Was schön war, Samstag bis Montag, 29. bis 31. Dezember 2018 – Rumkochen

Ein Weihnachtsgeschenk für F. war ein Buch gewesen, ein zweites ein Gutschein für ein gemeinsames Silvestermenü, stilecht auf einer Postkarte, auf der das Schlaraffenland von Bruegel abgebildet war; für diese Karte war ich extra noch in die Alte Pinakothek gefahren, um sie dort im Shop zu kaufen. Ich hatte vier Gänge geplant und begann bereits Samstag damit, die ersten Gänge vorzubereiten, Fleisch vorzubestellen und Dinge einzukaufen.

Samstag fertigte ich den Nachtisch an, den ich auch als Rezept verbloggen werde, denn er ist so schmackhaft, dass ich mich seit drei Tagen von ihm ernähre (bei Desserts mache ich selbstverständlich keine Mengen für zwei, sondern für zehn Personen, ist klar). Generell stand bei mir der Tag im Zeichen des Nachdenkens über Essen, was sich dann am Sonntag in meinem traditionellen Futterrückblick niederschlug.

Sonntag bereitete ich die Suppe vor, die es als zweite Hauptspeise geben sollte, und lungerte ansonsten den ganzen Tag rum, las und guckte Serien in Masse weg.

Und gestern war dann der große Tag. Ich stand mit Ladenöffnung um 9 am Kaufhof am Marienplatz, der eine meiner Meinung nach ordentliche Nahrungs- und Genussmittelabteilung hat. Dort kaufte ich Jakobsmuscheln und die noch fehlenden Kräuter. Außerdem entdeckte ich eine kleine Flasche Roséchampagner und damit war auch der Aperitif klar. Dann ging ich zum Metzger und holte das vorbestellte Fleisch ab. Ich war sowohl über Menge (sehr wenig) als auch Preis (noch weniger) erstaunt, weswegen ich die Menge erhöhte und mich zu meinem Entschluss beglückwünschte, ab 2019 nur noch bio einzukaufen, wenn es um Fleisch und Aufschnitt geht; letzteren will ich eh einschränken. Auf Pastrami werde ich niemals verzichten, und die wird vermutlich auch nicht bio sein können hier in der Gegend (aber hey, koscher!), aber bei Salami kriege ich das wohl hin. Mehr Aufschnitt esse ich eh nicht. Okay, Speck für die Carbonara. Auch das geht bio, sage ich mal so frohgemut.

Damit hatte ich alles erledigt, was noch zu erledigen war. Die beiden letzten Nächte hatte ich sehr schlecht geschlafen, weil mein Hirn meinte, mir morgens um vier mitteilen zu müssen, BLOSS NICHT DEN KORIANDER ZU VERGESSEN, der Nervklumpen. Ich konnte ihm zwar tausendmal sagen: ICH HABE EINEN RIESIGEN EINKAUFSZETTEL, aber das war ihm egal.

Erster Tagesordnungspunkt: die Chips zur Suppe herstellen. Dazu hobelte ich Topinamburen hauchdünn und fritterte sie. Falls sie nicht knusprig geworden wären, hätte ich sie im Ofen noch nachtrocknen lassen. Genau deswegen begann ich nicht mit dem Schmorbraten, der stundenlang den Ofen belegen würde. Die Chips waren aber nett zu mir und knusperten direkt nach dem Frittieren lecker rum, so dass ich sie in eine luftdichte Dose füllte und mich an den Braten machte.

Fleisch anbraten, Gemüse anrösten, ne Runde Rotwein, ne Runde Portwein, Fleisch wieder dazu, ab in den Ofen und nach drei Stunden mal wieder reingucken. Währendessen Serviettenknödel machen: Brot fein schneiden, Kräuter hacken, Schalotten andünsten, Butter und Eier dazu, den Fluff in Frischhaltefolie und dann in Alufolie wickeln und warten, bis in meinem riesigen Topf das Wasser heiß genug geworden ist, um die Knödel hineinzulegen.

Dann deckte ich den Tisch, polierte die Gläser nochmal nach, las „Krieg und Frieden“ durch, solange die Sauce zum Braten eindickte, erledigte die letzten möglichen Handgriffe für die Vorspeise, denn die war superfrisch, hatte noch Zeit für eine Serienfolge und Frischmachen, und dann stand schon F. vor der Tür. Das hatte alles doch länger gedauert als gedacht, weil ich nur neue Rezepte benutzte und deswegen die Handgriffe noch nicht so draufhatte. Außerdem ist meine Küche auch nach drei Monaten noch nicht so vertraut, dass ich nicht des Öfteren den falschen Schrank öffne, um einen Topf zu finden oder ein bestimmtes Kochutensil. Ich finde meinen Zestenreißer nicht mehr. Und, wie ich beim Schreiben der Menükarte für F. feststellte, auch mein Tintenfässchen ist irgendwie weg. Oder es läuft seit Monaten irgendwo aus. Das merke ich dann vermutlich beim Auszug.

Erstmal Stöffchen. Ich liebe Roséchampagner, Marke ist wurscht, Hauptsache rosé, Hauptsache Schampus. Legt mir davon eine Flasche mit in den Sarg, wenn es dereinst soweit ist.

Die erste Vorspeise hatte ich mir von Arthurs Tochters Weihnachtsmenü geliehen: Ceviche von der Jakobsmuschel mit Avocado und Grapefruit. Die Muschel wird durch die Säure im Saft „gekocht“, weswegen ich das erst anrichtete, als der Gast schon da war. Schmeckte herrlich, gerne wieder.

Die zweite Vorspeise kommt aus einem tollen Kochbuch, der Winterkochschule von Richard Rauch und der Frau Esskultur. Das sollte eigentlich ein Schaumsüppchen aus Topinambur werden, aber ich fand das auch ohne Aufschäumen sehr gut, herzhaft, trotzdem fein, ausgewogen, und an den Chips dazu mit dem extra angefertigten Würzsalz werde ich heute noch knabbern.

Der Hauptgang kam wieder von Arthurs Tochter und war ebenfalls toll, wie überhaupt alles toll war, ich war sehr zufrieden mit den Rezepten und meiner Umsetzung. Es gab quasi Wirtshauskost, aber ich wollte mal einen etwas preiswerteten Schnitt vom Rind haben und nicht immer die Filets oder ähnliches. Also: Ochsenbäckchen mit Serviettenknödeln.

Vor dem Nachtisch tischte ich vier Käsesorten auf, damit der gute Rotwein nicht so alleine war. F. hatte eine schöne Flasche aus Australien dabei, die ihm ein Freund mal geschenkt hatte. Der Spinifex La Maline (2010) beschäftigte uns über eine Stunde, so sehr wollten wir ihn genießen. Zur Jakobsmuschel und der Suppe gab’s einen Turonia Albariño (2017), den wir schon mal im Podcast getrunken hatten und der uns beiden sehr gut schmeckt.

Auf das Dessert müsst ihr noch etwas warten, jedenfalls auf das Bild davon. Das hatte ich gestern vormittag schon mal hübsch angerichtet und bei halbwegs okayem Tageslicht fotografiert. Gestern abend nach Champagner, Rot- und Weißwein war ich ästhetisch nicht mehr ganz beisammen, weswegen ich mir und euch ein Foto erspare. Aber das Wasser müsste euch trotzdem im Mund zusammenlaufen, denn es gab Nougatparfait mit Gewürzmandarinen. Noch ein Rezept aus dem Winterkochbuch und seit gestern (okay, vorgestern, ich musste ja Sonntag schon kosten, ob es was geworden war, ist klar) ganz weit oben auf meiner Lieblingsdessertliste.

Für den Jahreswechsel öffnete ich meine allerallerletzte Flasche Le 7; langjährige Mitleser*innen wissen, was das bedeutet. Das Ende einer Ära. Wir stießen auf meinem neuen Balkon an, bestaunten die doch gute Aussicht, prosteten Menschen auf den Nachbarbalkonen zu und ich freute mich über die herzförmige Wunderkerze von F.

Euch allen ein gutes neues Jahr. Möge es voller Glück, Gesundheit, Erfolgen und gutem Essen sein.