Manchmal rede ich noch mit dir. Nicht mehr so oft wie früher. Scheint also zu stimmen, Zeit heilt. Hoffentlicht lässt sie mich nicht vergessen. Oder verstummen.
Ich rede mit dir, wenn mir etwas auffällt, was mir sehr deutsch vorkommt. Vor ein paar Tagen sind mir in der Mittagspause zwei Handwerker entgegengekommen, in ihren klassischen Monturen, wie man sie auf der Walz trägt. Und sofort habe ich überlegt, wie man dir jetzt erklären kann, was die Walz ist, warum die Jungs das machen und wieso sie so seltsame Klamotten tragen. Und das alles auf Englisch. Im Kopf habe ich schon angefangen, nach Vokabeln zu suchen, bis mir mal wieder einfiel: Die brauche ich ja gar nicht. Ich muss dir nichts mehr über Deutschland erzählen. Ich kann dir nichts mehr über Deutschland erzählen.
Diese Gedankenkette von „Etwas sehen – Vokabeln suchen – sich erinnern, dass es Blödsinn ist“ dauert nur wenige Augenblicke. Ganz unmittelbar stoßen Dinge, die ich sehe, und Dinge, die ich fühle, zusammen. Und es tut jedesmal weh. Nicht mehr so weh wie früher. Scheint also zu stimmen, Zeit heilt.
Aber trotzdem nie ganz.
Karl Dewaine Glass, 10.01.1962 – 02.12.1999
Happy birthday, love. Wish you were here.