Dreamgirls

Dreamgirls war mal ein Broadwaymusical – und das merkt man dem Film leider zu sehr an. Die Geschichte ist vorhersehbar, ab und zu brechen die Akteure in Gesang aus, wo man auch ruhig einen Dialog aus dem Libretto hätte machen können, und weil man zwar drei Stunden im Theater zubringen will, aber nicht im Kino, ist das ganze auch noch verdammt zeitraffermäßig runtergekürzt – aber mit 131 Minuten komischerweise irgendwie zu lang. Ich bin ja die erste, die sich von sinnlosen Geschichten und Ohrwürmern einlullen lässt, aber Dreamgirls war mir doch eine Ecke zu weichgespült, zu platt und zu ratzfatzwegdamitabspann und schnell dazwischen noch 20 Songs runtergedudelt.

Die Story ist eigentlich ganz nett: Drei Mädels aus Detroit (Jennifer Hudson, Beyoncé Knowles und Anika Noni Rose) vergeuden ihr Gesangstalent bei Wettbewerben, bis ein Agent (Jamie Foxx) auf sie aufmerksam wird und ihnen einen Job als Backgroundsängerinnen beim derzeitigen Star der schwarzen Musikszene (Eddie Murphy) verschafft. Die Band, The Dreamettes, wird irgendwann besser als der Hauptakt, und schließlich singen sie alleine – allerdings mit einer Änderung, die Foxx vornimmt: Statt der stimmgewaltigen und etwas fülligen Hudson singt nun die schlanke Beyoncé die Lead-Stimme. Das gibt natürlich Ärger, Hudson will nicht mitspielen, Manager wechseln, der Komponist der Band, der Bruder von Hudson, weiß auch nicht mehr genau, was richtig ist, Foxx wechselt seine Bettgenossin und so weiter und so fort. Auf einer Musicalbühne hätte ich mir das alles gefallen lassen, denn bei einigen Songs ging mir schon das Mainstreamherz auf, während andere mich völlig kaltgelassen haben. Ich kam aber kaum dazu, mich in irgendwas reinzuhören, denn manche Lieder werden nur angerissen, andere ewig ausgewalzt. Und da man im Kino leider ins Leere applaudiert, fehlte mir auch dieser Theatereffekt, dieses wilde Klatschen, wenn eine Gesangsleistung mich bewegt hat, oder auch nur das Lachen, Schneuzen, Mitklatschen im Publikum.

Dreamgirls ist allerdings ein Fest für jeden Kostümdesigner, denn es gibt wahnwitzige Bühnenkreationen, die die Mode der 60er und 70er Jahre widerspiegeln. Die Perücken konnte ich irgendwann nicht mehr zählen, genau wie die Lidschattenfarben und Schuhe. Was mir aber aufgefallen ist: Am Anfang, als alle Mädels so um die 20 sein sollen, tragen sie nur sehr dezentes Make-up und kurze Haare. Und auf einmal sah Beyoncé, von der ich kein Video ertragen kann, weil sie in jedem fast so billig aussieht wie Mariah Carey, wunderschön aus, ganz zart und jung. Im Laufe des Films wird die Schminke allerdings wieder dicker und ich von ihr wieder gelangweilt. Aber Jennifer Hudson – meine Güte, die Dame kann singen! Der einzige Song, bei dem ich kurz davor war zu heulen, kam von ihr, als sie dem Rest der Welt ein trotziges „You’re gonna love me“ ihr Penner, entgegenschmettert. Davon hätte ich gerne mehr gehabt, ein bisschen mehr Aufregung, Drama, Herzblut. Und kein 08/15-runtergefilmtes Musiktheater.