Tagebuchbloggen 13.01.2010
In Krieg und Frieden beginnt gerade die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz. Erstmal den Schlachtverlauf in der Wikipedia nachgelesen und dabei gelernt, dass der Berliner Alexanderplatz nach Zar Alexander I. benannt wurde, der einer der drei Kaiser war. (He, Berliner, aufgezeigt – wer wusste das? Na? … Echt? Ihr alle? Najut.)
Die anderen Kaiser waren Franz II. und natürlich der kleine Franzose. Wer mitlesen möchte: hier geht’s los.
Meine dtv-Ausgabe folgt anscheinend einer anderen Übersetzung als die im Gutenberg-Projekt, die mir sehr runtergekürzt vorkommt; die dtv-Übersetzung liest sich eindeutig besser – vielleicht etwas altmodischer, aber für meinen Geschmack deutlich emotionaler. Guckst du:
Gutenberg-Projekt, copypaste, Ãœbersetzung von ???:
„Um fünf Uhr morgens war es noch ganz dunkel. Die Truppen des Zentrums, die Reserve und der rechte Flügel Bagrations standen noch unbeweglich, aber auf dem linken Flügel waren die Truppen, welche nach der Disposition zuerst von der Höhe herabsteigen, den rechten Flügel der Franzosen angreifen und in die böhmischen Wälder werfen sollten, schon in Bewegung. Es war kalt und dunkel. Hastig tranken die Offiziere Tee und frühstückten. Die Soldaten kauten Zwieback und drängten sich um die Feuer, in die sie alles Ãœberflüssige, was sie nicht mitnehmen konnten, warfen: Stühle, Tische, Wagen (…)“
dtv 13071, 2002, Seite 354/355, Ãœbersetzung von Werner Bergengruen:
„Um fünf Uhr morgens war es noch vollkommen dunkel. Die Truppen des Zentrums und der Reserven sowie der von Bagration befehligte rechte Flügel standen noch unbeweglich; aber die Infanterie-, Kavallerie- und Artilleriekolonnen des linken Flügels, die als erste talab aufbrechen sollten, um den rechten Flügel der Franzosen anzugreifen und ihn, wie die Disposition es vorsah, in die böhmischen Berge zurückzuwerfen, rührten sich schon, und die Leute erhoben sich von ihrer Nachtruhe. Ein ätzender Rauch stieg von den Lagerfeuern auf, in die alles Überflüssige hineingeworfen wurde. Es war kalt und finster. Die Offiziere tranken hastig ihren Tee und nahmen ihr Frühstück ein, die Mannschaften kauten ihren Zwieback, trippelten von einem Fuß auf den anderen, um sich zu erwärmen, und drängten sich um die Feuer, in die sie die Überreste der abgerissenen Unterkunftshütten, Stühle, Tische, Räder, Fässer hineinwarfen, kurz alles Überflüssige, was nicht mitgenommen werden konnte.“
Mist, jetzt müsste man russisch können. Sind es nun die böhmischen “Wälder“ oder „Berge“, in die die Franzosen zurückgeworfen werden sollen? Wieso wird bei dtv gleich zweimal das „Überflüssige“, „die Überreste“ erwähnt, bei Gutenberg aber nur einmal? Wieso trippeln bei dtv die Soldaten rum, bei Gutenberg nicht? Hm. Fragen wir doch zum Vergleich mal die englische Fassung, copypaste aus dem Gutenberg-Projekt, 3. Buch, Kapitel XIV:
“At five in the morning it was still quite dark. The troops of the center, the reserves, and Bagration’s right flank had not yet moved, but on the left flank the columns of infantry, cavalry, and artillery, which were to be the first to descend the heights to attack the French right flank and drive it into the Bohemian mountains according to plan, were already up and astir. The smoke of the campfires, into which they were throwing everything superfluous, made the eyes smart. It was cold and dark. The officers were hurriedly drinking tea and breakfasting, the soldiers, munching biscuit and beating a tattoo with their feet to warm themselves, gathering round the fires throwing into the flames the remains of sheds, chairs, tables, wheels, tubs, and everything that they did not want or could not carry away with them.”
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Ich höre zum Arbeitsbeginn gerne von Indochine J’ai demandé à la lune, auf das ich hier schon mal hingewiesen habe. Leider gibt’s das offizielle Video nicht mehr auf YouTube, denn das gehört Sony und ist „in deinem Land nicht verfügbar“. He. Sony GEMA*. Arschnasen. Hätte mir damals niemand den Link zum Video geschickt, als ich gerade auf der Suche nach französischer Musik war, hätte ich das Lied nie gehört. Was euch wahrscheinlich egal ist. Aber: Ich hätte dann auch kein Geld für die zwei CDs ausgegeben, die sich inzwischen legal in meinem iTunes-Ordner befinden. Könntet ihr euch bitte endlich damit anfreunden, dass das Internet da ist, wahrscheinlich nicht mehr weggeht und es trotzdem noch Leute gibt, die Geld für Leistungen ausgeben wollen – wenn man es uns nicht aus purer Idiotie schwer macht? Danke. (MANNMANNMANN.)
* Herr Siepert hat mich völlig zu Recht per Mail darauf aufmerksam gemacht, dass bei YouTube eher die GEMA die Nervensäge ist. Ich lass den Rant trotzdem mal stehen.
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Autos betextet.
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Mit dem Katalog für ein neues Modell begonnen. Zur Feier des Tages habe ich mir dazu eine neue musikalische Untermalung geleistet: Brahms’ Sinfonien 3 und 4 und Ein Deutsches Requiem. Mit Herrn Bahrenboim, meinem Lieblingskuscheldirigenten (was der Herr wahrscheinlich nicht unbedingt gerne hören wird), und dem Chigaco Symphony Orchestra. Passt bis jetzt sehr gut zur Karre. (Das wird Herr Brahms wahrscheinlich nicht gerne hören. Obwohl: Der kennt ja nicht mal Autos. Oder so gerade eben noch.)
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Abends Staffelauftakt von American Idol geguckt. Ich bin ja ein williges Opfer für Manipulationen per TV, und deswegen heule ich auch brav, wenn es von mir erwartet wird – so wie bei der kleinen 16-Jährigen, deren Oma Alzheimer hat und mit ihr portugiesch spricht, und sie möchte doch so gerne eine Runde weiterkommen, weil ihre Oma ja nicht mehr lange da ist und sie jetzt noch so halb mitkriegt, was die Enkelin macht (hier zitterte ihr Stimmchen beim Erzählen, und schon griff Frau Gröner zum Taschentuch), und dann konnte sie auch noch singen, und dann sang sie auch noch At Last, und während ich ein zweites Taschentuch vollschniefte, guckte der Kerl zu mir rüber und meinte: „Ich kenne jemanden, der hat ne dreibeinige Katze, die fällt immer um.“
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Im Laufe des Tages verspeist: Müsli mit Birne, Milchkaffee, Vollkornbrot mit Käse und (Grüße an Herrn Erlenborn) Senf, Tomaten, Gurkenstücke, Möhren, Bio-Erdbeerjogurt, ein paar Weihnachtskekse, die eine Kollegin seit Tagen verzweifelt verteilt („Von meiner Mutter, da kommt immer noch was.“), Spaghetti Carbonara, ein Glas Nero d’Avola, Naturjogurt mit Honig und einem Klecks Erdbeermarmelade von Mama.