Tagebuch, Samstag/Sonntag, 12./13. September 2020 – Draußen und drinnen

Seit ich am Freitag abend das Thai-Kochbuch aus der Packstation geholt hatte, wollte ich einkaufen; das erledigte ich am Samstagmorgen. Beim Aufsteigen aufs Fahrrad zerrte ich mir irgendwas im Rücken zwischen den Schulterblättern und jammere seitdem in mich hinein, dass mir das beim Rumliegen auf der Couch nicht passiert wäre. Limetten, Zitronengras, Galangal und ein Armvoll Koriander konnten mich aber gut ablenken. Ich bereitete eine sehr enthusiastische Portion Rindfleischsalat zu, probierte ein paar Gabeln und stellte ihn dann in den Kühlschrank, denn auf mich und F. wartete nachmittags Kuchen.

Verwandte von F. hatten ihren Sohn, den F. seit Kindertagen und ich seit ungefähr zwei Jahren kennen, und uns auf einen Plausch auf der Terrasse eingeladen. Der Weg war per Fahrrad etwas zu weit für mich, daher nutzten wir U-Bahn, S-Bahn und Bus, um dorthin zu gelangen. Das war mit etwas Genervtheit verbunden, denn ausgerechnet Samstag trafen sich die ganzen Coronaleugner und Pandemiebekämpfungsgegnerinnen in München. Die Versammlung auf dem Odeonsplatz und damit vor der historisch vorbelasteten Feldherrnhalle war ihnen netterweise untersagt worden, aber sie durften von dort ihren Demonstrationszug in Richtung Theresienwiese starten. Da Abstände vermutlich bewusst ignoriert und Masken eher sporadisch getragen wurden, schafften die Damen und Herren es ganze 500 Meter weit, bis die Polizei den Zug zwischen der Alten Pinakothek und dem Ägyptischen Museum stoppte und ihn nach langen Diskussionen auflöste. Die Teilnehmer:innen machten sich daher individuell auf den Weg zur Kundgebung, und das war genau unser Problem: Wir wollten wirklich nicht mit ihnen in der U-Bahn sitzen. Wir mussten netterweise in die andere Richtung, aber so ganz wohl war mir nicht.

Am Ziel angekommen, wurde ich für meine Ängste mit Käse- und Himbeerkuchen vertröstet, es gab Kaffee, ich durfte mal wieder von der Autobahnmalerei erzählen und dann wurden diverse Kameras ausgepackt. F.s Onkel interessiert sich für Fotografie, und so zeigte F. seine gerade von einem Künstlerfreund ausgeliehene Hasselblad rum, seine eigene Kamera, der Sohnemann holte seine Digiknipse raus, F. demonstrierte an Bienen auf Blumen sein Makroobjektiv, und ich checkte während des Rumgenerdes, wie’s den seltsamen Menschen auf der Theresienwiese erging.


(Die beiden unteren Bilder © Felix Mendoza 2020)

Nach Rotwein und Käsebroten, die wir uns auf der inzwischen dunklen Terrasse mit einer Horde Mücken teilten, brachen wir auf; F. und ich verbrachten den Restabend bei mir und quatschten auch im Bett noch weiter. Das war schön: mal wieder vor die Tür gekommen und mit anderen Menschen geredet. (Und Kuchen!)

Gestern wollte ich den restlichen Salat zum sehr späten Frühstück genießen und stellte fest, dass die komplette Schärfe weg war. Also produzierte ich flugs eine neue Portion Dressing, mischte es mit dem Rest – und verstehe immer noch nicht, wieso auch hier nichts von der Chili (bzw. den Chilis) zu schmecken war. Hm. Neutralisiert Limette irgendwann Schärfe? Muss ich nachher mal googeln. Lerneffekt: diesen Salat besser nicht ewig vor dem Verzehr vorbereiten.

Den Rest des Tages verbrachte ich mit Sport – gestern waren wieder langsame und vorsichtige Bauchübungen angesagt, das ging auch mit dem jammernden Rücken – und Sport: erstmal den Bayern-Damen beim Sieg gegen Bremen zugeguckt und abends den Philadelphia Eagles bei der Niederlage gegen Washington, das sich in der Saisonpause von ihrem rassistischen Namen getrennt hatte.