Star Wars VII – The Force Awakens
Was ich nicht wusste, bis @fehlpass am Montag darüber twitterte: Im Mathäser gibt es 10-Uhr-Vorstellungen. Ein Traum! Nur deswegen kam mir der Gedanke, ach na gut, dann guckste dir halt den neuen Star Wars an. Das hätte ich bleiben lassen sollen, denn nun will ich einen Plüsch-BB-8, den Film nochmal sehen und hänge den ganzen Tag im Trailer rum. Drecksstern.
(Es folgen ein paar winzige Spoiler, keine massiven, die den Film ruinieren, aber trotzdem: Weiterlesen auf eigene Gefahr.)
Ich bin emotional null in Star Wars involviert. Meine Heimat war immer die des Star-Trek-Universums, und ich habe nie verstanden, warum diese galaxy far, far away so einen Einfluss auf die Popkultur gehabt hat. Da ich aber Teil dieser Kultur bin, habe ich natürlich brav alle bisherigen Filme gesehen, um nicht doof vor der Tür zu stehen. Ich mochte auch den Trailer für den neuen Film, fand das neue rote Lichtschwert mit der Parierstange schick, freute mich über Adam Driver, in den wir ja alle seit Girls verknallt sind, und darüber, dass wir endlich mal eine Frau als Hauptfigur haben, die nicht sinnlos im Goldbikini irgendwo rumsitzen muss. Trotzdem war ich nicht wild auf den Film, die ganze Hysterie um ihn hat mich auch eher genervt als neugierig gemacht, aber: eine Kinovorstellung um 10 Uhr morgens ist einfach ein Kracher-Argument, vor allem, wenn man gerade nichts für die Uni tun will und eigentlich nur die Zeit bis zum Heiligabend und dem Familienfest totschlägt. Also: Kino. (Wo erstmal dieser sehr geschickt platzierte Spot lief.)
Dass ich sofort debil grinse, wenn das Logo im Bild ist und John Williams dazu aufspielt, wusste ich schon aus den Prequels. Aber meine Reaktion darauf, die alten Reck*innen wiederzusehen, hat mich sehr überrascht. Der zerknautschte Harrison Ford und die leider völlig unzerknautschte Carrie Fisher, die kaum noch ihr Gesicht bewegen kann, ließen mich zum ersten Mal gerührt in einem Star-Wars-Film sitzen. Ich weiß nicht, warum, wie gesagt, mir sind die Figuren eigentlich egal, aber: anscheinend dann doch nicht. Ich weiß nicht, ob es die schlichte Tatsache ist, dass man hier Menschen Jahrzehnte später wiedersieht und es einfach passt; dass es nicht beliebige ältere Schauspieler*innen sind, die jetzt diese Rollen ausfüllen, sondern wieder Ford und Fisher; dass es sich nicht wie ein Film anfühlt, der neu aufgelegt wurde, sondern wie ein Kapitel einer Geschichte, die uns seit fast 40 Jahren begleitet und noch nicht zuende ist. Ich weiß es nicht, aber, das muss ich wirklich immer noch verwundert zugeben, ich war ein bisschen ergriffen. Und zugleich amüsiert, denn dieser Film ist eher lustig als spannend. So ernsthaft spannend war Star Wars ja nie, Gut gegen Böse, Vater, Sohn, blablabla, aber dieser Film konnte mich immerhin einmal so richtig überraschen, und weil mich diese Szene, dieser Handlungsfortschritt so kalt erwischt hat, muss ich den Film dringend nochmal sehen, jetzt, wo ich emotional gefestigt und darauf vorbereitet bin.
Außerdem möchte ich mich nochmal an den Sets erfreuen. Helga twitterte, dass ihr die Riesigkeit vieler Dinge auf die Nerven ging; mir ging es genau andersherum, ich mochte das sehr, dass die Menschen (und alle anderen Wesen) sich fast verloren in den Weiten der Wüsten. Vor allem die eine Szene, in der Rey in ihr Lager zurückkehrt, die Kamera aufzieht und wir erkennen, dass ihr Lager ein halb im Sand verschütteter AT-AT ist, hat mir sehr gefallen. Auch weil es nicht nur die Größenordnung zeigt, sondern die Ruinen der alten Gesellschaft, die von der neuen, der First Order, langsam überlagert werden.
Apropos alte Gesellschaft: The Force Awakens ist wieder dreckiger, kaputter, nicht mehr so pixelig-perfekt wie die Prequels. Die Schiffe sehen wieder teilweise so aus, als würden sie durch Tesa zusammengehalten, alles rostet und quietscht, alles ist benutzt und nicht auf Hochglanz poliert. Auch das wird fast nebenbei abgehandelt, als Rey sich einen alten Helm aufsetzt, auf dem unter dem ganzen Schmutz ein Logo der Rebellion erkennbar ist. Vielleicht haben auch deshalb Ford und Fisher so einen Eindruck auf mich gemacht: weil man sehen kann, wo sie hergekommen sind. Andererseits ging mir das visuelle Referenz-Dropping irgendwann auch auf den Zeiger, vor allem in der Szene, in der Ford einen gewissen Verwandten wiedertrifft. Aber gut, in Star-Trek-Filmen hätte ich das wahrscheinlich abgefeiert und mich über alles Wiedererkannte gefreut, daher lasse ich das mal durchgehen.
Aber das war noch nicht alles. Wie gesagt, ich freute mich schon im Vorfeld über eine weibliche Heldin. Den ganzen Film über freute ich mich dann darüber, dass es nie ein Thema war, dass sie weiblich ist, so wie das bei männlichen Hauptfiguren ja auch nie ein Thema ist, dass sie Männer sind. Aber als Rey kurz vor Schluss erstmals kraftvoll das Lichtschwert schwang, hatte ich ernsthaft ein bisschen Gänsehaut. Ich vertwitterte gestern eine kurze Kolumne, in der genau der Satz fiel, den ich dachte, ohne ihn zu formulieren: „A girl Jedi. Finally.“ Vielleicht hat mich das an Star Wars immer genervt: Während ich bei Star Trek längst eine Captain Janeway hatte, besaßen bei Star Wars nur die Jungs die coolen Spielzeuge, und die Mädels wurden auf eine Frisur reduziert. Ich hatte nicht damit gerechnet, wie sehr es mich begeistert hat, eine Frau mit einer Ikone der Filmgeschichte zu sehen, dem blöden, unpraktischen, britzeligbrummenden Lichtschwert. Das war ein Bild, das mich wirklich bewegt hat, weil es sich angefühlt hat wie: Jetzt sind wir gleich. Finally.
Und ich behaupte, ich bin ein bisschen breitschultriger aus dem Kino gekommen.