Mein Leben im Infinitiv

Sich ersthaft für eine Gasthörerschaft an der Uni interessieren. * Viel lieber „Wehmutstropfen“ als „Wermutstropfen“ sagen. * Eine durchsichtige Schiene für den Unterkiefer bekommen und deswegen jetzt lispelnd „Gute Nacht, Szatsz“ artikulieren. * Ãœber Rechtschreibfehler im Firmenschild eines Bestatters schaudern. „Wenn nicht mal die … alles geht vor die Hunde … schlimmschlimmschlimm.“ Ãœberlegen, sich ein Kissen anzuschaffen, das man auf die Fensterbank legt, während man Parksünder aufschreibt und CDU wählt. * Sich fragen, warum wieder alle Agenturen auf einmal was von einem wollen und ob es einen Texterzyklus gibt, nach dem immer alle gleichzeitig kündigen. * Bewusst drei Haltestellen weiterfahren, weil man mit Harry Potter in irgendwelche pensieves guckt. * Mit dem neuen Textpraktikanten darüber diskutieren, ob „Wohlwollen“ ein altmodisch-doofes oder altmodisch-schönes Wort ist. Ihm kurz darauf eine Copy zurückgeben mit der Bemerkung „Klingt wie Hustensaft.“ * Sternchen mögen. * (Ach, komm:) ***

19 Antworten:

  1. Aha.
    Wie ich sehe, gehts mit Harry Potter voran…
    Und was ist das für eine Schiene für den Unterkiefer?
    So ne Art Zahnspange?

  2. So ähnlich. Anscheinend knirsche ich im Schlaf mit den Zähnen. Jetzt sabbere ich stattdessen. Sehr sexy. (Not!)

  3. Ich glaubte jahrelang, dass es Wehmutstropfen heißt. Wermut ist definitiv ein altmodisch-doofes Wort. Darauf einen Martini Rosso.

  4. Wohingegen ich Wohlwollen sehr schön finde. Es zählt seit zwei Jahren wieder zu meinem aktiven Wortschatz, wird von der Umwelt jedoch gelegentlich als arrogant empfunden.

  5. Zu den Wehmutstropfen:
    Als einstmals guter Katholik war ich des Glaubens, es hiesse “Karl Freitag”, doch den Zusammenhang mit diesem ominösen Karl und Christi Kreuzestod habe ich nie begriffen. Auch hat keiner den Knaben aufgeklärt.
    Nun, vom Glauben abgefallen, weiß ich es besser …

  6. 2005|07|21

    Bei Telepolis wird über den Beitrag des Internets zur Basisdemokratisierung berichtet; “DerDieDas etwas andere…” beschäftigt Malcolm (Eye said it before), Anke Gröner erzählt von ihrem Leben im Infinitiv und Sebas berichtet von erlebten Vorur…

  7. Der Eintrag von Heinrich erinnert mich dran:
    ich dachte Jahrelang es heißt Verteiligung statt Verteidigung!
    (Jetzt weiß ich schon wieder nicht, wie rum es richtig ist…) Wenn die Leute auch immer so nuschlen (vor allem bei uns im wilden Süden)!

  8. Für mich ist “Wohlwollen” ein altmodisch-schönes Wort.

  9. Was soll denn bitte altmodisch an dem Wort Wohlwollen sein? Welches andere Wort sollte man wohl verwenden, wenn man gerade Wohlwollen meint? Oder darf man manche Dinge gar nicht mehr denken? Was ist das für eine widerliche, intolerante Sprachzensur?

  10. „Liebenswürdigkeit, Verbindlichkeit, Freundlichkeit, Artigkeit, Gunstbezeigung, Aufmerksamkeit, Höflichkeit, Nettigkeit, Galanterie, Ritterlichkeit.“ Schlägt der Textor vor. Und das ist keine WIDERLICHE, INTOLERANTE SPRACHZENSUR, das ist mein Job, über Begrifflichkeiten zu diskutieren. Komm mal wieder runter.

  11. och menno – wieder alle Voruteile bestätigt :(
    nach der Lektüre des Artikels zu “Die fetten Jahre sind vorbei”, hatte ich einen schlimmen Verdacht, der sich leider bestätigte …

  12. Zehn Worte (denen sich weitere anfügen ließen), die fallweise passen mögen, aber alle ein bißchen etwas anderes sagen, wie Du ja unmittelbar erkennen wirst, wenn es Dein Beruf erfordert, Bedeutungsgehalte zu untersuchen, wie Du sagst. Wobei ich nun durchaus weiß, daß “Beruf” nicht ganz dasselbe ist wie “Job”, “erfordern” nicht dasselbe wie “sein”, “Bedeutungsgehalt” nicht identisch mit “Begrifflichkeit” und “untersuchen” etwas anderes als “diskutieren”.

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  14. CDU, mh ? Na, jaaaaaaah, eine gewisse Ironie lese ich zwar raus, aber so was i9n der Art dachte man sich schon. Also, dass da mehr als Ironie drin steckt. Und gehen Sie mich jetzt bloß nicht an ;)

  15. Vollmondbloggen ist immer noch die schönste Zeit. Herablassende Wohlwilligkeit ist allerdings schlimm, eine sanfte Aufmerksamkeit wäre mir angenehmer.

  16. Schön, kid37, daß ich nicht als einziger ein paar Nuancen wahrnehme.
    Ãœbrigens, Anke, heißt dein Textor ja Sag es treffender – da sollte es nun nicht verwundern, daß er Worte vorschlägt für Fälle, in denen W. nicht genau trifft.

  17. Ich hab mich von Herrn kid jetzt gar nicht angesprochen gefühlt, aber wenn du meinst …

    (Merke: mehr Ironietags. Parteibuch scannen und abbilden, um bloß nicht falsch eingeschätzt zu werden. Sich nicht mehr auf Diskussionen einlassen, die mit „Zensur!”-Gebrülle anfangen. Aus Fehlern endlich lernen. Augen zu und weiterbloggen. Mühsam manchmal.)

  18. Vielleicht deuten Rechtschreibfehler im Firmenschild eines Bestatters nur darauf hin, dass er sich von weltlichen Gepflogenheiten schon gelöst hat?!

  19. Was den Potter Jungen angeht: Samstag gegen 14h gekauft, Sonntag gegen 18h durchgelesen *angeb*.
    Sozialleben das Wochenende: 0%