Ein total knappes Dankeschön …

… an Gudrun, die mich mit Petra Terhoevens Die Rote Armee Fraktion: Eine Geschichte terroristischer Gewalt überraschte. Auf das, ich deutete es in der Ãœberschrift an, recht kurze Buch mit nur 128 Seiten machte mich eine Rezension in der FAZ aufmerksam (hier bei buecher.de, falls der FAZ-Artikel irgendwann ins Archiv rutscht):

„Wie in der Reihe Wissen des C.H.Beck-Verlags üblich, handelt es sich um einen pointierten Essay ohne wissenschaftlichen Apparat, der den Stand der Forschung souverän auswertet und prägnant darstellt. Terhoeven erzählt nicht zum wiederholten Male die Geschichte der Attentate und der entsprechenden staatlichen Reaktionen nach, sondern bietet eine systematische Einordnung von Vorgeschichte und Entwicklung der RAF. […]

Terhoeven schließt ihre Darstellung nicht mit der Selbstauflösungserklärung der RAF von l998, sondern skizziert abschließend das deutsche Ringen um die Deutung des RAF-Terrors bis zur Gegenwart. Diese Auseinandersetzungen hatten einerseits einen juristischen Hintergrund, ging es doch immer auch um – zum Teil bis heute nicht abgeschlossene – strafrechtliche Ermittlungen und eine mögliche Begnadigung verurteilter RAF-Terroristen. Fast ebenso bedeutsam waren und sind Kontroversen um Geschichtsbilder, die nicht nur auf dem Buchmarkt und in der publizistischen Öffentlichkeit ausgetragen wurden, sondern auch um Filmprojekte, literarische Werke oder künstlerische Zugänge.“

Auch hsozkult schien angetan vom schmalen Bändchen:

„Terhoeven nimmt den Leser daraufhin auf einen Sprint durch die Geschichte der RAF mit, jedoch – und hier endet das Paradoxe ihres erneuten Anlaufes – nicht als eine weitere Nacherzählung, sondern mit dem Anspruch, die RAF in ihren historischen Zusammenhängen zu verstehen. Motiviert ist sie vor allem dadurch, dass vieles, was gerade jubiläumsbedingt über die Wenigen geschrieben wurde, historische Tiefenschärfe vermissen lasse. […]

Terhoevens Überblicksband beeindruckt immer wieder dadurch, mit welcher Präzision die Autorin den Leser auf lediglich 124 Seiten durch die fast drei Jahrzehnte umspannende Geschichte der Roten Armee Fraktion führt, ohne je die historischen Tiefendimensionen und Dynamiken der RAF und ihrer Gewalt aus den Augen zu verlieren. Klar und thesengeleitet leuchtet sie nicht nur die verschiedenen Facetten und Verzweigungen des Themenkomplexes aus, sie dekonstruiert auch die gängigsten Mythen der RAF, kritisiert den oftmals bedenklichen künstlerischen und popkulturellen Umgang mit ihrer Geschichte genauso wie die unerhörte Praxis deutscher Geheimdienste, eine Erforschung ihrer eigenen Rolle nach wie vor zu verunmöglichen. Darüber hinaus thematisiert Terhoeven das Ignorieren und Instrumentalisieren der Opfer der RAF und ihrer Angehörigen von staatlicher und parteipolitischer Seite, wie sie ebenfalls die kaltschnäuzige Blindheit weiter Teile der zeitgenössischen radikalen Linken für deren Leid anspricht. Dabei wird passend wie präzise betont, dass eine Geschichte der Opfer der RAF „eine Geschichte vielfacher, sich überlagernder Instrumentalisierungen“ (S. 108) sein dürfte. Die sei dann keine Alternative zu bisher täterzentrierten Erzählungen. Vielmehr gelte es, die Geschichte der Opfer „in die bekannte Geschichte des Terrorismus zu integrieren, um sie selbst dadurch zu verändern“ (S. 109).“

Über die RAF habe ich bereits einiges gelesen, schlicht aus persönlichem Interesse, aber gerade jetzt, wo ich mich in der Diss mit der NS-Zeit und der jungen Bundesrepublik befasse, denke ich auch über die sogenannten 68er ausführlicher nach. Daher bin ich sehr gespannt darauf, wie man dieses für mich so ausufernde Thema auf so wenig Platz anscheinend hervorragend aufarbeiten kann. Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut.