„Jetzt kommt das Wirtschaftswunder,
Jetzt kommt das Wirtschaftswunder,
Jetzt gibt’s im Laden Karbonaden schon und Räucherflunder.
Jetzt kommt das Wirtschaftswunder,
Jetzt kommt das Wirtschaftswunder,
Der deutsche Bauch erholt sich auch und ist schon sehr viel runder.
Jetzt schmeckt das Eisbein wieder in Aspik –
Ist ja kein Wunder nach dem verlorenen Krieg.“
Das Lied vom Wirtschaftwunder. Musste ich gestern dran denken. Nur so. Der vollständige Text steht hier, hier kann man Wolfgang Müller und Wolfgang Neuss das Liedchen singen hören und hier und hier steht was über den Film Wir Wunderkinder, aus dem das Lied stammt.
Sitzenmachen.
(Endlich mal nachschlagen, was „Karbonaden“ eigentlich sind.)
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Wir Wunderkinder habe ich an der Uni gesehen, zusammen mit diversen anderen Filmen aus den 50er Jahren. Schöner Seminartitel: „Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im Spiegel der Filme der 50er Jahre.“ Wie gemacht für Frau Gröner. Filme gucken und nen Schein dafür kriegen.
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Vor einigen Wochen war ich bei meinen Eltern, um die nächste Etappe des großen Plans „Wir entrümpeln den Dachboden“ zu überstehen. Dabei habe ich viel von meinem alten Uniquatsch wiedergefunden. Die Hausarbeiten habe ich aufgehoben; meine erste war eine Interpretation des Gedichts In Memory of My Dear Grandchild Elizabeth Bradstreet, Who Deceased August, 1665, Being a Year and Half Old (could this BE any longer?) von Anne Bradstreet. The Suffragettes, Breakfast at Tiffany’s, The Hero in the American Western: A Comparison between Shane and Lonely are the Brave. Viele translations, compositions und wilde Zettel, mit denen ich die blöde Lautschrift gelernt (und nach Erhalt des Scheins wieder vergessen) habe. Alles, was nicht Hausarbeit war, hab ich verklappt.
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Ich kann keine Stofftiere wegschmeißen.
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Ich habe ein Buch, das sich krachenderweise Organizing from the Inside Out nennt und mir vor einigen Jahren, als ich nicht mehr wusste, welche Farbe mein Teppich hat, geholfen hat, ein kleines bisschen Ordnung zu schaffen und dann ein kleines bisschen mehr und schließlich war wirklich alles aufgeräumt und in Kisten und Kästen verpackt oder in geschätzten 50 Müllsäcken auf der Deponie und ich musste nicht mehr zum Therapeuten. Aus diesem Buch habe ich den Tipp: Wenn dir beim Aufräumen irgendwas in die Hände fällt, das du seit einem Jahr nicht mehr benutzt hast – schmeiß es weg. „Wichtige“ Erinnerungen wie Fotos und Briefe und ähnliches natürlich ausgenommen. Den Tipp befolge ich seitdem religiös.
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Ich kann keine Stofftiere wegschmeißen.
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Meine Eltern haben sich in den 50er Jahren auf ihrer gemeinsamen Arbeitsstelle kennengelernt. Meine Mama war 15, mein Vater 17. Sie war Auszubildende (ich weiß nicht, ob das damals wirklich so hieß*) zur Fremdsprachenkorrespondentin (Mama erzählt bis heute die Buchstabieranekdote aus dem Englischunterricht: Mississippi. Double-Pi statt Pi-Pi sagen), Papa Azubi zum Exportkaufmann (später für Maschinen, die Plastikflaschen blasen. Bis heute guckt er im Restaurant unter jede Wasserflasche und sagt dann: „Von uns“). Die Auszubildenden mussten des Öfteren Berichte schreiben. Die Jungs konnten aber angeblich nie so gut Schreibmaschine schreiben wie die Mädels, und daher hatte fast jeder Kerl ein Mädel in einer anderen Abteilung, die für eine Tafel Schokolade oder ähnliches die Berichte tippte. Mein Papa war Mamas Kerl.
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Meine Eltern haben Wir Wunderkinder im Kino gesehen. Meine Mama hat ein Autogramm von Hansjörg Felmy.
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*Isa meint, Lehrling oder Stift klängen gut.