Tagebuch, Montag, 14. Mai 2018 – Dinge geregelt kriegen
TOP 1: zum Prüfungsamt radeln und endlich mein Masterzeugnis im Original vorlegen. Für meine Immatrikulation als Doktorandin reichte das vorläufige Zeugnis und ich musste versprechen, das Original nochmal vorzulegen, sobald es mir ausgehändigt wurde. Das habe ich natürlich total vergessen (ich war ja immatrikuliert, nach mir die Sintflut), bis letzte Woche eine freundliche Mail kam, die mich darauf hinwies, dass ich dem Amt noch was schuldig wäre (es muss was Lebendiges in den Deich). Also hingeradelt, ohne Wartezeit eingetreten, Original vorgelegt, drei mitgebrachte Kopien abgestempelt bekommen, alles da. Neben der Prüfungsamtsdame saß übrigens eine Auszubildende (?), der erklärt wurde, was hier gerade passiert. Jetzt weiß ich, dass es anscheinend Leute gibt, die per Farbkopierer Masterzeugnisse fälschen. Ich gucke ja lieber Serien, aber das klingt auch wie ein interessanter Zeitvertreib.
TOP 2: dem Lieblingshörsaal Hallo sagen. Wenn ich im Hauptgebäude in der Nähe bin, gucke ich da immer sehnsuchtsvoll rein. Ich vermisse dich, klimatisierte und optimal verdunkelbare Holzkiste mit guter Akustik und bequemen Sitzen! Team B 201 forever! Let’s get tattoos together!
TOP 3: zur Stabi radeln und ein Buch abgeben. Eigentlich kein Ding, aber wenn vor einem in der Schlange ein Mädel mit zwei Büchertaschen steht, dauert es eben doch ein bisschen. Vor allem, wenn die Hälfte der Bücher auf die Karte ihrer Schwester ausgeliehen war und sie ein paar davon jetzt auf ihre eigene und überhaupt. Ging aber alles, ich gab mein lausiges Einzelbuch ab und radelte wieder nach Hause.
TOP 4: Wäsche waschen, Teil 2. Meine Samstagswäsche war trocken, nun kam das ganze Bettzeug dran.
TOP 5: Erdbeeren mit Vanillejogurt essen. Bester Tagesordnungspunkt ever!
TOP 6: Masterchef Australia gucken. Zweitbester Tagesordnungspunkt ever! Und dank der Zeitverschiebung nach Australien schon ab ungefähr 14 Uhr in diesem Interweb möglich!
TOP 7: Mails schreiben.
– an die Unibibliothek Münster, die die gleiche Grafikmappe von Protzen im Bestand hat, die ich mir Freitag im ZI angeschaut hatte. Bei uns fehlt allerdings ein nummeriertes Blatt – nach der 2 kommt die 4 –, aber die Gesamtzahl von 20 Blättern ist korrekt, denn nach der 20 kommt noch eine unnummerierte Seite. Da es diese Mappe anscheinend nur in diesen zwei Bibliotheken gibt und die Uni Münster das Ding als RaRa-Bestand nicht als Fernleihe rausrückt, fragte ich per Mail nach, ob ihre Mappe genauso aufgebaut ist wie unsere und wenn nicht, ob ich Blatt 3 bitte als Digitalisat oder Kopie kriegen könnte. Die Bibliothek antwortete nur kurze Zeit später, dass sie die Mail an die Abteilung Historische Bestände weitergeleitet habe, und von dort meldete sich ebenfalls nur kurze Zeit später jemand, der mir sagte, dass die dortige Mappe ein Blatt 3 habe. Da Protzen aber erst 1956 verstorben und sein Werk damit noch nicht gemeinfrei ist, darf das Digitalisat nicht ins Netz gestellt werden, sondern ich muss gegen eine kleine Gebühr einen Scan bestellen, den ich dann per Mail kriege. Hin- und hergerissen gewesen zwischen Freude über die schnelle Erledigung und die tollen Möglichkeiten der Digitalisierung und Ärger über das beknackte Urheberrecht und seine bescheuerten 70 Jahre Schutzfrist.
– an das Kunstarchiv Nürnberg, wo ich Donnerstag wieder sitzen und im Nachlass von Herrn Protzen rumwühlen werde. Dafür müsste mir der Nachlass aber ausgehoben werden und darum bat ich in der Mail.
– an das Lenbachhaus, in dessen nicht-öffentlicher Bibliothek sich anscheinend das letzte Exemplar eines Katalogs zu einer Ausstellung von Protzen und seiner Frau Henny Protzen-Kundmüller von 1976 befindet. Der Nachlass der beiden, den ich gerade in Nürnberg bearbeite, wurde von Protzen-Kundmüller sowohl dem Lenbachhaus als auch der Bayerischen Staatsgemäldesammlung überlassen mit der Auflage, eine Gedächtnisausstellung auszurichten. Die haben beide nicht mehr miterlebt – Protzen starb 1956, Protzen-Kundmüller 1967 – und sie war vermutlich nicht exorbitant groß, denn der Katalog umfasst gerade 16 Seiten. Aber auch die will ich natürlich sehen. Und ich hoffe insgeheim, dass vielleicht doch ein paar Unterlagen noch im Lenbachhaus oder bei der Staatsgemäldesammlung rumliegen, die ich in Nürnberg schmerzlich vermisse.
– nochmal an das Lenbachhaus, aber an eine andere Ansprechpartnerin. Dieses Mal geht es mir um die Bestände von Protzen im Haus, von denen ich gerne eine Liste hätte. Ein Anfang war natürlich die Datenbank Gemälde in Museen – Deutschland, Österreich, Schweiz Online, bei der ich generell nachschauen kann, welches Bild sich wo befindet, aber die einzelnen Häuser verzeichnen gerne noch für mich relevante Infos wie Zugangsdatum, Ankaufspreis oder ähnliches.
– nochmal die gleiche Mail, aber dieses Mal an die Pinakotheken, die über 100 Bilder von Protzen im Depot haben. Und eins in der Ausstellung. (Theoretisch. Ich weiß gerade selbst nicht, ob es derzeit im Saal 13 hängt oder für die Klee-Ausstellung weichen musste. Oh, die könnte ich mir auch allmählich mal anschauen. TOP für heute!) Die Liste hätte ich gerne, weil mir die Online-Sammlung, so praktisch sie für den ersten Eindruck ist, nicht weiterhilft wegen der bereits bemängelten Bildrechte. Ich brauche Abbildungen!
– ans Bundesarchiv in Berlin, um die Unterlagen der Reichskammer der bildenden Künste einzusehen und zu überprüfen, ob Protzen wirklich kein Mitglied der NSDAP war, wie er es im Spruchkammerbogen angegeben hatte, der netterweise im Nachlass liegt. Ich frage nicht nach, warum er da liegt und nicht in einem Archiv, sondern freue mich über einen Weg weniger.
(Ach, wo ich gerade nach „Spruchkammerbogen“ gegoogelt habe, weil ich mir plötzlich bei der Bezeichnung unsicher war: hier ist der Bogen von Oskar Schindler aus Regensburg.)
TOP 8: Zeitung lesen, Ulysses lesen.
TOP 9: Käsebrot, Gin Tonic.
TOP 10: den Abend mit F. verbringen. Gemeinsam einschlafen.
Alles abgearbeitet!