Was schön war, KW 18 – und dann das, was nicht schön war

Letzten Samstag sehr spontane Frühstückspläne gemacht. Bayern kann ganz okay sein.

Clemens Meyers „Als wir träumten“ ausgelesen. Das Buch war ein Leserinnengeschenk, das habe ich schon mindestens zweimal in Umzugskisten gepackt, aber jetzt war die Zeit reif. Oder ich war dafür reif, ein Buch zu ertragen, in dem kaum weibliche Perspektiven vorkommen, das ich aber doch gespannt gelesen habe. Keine einfache Lektüre, auch weil das Wissen um die wenigen Mädchen und Frauen in der Sprache der Jungs und Männer transportiert ist. Das Etikett „Wenderoman“ stimmt meiner Meinung nach nur so halb; die Wende schwingt mit und sie bedingt einige wenige Handlungsstränge, aber im Prinzip geht es darum, sich wieder so sicher und unbesiegbar zu fühlen wie als Kind inmitten von Freunden. Empfehlung.

Danach „Noch wach?“ von Stucki angefangen und mich in der denglischen Worthülsenmedienfuzzisprache sehr ertappt gefühlt. Noch nicht durch. Liest sich manchmal wie eine kleine alberne Rache, dann wie eine Zusammenfassung aller feministischen Twitter-Threads und dann wieder großartig. Bin noch unsicher, wie ich es finde.

Sonntag ist Backtag, das muss so. Es wurde ein Allspice-Gewürzkuchen.

Am Montag kehrten wir nach monatelanger Pause wieder bei Tohru ein. Ich habe nur zwei Gänge fotografiert und eigentlich wollte ich gar keinen ablichten, aber ich merke, dass ich Gänge vergesse. Gleichzeitig mag ich inzwischen das Flüchtige eines Restaurantbesuchs wieder sehr gern, ich kann es nicht festhalten und das ist Teil des Vergnügens. Ich sitze ja auch nicht im Konzert und lasse mein Handy mitlaufen, um es danach nochmal knarzend abzuhören. Ja, dann vergesse ich halt Gänge wieder, aber das Gesamtgefühl eines gelungenen Abends vergesse ich nicht.

Der Erbsengang erwischte mich auf einem sehr unerwarteten Fuß, denn die kleinen knackigen Racker schmeckten genau wie die Baby-Erbsen, die meine Schwester und ich vor knapp fünfzig Jahren im Garten unserer Großeltern direkt aus der Schale essen durften. Das war ein schöner Madeleine-Moment. (Für die Jüngeren unter uns: ein schöner Ratatouille-Moment.)

Dienstag gab es Klaviermusik von Hélène Grimaud. Das war schön, die olle, immer viel zu helle Isarphilharmonie mal anders zu sehen: Auf der Bühne stand nur der Steinway, und zwei helle Lichtkegel erleuchteten genau diese Stelle.


Spinattofu, gedämpfter Pak Choi, Tahinisauce.

Donnerstag meldete ich mich krank. Und plötzlich fiel mir auf: Ich bin ja angestellt! Ich kriege ja Geld fürs Kranksein! Das hatte ich nach 15 Jahren Selbständigkeit total vergessen. Sozialstaat, du gutes altes Ding!

Freitag ging es mir vormittags gut genug, um Blümchen zu kaufen und sie auf dem Balkon anzusiedeln, und den Rest des Tags am Schreibtisch zu verbringen. Ich schniefte zwar den ganzen Tag und hatte Halsschmerzen, aber das werden wohl wieder irgendwelche Pollen sein.

Ich schaffte es abends sogar noch, uns ein kleines Festmahl zu zaubern, denn von Tohru hatten wir nicht nur schöne Erinnerungen mitbekommen, sondern eine Tüte voller Köstlichkeiten: eine Flasche seiner Misobuttersauce, eine Flasche Dillöl, Brot zum Aufbacken und Algenbutter. F. besorgte ein bisschen Lachsforelle, ich bastelte einen leicht abgewandelten Sobanudelsalat aus Tohrus Kochbuch und wir ließen es uns schmecken. Es hätte mich misstrauisch machen sollen, dass ich keinen Wein wollte und auch recht schnell ins Bett.

Seit Samstag liege ich erkältet auf dem Sofa oder im Bett und verfluche meine Maskenlosigkeit in der wirklich vollen U-Bahn zur Isarphilharmonie. Es ist kein Covid, jedenfalls behaupten das mehrere Tests, aber nach drei Jahren hatte ich verdrängt, dass eine simple Erkältung auch so richtig nerven kann.


In der Ökokiste waren Kiwis und Blaubeeren.

Zum Abschluss zwei Dinge, die absolut nicht schön sind. Letzten Sonntag sollte die neue Staffel von „Masterchef Australia“ anfangen, bekanntermaßen mein dreimonatiges Gute-Laune-Programm in jedem Jahr. Am Starttag postete der offizielle Insta-Account der Show, dass einer der Juroren, Jock Zonfrillo, überraschend verstorben war. Soweit ich weiß, sind die Staffeln komplett abgedreht, bevor sie auf Sendung gehen, und die neue Staffel soll heute starten.

Und eine zweite Todesnachricht, auf die ich überhaupt nicht vorbereitet war: Ich wollte meinen Studis ein Handout austeilen, das ich selbst als Studierende im Geschichtsstudium im ersten Semester bekommen hatte und das ich ernsthaft bis zur MA-Arbeit ab und zu nutzte – weil es so gut und übersichtlich war. Ich wollte die Autorin um Erlaubnis bitten, ihre Arbeit weiterzureichen und musste feststellen, dass sie bereits 2021 verstorben war.

Gut, dass dieser Artikel schon fast vollständig vorgeschrieben war, ich kann gerade nicht so gut denken. Ab ins Bett.