Mamma Miracoli
Ich bin mal wieder auf dem Musical-Trip. Gestern war Mamma Mia im Operettenhaus Hamburg dran, das ich noch von Cats in schlechter Erinnerung hatte. Mamma Mia hat damit netterweise nichts zu tun, auch wenn das Publikum eher zu Andrew Lloyd Webber gepasst hätte. Ich war bestimmt halb so alt wie die Herrschaften vor und hinter mir. Dafür habe ich aber doppelt soviel Krach gemacht. Zusammen mit meinen beiden schwulen Freunden. Mit wem soll man auch sonst ins Musical gehen?
Mamma Mia besteht aus Abba-Songs, die zum größten Teil recht hübsch ins Deutsche übersetzt wurden und um die eine nichtssagende Handlung gestrickt wurde. Nicht ganz so nichtssagend wie We Will Rock You, aber ähnlich auf die Lieder aufgepfropft (dieses Wort sieht eklig aus). Aber die Schreiberlinge stehen genauso wohlwollend zu ihrem Material; es wird nicht alles bierernst genommen, sondern liebevoll verarscht. Denn wenn die drei älteren Damen, die früher in Schlaghosen auf der Bühne gestanden haben, „Chicitita, was ist gescheh’n“ singen, dann wissen sie, dass sie Müll singen und das zeigen sie uns auch durch völlig überzogene Gesten und Intonation. Passt schon.
Die Menschen auf der Bühne hatten grundsätzlich ne Menge Spaß an ihrem Tun, genau wie das Publikum, mich eingeschlossen. Viele kleine Gags halfen über manche textliche Durststrecke hinweg, wenn mal wieder die Handlung erklärt werden musste. Und wenn gar nichts mehr ging, durften junge, halbnackte Männer in Schwimmflossen die kleinen Schwäne tanzen oder der ganze Chor die kongeniale Zeile „Wenn das Mami wüsst“ singen. Ich wollte die ganze Zeit nur mitgrölen, was aber nicht ging, weil ich ja die deutschen Texte nicht kannte und der Opa neben mir wahrscheinlich nen Hörsturz gekriegt hätte. Aber ich summe seit Stunden „Gimme Gimme Gimme (A Man After Midnight)“ vor mich hin.
Mamma Mia fühlt sich ein bisschen an wie eine klassische Boulevardkomödie mit Musik; ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass Gisela Schlüter und Günter Pfitzmann aus den Kulissen kommen. Dass es mir trotzdem gut gefallen hat, lässt ahnen, welcher Art Unterhaltung ich im Rentenalter zusprechen werde. Wahrscheinlich gibt’s dann ein Musical mit der „Musik“ von Scooter. Und ich werde es gnadenlos gut finden.