Studio 60 on the Sunset Strip
Ich habe mir den Namen Aaron Sorkin das erste Mal gemerkt, als ich total beeindruckt aus A Few Good Men (Eine Frage der Ehre) kam. Kann auch daran gelegen haben, dass Kiefermaus mitgespielt hat, aber dessen Frisur ging gar nicht, und deswegen konnte ich stattdessen auf die guten Dialoge achten, wovon ja besonders Jack Nicholsons Tirade (“You can’t handle the truth!“) inzwischen Populärkultur ist.
Das nächste Mal ist Sorkin mir bei The West Wing begegnet, das ich in diesem Weblog garantiert an die zehntausend Mal äußerst wohlwollend erwähnt haben dürfte (najut, eins-, zwei-, drei-, viermal). Danach wurde Sports Night auf DVD gekauft, das er bereits vor West Wing geschrieben hatte, was aber komplett an mir vorbeigegangen ist. Auch diese Serie hat mir gut gefallen, und daher habe ich mich sehr auf sein neuestes Kind gefreut: Studio 60 on the Sunset Strip. Leider zu früh.
Studio 60 spielt, wie Sports Night, in einem TV-Studio. Statt Sportnachrichten geht es hier um Comedy: Studio 60 ist erkennbar an Saturday Night Live angelehnt. Und da ist auch schon das erste Problem, das ich mit Studio 60 hatte: Es ist nicht komisch. In so gut wie jeder Episode der ersten Staffel (die die einzige geblieben ist) werden Ausschnitte aus der Show gezeigt. Da sind durchaus nette Charaktere dabei wie eine völlig überzogene Nicholas-Cage-Parodie, der Eheberatung macht oder eine Kochshow. Oder die klassischen News, bei denen jede Nachricht mit einer Pointe endet. Alles ganz nett, aber meilenweit entfernt von wirklich guter Comedy. Und daher sind auch die Storylines, die sich mit der angeblich so wahnwitzig hohen Qualität der Show und dem ewigen Ringen um dieselbe beschäftigen, einfach nicht ernstzunehmen.
Zweites Problem: die Charaktere. Matthew Perry (der erstaunlicherweise sehr weit weg ist von Chandler Bing) und Bradley Whitford (Mister Allerweltsgesicht, daher kann er auch alles prima spielen) sind Chefautor bzw. Produzent von Studio 60. Damit wäre ich ja zufrieden gewesen, aber dummerweise kriegen beide noch einen love interest an die jeweilige Seite gestellt. Das übliche „Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht“ mag ich ja eigentlich ganz gerne, aber wenn man bereits nach fünf Folgen spürt, wie’s ausgeht – und es das dann auch völlig überraschungsarm tut –, mag ich’s leider nicht mehr. Vor allem die Beziehung zwischen Perry und seiner Freundin, Ex-Freundin, Immer-mal-wieder-und-dann-doch-nicht-Freundin Harriet ging mir ziemlich auf die Nerven – die gesamten 22 Folgen lang. Ich habe überhaupt nicht kapiert, was die beiden je aneinander gefunden haben, und deswegen wollte ich auf keinen Fall den zehnten Streit und die zwanzigste Versöhnung sehen. Was ich aber leider musste.
Drittes Problem: der generelle Tonfall. Sorkins Dialoge waren längst nicht so ausgefeilt wie in West Wing, ja nicht einmal wie in Sports Night – und das war schon eine Ecke weniger seltsam, spannend, überdreht als alles, was im Weißen Haus passiert ist. Hier kamen zu einem banalen Setting auch noch relativ belanglose Sätze dazu, die von uninteressanten Charakteren aufgesagt wurden. Ab und zu blitzte mal eine kleine Dialogperle auf, aber die wurde meist sofort wieder verschüttet von irgendwelchem Beziehungsgesülze. Was interessiert mich Pärchenscheiß, wenn ihr mir was Spannendes übers Fernsehen erzählen könntet? Vielleicht wäre eine Nachrichtenredaktion spannender gewesen, ich weiß es nicht. Eine Witzfabrik mit schlechten Witzen war jedenfalls keine gute Grundidee.
Hört sich jetzt brutaler an als es ist; ich habe alle 22 Folgen gesehen, und ich hab mich nicht sehr gelangweilt. Aber als es vorbei war, war ich – zum ersten Mal bei irgendwas von Sorkin – wirklich froh, dass es vorbei war. Die Nasen muss ich nicht nochmal sehen.