The Life and Death of Peter Sellers
Faszinierendes Biopic, das eigentlich eher ein Film im Film im Film ist. Geoffrey Rush spielt, nein, ist Peter Sellers – und dazu dann und wann noch seine Mutter, seine Frau, Stanley Kubrick und Blake Edwards. The Life and Death of Peter Sellers beschreibt das Leben des Schauspielers, und wenn der Film wahr sein sollte, was ich nicht beurteilen kann, war Sellers ein egomanes, arrogantes Muttersöhnchen. Gleichzeitig war er aber anscheinend ein brillanter Komiker. Diese zwei Seiten zeigt auch der Film mit einem simplen Kunstgriff: Sellers schlüpft in verschiedene Rollen und kommentiert quasi sein eigenes Leben (bzw. den Film, den wir gerade sehen) aus der Perspektive der anderen. Während Rush als Sellers die Wohnung verwüstet, ist er danach Sellers Ehefrau, die die gleiche Story in einem Filmstudio nachvertont.
Die Handlung selbst klebt hauptsächlich an den Filmen, für die Sellers bekannt ist – The Ladykillers, The Pink Panther, Dr. Strangelove, Casino Royale und Being There (Willkommen, Mr. Chance) – und nutzt diese als Hintergrund für die persönliche Geschichte. Dabei wird klar, dass Sellers anscheinend auch deswegen auf der Leinwand so großartig war, weil er völlig in seinen Rollen aufging. Der Film spielt mit der Idee, dass Sellers gar keine eigene Persönlichkeit hatte, sondern sich für die Öffentlichkeit das Beste aus seinen jeweiligen Rollen herauspickte. Wer er wirklich war, erfuhr niemand, und auch wir, das Publikum, werden ganz zum Schluss von ihm selbst aus seinem Leben geschmissen: “Sorry, but you can’t come in here.”
Es hätte passieren können, dass die Handlung in lauter Einzelepisoden zerfällt. Dass es das nicht tut, ist Geoffrey Rush zu verdanken, der hier eine Meisterleistung abliefert und den gesamten Film allein durch seine Präsenz und sein Talent trägt. Dass nebenbei auch noch Charlize Theron als Britt Ekland, Emily Watson als Sellers’ erste Ehefrau, John Lithgow als Blake Edwards und Stanley Tucci als Stanley Kubrick dabei sind, macht den Film zu einem noch größeren, wenn auch seltsam melancholischen Vergnügen.
Angeblich ist der Streifen Ende April in Deutschland angelaufen. Muss völlig an mir vorbeigegangen sein. Falls er noch irgendwo in eurer Nähe läuft, wäre The Life and Death of Peter Sellers meine Empfehlung für einen guten Kinoabend.
Endlich mal wieder ein Film, bei dem ich wieder mit Ihnen auf einem gemeinsamen Standpunkt finde (Ich hatte in jüngster Zeit schon ein wenig Angst mein Geschmack wäre abhanden gekommen).
Mr. Seller, den ich ja übrigens sehr bewundere, war offensichtlich tatsächlich so. Ich empfehle Ihnen bei Interesse zur vertiefenden Lektüre noch die wunderbare Biografie von Ed Sikov ” Mr. Strangelove: A Biography of Peter Sellers”.
Mike am 22. June 2005