Rachel Getting Married
Anne Hathaway spielt Kym, eine Alkoholikerin, die sich ein paar Tage von der Rehaklinik „freinimmt“, um zur Hochzeit ihrer Schwester Rachel zu fahren. Vater und Stiefmutter holen sie ab, und bereits auf der Autofahrt, in den ersten drei Minuten des Films, wird klar, wie anstrengend Rachel Getting Married (Rachels Hochzeit) wird. Denn Kym befindet sich noch so richtig schön in der Therapiephase, bezieht alles auf sich, nimmt alles persönlich, braucht jeden Fetzen Aufmerksamkeit, den die Familie ihr geben kann – und reißt auch die wenigen Momente an sich, in denen sie nicht im Mittelpunkt stehen müsste. Dabei ist sie selbst so einfühlsam wie ein Bulldozer und merkt es nicht einmal.
Rachel Getting Married zeigt, wie sehr eine Krankheit wie Alkoholismus auf einer Familie lasten kann, wie lange es dauert, bis Verletzungen verheilen und wie einfach man sich gegenseitig neue zufügen kann. Komischerweise ist der Film trotz alledem und trotz aller Szenen, in denen man fremdschämend vorspulen möchte, keiner, der einem den Abend verdirbt. Ganz im Gegenteil. Denn er zeigt gleichzeitig, dass das Leben weitergeht, dass sich nicht alles um die Krankheit drehen muss, dass es genügend gute Momente gibt, mit denen man die schlechten übersteht.
Rachel Getting Married nimmt uns nur wenige Tage mit in die Familie von Rachel und Kym, erzählt aber über viel, viel mehr. Eine schreckliche Vergangenheit wird in einigen Szenen drastisch wieder Gegenwart, obwohl diese sich doch mit einer Hochzeit, vielen Freunden und ständig probenden Musikern beschäftigen sollte. Beides zusammen ergibt einen eindringlichen und seltsam unwiderstehlichen Film, der, wie gesagt, verdammt anstrengend ist, aber gleichzeitig sehr befreiend.