Glee

Eine Serie, die gerade in den USA zu Tode gehypt wird. Ich habe sie bereits zweimal angefangen, und spätestens nach drei Folgen (manchmal auch schon nach drei Minuten) bekomme ich Kopfschmerzen und fühle mich, als hätte mich jemand mit Zuckersirup übergossen.

Glee spielt an einer High School, und der Glee-Club ist eine Versammlung von lauter Außenseiterklischees, die gerne singen. Wir finden die dicke Schwarze, den überkandidelten Schwulen, den bebrillten Rollstuhlfahrer, die schlaue Asiatin, die karrieregeile Nervensäge, die auf dem Gang dauernd Slushees ins Gesicht kriegt – und nach ein paar Anstrengungen auch noch ein, zwei tumbe Footballspieler und ein, zwei ebenso tumbe Cheerleader. In der Serie geht es offiziell darum, sich zu akzeptieren, wie man ist und die ganzen High-School-Penner Penner sein zu lassen, aber in Wirklichkeit geht es darum, irgendwie zwei bis drei Popsongs als klebriges Arrangement in 40 Minuten unterzubringen, ohne die Story völlig versanden zu lassen. Es gibt wohltuende Ausnahmen – die Szene auf dem Footballfield mit Beyoncés Single Ladies ist fantastisch, und wenn Kristin Chenoweth als alkoholisierter High-School-Dropout Maybe this time aus Cabaret anstimmt, ist das ziemlich toll –, aber meistens ist es fiese Mainstreamgrütze, die durch den Chorsatz noch mainstreamgrütziger wird.

Wie schon angedeutet: Die Charaktere haben ihren Namen nicht verdient. Weder der Glee-Club noch der Rest der Bande, bestehend aus dem ewig bemühten und sturzlangweiligen Lehrer, seiner blonden, halbtags arbeitenden und deswegen total gestressten Frau, die das Riesenhaus und ein Baby will, dem piepsigen, großäugigen Love-Interest, die immer in fürchterlich niedlichen Kleidchen und Blüschen rumläuft … ja, ich weiß, es ist eine Musical-Serie, und Musicals zeichnen sich nicht gerade durch ausgewogene Storylines aus, aber was Glee abzieht, ist auf 40 Minuten einfach nur anstrengend. Ich glaube, im Sitcomformat hätte mir das Ding weitaus besser gefallen.

Einzige Lichtblicke, die mich dazu bringen, doch noch immer eine Folge mehr zu gucken und auf Besserung zu hoffen: Jane Lynch als toughe Sportlehrerin, die in jeder Episode die besten Sätze hat – “You think that’s hard? Try waterboarding, that’s hard!” –, und Chris Colfer als Kurt, der unter seiner ganzen Tuckigkeit noch am ehesten als echte Figur und nicht als Abziehbild rüberkommt. Außerdem: Ab und zu blitzt dann doch ein sehr hübscher, schräger Dialog durch das ganze belanglose Gesabbel.

Aber, dickes Aber: Die Storylines sind noch schlimmer als die Figuren. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber die ganze Ich-bin-schwanger-Geschichte hat eine noch niedrigere Niveauhöhe als jede Vorabendsoap. Und wenn der Glee-Club mit einem Taubstummen-Chor John Lennons Imagine singt (sowieso einer der totgesungensten Songs aller Zeiten), dann ist das nicht inspirierend, sondern ganz, ganz schleimig.

Glee ist in den USA so erfolgreich, dass die Popstars angeblich Schlange stehen, um mitspielen zu dürfen. Für mich immer das untrüglichste Zeichen dafür, dass die Serie schon dem Tode geweiht bzw. über den Hai gesprungen ist. Denn wenn die Gastauftritte wichtiger werden als die Story, die ihren Namen ja eh nicht verdient hat, weiß ich auch nicht mehr, warum ich den Quatsch gucken sollte.