2008 revisited

(2007, 2006, 2005, 2004, 2003, 23. Dezember)

1. Zugenommen oder abgenommen?

Mir egal. Ausnahmsweise.

2. Haare länger oder kürzer?

Nothing ever happens.

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

4. Mehr Kohle oder weniger?

Mehr. Wieso hab ich mich nicht früher selbständig gemacht, wieso, wieso, wieso?

5. Mehr ausgegeben oder weniger?

Erst weniger, dann mehr. In den ersten Monaten der Selbständigkeit konnte ich noch nicht richtig einschätzen, was von dem Geld auf meinem Konto wirklich mir gehört und wonach das Finanzamt, die Krankenkasse, die KSK und sonstwer seine Finger noch ausstrecken will. Daher habe ich anfangs wieder ein braves 50er-Jahre-Hausfrauenhaushaltsbuch geführt – und erschreckt festgestellt, wieviel Geld ich im Monat zu Starbucks oder in die Videothek trage, aber auch wie wenig in Klamottenläden oder zum Friseur, bis ich so halbwegs im Gefühl hatte, wo ich finanziell stehe.

Außerdem musste ich mich an das seltsame Gefühl gewöhnen, dass nicht mehr kurz vor Monatsende die Zahl auf dem Konto automatisch nach oben geht. Was mir in den ersten zwei Monaten ein bisschen Atemnot verursacht hat. Inzwischen geht’s, auch weil ich das Glück hatte, nur in Agenturen zu arbeiten, die eine anständige Zahlungsmoral haben. Ich kenne auch freie Kollegen, die gerne mal drei Monate auf ihr Geld warten.

Anfangs hatten mir die meisten Selbständigen geraten: „Leg von allem 50 Prozent zurück und guck dir gar nicht erst die Umsatzsteuer an, die gehört dir eh nicht.“ Guter Rat, aber ich bin inzwischen dazu übergegangen, mir eine Art Gehalt zu zahlen (was ungefähr da liegt, wo es auch zu meiner Zeit als Angestellte lag) und den Rest auf ein Tagesgeldkonto zu packen. Und so freue ich mich jetzt, am Ende des Jahres, über ein angenehm gefülltes Konto – was natürlich dazu geführt hat, dass so ziemlich jede DVD-Box, mit der mich der Amazon-Newsletter gelockt hat, im Einkaufskorb landete.

6. Mehr bewegt oder weniger?

Ein bisschen mehr. Gute sechs Monate Berlin bewusst ohne Auto heißt eben auch, dauernd zu irgendwelchen Haltestellen gehen zu müssen. Meine Kondition findet es toll, und ich kann ausnahmsweise mal die ganzen Ratschläge aus Rückenratgebern bestätigen, die meinen, zehn Minuten spazierengehen am Tag bringt schon was. Ja, tut es.

Nebenbei: Wenn man fünf Tage die Woche in den dritten Stock Altbau klettert, kommen einem die heimischen zwei Stock Altbau wie ein Katzensprung vor. Ich nehme aber an, dass sich dieser wunderbare Effekt innerhalb von fünf Minuten verflüchtigt, sobald ich wieder in Hamburg arbeite.

7. Der hirnrissigste Plan?

Eine Wochenendbeziehung zu führen zwischen zwei Leuten, die wirklich gerne allein sind – und das jetzt auf einmal wieder merken.

8. Die gefährlichste Unternehmung?

Siehe 7.

9. Der beste Sex?

Siehe 7.

10. Die teuerste Anschaffung?

Kunst von Katia. Nach 20 Jahren ein neuer Fernseher. Und ich will gar nicht die ganzen Zugtickets zusammenrechnen, die ich dieses Jahr verbraten habe. (Die kann ich immerhin absetzen. Was ich in meinem Anfängerhirn immer noch gleichsetze mit: Hat mich dann ja quasi nix gekostet. Little do I know.)

11. Das leckerste Essen?

Mr. Wong mit Franzi und Jens. Auch wenn wir alles in mehreren Schüben gekriegt haben, es keine Banane mehr gab und Jens seine Ente nochmal hergeben musste.

12. Das beeindruckendste Buch?

Hape Kerkelings Ich bin dann mal weg, weil ich gar nicht damit gerechnet hatte, dass es mich so begeistert. Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (immerhin den ersten Band geschafft), weil ich es schön fand, endlich diesen Klassiker schön zu finden. Muriel Barberys Die Eleganz des Igels, weil ich es sofort verschenken musste. Und jede Biografie, die ich gelesen habe, weil jedes Leben etwas Besonderes hat.

13. Der ergreifendste Film?

Tscha. Da ist man in Berlin und hat endlich mal Millionen von OVs direkt vor der Nase – und dann ist man meist abends zu müde, um sich noch aufzuraffen, weil der Weg vom Sony Center nach Hause dann doch ne Ecke länger ist als vom Abaton nach Hause in Hamburg. Auch in die Videothek bin ich seit Monaten nicht mehr gegangen, was sonst immer meine Wochenendbeschäftigung war, weil ich an den Wochenenden lieber mit dem Kerl rumgehangen habe als alleine vorm DVD-Player zu sitzen. Daher hab ich unfassbar wenige Filme gesehen und von denen war auch keiner so ergreifend, dass er mir sofort eingefallen wäre. Nach Durchblättern der Kinokarten sag ich mal No Country for Old Men, nach Durchklicken meines Blogs dazu noch Le scaphandre et le papillon und In Bruges.

14. Die beste CD?

Eugen Onegin von Tschaikowsky. Deswegen.

15. Das schönste Konzert?

Ach, Konzerte, Schmonzerte. Ich geh lieber ein-, zwei-, drei-, viermal in die Oper. (Eigentlich sogar fünfmal.)

16. Die meiste Zeit verbracht mit …?

Gefühlt: Zugfahrt Hamburg-Berlin, Montag, 7.03 Uhr, Gleis 12, Zugfahrt Berlin-Hamburg, Freitag, 18.18 Uhr, Gleis 8.

17. Die schönste Zeit verbracht mit …?

… dem Wissen, endlich mal wieder das Richtige gemacht zu haben.

18. Vorherrschendes Gefühl 2008?

It works! It works! It really f***ing works!

19. 2008 zum ersten Mal getan?

Mich selbständig gemacht. Wochenendpendler gewesen (war nicht so glamorös wie ich dachte). Monatelang in einer fremden Stadt gearbeitet, ohne da wirklich hinzuziehen. Geld von Vater Staat gekriegt. (Gründungszuschuss. Danke, Papa.)

20. 2008 nach langer Zeit wieder getan?

Monatelang ohne Auto gewesen: Flashback in die Jugendzeit, in die ich nie wieder flashbacken wollte.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Um 5.30 Uhr aufstehen, um den 7-Uhr-Zug zu kriegen. Rückenschmerzen nach Schlafzimmeranstrich. Wochenendbeziehung.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Mich selbst davon, nicht an Dingen zu zweifeln, an denen es nichts zu zweifeln gibt.

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Autonomie. Ich mir selber. Geiles Zeug. Ess ich jetzt öfter.

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Zuhören. (Und einen kleinen Roboter.)

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Das bin ich ja von Anke nicht anders gewohnt.“

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Mein Tagessatz ist …“

27. 2008 war mit einem Wort …?

Guuuuuuuut.