The Upside of Anger
Melancholisches und doch hoffnungsvolles Familiendrama. Terry (Joan Allen), Mutter von vier Töchtern, wird aus heiterem Himmel vom ihrem Ehemann verlassen. Sie beginnt zu trinken, die Beziehung zu ihren Kindern wird immer schwieriger, und außerdem ist da noch Denny (Kevin Costner), der mit ihrem Mann geschäftlich verbunden war und nun plötzlich immer mehr in ihr Leben tritt.
Der Film beginnt mit einer Beerdigung, was mich etwas genervt hat, denn wann immer im Laufe des Films es irgendeinem Charakter mal für fünf Sekunden nicht gut ging, habe ich denjenigen schon unter der Erde gesehen. Ohne den Kniff zu Beginn wären viele der kleinen Handlungshöhepunkte sicherlich nicht ganz so schwerwiegend gewesen. The Upside of Anger (An deiner Schulter) bemüht sich, eine komplizierte Familiensituation so zu erzählen, wie sie eben ist: kompliziert. Darüber hinaus spart er aber auch nicht an der Komik, die sich aus Tragik fast immer ergibt. Teilweise sind die Dialoge schmerzhaft, weil wahr, und teilweise sind sie grotesk und damit nicht weniger wahr.
Ich liebe Joan Allen und genieße jede Sekunde, die man sie auf der Leinwand sehen kann. Kevin Costner zeigt hier mal wieder, dass er durchaus weiß, was er tut; er ist liebevoll, ernsthaft, nervig und naiv und damit ein wunderbarer Gegenpart zur traurigen, widerlichen, anstrengenden, herzzerreißenden Allen. Auch die individuellen Biografien der Töchter spannen den Bogen von unaufgeregt zu lebenswichtig; sie werden von Erika Christensen, Keri Russell, Evan Rachel Wood und Alicia Witt überzeugend verkörpert. Ich konnte mich allerdings trotzdem bis zum Schluss nicht wirklich entscheiden, ob ich den Film nun mochte oder nicht. Die große Wendung zum Finale kam mir sehr an den Haaren herbeigezogen vor und hat damit die vorsichtige Exposition über zwei Stunden zunichte gemacht. Trotzdem habe ich so ziemlich jede Figur liebgewonnen, weil sie eben nicht ganz so schablonenhaft waren und klangen und agierten, sondern schon sehr den Geschichten ähnelten, die man sich im wahren Leben erzählt, von Freunden und Verwandten, Eltern und Geschwistern. Aber im Endeffekt blieb nicht viel übrig, was ich aus The Upside of Anger mitnehmen konnte. Außer vielleicht dem Gefühl, einem bisher unbekannten Nachbarn ein bisschen ins Fenster geguckt und an seinem Leben kurz teilgenommen zu haben.