Goldstein's lower-paid counterparts in places like Vancouver and Prague?)“

Auf der Website respectcopyrights.org kann man sich die Spots anschauen. Hübsch gemacht, sehr sozial, viele Geigen im Hintergrund, jajaja. Aber für den Claim Movies. They're worth it. sollte man irgendjemanden verhaften.
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Hätte mir das mal jemand vorher sagen können, wie süchtig dieser verdammte Jesus Christ Superstar-Soundtrack macht? Das hält ja keiner aus! Wie soll ich mich auf meine Arbeit konzentrieren, wenn ich die ganze Zeit so klasse Songzeilen von Judas an Jesus wie

„Tell me what you think about your friends at the top
Now who d'you think besides yourself was the pick of the crop?
Buddha was he where it's at, is he where you are?
Could Mohammed move a mountain or was that just PR?
Did you mean to die like that? Was that a mistake or
Did you know your messy death would be a record breaker?“

im Kopf habe? Hrgnnn. (Summdibumm ...)
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Montag, 17. November 2003

Ich möchte erwähnen, dass ich meinen SysAdmin nach seiner geduldigen Wochenendkonsultation in mein Nachtgebet mit einschließe. Sollte man sowieso mit allen SysAdmins machen. Jedenfalls Leute wie ich, die von Tuten und ... wieder in die Metaphernfalle getappt, Gröner ... keine Ahnung haben.
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Schönes Streitgespräch dreier Chefredakteure (Twen, Tempo, Neon) im Tagesspiegel: Hallo, hier spricht der Zeitgeist.

„THEOBALD: (...) Man braucht doch ein Ziel, jedes Magazin braucht eine Formel. So kurz wie möglich.
KLOTZEK: Die steht bei uns sogar auf dem Cover: „Eigentlich sollten wir erwachsen werden.“
THEOBALD: Dieses Wort eigentlich, eigentlich, das ist schon so …
KLOTZEK: …wichtig, dieses Wort ist total wichtig, was das Lebensgefühl angeht. Sonst kriegen Sie eine Powerkarrieristenzeitschrift oder eine für Berlin-Mitte-Hänger.
THEOBALD: Der Satz führt doch weiter im Kopf: „Eigentlich sollten wir erwachsen werden, aber wir wollen das gar nicht.“ Das klingt so unentschlossen.
KLOTZEK: Es ist keine Unentschlossenheit. Es definiert ein Lebensgefühl zwischen zwei Kraftfeldern, zwischen der unbeschwerten Jugend und dem vollkommenen Erwachsensein. Neon ist für Leute, die den Führerschein haben, die ihre Eltern nicht fragen müssen, wen sie nach Hause bringen dürfen, die halt diesen Leitzordner haben mit der Aufschrift: wichtige Dokumente. Da schmeißen sie dann alles rein und wissen nicht genau, ist das so sinnvoll, was ich hier mache? Das „Eigentlich sollten wir erwachsen werden“ ist ein Zwischenstadium von Ich-muss- mich-um-nichts-kümmern und der Doppelhaushälfte mit dem Kombi davor.“

(Link via dogfood)
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DVDs vom Wochenende:
Anger Management (Die Wutprobe): Schlecht, schlecht, schlecht. Eine „Pointe“, die man aus zehn Kilometern Entfernung riecht, eine „Story“, die so belanglos und abstrus ist, dass man sich nie entscheiden kann, ob man gelangweilt oder genervt sein soll, und ein völlig verschenktes Ensemble aus eigentlich guten Darstellern, die sich hier durch die Bank nutzlos zum Affen machen. Der Trailer war witzig, aber für mehr als zweieinhalb Minuten reicht die Story um einen Mann (Adam Sandler), der zu einer Aggressionstherapie bei einem anscheinend ziemlich durchgeknallten Arzt (Jack Nicholson) verurteilt wird, dann auch nicht.

Old School: Typischer Männerfilm über drei Kerle, die ihrem langweiligen Erwachsenenleben dadurch entfliehen, dass sie eine studentische Verbindung gründen. Luke Wilson, Vince Vaughn und Will Farrell sind nette Jungs und daher für diesen Film viel zu schade. Er wimmelt von vorhersehbaren Gags auf Grundschulniveau, dummen Dialogen und einer Story, die ihren Namen nicht verdient. Dafür ist das Bonusmaterial auf der DVD ganz unterhaltsam. Trotzdem Daumen runter. Leider. Ich hatte mir ein bisschen mehr davon versprochen als die übliche Gummipuppen- und Bierdosen-Nummer. Ich weiß allerdings nicht mehr, warum.

El crimen del padre Amaro (Die Versuchung des Padre Amaro): Stimmungsvoller mexikanischer Film mit Schnuffi Gael García Bernal. Vordergründig geht es um die Geschichte eines jungen Priesters, der der Versuchung der körperlichen Liebe erliegt. Daneben beschäftigt sich der Film aber auch mit dem Leben im heutigen Mexiko, mit der Stellung der Kirche und ihren Angestellten, Ambitionen versus Gefühlen und Moral versus Geschäft. Manchmal wirkt die Geschichte ein wenig zerfahren – man weiß nicht so genau, was eigentlich das Hauptthema des Films ist, aber eine gefühlvolle Darstellerriege tröstet über manche Ungereimtheiten oder allzu altmodische Klischees hinweg.
Ich hab mir den Film im spanischen Original mit Untertiteln gegeben und behaupte, ungefähr vier Sätze verstanden zu haben. Meine Güte, ist diese Sprache schön. Und meine Güte, sprechen die Mexikaner schnell!

Nicholas Nickleby: Es gibt Filme, bei denen einem einfach das Herz aufgeht, bei denen man sich nach wenigen Minuten wieder wie ein Kind fühlt, dem vorgelesen wird. Man folgt mit offenem Mund der Geschichte, obwohl man bereits ahnt, wie sie weitergeht, aber man möchte jedes Detail mitbekommen, jede Geste würdigen und die Hauptpersonen gar nicht wieder ziehen lassen. So ein Film ist Nicholas Nickleby.
Er ist vordergründig eine altmodische Familiengeschichte und doch so viel mehr: Es geht um Freundschaft, Liebe und den Sieg des Guten. Die Buchvorlage stammt von Charles Dickens, und dementsprechend wimmelt es im Film von bösen Oberschurken, die aber zum Schluss natürlich ihre Strafe bekommen, und ehrlichen, großherzigen Lichtgestalten, die zwar einiges durchstehen müssen, aber doch als die Sieger vom Platz gehen.
Dickens birgt ja stets die Gefahr, dass die relativ simple Botschaft seiner Werke durch ebenso simple Dialoge runtergedummt wird oder dass man den Schauspielern ihre Emotionen nicht abnimmt, weil diese schon ziemlich plakativ angelegt sind. Hier funktioniert aber alles: Die Geschichte wird mit einer wundervollen Leichtigkeit und einem großartigen Ensemble erzählt. Nathan Lane und Barry „Dame Edna“ Humphries machen jede ihrer Dialogzeilen zu einem Genuss, Jamie „Billy Elliot“ Bell bricht einem mit jedem Blick das Herz, und Charlie Hunnam in der Titelrolle ist so unschuldig und bemüht, stets das Richtige zu tun, dass man ihm nachsieht, ein bisschen wie ein weichgespülter Heath Ledger zu agieren. Christopher Plummer, Edward Fox, Juliet Stevenson und Jim Broadbent als die Bösen runden die Darstellerriege perfekt ab. Besondere Beachtung verdient Tom Courtenay als Butler von Plummer, der einen wundervollen Sidekick abgibt und das Böse stets ein wenig lächerlich aussehen lässt.
Der Film ist fürchterlich altmodisch, strotzt nur so von theatralischen Sets und nimmt sich viel Zeit für seine Story. Aber ich habe mich die ganze Zeit so wohl und warm und aufgehoben gefühlt, dass ich den Beginn des Abspanns verflucht habe wie schon lange nicht mehr.
Also: die Sofakissen aufschütteln, Kuscheldecke bereitlegen, Tee kochen und DVD ausleihen. Sofort.
(Ich guck ihn jetzt nochmal. Nee, watt isset schön.)
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Sonntag, 16. November 2003

Den folgenden Fragebogen wollte ich ja schon länger mal posten. Ich hab ihn bei Herrn Julien gefunden, als er noch auf 20six gewohnt hat. Das tut er jetzt nicht mehr, und daher habe ich keinen direkten Link zu seinen Antworten. (Update: hab ich doch.)

1. Welches ist das längste und/oder langweiligste Buch, durch das Du Dich, aus welchen Gründen auch immer, erfolgreich hindurchgekämpft hast?
Hröm. Ich geb's ja ungern zu, aber The Lord of the Rings. Das Ende des zweiten Bandes fand ich spannend, den Rest sehr, sehr anstrengend.
Und zu den Gründen, mich durch den Wust zu kämpfen, sag ich jetzt mal gar nichts mehr.

2. Von welchem Autor/Autorin kannst Du behaupten: Von dem/der habe ich wirklich jedes Buch gelesen?
Douglas Coupland, Bret Easton Ellis, Wolfgang Borchert, Alex Garland, Amistead Maupin, Joanne K. Rowling, Nick Hornby. Und peinlicherweise auch von Arthur Hailey. Bei Max Frisch, Heinrich Böll, Chuck Palahniuk und John Steinbeck stehe ich auch ganz gut da. Aber Mein Name sei Gantenbein werde ich nie durchkriegen.

3. Welches ist Dein liebster Klassiker (vor mindestens 50 Jahren veröffentlicht)?
Wenn man Gone with the Wind als Klassiker durchgehen lässt, dann das. Ansonsten habe ich Schillers Don Carlos, Goethes Die Leiden des jungen Werther, Kafkas Kurzgeschichten und Shakespeares Hamlet sehr gerne und des öfteren gelesen.

4. Welchen Titel hast Du in den letzten Jahren sicherlich am häufigsten verschenkt?
Fight Club von Chuck Palahniuk, The Secret History von Donna Tartt.

5. Von welchem Autoren würdest Du nie wieder freiwillig ein weiteres Buch in die Hand nehmen?
Jana „Zonenkinder“ Hensel. Sentimentales Gewäsch, pseudointellektuell verkauft, langweilig, doof, unglaubwürdig.

6. Welches Buch hast Du mehr als zweimal gelesen?
Tim. Die Buddenbrooks. Faust. The Beach. Hitchhiker's Guide to the Galaxy. Generation X. Microserfs. The Mists of Avalon. Hanni und Nanni. Dolly. Burg Schreckenstein. TKKG. Pippi Langstrumpf. Und noch viel mehr, die mir jetzt alle nicht einfallen.

7. Welchen Titel hast Du erst nach einigen Seiten beiseite gelegt und dann tatsächlich später nochmals in die Hand genommen und durchgelesen?
Da fällt mir jetzt wirklich keiner ein. Wenn ich ein Buch weglege, ist die Chance ziemlich klein, dass ich es nochmal versuche, denn der Strom der Amazon-Päckchen reißt nie ab.

8. Wenn man Dich drei Wochen in eine Mönchszelle in Klausur stecken würde, und Du darfst nur drei Bücher mitnehmen, welche drei Titel würdest Du wählen?
Musils Mann ohne Eigenschaften. Joyces Ulysses. Dantes Göttliche Komödie. Habe ich alle im Regal stehen. Hab ich alle noch nie länger als 20 Seiten durchgehalten.

9. Bei welchem Titel sind dir schonmal ernsthaft die Tränen (nicht vor Lachen!) gekommen, obwohl es doch nur ein Buch war?
Ich heule bei Büchern genauso leicht wie bei Filmen. Daher: Sobald es rührselig wird, fließen die Tränen. Zuviele Titel, zuviele Taschentücher.

10. Welches sonst recht erfolgreiche Buch ist Dir bis heute ein großes Rätsel geblieben, d. h. Du hast es einfach nicht verstanden?
Der Medicus. Den hat anscheinend jeder gelesen und fand ihn sooo toll. Nur ich nicht.
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Samstag, 15. November 2003

Ich möchte mal kurz der Amica danken, die ein schnuffig getextetes Interview mit Herrn Mortensen in der neuesten Ausgabe bringt. Und noch mehr möchte ich Herrn Fischer danken, der mir das ganze gescannt und gemailt hat. Das sind die Momente, in denen man wieder weiß, warum man ein Weblog hat. Gruß und Kuss.
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Friday Five:
1. Using one adjective, describe your current living space.
Simple.

2. Using two adjectives, describe your current employer.
Smart. Funny.

3. Using three adjectives, describe your favorite hobby/pasttime.
Expensive. Time-consuming. Wonderful.

4. Using four adjectives, describe your typical day.
Busy. Challenging. Creative. Joyful.

5. Using five adjectives, describe your ideal life.
Rewarding. Healthy. Faithful. Passionate. Fulfilled.
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„while you and I have lips and voices which
are for kissing and to sing with,
who cares if some one-eyed son of a bitch
invents an instrument to measure spring with?“

e.e. cummings
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Freitag, 14. November 2003

Ah, sweet winter chills. Ein leichter silbriger Flaum aus Eis liegt auf meinen Autoscheiben und glitzert in der Morgensonne. Mit einem bedauernden Lächeln und fast zaghaften Strichen meines Kratzers zerstöre ich das fragile Kunstwerk.

Übersetzt aufs Anke-Universum: Ich saue mir schon morgens die Klamotten ein und nicht erst wie sonst in der Mittagspause.
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Wonach suchen Filmfestival-Veranstalter eigentlich ihr Material aus? Die Chicago Tribune hat bei einigen mal nachgefragt und festgestellt, dass fast jeder einen Negativkatalog hat: Bad signs: How film pros spot clunkers (Registrierung erforderlich).

Wenn in den ersten fünf Minuten bestimmte Dinge passieren, ist der Film gnadenlos raus. Und diese Dinge sind nicht unbedingt übertriebene Gewalt oder langweilige Einstellungen – manche Festivaldirektoren stoßen sich bereits an der Times New Roman als Type für den Titel. Rusty Nails, Direktor des Movieside Short Film Festival, bemängelt andere Punkte:

„1. Opening shot over a lake, a sunset or a sunrise.
"Usually they turn out to be these horribly melodramatic films that are 26 minutes, when they should be 6 minutes."

2. Bad or pseudo-Hollywood style acting.
"It's a bizarre mixture of over-acting and woodenness. It's like someone standing in one place trying to scream and whisper at the same time. You can tell that they are trying to remember their lines as the scene goes on. It's like all the life has been drained out of a person."

3. Hollywood copycats.
"I call them business-card films, because they want to make Hollywood films – when independent films try to be Hollywood movies: the wannabe gangsters flicks, the pseudo-Tarantino films.

4. Homophobic, racist or sexist themes.

5. The "Merchant Ivory" indie.
"The Victorian style of short film – with the upper-class milieu, the woman whose marriage has gone awry, and now she's 90 and now can live a full life. Surprisingly, I've seen more of those than I ever would. At least 30 or 40, and two is more than enough."

6. Gratuitous female nudity.
"I'm waiting for more gratuitous male nudity to even it out."

7. Jokes about disabled people and midgets.“
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Eine Durchsage an all die Besucher, die nur Freitags hier vorbeischauen und auf eine neue Filmkritik warten – heute gibt's hier nichts zu sehen. Gehen Sie weiter, auch wenn Sie Arzt sind.

Ich habe mich nicht aus dem warmen Bettchen in die böse Kälte gezwungen, weil meine momentane DVD-Dauerberieselung wider Erwarten sehr nett ist. Meine Faszination mit dem Schnucki, den ich als Galileo Figaro in We will rock you in London gesehen habe, hat sich zu einem handfesten Celebrity Crush entwickelt. Was bedeutet: Das Internet wird nach Hasifotos abgesurft und Amazon leergekauft. In Mr. Vincents Fall ist das billiger als bei Herrn Mortensen oder Herrn Sutherland, denn der Kleine hat noch nicht so viel gemacht. Als Filmchen gibt es ihn erst einmal, und zwar als – Simon Zealotes in Jesus Christ Superstar. Ja, genau, das Andrew Lloyd Webber-Teil.

Mein einziger Musical-Besuch liegt bereits Jahrzehnte zurück, und ich wollte danach auch nie wieder eins sehen. Cats – keine gute Idee. Aber in London bin ich ein wenig auf den Geschmack gekommen. Und ich muss gestehen, dass mir Superstar ausnehmend gut gefällt. Schnucki hat leider nur einen Song als Solokünstler, aber der Rest der Besetzung kann auch ganz hübsch singen. Dafür verfügt der Jesus-Darsteller allerdings nur über drei Gesichtsausdrücke: „Aua! Verdammte Nägel!“, „Hachja, bei Mary Magdalene lässt sich's aushalten" und „Menno, kann nicht mal wer anders am Kreuz sterben?"

Was ich eigentlich sagen wollte: Ich hab den ganzen Abend DVD geguckt. Deswegen steht hier heute keine Kritik, weder zu The Italian Job noch zu Kops. Und wenn ich anfange, Starlight Express gut zu finden, dürft ihr mich steinigen.
(Jehova! Jehova!)
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Donnerstag, 13. November 2003

An all die freundlichen Frager, die nach meinem gestrigen Eintrag unbedingt wissen wollten, in welcher Agentur ich (noch) mein Unwesen treibe: Im Falle eines Falles weiß Google einfach alles.
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Und wie man meinen Einträgen auch anmerkt, werde ich bereits von Heimweh zerfressen. Bleib stark, Anke! Zieh den Drehbuchkram durch. Nicht jetzt schon schwächeln. Denn:

What would Brian Boitano do
If he was here right now?
He'd make a plan, and he'd follow through
That's what Brian Boitano'd do!
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Der Guardian wagt eine erste Prognose auf mögliche Oscar-Kandidaten. Einer davon ist Big Fish, der neue Film von Tim Burton.
„Steven Spielberg once toyed with directing John August's screen adaptation of the Daniel Wallace novel. Finally, Tim Burton took the directing reins on this sweet, magic fable – part Princess Bride, part Forrest Gump – about William Bloom (played by Grayson Stone and Billy Crudup), who never quite believed the tall tales of his travelling salesman father (Ewan McGregor, Albert Finney). When the young careerist goes home to see his dying father, he demands to know which stories were true. Finney is heartbreaking as a man who has no intention of giving up his well-told life. This role could give Finney, after five nominations, the chance finally to win an Oscar.“
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„Life is a moderately good play with a badly written third act.“

Truman Capote
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Mittwoch, 12. November 2003

Na toll:
Jetzt, wo ich gehe, wird unsere Fassade endlich vernünftig gestrichen, und die Agentur sieht aus wie ne Agentur und nicht mehr wie ein Kinderspielplatz.

Jetzt, wo ich gehe, steht hier oben im Atelier ne neue Espressomaschine, die leckereren Kaffee macht als die unten in der Lounge. Meaning: weniger laufen für besseren Geschmack.

Und vor allem: Jetzt, wo ich gehe, haben wir einen Kakaopulverstreuer, der HERZCHEN auf den Cappuccino macht!

Life's a bitch.
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Mal wieder was auf die Augen.
Erstens die neue Ausgabe von Colors: Photo Studio.



Und die neue Ausgabe von This is a magazine: I am not an artist, diesmal mit einem Bonusheft I will not draw as I am told.


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When bad DVDs happen to great films: Was es bedeutet, Filme so zu restaurieren, dass ihre Qualität auch in digitalem Zustand sichtbar wird.
„ "The main reason a lot of DVD's are so bad," says Robert A. Harris, president of the Film Preserve, one of the top film-restoring companies, "is that the people making them don't know what they're doing and don't care what they're doing."
Several years ago, when Mr. Harris restored the film of My Fair Lady – which had faded badly – he tracked down many of the original costumes, so that he could replicate their precise shades of pink or white. When he restored Alfred Hitchcock's Vertigo, he asked Jaguar to send him a paint chip from a 1957 car – like the one Kim Novak drove in the film – so he could match the shade of green.“
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Ich wollte schon immer mal die Konkurrenz grüßen: Hey, Leser und/oder Leserinnen von Jung von Matt, Springer & Jacoby, Heye & Partner, KM Wolff, SinnerSchrader, weigertpirouzwolf, id Media, Saatchi & Saatchi, Zum goldenen Hirschen, BBDO, DDB, Scholz & Friends, Rempen & Partner und wer immer sich noch in meinen Zugriffsstatistiken rumtreibt – bei uns wird ein Texterjob frei.

(Remember: HERZCHEN!)
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Dienstag, 11. November 2003

Worauf konnte ich im Urlaub locker verzichten:
– die Rückenbrecherstühle im großen Konfi
– mein 800x600-Display auf dem Handtaschen-iBook
– Zigarrenrauch
– kaum wieder da, schon wieder ein neues Briefing. Oder auch zwei oder drei.

Was hab ich vermisst:
– die völlig sinnfreie, aber extrem unterhaltsame „Kommunikation“ zwischen Tobi und Axel.
– unserer Empfangsdame ein flehentliches „Ist mein Amazon-Paket schon da ist mein Amazon-Paket schon da istmeinamazonpaketschonDAAAA?“ um die Ohren zu quengeln.
– das klopsige Gefühl kurz vor zwei, wenn die Mittagspause sich dem Ende zuneigt und man pappsatt wieder in Richtung Agentur kugelt. Endlich hat der Tag wieder einen Rhythmus.
– meinen schönen, großen, sinnvoll sortierten, perfekt beleuchteten Schreibtisch.

(Ja, ich weiß, das Bild habe ich schon mal veröffentlicht. Ich mag meinen Schreibtisch aber nun mal so gerne, auch wenn statt des Zunge-raus-Viggo da inzwischen eine schöne s/w-Serie von Kiefer hängt.)
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Filmkritikerin Molly Haskell schreibt im Guardian über Rollenverhalten im Film und warum sie persönlich Kill Bill feministisch gesehen korrekter fand als Dogville: Mind the gender gap.
„It was not just its over-the-top violence or its stratospheric weekend grosses that had the cultural alarmists denouncing Kill Bill as the last gasp of a dying civilisation. (Or perhaps the penultimate gasp, since this was only volume one.) It was the fact that Tarantino's sword-wielding warriors and their nemeses were women. "How can we celebrate violent women when we've been the victims of violence for so long!" was one repeated lament.
Or, a male friend's objection: "Women taking on all the worst characteristics of men – is that what you call empowerment?" This, when I told him that after watching Nicole Kidman being reviled, raped and brutalised for three hours by the "good people" of Dogville in Lars von Trier's Brechtian fable, her pearly skin a veritable target for human graffiti, it was more than a little gratifying to see Uma Thurman chop, kick, slice and dice her way through a whole armada of death-deserving villains, severing heads and limbs, male and female, black and white, Asian and American.“
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N24 – in der Dokumentation über die Drehbarbeiten zu Das Wunder von Lengede ausgerechnet den Titanic-Soundtrack als Hintergrundmusik zu nutzen, ist ... seltsamerweise gar nicht so unpassend.
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Montag, 10. November 2003



Drei Wochen Urlaub sind echt lang my ass.
Blink of an eye, people. Seriously.
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Sonntag, 9. November 2003

Das New York Times Magazine von diesem Wochenende ist ein Fest: Es geht nur um Filme, Drehbücher, Regisseure, Schauspieler. Kleine Auswahl gefällig?

1. Quentin Tarantino und Brian Helgeland unterhalten sich übers Drehbuchschreiben, ihre kleinen Marotten, ihre Lieblingsscripts und über Buchadaptionen: Screenwriters are (obsessive, creative, neurotic) people, too.

Tarantino: My year, the year Pulp Fiction won screenplay, Forrest Gump won best picture. What won the year you won for L.A. Confidential?
Helgeland: Titanic.
Tarantino: Titanic. It didn't even get nominated for screenplay.
Helgeland: Which just proves, I guess, how hip the screenwriting branch is.
Tarantino: I happen to love Titanic. I think it's a wonderful movie.
Helgeland: I have to excuse myself from talking about it, because we were against it. So I can't do anything but hate it.“


2. Drawn to narrative ist ein schönes Essay über Regisseur Tim Burton: Wo er herkommt, wo seine Einflüsse liegen und wieso McDonald's Batman Returns nicht mochte.

„Burton was never close to his father, who had played baseball and worked for the city's parks and recreation department, or his mother, who at one point had a gift store devoted to cats. When he was 12, he went to live with his grandmother. ''My grandmother used to tell me that before I could walk, I would crawl out of the house,'' Burton said. ''Whenever anybody came over, I wanted to leave with them. Maybe that's why my parents had a complex. But my grandmother left me alone. At some level, I was understood, and her house felt like a sanctuary.'' Burton paused. ''My parents were very stiff. Until around 15 years ago, I would flinch if anyone touched me. Those memories of my childhood are the most vivid for me. Whenever anyone asks me what I find scary, it's never something like a monster movie. I would have to say my mother. I was scared of her mood swings. Certain relatives, perhaps, also scared me. If I had a nightmare, it was something normal, like I didn't take out the trash. That would make me nervous and edgy. Monsters always felt understandable, while people were terrifying.'' “


3. Lost weekends beschäftigt sich mit der Frage, warum die ganzen „ernsthaften“ Filme von Oktober bis Dezember anlaufen.

„The cinematic Christmas season is now a fundamental fact of moviegoing, one that moviegoers have been forced to get used to in recent years. The trend began, some film historians argue, with The Deer Hunter, which opened in Los Angeles and New York in December 25 years ago, well ahead of its wide-release date in February 1979. The plan was to make The Deer Hunter eligible for the Academy Awards and to slingshot the momentum of those awards directly into the movie's nationwide opening. As one executive said at the time: ''The picture would die if we opened it cold in February. It must have awards to give it the stature it needs to be successful.'' The plan worked, but only because The Deer Hunter – a tough movie to sell to a general audience – won Oscars for best picture, best director and best supporting actor.“


4. gibt's noch Artikel über Steven Spielberg, Cate Blanchett, Jude Law, Mark Ruffalo undundund. Go check it out.




Samstag, 8. November 2003

„Also, wenn ich das richtig verstanden habe – Sie wollen gar nicht, dass wir Ihnen Arbeit vermitteln?
„Wenn Sie einen Job als Drehbuchautor im Computer haben, dann gerne. Aber eben nicht mehr als Texter.“
„Aber Sie sind doch Texter.“
„Aber ich will keiner mehr sein. Ich will Drehbücher schreiben.“
„Da haben wir aber bestimmt nix im System.“
„Deswegen will ich ja auch nicht von Ihnen vermittelt werden.“

Mit dem Arbeitsamt zu reden ist wie mit einem Chatbot zu diskutieren.



Friday Five:
1. What food do you like that most people hate?
Bregenwurst. Aber nur in Kombination mit Grünkohl. Normalerweise mache ich einen Riesenbogen um Innereien, aber Bregenwurst esse ich seit meiner Kindheit, und als ich alt und sprachgewandt genug war, um zu kapieren, was „Bregen“ eigentlich ist, war's schon zu spät. Schmeckt einfach, das Zeug.

2. What food do you hate that most people love?
Ich weiß nicht, ob die meisten Leute Fisch mögen, aber ich mag ihn nicht. Ich kann generell sea food nichts abgewinnen, und ich hab noch nicht mal Hummer probiert. Alles, was schon so eklig aussieht, will ich erst recht nicht essen.

3. What famous person, whom many people may find attractive, is most unappealing to you?
Richard Gere. Zu schwammig.

4. What famous person, whom many people may find unappealing, do you find attractive?
Kevin Spacey. Simply irresistable.

5. What popular trend baffles you?
Dass jeder Idiot seine 15 Minuten Ruhm kriegt und nicht mehr nur jeder zweite oder dritte. Und das waren schon zuviele.



Die nutzlosen Ideen machen am meisten Spaß: Herr Jungbluth hat ein neues Blog ins Leben gerufen, und ich bin dem Ruf sehr bereitwillig gefolgt. Wer wissen will, was sich auf meiner allerersten selbst aufgenommenen Kassette befindet, der schaut mal vorbei.
(via Dave-Kay)

Ach, süßer Vogel Jugend – als Günther Fink noch die NRD2-Hitparade moderierte. Als man noch cool war, wenn man BFBS gehört hat. Als Songs noch komplett ausgespielt wurden. Als man noch dreiminütige Gitarrensoli hören durfte und sie nicht auf drei Sekunden zusammengekürzt wurden. Als die Sprecher noch den Titel und (!) den Interpreten ansagten. Könnte ja wen interessieren. Aber damals gab's ja auch noch mehr als immer die vier gleichen Stücke, die im Radio gespielt wurden.




Freitag, 7. November 2003

Guten Tag. Mein Name ist The Machine. Ich bin Ankes iBook und hatte gestern einen total revolutionären Tag.

Ich war ein wenig übermütig drauf und dachte mir so gegen 15 Uhr, ach, dachte ich mir, ich zerstöre einfach mal alle Pfade und Inhaltsverzeichnisse, die so auf meiner Festplatte rumliegen und stürze ab. Mal sehen, was Anke macht.

Sie hat zuerst hundertmal versucht, mich neuzustarten, teilweise mit den irrwitzigsten Klammergriffen, die sie wer weiß wo gesehen hat – aber nichts hat funktioniert. Ich habe ihr nur belustigt den Ordner mit dem blinkenden Fragezeichen angeboten und bin nicht mal mehr hochgefahren.

Anke war bemerkenswert ruhig, wenn man sich überlegt, wie schnell sie anfängt zu hyperventilieren, wenn irgendein Viggo-Trailer mitten im Download abbricht. Sie begann, ihre Wohnung nach der Bedienungsanleitung und den System-CDs abzusuchen. Nach ungefähr einer Stunde und einer Menge Gehuste ob des Staubaufkommens in den Regalen war sie fündig geworden. Ich bekam eine System-CD eingelegt und fuhr auch brav hoch. Nur leider war diese CD auf Niederländisch, dessen Anke nicht ganz so mächtig ist. Daher hat sie sich nicht getraut, auf irgendwelche Dialogfelder zu klicken (Weichei), sondern hat stattdessen den Agentur-SysAdmin angerufen, nicht ohne ziemlich lautstark über die *** bei Apple zu fluchen, die wohl zu *** sind, um eine deutsche CD beizulegen, diese *** ***.

Der SysAdmin hat sich dann heute morgen mit mir beschäftigt. Was eigentlich nur 20 Minuten dauern sollte, hat drei Stunden in Anspruch genommen. Ich muss wohl doch mehr kaputt gemacht haben als ich dachte; ich weiß gar nicht mehr, welche Verzeichnisse ich alle zerfräst habe. Anke hat mich des öfteren „Mistding“ genannt (meistens im Zusammenhang mit „Mein ganzes Leben ist da drauf!“), durfte sich dafür im Gegenzug aber auch anhören, dass man den iTunes-Kram ja auch mal brennen könne und warum sie immer noch sturerweise auf OS 9 arbeiten würde. Ihr Argument, sie sei halt sentimental und fände die blubberigen OS X-Balken so doof, wurde mit einem energischen SysAdmin-Schnauben als „Weiberkram“ abgetan.

Jetzt geht es mir wieder gut, Ankes rote Hektik-Flecken am Hals sind verschwunden, und sie atmet wieder ruhig. Sie hat sich ungefähr eine Million Mal bei ihrem absoluten Lieblings-Systemadministrator bedankt, dem sie irgendwann nochmal eine Ode texten wird. Und mir hat sie auch verziehen. Seit einer halben Stunde hat sie mich im Arm, und wenn sie nicht gerade auf mir tippt, küsst sie meine weiße Oberfläche und drückt mich an ihr kleines Mädchenherz. Aber ich brauche wirklich keinen Kamillentee. Und sie muss mir auch nichts vorlesen. Und, nein, ich will auch KEINE KEKSE!




Donnerstag, 6. November 2003

Hey, Premiere, eat this:
„A new reality TV show asks the question: Can YOU Be a Pornstar?
Mary Carey, the porn actress who ran for California governor in the recent recall election, is among the hosts, joining fellow adult-film stars Tabitha Stevens and Ginger Lynn.
Silhouette Productions announced plans Monday to shoot seven one-hour shows, with plans to start broadcasting on iN DEMAND Networks and other pay-per-view channels on Jan. 8.
A group of 28 women will compete for a one-year contract with a major adult video distributor and a cash prize of $100,000.“



Liebe Schiller-Apotheke bei mir um die Ecke: Das Schild Gesundheit erleben über eurem Eingang anzubringen, fand ich ja fast schon ein bisschen zynisch. Aber über euer VitaminBrauseAspirin-Regal Gesundheits Prävention zu schreiben, ist echt das endgültige Eigentor.

Und als ich meinen Kram in der Elbe-Apotheke nebenan kaufen wollte, musste ich feststellen, dass die über ihren Regalen Medikamentations Point stehen hat.

Ich kann nicht mehr.

(
Whatever happened eigentlich to the Bindestrich?)



Matrix Revolutions – folgt dem weißen Kaninchen in die Kinoecke, wo es keinen Löffel gibt.
Pixelorgie, banale. Danach Kopfschmerzen, daher Max Goldt nur bis zur Pause. Hmpf. The things you do for love.




Mittwoch, 5. November 2003

Mein derzeitiger Bildschirmhintergrund ist erstens ein eigenwilliges Souvenir aus London, zweitens ein Beweis dafür, dass auch Museen sich mal mit Layout beschäftigen und drittens total lehrreich.



Was ich aus London noch mitgebracht habe: das Gefühl, ein Ziel zu haben. Nämlich mich selbst nicht wieder aus den Augen zu verlieren. Mal wieder öfter in mich hineinhorchen und nachfragen: Mache ich den ganzen Zirkus hier, weil's Spaß macht oder weil's sein muss? Und wenn es sein muss, ist es Zeit, etwas anderes zu machen. Etwas, das mir was bedeutet, aus dem ich Kraft schöpfe anstatt ständig das Gefühl zu haben, mein Talent zu verschwenden. Etwas, über das ich mich freue. Auf das ich mich freue. Etwas, das meins ist, das aus mir kommt, das mich mich macht.



Gefestigt ist mein Herz! Ich will singen und spielen.
Wach auf, meine Seele! Wachet auf, Harfe und Zither!
Ich will die Morgenröte aufwecken.

(Selber googeln macht schlank. Und: Ich bin nicht Else Buschheuer.)



Da ist aber jemand sehr böse auf MTV and everything that is MTV: The day the music died.
„Nothing pop in this world-gone-pop is real if it does not get filtered through the MTV system, which controls the dreams of a world obsessed with fame and glory. No international pop act can succeed unless they conform to the MTV model where the look of you must say everything about the sound of you. This is all based on the idea that MTV is the only place to be if you have style and want to show it off – an idea based on the myth that MTV turned the world from one that listened to one that looked, as if there was no television or cinema before 1981. What there wasn’t before 1981 was an MTV aesthetic, which was actually based around the fact that a fast pop song needed fast editing. The world went pop because pop lasts three minutes, and MTV created a world where we might all only have three minutes to live. So enjoy, quick, quick, quicker ... knowing really that there is always another three minutes.“

Ach ja, morgen findet der MTV Europe Music Award statt, und heute läuft Matrix Revolutions an.

Ich geh heute zu Max Goldt.




Dienstag, 4. November 2003

Wenn man Vanilla Coke getrunken hat und danach wieder zur Diet Coke greift, schmeckt diese übrigens genau so, wie immer alle behaupten: scheiße.
Ich frage mich jetzt, ob ich in Zukunft ausschließlich oder nie wieder Vanilla trinken sollte, damit Diet nicht mehr scheiße schmeckt.
(Rhetorische Frage. But I'm pretty sure you got that.)



Empire hat in seiner neuesten Ausgabe eine Liste der schmalzigsten Filmmomente. Absoluter Sieger ist Bill Pullman als amerikanischer Präsident in Independence Day:
„Perhaps it's fate that today is the Fourth of July, and you will once again be fighting for our freedom ... Not from tyranny, oppression, or persecution ... but from annihilation. We are fighting for our right to live. To exist. And should we win the day, the Fourth of July will no longer be known as an American holiday, but as the day the world declared in one voice: "We will not go quietly into the night! We will not vanish without a fight!" We're going to live on! We're going to survive! Today we celebrate our Independence Day!“

Die weiteren Platzierungen:
1 - Independence Day
2 - Top Gun
3 - The Karate Kid
4 - Four Weddings and a Funeral
5 - Pearl Harbor
6 - Stepmom
7 - The Postman
8 - An Officer and a Gentleman
9 - Patch Adams
10 - Star Wars Episode II: Attack of the Clones

Ja, schon schön. Die Leser des oben gelinkten BBC-Artikels haben auch ein paar Momente aufgelistet, bei denen man schmerzerfüllt in seinem Sitz hin- und herrutscht. Wobei ich persönlich den Julia Roberts-Moment in Notting Hill sehr schön und nicht kitschig fand:
„After all ... I'm just a girl, standing in front of a boy, asking him to love her.“

Mein Lieblingskandidat in der Kategorie „Hätte so schön sein können“: I am Sam mit den normalerweise großartigen Sean Penn und Michelle Pfeiffer. In Sam sind sie beide aber nur widerlich, klebrig und fürchterlich, und der ganze Film ist peinlich von vorne bis hinten. Mir fällt jetzt keine Dialogzeile ein, die besonders schmerzhaft war. Eigentlich waren es alle.

Ich muss allerdings gestehen, dass die Szene, die mir sofort eingefallen ist, als ich den Artikel gelesen habe, die kurz-vor-Schluss-Szene in Schindler's List ist – die Ansprache, die Schindler hält, ob er noch mehr Menschen hätte retten können. War sicher gut gemeint, aber, hey, genau diese Botschaft haben wir seit drei Stunden kapiert. Daher fand ich die ziemlich daneben. Aber es fühlt sich schon ein bisschen blasphemisch an, sie in einen Zusammenhang mit I am Sam zu setzen.

„Oskar Schindler: I could've gotten more out. I could've gotten more people if I just tried harder. I threw away so much money. You have no idea. If I just...
Itzhak Stern: There are over 100 families here as a result of what you did.
Oskar Schindler: I didn't do enough!
Itzhak Stern: You did so much.
Oskar Schindler: This car. Why did I keep the car? Amon would've bought this car. Ten people right there. This pin, two people, This is gold! Two people, he could've given me two people, at least one. One person. One person who is dead. One person I could've gotten out and I didn't!“



Ach, wo wir grad bei Schindler's List sind (sorry, Yvonne, aber seinem Bruder kann ich gar nichts abgewinnen):






Montag, 3. November 2003

Und wenn der Gottesdienst wider Erwarten mal grottenlangweilig ist, sucht man sich seine Kathedrale eben selbst. Ach, Hamburg. Ach, Elbe. Ach, WellenWindWasserSchiffeSonneSand. Da lass ich dir sogar die nassen Hunde durchgehen.



You're so fine
Lose my mind
And the world seems to disappear
All the problems
All the fears
And the world seems to disappear



DVDs vom Wochenende:
Igby goes down (Igby): Jaja, Erwachsenwerden ist schon scheiße. Schön, wenn man wenigstens noch die Freundin des Patenonkels flachlegen und ein bisschen als Drogendealer arbeiten kann, bevor man sich nach Kalifornien verzieht, nachdem Mama sich umgebracht hat. Oder ging's noch um irgendwas anderes in dem Film? Dann muss das an mir vorbeigegangen sein. War auch schwierig, dem ganzen belanglosen Gequatsche zu folgen.
Ich bin etwas angesäuert, weil ich mir bei der klasse Besetzung ein ganz kleines bisschen mehr versprochen hatte als ein paar sarkastische punch lines. Aber alle Charaktere, so schön sie auch verkörpert werden von meinen Lieblingen Kieran Culkin, Jeff Goldblum, Claire Danes oder Amanda Peet, sind entweder völlig überzeichnet und damit schlicht anstrengend oder ihre kleinen Eigenarten bleiben zu klein, um wirklich aufzufallen. Ein Kommentator auf der imdb hat es sehr passend formuliert: „(Igby) is dark without matter, mean without moral, introspective without interest.“ Well said.

Soloalbum: Schöner Film. Hätte ich nicht gedacht, denn ich bin alles andere als ein Fan von Stuckrad-Barre und Filmen, in denen Leander Haußmann mitspielen muss. Aber hier hat's funktioniert. Der Film erzählt die Geschichte von Ben (sic) und Katharina, ihrer Trennung und wie beide damit umgehen, wobei wir eher Bens Seite kennenlernen. Es gibt nicht wirklich viel Neues – wie geht man halt mit zerbrochenen Beziehungen um? Man trinkt zuviel, verknallt sich möglichst schnell wieder, macht ziemliche Dummheiten und kann sich nicht entscheiden, einen Schlussstrich zu ziehen. So ungefähr läuft auch der Film ab, aber er hat viele charmante Dialoge, schöne Charaktere und mit Matthias Schweighöfer und Nora Tschirner zwei wundervolle Hauptdarsteller. Keine große Kunst, aber ein ziemlich nett anzusehendes Werk.




Sonntag, 2. November 2003

Leute, die wie ich in den 80ern großgeworden sind und brav die Songtexte auf den Plattenhüllen (nicht CDs, neinnein) auswendig gelernt haben, können sich bei diesem wundervollen Quiz mal beweisen. Ich hatte ungefähr die Hälfte richtig, hab mir bei der Auflösung allerdings des öfteren auf die Stirn gehauen – „Ach, kiss, ja klar“ – und bin immer noch stolz darauf, Frage 19 gewusst zu haben.

PS: Wer googelt, schlägt auch kleine Kinder.



Eine weitere Durchsage an meine Freunde, diesmal an die mit den französischen Autos: Überbrückungskabel sind echt nicht teuer und geben dem Kofferraum einen ganz eigenen Touch. Und auf die Aussage „Das nächste Ben & Jerry's geht auf uns“ nagele ich euch fest. Aber sowas von. (Back to bed.)



Weil ich gerade alles tue, um das wahre Leben noch ein bisschen von mir fernzuhalten, habe ich ein paar tolle neue Seiten ins Archiv gepackt. Erstmal meine London-Reise in chronologischer Reihenfolge. Und dann die komplette Übersicht aller bisher geposteten Schnuffis. Rein wissenschaftliches Interesse. Ich habe festgestellt, dass ich eine sehr treue Seele bin.

Nein, ich bin keine 13 mehr. Aber ich zähle gerne nochmal nach.




Samstag, 1. November 2003



Ach, die Tage, an denen man so gerne schwul wär.

(Nachgezählt: kein Schnuckifoto seit 22 Tagen. Wenn man den Monchichi am 16. Oktober mal weglässt.)



Und dann hatte die Frau creapir noch einen schönen Link. Mit Ton.



Kleine Durchsage an meine Freunde, die es ja alle nur gut meinen: stop breathing down my f***ing neck. Ich mach ja. Irgendwann. Im Moment befinde ich mich aber noch in der denial-Phase. Ich will noch nicht wieder hier sein und back to reality spielen. Daher gucke ich auch seit einer Woche ausgezeichnete amerikanische DVDs und gehe nicht vor die Tür und genieße stattdessen meine restlichen Urlaubstage und kümmere mich ü-ber-haupt nicht um meine Bewerbungen. Kommt alles noch. Ihr seid eh die ersten, die sich die Exposés, Spec Scenes und Lebensläufe durchlesen müssen. Also macht euch nicht so einen Kopf. Ich mach mir auch keinen.
Noch nicht.
(Ich warte auf die last minute panic.)