Was schön war, Montag, 15. August 2016
Ich habe erstmals Feedback auf kunsthistorische Texte bekommen, die ich nicht für die Uni geschrieben habe. Also Feedback im Sinne von Lektoratskorrekturen sowie einem abschließenden Urteil von derjenigen, der ich den Auftrag zu verdanken habe.
Die Korrekturen waren für mich spannend, weil sie offensichtlich von jemandem kamen, der sich mit dem betreffenden Feld der Kunstgeschichte gut auskennt; sie haben meinen Text deutlich besser gemacht. Auf 36 Seiten habe ich bis auf eine einzige Korrektur alles abgenickt. Ich mag es, wenn man sieht, was aus den eigenen Worten werden kann, wenn noch jemand anders drübergeht, und so viel professionelle Distanz muss sein, dass man jemandem vertraut, der einem sagt, nee, Hase, lass uns diesen Satz mal komplett umbauen, denn meisten hat derjenige recht, während man selbst vor lauter Worten den Punkt am Ende des Textes nicht mehr sieht. Schmerzhaft grinsen musste ich darüber, dass ein Werk laut meinen Worten „Potenz“ statt „Potenzial“ hat, irgendwas zu werden, was natürlich geändert wurde.
Auch aus diesem Grund – alberne Wortfindungsstörungen – lasse ich meine Uni-Arbeiten gegenlesen. Nur im Blog müsst ihr mit der ungefilterten Anke leben, aber das scheint auch ganz okay zu sein, schließlich kriege ich Bücher und Schnaps von euch.
Das abschließende, sehr gute Feedback per Mail hat mich dann mit freudig roten Bäckchen vor dem Rechner sitzen lassen. Ich habe etwas länger darüber nachgedacht, warum mich dieses Lob so gefreut hat, denn dass ich anscheinend einen guten Job mache, durfte ich schon öfter hören. Es fiel mir erst Stunden später ein: weil es das erste Lob war, das mein altes mit meinem neuen Leben verbindet. Dass ich ein disziplinierter Textprofi bin, der für Geld mit Deadlines und Korrekturanforderungen klarkommt – geschenkt. Aber dass ich inzwischen auch fachlich korrekte und gut lesbare kunsthistorische Texte abliefern kann, die nicht nur meine Dozierenden freundlich abnicken – das war neu.