United States of Tara
In United States of Tara spielt die wunderbare Toni Colette die Hauptrolle – bzw. gleich mehrere. Sie ist nicht nur Tara, sondern auch deren alters. Sie ist eine multiple Persönlichkeit, und deswegen darf sie nicht nur ihre Drehbuchzeiten aufsagen, sondern auch die von Alice, einer immer akkurat aussehenden Hausfrau aus den 50ern, T., einer ungefähr 16 Jahre alte Rotzgöre, und Buck, einem Vietnamveteranen mit Trucker-Cap, Kippe im Mund und Südstaatenakzent. Mit diesen (vorerst) vier Leuten leben Taras Ehemann und die beiden pubertierenden Kinder, was logischerweise nicht immer ganz einfach ist, wenn man nie weiß, wer einem morgens am Frühstückstisch gegenübersitzt.
Die ersten drei, vier Folgen sind ein bisschen nervig und man fragt sich die ganze Zeit, warum die Dame nicht einfach ihre Medikamente nimmt, dann hätte die Familie nämlich die ganzen Probleme nicht. (Ja, gut, dann gäbe es die Serie nicht, logisch. Trotzdem.) Nach und nach wird aber klar, warum Tara sich nicht zudröhnt – sie weiß einfach nicht, was ihr passiert ist und warum die alters überhaupt da sind. Die Serie beschäftigt sich nach den angesprochenen nervigen Folgen dann auch eher mit der Suche nach dem Auslöser und der Dynamik, die das innerhalb der Familie hat.
Was mir am besten an Tara gefällt: dass die Serie sich nicht nur auf ihre Hauptperson konzentriert. Ehemann Max (John Corbett) bleibt relativ farblos, aber das Erwachsenenwerden der beiden Kinder ist sehr schön mitanzusehen. Und: Taras Schwester Charmaine (Rosemarie DeWitt), die auch in jeder freien Minuten bei der Familie rumhängt und auf der Suche nach einem Mann, einem Job oder dem Sinn des Lebens ist, ist ein klasse Charakter. Wenn dann auch noch die Eltern der Schwester auftauchen, die Taras Persönlichkeiten für überspannten Quatsch halten und Charmaine damit begrüßen, dass sie doch bitte mal auf ihr Gewicht achten soll, ist die Riege aus der Hölle perfekt.
Tara ist keine Sitcom, hat aber durchaus komische, nein, eher skurrile Momente, was aus der Show auch kein richtiges Drama werden lässt. Ich mag diese seltsame Unbalance, dieses Gefühl, bei fast jeder Szene überhaupt nicht einschätzen zu können, ob sie lustig oder ganz, ganz fürchterlich endet. Schönes Ding.