Bücher März 2011
(Diesen Monat nur im Schnelldurchlauf.)
John Irving – A Widow for One Year
Schön. Mäandert wieder ein bisschen um die Haupthandlung rum, wenn’s denn eine gibt; hat mir aber sehr gut gefallen. Vor allem, weil sich Ort und Tonfall plötzlich radikal ändern, um dann wieder dahin zurückzukehren, wo man hergekommen ist. Und die beiden Sätze der Mutter ganz am Anfang und ganz am Ende sind einfach großartig. (Wenn ihr das Buch gelesen habt, wisst ihr, was ich meine.)
David Wagner – Vier Äpfel
Der Ich-Erzähler kauft im Supermarkt ein und denkt dabei über Gott und die Welt nach. Oder eher: über den Supermarkt, was er kauft und wie’s seiner Exfreundin geht. Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Exfreundin gewünscht, aber das las sich alles sehr entspannt in sehr kurzer Zeit weg.
Mariana Leky – Die Herrenausstatterin
Da verlinke ich ganz faul auf Isabo, bei der ich das Buch im Blog gefunden habe und zitiere auch gleich ihr Urteil, denn das deckt sich aber sowas von absolut mit meinem: „Ich bin komplett begeistert und möchte, dass Ihr alle sofort in die nächste Buchhandlung geht und dieses Buch kauft. Weil es wundervoll, wundervoll, wundervoll ist.“
Mariana Leky – Liebesperlen
Gleich die nächste Leky hintendran. „Nur“ Kurzgeschichten statt Roman, aber genauso wundervoll, wundervoll, wundervoll. Jede einzelne Geschichte ist so präzise beobachtet und vor allem präzise aufgeschrieben. Ich mag Sätze, die nicht für Deppen formuliert sind, sondern dem Leser oder der Leserin die Chance geben, selber draufzukommen, warum diese Sätze so schön sind. So wie in der Geschichte, in der die Ich-Erzählerin in einer Buchhandlung arbeitet und ein gewisser Max Bücher kauft, sie einpacken lässt und sie ihr dann schenkt:
„Max steht lange vor dem Regal mit den Reclamheftchen, das aussieht wie ein Flachsfeld. Er ist groß. Wenn er sich aufrichtet, ist seine Nasenspitze bei Boccaccio. Ich brauche das Treppchen schon für die Göttliche Komödie.“
Tanja Dückers – Café Brazil
Auch eine Kurzgeschichtensammlung, aber leider überhaupt nicht schlau oder präzise formuliert. Ging mir nach drei Storys auf den Zeiger, weil es so angestrengt und offensichtlich „kreativ“ war. Nicht durchgelesen.
Michael Pollan – The Omnivore’s Dilemma
Genau wie bei In Defense of Food lernt man ne Menge, aber ich persönlich muss mich immer zusammenreißen, wenn das Argument „Wir sollten echt besseres Zeug essen …“ mit dem Satz verknüpft wird „… weil wir sonst alle verfetten und sterben“. Aber ich kenne da eine nicht mehr ganz junge Autorin, die just zu diesem Thema gerade ein Buch schreibt, das man mit „Wir sollten echt besseres Zeug essen, weil das super ist und uns keinen Kopf um reale oder eingebildete dicke Hintern machen“ umschreiben könnte. Ich werde weiter von ihr berichten. (Ob ihr wollt oder nicht.)
Susie Orbach – Fat is a feminist issue
Klassiker der Frauenliteratur. Der Guardian erklärt, warum. (Orbach kürzt ihr Buch übrigens sympathischerweise mit FIFI ab.)
Richard Christian Kähler/Lillian Kähler – Weißt du, was ich glaube, Paps?
Schönes Ding. Ein E-Mail-Wechsel zwischen Kähler und Tochter, in dem sie sich über Religion, Spiritualität, Zukunft, Vergangenheit und Snowboarden unterhalten. Ich konnte vielem zustimmen, vielem überhaupt nicht, aber das macht das Ganze ja gerade so klasse: dass der Kopf ein bisschen mitarbeiten kann. Und nebenbei habe ich in dem Buch das beste Argument für Gläubigkeit gefunden. Dem großkotzigen Ausspruch „Ich glaube nur an Dinge, die sich beweisen lassen“ setze ich jetzt geschmeidig ein „Dann glaubst du also auch nicht an die Liebe? Oder die Hoffnung?“ entgegen. Danke dafür.
Neil Gaiman/Mike Dringenberg, Malcolm Jones III, Chris Bachalo, Michael Zulli, Steve Parkhouse – Sandman 2: The Doll’s House
Hat mir noch besser gefallen als Vol. 1. Gleich mal die weiteren Bände ordern. Auch wenn ich danach sehr schlecht geschlafen habe.