The Wrestler
Um mal ganz böse einzusteigen: Der Wrestler im gleichnamigen Film ist wahrscheinlich die einzige Rolle, die Mickey Rourke nach seinen ganzen schief gegangenen „Schönheits“operationen noch spielen kann. Was die Jungs sich da im Ring antun, wird in vielen, hübsch choreografierten Großaufnahmen gezeigt – nicht zelebriert, nicht naserümpfend draufgeguckt, es wird einfach abgebildet, was diesen Sport anscheinend ausmacht. Ich muss gestehen, ich kann Wrestling überhaupt nichts abgewinnen und verstehe die Faszination nach The Wrestler noch weniger. Aber der Sport ist nicht die Hauptsache in diesem hervorragenden Film, sondern die Menschen, die ihn ausüben. Wobei diese Sportart nur das Vehikel ist, um ihre Gemeinschaft zu zeigen; ich glaube, sie könnten auch bowlen oder eiskunstlaufen. Wobei Mickey Rourke dabei vielleicht etwas unglaubwürdiger gewesen wäre.
Rourke spielt den Wrestler Randy, dessen großer Kampf 20 Jahre zurückliegt. Seitdem tritt er auf kleineren Veranstaltungen auf, verkauft Videokassetten mit seinen größten Momenten und gibt alt gewordenen Fans und ihren Söhnen freundlich Autogramme. Überhaupt zeichnet sich Randy durch seine Freundlichkeit aus: den Nachbarjungs gegenüber, mit denen er eine Runde an der Konsole daddelt oder seinen Kollegen hinter der Bühne, denen er gerade eben noch die Hucke blutig geprügelt hat. Und der Stripperin Cassidy (Marisa Tomei), die er respektvoll behandelt und zu der er geht, wenn nichts mehr hilft, zum Beispiel gegen Schmerzen oder Vermieterprobleme und von der er sich Rat holt, um die kaputte Beziehung zu seiner Tochter (Evan Rachel Wood) zu kitten. Eines Tages erleidet Randy einen Herzinfarkt, und er kann seinen Beruf nicht mehr ausüben, woraufhin er gezwungenermaßen hinter der Fleischtheke eines Supermarkts steht.
The Wrestler erzählt davon, wie man sich an Jobs klammert, die einen auffressen. Im negativen Sinn, weil sie einen körperlich oder seelisch ruinieren. Und im positiven Sinn, weil sie ein Feuer in einem wecken, das an manchen Tagen alles erträglich macht – und an anderen alles verbrennt. Rourke spielt Randy mit einer Schutzlosigkeit, die einem manchmal den Atem stocken lässt, so offen und verletzlich rennt er in seine Welt – und so brutal lässt diese ihn manchmal abblitzen. Die Story ist konsequent, mitleidslos und stimmig, die Akteure glaubwürdig, die Ausstattung perfekt. The Wrestler fordert einen mit manchen Szenen sehr heraus und gibt in jedem Augenblick sehr viel zurück. Große Empfehlung.