© Columbia Pictures

Hancock (92 min, USA 2008)

Darsteller: Will Smith, Charlize Theron, Jason Bateman, Jae Head, Eddie Marsan
Kamera: Tobias Schliessler
Musik: John Powell
Drehbuch: Vincent Ngo, Vince Gilligan
Regie: Peter Berg

Trailer

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Klassischer Fall von sehr unterhaltsamem Trailer, der auf einen fürchterlichen Film hinweist. Leider, denn – ich kann’s nur nochmal sagen – der Trailer amüsiert mich auch beim 20sten Gucken noch. Während ich beim Film selbst nach einer Stunde kurz davor war, rauszugehen. Und das nur nicht gemacht habe, weil es draußen schon dunkel war und damit mein Plan B – endlich mal mit meiner Digiknipse um den Palast der Republik bzw. seinen Ãœberresten rumzulaufen – auch gestorben war. Toller Abend. Danke, Berlin, ditte nehm ick persönlich, wa?

In Hancock geht es um einen Superhelden, der sich alles andere als super aufführt. Unser aller Schnuffelbär Will Smith rotzt sich durch die erste halbe Stunde, fliegt aus purer schlechter Laune durch Highwayschilder durch anstatt über sie hinweg, hält lieber Züge an und bringt sie zum Engleisen, anstatt das Hindernis auf den Schienen einfach hochzuheben und lässt überhaupt einen total genervten Kerl raushängen, der lieber mit seiner Whiskyflasche versackt als holde Maiden und aufrechte Recken standesgemäß vor den bösen Böslingen zu retten.

Dementsprechend reagiert auch seine Umwelt: Anstatt ihn total toll zu finden, findet sie ihn total blöd und hätte auch nichts dagegen, wenn er seine Heimat Los Angeles gegen New York oder sonstwas eintauschen würde – Hauptsache, er richtet nicht mehr so viel Schaden an.

So weit, so unterhaltsam. Aber dann rettet er ausgerechnet einem PR-Berater das Leben, der zu gut für diese Welt (und diese Branche) ist, und der will sich revanchieren, indem er Hancock auf den rechten Weg eines anständigen Helden zurückführt. Jason Bateman spielt den freundlichen Kerl, der die einsame Nölbacke Hancock mit zu sich nach Hause nimmt, wo wir feststellen, dass Bateman erstens ein klassisch-nerviges Filmkind hat, zweitens einen Hund, der ins Schlafzimmer darf (immer ein filmisches Anzeichen für einen netten Menschen) und drittens ein Model zur Frau, nämlich Charlize Theron. Ab hier kann man sich den Film leider absolut schenken, denn ab jetzt hat die eigentlich sehr clevere Grundidee – wie sähe ein Superheld aus, der nur widerstrebend einer ist? – ausgedient und der Film fängt an, sich nicht entscheiden zu können, wie er weitergehen will.

Ich kann mir richtig vorstellen, wie’s im Produktionsmeeting ausgesehen hat: „Lass uns doch ne Liebesgeschichte reinschreiben.“ „Ja, aber dann brauchen wir noch ne Hauptfigur, und Charlize und Will sind schon teuer genug.“ „Vielleicht ein Selbstfindungsdrama?“ „Nee, zu europäisch.“ „Dann lass uns einen auf Gutmenschentum machen.“ „Wird das nicht langweilig?“ „Dann packen wir einfach noch ne Portion Highlander-inspirierten Blödsinn drauf, der keinen Sinn ergibt, aber dafür ne schöne Blaupause für massig Special Effects ist.“ „Aber dann ist endgültig kein Geld mehr für ne Liebesgeschichte da.“ „Doch, mir fällt da grad was ein … und außerdem hab ich schon ne tolle Szene mit nem Tankwagen und Tornados im Kopf … warte, ich skizzier die mal eben …“

Ich will jetzt nix verspoilern, obwohl ich wahrscheinlich die letzte bin, die diesen Film noch nicht gesehen hat. Ich möchte aber fürs Protokoll anmerken, dass mir die letzten 15 Minuten, die sich wie 150 angefühlt haben, körperliche Schmerzen bereitet haben ob ihrer komplett irrwitzigen Auflösung, ihren Metzelszenen, die das Filmkind immerhin stilecht nur mit großen Augen quittiert und wir sogar glauben können, dass der Kleine nicht lebenslang ne Therapie braucht, und dem soooooo ekligen Schlussbild mit dem Logo und dem Planeten da und überhaupt krieg ich schon beim Schreiben davon schlechte Laune. Hancock verschenkt eine sehr schöne Grundidee – und ich kann beim besten Willen nicht sagen wofür. So grandios waren die Effekte nun auch nicht. Und wenn man die abzieht, bleibt nur die völlig beknackte Story über. Bisschen wenig für einen netten Kinoabend. BERLIN, YOU OWE ME!