Nachtrag: Tagebuch Mittwoch, 26. September 2018 – Bye-bye, Studibutze
Vormittags ging ich ein weiteres Mal durch die alte Wohnung und guckte, ob ich auch nichts vergessen hatte. Ich meinte nicht und nahm den letzten Teil des Abschieds vor: den Umzug meines Kellerinhalts. Dort fand ich noch eine Kiste T-Shirts, von denen ich dachte, ich hätte sie schon längst in die Altkleidersammlung getan. Hatte ich anscheinend nicht. (To do: wegbringen. Oder noch drei Jahre im neuen Keller liegen lassen und dann einfach wegschmeißen.)
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In der neuen Wohnung stand dann das Arbeitszimmer an. Die Möbel hatten die Umzugshelferlein schon dorthin getragen, wo sie sein sollten. Nun räumte ich Büromaterial aus Kisten aus und in meinen Container wieder ein, ordnete Aktenordner nach Datum, stellte meine aktuellen „Jobs“- und „Diss“-Ordner in meine Nähe und begann, das kleine Kallax mit Kunstbüchern zu füllen. Bisher hatten alle meine Bücher in den sechs Billys gestanden; nun wollte ich aber die Kunstbücher im Arbeitszimmer haben, denn die Diss ist Arbeit. Ein Teil der Bücher lag in den Kisten hier im Arbeitszimmer, die anderen vermutlich in den Kisten in der Bibliothek. (Ich habe hier kein Wohnzimmer, ich habe hier eine Bibliothek. Ja genau.)
Im Arbeitszimmer steht außerdem mein altes Schlafsofa gegenüber vom Schreibtisch. Vom Schreibtisch aus gucke ich nach rechts in den Innenhof bzw. auf lauter grüne Balkons und ansonsten auf meine leere dunkelblaue Wand, was ich sehr beruhigend finde. Davor knallt das weiße Sofa natürlich richtig. Es hat sich schon in den ersten Tagen in dieser Wohnung eingebürgert, dass ich meinen Morgenkaffee genau dort trinke. Nicht wie sonst mit dem Rechner auf dem Schoß auf dem Sofa, das nun in der Bibliothek steht, sondern höchstens mit dem Handy, meist nicht mal damit, nur mit meinem Kaffee auf dem Schlafsofa. Das ist übrigens das hier, und obwohl ich es eher unbequem finde, kann ich mich nicht von ihm trennen, weil es so hübsch ist! Das tragen mir arme Menschen seit 1999 von Wohnung zu Wohnung. Auf ihm gucke ich frisch geduscht und halbwegs wach einfach über den Balkon in den Innenhof bzw. darüber hinaus und bin selbst erstaunt darüber, wie schön und entspannend das ist.
Nach links gucke ich vom Schreibtisch übrigens auf Luise, und das ist ebenfalls schön und entspannend. Das Arbeitszimmer ist genau so geworden, wie ich es erhofft habe, und das freut mich sehr. (To do: Lampen aussuchen. Lampen andübeln. Oder demnächst bei Kerzenlicht arbeiten.)
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Nachmittags war dann Wohnungsübergabe. Die Verwaltung hatte das vereinfacht: Anstatt zuerst mit mir durch das Übergabeprotokoll zu gehen und dann nochmal mit dem Nachmieter, waren wir einfach alle gleichzeitig vor Ort. Das ging auch problemlos, aber ich merkte, dass mein Kloß im Hals immer dicker wurde. Total beknackt, ich habe ja jetzt eine viel tollere Wohnung! Aber ich hing wohl doch mehr an der Studibutze auf Zeit, dem Zweitwohnsitz, dem Provisorium, der Übergangswohnung, als ich dachte.
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Abends briet ich mir Frikadellen, weil comfort food. Mein Metzger wolft Hackfleisch frisch durch, da liegt keine Wanne stundenlang in der Theke. Vermutlich schmeckt’s auch deshalb so gut. Bye-bye, Wohnung, ein Klops auf dich! Du warst sehr gut zu mir.
Und jetzt fangen wir ein neues Kapitel an. Keine Übergangswohnung mehr oder irgendeine, in die ich rein muss, weil ich sonst noch Monate auf dem Sofa des ehemaligen Mitbewohners hätte zubringen müssen, sondern eine, die ich mir ausgesucht habe, weil es ging. Eine, in die wieder alle meine Habseligkeiten reinpassen. Eine, in der ich wieder mehr als Texterin wohne denn als Studentin. Eine, in der ich noch eine Weile in Ruhe älter werden möchte.