2024 revisited

(2023, 2022, 2021, 2020, 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003.)

1. Der hirnrissigste Plan?

Innerhalb von sechs Wochen eine zweite Wohnung finden, umziehen, ein Auto kaufen und einen neuen Job anfangen. Hat aber geklappt. (Ich brauchte danach allerdings viel Wein.)

2. Die gefährlichste Unternehmung?

Wein-Websites ansurfen.

3. Die teuerste Anschaffung?

Ein neues, altes Auto, das in zwei Jahren, wenn dieser Job durch ist, wieder verkauft wird. Das ist jedenfalls der Plan. Mal sehen, in welcher Stadt mit welchen Öffis ich dann lande.

4. Das leckerste Essen?

Bar Food an der Bar Tantris, immer. Dazu jeder Cocktail, immer. Dieser eine Probeschluck Barolo Villero im Waltz, der mir die Tür zum Piemont leider ganz weit aufgestoßen hat. Und das, wo wir uns gerade so halbwegs im Burgund auskennen! Das Tschecherl. Geburtstagsessen im Alois. Mit unserer Lieblings-Sommeliere rumschlemmen im Tantris DNA. Dieser eine Reisgang bei Tohru, den wir seitdem „Tohru in a nutshell“ nennen, weil er seine japanisch-klare Küche mit schlotzigsten französischen Buttersaucen dazu so herrlich repräsentierte. Das Reh mit Chili und Sesam im Sparkling Bistro. Die Kürbiskern-Käse-Stangen beim Bäcker in Passau um die Ecke. Die Sonntagstorte aus der Konditorei, über der ich dort schlimmerweise wohne. Die ganzen lustigen Saucen und Knabbereien aus den veganen Meal Plans, die aus jedem Essen ein Festessen machen.

5. Das beeindruckendste Buch?

Ich hatte gleich mehrere:

Sachbuch:
– Nicole Seifert: „Einige Herren sagten etwas dazu.“ Die Autorinnen der Gruppe 47  (2024)
– Ralf Zerback: Triumph der Gewalt. Drei deutsche Jahre 1932 bis 1934  (2022)
– Carolin Würfel: Drei Frauen träumten vom Sozialismus. Maxie Wander, Brigitte Reimann, Christa Wolf  (2022)
– Brigitte Reimann: Die geliebte, die verfluchte Hoffnung. Tagebücher und Briefe 1947–1972 (1984)

Fiktion:
Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück (2023)
Deniz Ohde: Streulicht (2021)
Bernardine Evaristo: Blonde Roots (2009)
Ruth Rehmann: Illusionen (1959)

6. Was hast du 2024 gelernt?

Dass mich auf einmal Dinge faszinieren und befriedigen, die ich früher eher nicht als faszinierend oder befriedigend empfunden habe. Dass ich mehr weiß, als ich dachte zu wissen. Dass ein menschlicher Schädel ganz schön schwer ist. Dass mir Twitter nicht mehr fehlt und und ich auf Insta lieber Storys poste als Bilder, weil sie nach einem Tag wieder verschwunden sind wie der Tag auch. Dass ich erstmals seit über 20 Jahren mein Blog nicht vermisse, wenn ich es komplett links liegen lasse.

7. Die beste Musik?

Wir haben „Die Passagierin” von MieczysÅ‚aw Weinberg gleich zweimal in der Bayerischen Staatsoper angeschaut, weil die Inszenierung so großartig war.

8. Das schönste Konzert?

Schönbergs Gurre-Lieder in der Isarphilharmonie. Beckett/Feldman mit dem Jewish Chamber Orchestra in den Kammerspielen. Einmal Sokolov, zweimal Buchbinder, dreimal Levit.

9. Die tollste Ausstellung?

Paula Modersohn-Becker im Landesmuseum Hannover, die Dauerausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg, Günter Fruhtrunk und Surrealismus/Antifaschismus im Lenbachhaus, Rachel Ruysch in der Alten Pinakothek, generell die Sammlung Schack in München, das Textilmuseum in Augsburg und das Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal, denn da hängt unter anderem „Der gelbe Kessel“ von Carl Grossberg, eines meiner absoluten Lieblingswerke. Das habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal im Original gesehen.

Richtig scheiße: Caspar David Friedrich in Hamburg. Diesen Almabtrieb in der dümmstmöglichen Ecke der Kunsthalle hatte der Mann nicht verdient. (Aber der Katalog ist super.)

10. Die meiste Zeit verbracht mit …?

Kunstgeschichte.

11. Die schönste Zeit verbracht mit …?

Provenienzforschung und F.

12. Vorherrschendes Gefühl 2024?

Erste Jahreshälfte: alles doof. Zweite Jahreshälfte: alles toll!

13. 2024 zum ersten Mal getan?

Covid gehabt. Einen Forschungsantrag eingereicht. In Wuppertal gewesen und die ganze Schwebebahnstrecke abgefahren. Zweimal am selben Tag im selben Restaurant reserviert, weil’s mittags so nett war, dass ich abends gleich nochmal hinwollte. (Geht ins Waltz.) Einen menschlichen Schädel in der Hand gehabt. Kunst im Museum angefasst. In Linz gewesen. In Passau gewesen und gleich dageblieben. Werke im Depot entdeckt, die mich atemlos gemacht haben.

14. 2024 nach langer Zeit wieder getan?

Einen Zweitwohnsitz angemietet. Ein Auto gekauft. Die Selbständigkeit gegen eine (befristete) Festanstellung getauscht. Eine Wochenendbeziehung geführt.

15. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Null Reaktion auf Bewerbungen, 34 Grad im August, Wochenendbeziehung.

16. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Mich selbst, dass ich das kann.

17. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Das bleibt unter uns.

18. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Eine Jobzusage.

19. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

Das bleibt auch unter uns.

20. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Danke.“

21. 2024 war mit einem Wort …?

Fünfzwölftelsupi.