Was schön war, Mittwoch, 14. März 2018 – Münchner Allerlei

Ich mogele ein bisschen, ein paar der schönen Dinge waren schon Montag und Dienstag, aber gestern und vorgestern hatte ich so herrlich thematisch saubere Einträge.

Montag war ich wieder laufen. Also laufen wie laufen und nicht wie walken. In den letzten drei Monaten, wenn ich Runtastic glauben darf, war ich kein einziges Mal morgens unterwegs, sondern habe schön ausgeschlafen. Das war anscheinend nötig, Winterschlaf ist bestimmt gesund, und ich habe deswegen auch kein schlechtes Gewissen. Es hat mich aber schon überrascht, dass die Pause so lang war.

Ich ging Sonntag bewusst früh schlafen, weil ich mich endlich wieder fit und motiviert genug fühlte, um um 6 Uhr aufzustehen und mich in enge Klamotten zu werfen. Das ging sogar besser als ich dachte; ich wachte von allein um 5.50 Uhr auf und stand auch sofort auf. Der Sonnenaufgang war für 6.30 Uhr angesagt, daher verzichtete ich auf mein Stirnlämpchen und auch auf die Thermotights; das warme Oberteil zog ich aber noch an, und das war auch alles richtig so. Die erste Runde ging ich noch in der Dämmerung, aber dann war es gefühlt von jetzt auf gleich taghell. Und was noch schöner war: Die erste Runde legte ich teilweise laufend zurück.

Ich bin die weltschlechteste Läuferin, denn ich laufe nicht, sondern ich denke übers Laufen nach. Gerne eine halbe Runde, und dann denke ich darüber nach, wieso ich jetzt nachgedacht habe anstatt einfach zu laufen, und damit bin ich wieder eine halbe Runde beschäftigt und dann bin ich wieder an dem Punkt auf der Runde, an dem ich eigentlich gerne loslaufe, aber ich muss halt wieder darüber nachdenken, ob ich das gerade kann.

Ich schrieb schon einmal darüber, warum Laufen für mich so eine große Sache ist. Die Kurzfassung: Ich bin körperlich eigentlich nicht in der Verfassung, laufen zu können, ich humpele halt eher vor mich hin. Und wenn ich mir vornehme zu laufen, dann muss ich vorher darüber nachdenken: Tut mir gerade nichts weh? Fühle ich mich stark genug vom Rücken her? Bin ich konzentriert genug dafür, Knie und Oberschenkel und Hüfte die Job vom Fuß übernehmen zu lassen, ohne über mich selbst zu stolpern? Bin ich wach genug? Ernsthaft, weil: Wenn ich müde bin, bin ich eben nicht mehr konzentriert genug auf meine Füße bzw. den rechten Fuß, der gerne vergisst, was sein Job ist. Wenn ich abends müde oder morgens noch nicht wach bin, neige ich dazu, nach hinten zu fallen, weil ich vergesse, Gewicht auf den vorderen Fußteil zu legen und so einfach gerade zu stehen. Deswegen halte ich mich morgens gerne an Türrahmen oder Duschstangen fest, um nicht umzufallen, und abends gerne an Wänden oder Menschen. Falls du bei einer Veranstaltung zufällig neben mir stehst und ich dich plötzlich aus heiterem Himmel am Ellenbogen oder an der Schulter anfasse, hau mich bitte nicht gleich, sondern gib mir zwei Sekunden Zeit, um dir zu erklären, dass du mich gerade vorm Umfallen bewahrt hast und dass ich wirklich nichts von dir will, weder sexuell noch deine Handtasche. (Deswegen sitze ich gerne abends. Nicht weil ich fett und faul bin, sondern weil ich ungern umfalle. Aber das nur nebenbei.)

Zurück zum Laufen: Ich habe es mir irgendwie angewöhnt, in mich hineinzuhorchen, ob ich jetzt echt und wirklich laufen will. Und ich habe mich selber ein bisschen im Verdacht, darüber zu lange nachzudenken, weil ich natürlich weiß, dass Laufen anstrengender ist als Walken und Walken mir ja eigentlich total ausreicht, um Bewegung zu kriegen und fit zu bleiben. Andererseits weiß ich auch, wie großartig ich mich fühle, wenn ich popelige 300 Meter laufe anstatt sie zu gehen, weil ich das ja eigentlich gar nicht kann und deswegen fühle ich mich danach wie Superwoman. Deswegen hatte ich mir Montag vorgenommen, sofort beim Betreten der Runde loszulaufen anstatt wieder in meinen üblichen Nachdenkrhythmus zu verfallen. Und genau das habe ich dann auch gemacht – und mich wie Superwoman gefühlt. Auch die nächsten beiden Runden begann ich gnadenlos laufend, weil’s halt ging, und die letzte Runde ging ich dann entspannt. Bis mir einfiel, dass ich ja nicht zum Bummeln hier bin, also sagte ich mir meinen üblichen Motivationssatz WALK LIKE YOU MEAN IT und hetzte nach Hause. Das war toll. Auch toll war, dass es die ganze Zeit ein bisschen nieselte, weswegen nicht so viele Leute unterwegs waren. Und ich habe festgestellt, dass mein Thermooberteil nicht nur wärmt, sondern auch ein bisschen wasserabweisend ist.

Dienstag war dann schön, dass ich abends mal wieder für F. kochen konnte. Ich ließ den puscheligen Mix der Woche auf Spotify laufen, warf Zeug in Pfannen und Schüsseln, schraubte schon mal den Wein auf und stand irgendwann mitten in meiner Küche mit dem Glas in der Hand, bei gedämpftem Licht, mit Musik im Ohr und Duft in der Nase und dachte: Das ist schön so.

Und geschmeckt hat’s auch.

F. und ich unterhielten uns gestern über Stephen Hawking, den mein Superfreund sogar mal getroffen hat. F. erklärte mir, dass der Begriff „Quarks“ von James Joyce stammte, aus Finnegans Wake nämlich. Die Inspirationsquelle kann ich sehr nachvollziehen; ich denke bei jedem dritten Satz im Ulysses: Oh, diese zwei bis fünf Wörter wären ein schöner Bandname.

Und dann kaufte ich beim Café nebenan neue Kaffeebohnen (Espressobohnen hab ich noch), und als ich nach Hause kam, lag eine weitere Packung Kaffeebohnen im Briefkasten, die mir Arnulf netterweise hat zukommen lassen, und dann klingelte noch ein Kurier mit Kaffeebohnen, die mir ein Kunde schickte.

Ich lade dann jetzt mal halb München zum Kaffeeklatsch ein. Bring your own Thermoskanne, bitte, ich habe nur eine!