Babel

„Hm.“ Mein prägendes Gefühl den ganzen Film lang: „Hm.“ Zum Schluss wurde daraus: „Prätentiose Langeweile.“ Immerhin habe ich ein paar Botschaften in Babel gefunden, die holzhammermäßig subtil rüberkamen: Waffen sind böse. Die Welt ist ein Dorf/Six degrees of separation. Eltern, seid nett zu euren Kindern. Illegale Einwanderer, übt immer Treu und Redlichkeit. Amerikaner, nicht alles, was schießt, ist ein Terrorist. Eheleute, redet miteinander. Überhaupt: Redet miteinander. Und noch ein paar weitere Nullnummern, für die ich mir eigentlich keine zweieinhalb Stunden lang den Hintern taub sitzen will.

Gerade das „Redet miteinander“ soll ja wohl das Hauptmotiv sein, sonst hätte der Film vielleicht Hühnerschlachten für Wohlstandskids gehießen oder Sex ist nicht Liebe oder was für wichtige Anliegen Regisseur Iñárritu sonst noch so auf der Seele liegen. Die Verständnislosigkeit unter den Menschen kommt auch szenenweise sehr hübsch rüber – zum Beispiel als die taubstumme Chieko in eine Großraumdisco kommt und mal eben für uns Hörende zack! der Ton wegbleibt oder sie eben Zettel schreiben muss, um sich zu verständigen –, aber meist hat man bei Babel eher das Gefühl, dass die Kommunizierenden nicht unfähig sind zum Reden, sondern schlicht unwillig. Wie die marokkanischen Polizisten, die stattdessen lieber schießen, oder die amerikanischen Grenzer, die gar keine Lust haben, sich dem spanischen Redeschwall der Autofahrer auszusetzen, die sie aus dem Verkehr holen.

Es gibt ein bisschen Lokalkolorit aus Marokko, Mexiko und Japan, es gibt zugegebenermaßen ziemlich viele talentierte Darsteller, aber es gibt eben auch dutzende von Szenen, bei denen ich nur gedacht habe: JA UND? Babel verströmt mit jeder Einstellung hohen Anspruch, viel Hirnschmalz und wichtige Inhalte. Aber was leider fehlt, ist ein bisschen Herzblut, das ich persönlich nur bei der Geschichte mit der mexikanischen Nanny gespürt habe. Der Rest der Bande war mir völlig egal. Und dementsprechend auch der Rest des Films.