Nachtrag: Was schön war, Freitag, 7. Juli 2017 – Spontan-Broeding
Mein Lieblingsrestaurant in München ist das Broeding, wie Stammleser*innen wissen. Da es ein winziges bisschen hochpreisiger ist als der Schnitzelladen um die Ecke, gönne ich mir das aber nicht allzu häufig. Zum Geburtstag ist es Pflicht und meistens schaffe ich es im Jahr noch ein zweites Mal, aber das war’s.
Am kommenden Wochenende sollten eigentlich meine Eltern, meine Schwester und ihr Mann nach München kommen (hat sich leider teilweise aus Krankheitsgründen erledigt), und ich hatte schon ein schönes kulturelles Programm und diverse Biergartenbesuche geplant. Was den abendlichen Speiseplan anging, ließ sich meine Rotte partout nicht zum Broeding überreden, denn das war ihnen zu schickimickimäßig. (Alles, was kein halbes Schwein auf Toast ist, ist schickimicki.) Und zu teuer. (Das lasse ich gelten.) Ich redete mir sinnloserweise den Mund fusselig und bekam totale Sehnsucht nach den herrlichen Weinen, dem freundlichen Service und der stets hervorragenden Küche, so dass F. und ich Mittwoch spontan einen Tisch für Freitag reservierten. Das war eine ganz ausgezeichnete Idee.
Als Reinkommer gab’s einen kleinen Krautsalat. Ich freute mich über deutlich schmeckbaren Kümmel, der mir eigentlich egal ist, aber hier gefiel er mir sehr gut.
Masterschwein mit darunter versteckten Kokoslinsen und Ingwer-Karotten. Schöne Kombi aus den mild-weichen Linsen, den knackigen Karotten und dem knusprigen Ingwer. Eigentlich sah die Weinbegleitung einen anderen Wein vor, aber die Sommelière meinte, den würden wir schon kennen, daher hätte sie uns einen anderen mitgebracht. Mir war nicht klar, dass man schon zum Stammpublikum gehört, wenn man zweimal im Jahr auftaucht, aber F., ganz der bescheidene Mann, meinte, dass er ein Gesicht habe, das man sich merke. Ich hustete grinsend in meinen vollmundigen Szepsy Tokaji Furmint 2013.
Kalte Schlangengurkensuppe mit Mozzarella. Ein Löffelchen Basilikumsorbet war frisch und schmeckig, und es knusperte ein bisschen dunkles Brot in der Suppe rum. Dazu gab’s einen Riesling von Loimer, 2015. Mit Riesling macht man mich ja immer glücklich, aber mit dem hier besonders, denn er bleibt ewig am Gaumen.
Ein peinlich unscharfer Saibling mit Zucchini„nudeln“ und Wasserspinat, durch die Brösel ganz leicht scharf, was ich bei den beknackt heißen Temperaturen gerade sehr angenehm fand. Als die Flasche Wein dazu am Tisch ankam, quietschte ich wie so ein Weingutgroupie los: „Oh, ein Kollwentz!“ (Kein Augenrollen der Sommelière, Respekt.) Es gab einen Steinmühle Sauvignon Blanc 2016, der mir wie alles von dem Laden hervorragend schmeckte. Lauter dicke Stachelbeeren!
Auf Instagram meinte jemand, das Bild sehe aus wie ein Einhorn, und ich behaupte jetzt, dass das natürlich Absicht vom Küchenchef war, der weiß, was er Blogger*innen anbieten muss. Zur sous-vide-gegarten Rinderbrust mit Polenta und Spitzpaprika gab es einen Pannobile 2011 von Heinrich, dem zweiten Weingut, von dem ich alles trinke, was man mir vor die Nase stellt. Ich bin sehr einfach glücklich zu machen.
Zum Käse mit Rosmaringelee reichte man uns noch einen Furmint, von dem ich langsam mal eine Kiste einlagern müsste: Tokaij Late Harvest 2009 vom Weingut Kikelet. Ich werde immer seltsam sentimental, wenn in einem Laden, der sich hauptsächlich der österreichischen Küche verschrieben hat, was Ungarisches auf den Tisch kommt. Vor meinem Auge sehe ich die Donaumonarchie untergehen und proste ihr zum Abschied zu.
Als Vordessert gab’s ein bisschen Jogurtcreme, wenn ich mich richtig erinnere, aber die habe ich vergessen zu fotografieren. Das anständige Dessert war dann Limettenparfait, auf das ich mich total gefreut hatte, aber die Quasi-Beilage hat mich dann richtig umgehauen: Mandelmousse. Da erwartete ich klebrig-Süssliches, bekam aber stattdessen luftig-Frisches mit feinem Geschmack. Das letzte Getränk war ein Triebaumer Muscato, ein Restsüßeschaumwein – ein Wort, über das sich F. noch stundenlang freute. Ich freute mich über den kaum spürbaren Blubber; ich trinke ja bekanntlich am liebsten Alkoholisches mit sprudelnden Bläschen drin. Deswegen nahm ich mir auch gleich zwei Flaschen von dem Getränk mit, das wir als Aperitif genossen hatten.
Den Rosé Schilcher Frizzante von Reiterer bekamen wir anscheinend aus dem Kühlfach gereicht, denn trotz des 30-minütigen Nachhausewegs bei 25 Grad hatte er perfekte Trinktemperatur, als wir ihn am Küchentisch als einen wohlverdienten Absacker nahmen. (Ja, natürlich die ganze Flasche. Wir sind Profis.)