The Reader
The Reader (Der Vorleser) erzählt die Geschichte von Michael Berg (David Kross/Ralph Fiennes), der als Jugendlicher in den 50er Jahren seine erste Beziehung hat – mit Hanna Schmitz (Kate Winslet), die einige Jahre älter ist als er. Sie entpuppt sich im Laufe des Films, weit nach Ende der Beziehung, als eine KZ-Aufseherin – und mehr will ich schon gar nicht mehr verraten.
Ich kann mich an die Buchvorlage überhaupt nicht erinnern, außer dass mir ihr recht schlichter Stil sehr gefallen hat. So fühlt sich auch der Film an: Die Geschichte entfaltet sich ohne große Sperenzchen, fast ein bisschen spröde und kühl, vor den Augen des Zuschauers; Zeitsprünge zwischen dem erwachsenen und dem jungen Michael machen einen Reiz des Films aus und verdeutlichen eines der angererissenen Thema: Zeit. Wie sie vergeht, was sie mit einem macht, wie sie uns verändert. Oder auch nicht.
Was mir an The Reader am besten gefallen hat, war, dass er der Versuchung widerstanden hat, etwas oder jemanden erklären zu wollen, genauer gesagt, Hannas Taten oder ihre Person. Sie ist einfach da, mit all ihrem fürchterlichen Ballast, aber auch mit ihrer Zärtlichkeit, ihrer Stärke und ihrem Stolz. Kate Winslet hat es geschafft, dieser zerrissenen, aber gleichzeitig absolut stimmigen Figur Konturen zu geben, hat sie auf wenige Charakterzüge reduziert und lässt sie dadurch strahlen. Man kann dem Film vielleicht vorwerfen, ein Monster zu menschlich gemacht zu haben. Aber genau das fand ich an The Reader so faszinierend: dass das Monster eben menschlich ist.