Bücher 2009, Januar bis März
The Economist: The Book of Obituaries
Vom Kerl zu Weihnachten geschenkt bekommen und hier schon mal erwähnt. Ich kann das nicht an einem Stück durchlesen; es fühlt sich an, als ob man 200 Minibiografien auf einem Haufen hat. Sobald man sich in ein Leben vertieft, ist es schon wieder vorbei – was logisch ist bei Nachrufen, es aber eben nicht einfach macht, das Buch so wegzulesen. Auf jeden Fall spannend, für welchen Aspekt der jeweiligen Person sich die Nachrufer entscheiden. Mein bisheriger Favorit ist der Abgesang auf Alex the African Grey, den vielleicht intelligentesten Papagei der Welt. Der letzte Absatz sagt viel über den besonderen Stil der Nachrufe:
„There are still a few researchers who think Alex’s skills were the result of rote learning rather than abstract thought. Alex, though, convinced most in the field that birds as well as mammals can evolve complex and sophisticated cognition, and communicate the results to others. A shame, then, that he is now, in the words of Monty Python, an ex-parrot.“
Otfried Preußler – Krabat
Ein Geschenk einer Leserin, wie ich hier schon schrieb. Las sich selber viel zu schnell weg. Ich glaube, ich lass mir das nochmal vorlesen.
Daniel Kehlmann – Ruhm
Hm. Ich mag die Art von Kehlmann, Geschichten zu erzählen. Ich mochte Ruhm aber trotzdem nicht, weil ich arg das Gefühl hatte, dass hier aus neun kleinen Storys ohne großen Sinn und Zweck ein Roman geklöppelt werden sollte, weil „Roman“ besser auf dem Einband aussieht als „Kurzgeschichten“. Ruhm liest sich sehr entspannt weg, aber je länger das Buch dauerte, desto mehr gingen mir die Figuren auf die Nerven, die alle einfach so da sind und mir nichts erzählen, mich nicht an sie rankommen lassen, mir auch nach dem Ende der Geschichte nichts bedeuten. Ruhm ist der erste Kehlmann, der mir nicht gefallen hat, obwohl ich ihn gern gelesen habe. Hm.
flix – Mädchen
Anders schön als die tägliche Dosis Comic, mit der mich flix online versorgt. Eine längere Geschichte, die erstmal uralt klingt, Boy meets Girl eben, aber dann ganz neu passiert und die mich gleichzeitig zum Lachen gebracht und mir das Herz gebrochen hat.
Alan Moore/Dave Gibbons – Watchmen (Die Wächter)
Fantastisch. Genaueres habe ich hier aufgeschrieben.
Neil Gaiman/Chris Bachalo, Mark Buckingham – Death: The High Cost of Living
Durch die Watchmen angefixt, hat mir der Kerl Death empfohlen. Eine junge Frau taucht im Leben vom suizidgefährdeten Sexton auf und behauptet, der Tod zu sein. Zusammen durchstreifen sie eine Stadt, wodurch sich Sextons Einstellung zu Leben und Tod ändert. Dass der Tod eine hippe Gothicbraut ist, fand ich zwar ein bisschen sehr Altherrenfantastisch, aber mir haben der Zeichenstil und der Tonfall der Story sehr gut gefallen.
Heather Cocks/Jessica Morgan – The Fug Awards
Viele seltsame Klamotten und viele grandiose Rezensionen derselben, die nie einfach nur Geläster sind, sondern vor popkulturellen Anspielungen nur so überquellen, Filme zitieren, miese Serien, Klatsch und Tratsch. Go Fug Yourself ist eins meiner Lieblingsblogs, weil es so wunderbar geschrieben ist, und deshalb macht es als Buch genauso viel Spaß.
Frank Miller/Klaus Janson – Dark Knight Returns
So langsam werd ich warm mit Comics. Dark Knight Returns hat das (laut Kerl) langweilige Image von Batman gehörig auf den Kopf gestellt. Mir hat der Zeichenstil nicht ganz so gut gefallen wie die Watchmen, an denen ich jetzt blöderweise alles messe, aber ich mochte auch hier die Düsternis, das deprimierende Setting und die intelligente Art des Storytellings.
Michael Farr – Auf den Spuren von Tim und Struppi
Sehr schönes Buch, das sich mit der Entstehungsgeschichte der einzelnen Tim-und-Struppi-Bände beschäftigt, auf Korrekturen im Laufe der Zeit hinweist (wie z.B. bei Tim im Kongo, wo Tim eine Schulklasse übernimmt und in der Erstausgabe noch was über die Kolonialmacht Belgien erzählt, während er heute eine Matheaufgabe an die Tafel schreibt) und mit Fotomaterial belegt, wo Hergé seine Inspirationen herholte bzw. wie exakt seine Zeichungen von Autos, Gebäuden und Gebrauchsgegenständen der Zeit waren. Wer wie ich eine besondere Beziehung zu Tim hat und noch heute Käpt’n Haddocks Schimpfkanonaden auswendig kann, wird dieses Buch genauso gerne lesen wie ich.
Claire Keegan – Antarctica
Antarctica ist eine Kurzgeschichtensammlung, die mich so in ihren Bann gezogen hat, dass ich mehrmals meine Bushaltestelle verpasst bzw. das Ende meiner Mittagspause im Starbucks vergessen habe. Jede Story kann ich mir auch als abendfüllenden Spielfilm vorstellen, so viel schwingt in den präzisen, intensiven Zeilen mit. Ich habe mich sofort in Keegans eher beobachtenden Stil verliebt, der es mir selbst überlässt, was ich von den Protagonisten halte. Auch wenn diese Distanz zum Schluss jeder Geschichte so richtig schön die Keule rausholt. Wenn ich das Buch nochmal lese, habe ich für jede Geschichte ein anderes Gefäß eisgekühlten Alkohols neben mir stehen. Große Empfehlung. (Und danke an Merlix für die Inspiration.)