Ich bin Deutschland (und Papst sowieso)
Seit ein paar Tagen wird herzhaft über die Imagekampagne für Deutschland hergezogen. Vor allem bei Spreeblick versammeln sich die Claqueure, die erstmal alles doof finden, ohne großartig begründen zu können, warum sie es doof finden. Johnny selbst bringt in den Kommentaren folgendes Argument:
Ich polemisiere, weil mir diese „Image-Kampagnen“ auf die Nerven gehen. Ein Land ist kein Produkt, dass man bewerben und verkaufen kann oder das durch Kampagnen zu einem visionsreicheren wird. Ich weiß nicht, was das soll.
Gute Musik, gute Getränke und nette Menschen sorgen für gute Stimmung, nicht der Name der Bar.
Kann man so sehen. Ich bin allerdings nicht ganz seiner Meinung. Ich glaube schon, dass ein neuer Name einer Bar auch neuen Schwung verleihen kann. Und daher glaube ich auch, dass eine gute Kampagne einem Land ein neues, verändertes Selbstbild verpassen kann.
Sicherlich ist es etwas anderes, einen Turnschuh zu bewerben als ein Land, ein Auto statt eines Regierungsstils. Aber die Mittel sind die gleichen, und ich behaupte, auch das Resultat kann das gleiche sein. Erfolgreiche Werbung sorgt dafür, dass a) das Produkt gekauft wird, aber vor allem, dass b) es auf einmal mehr als nur das schnöde Produkt ist. Es ist nicht mehr nur ein Turnschuh, der gekauft wird, sondern ein Lebensstil, es ist nicht mehr nur ein Auto, sondern eine Selbstverwirklichung.
Ich erinnere an den Wahlkampf von Bill Clinton, der natürlich ein anderes politisches Programm hatte als sein Herausforderer, der aber doch eher deswegen gewonnen hat, weil sein Bild in der Öffentlichkeit jünger, frischer, neuer rüberkam als das seines Gegners. Die Inhalte seines Programms waren die Basis, auf der er argumentiert hat – sozusagen der theoretische Unterbau, das Produkt, das er verkaufen wollte. Was dieses Produkt aber im Endeffekt verkauft hat, war sein Image. Das Image des jungen Gouverneurs mit der untypischen Frau an seiner Seite, die ungern Kekse bäckt und dafür eine eigene Meinung hat. Das Image eines Mannes, der lieber Katzen als Hunde mag und Saxophon spielt. Das Image des Mannes, der schon in seiner Jugend einem Präsidenten die Hand geschüttelt hat und seitdem wusste, dass Politik sein Lebenswerk sein werden würde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass kaum ein Wähler genau sagen konnte, was Clinton anders machen würde als Bush. Aber sie haben ihn trotzdem gewählt. Wegen seiner Agenda? Nein. Wegen seines Images, das seine neue, andere, demokratische Botschaft besser transportierte als seine Flugblätter und seine Vorträge.
Man kann natürlich darüber streiten, ob es so toll ist, dass Politiker ins Amt gewählt werden, weil sie Saxophon spielen können. Darum geht es hier aber nicht. Hier geht es darum, dass ein Image gewonnen hat und keine politische Strategie. Wieso sollte also nicht auch eine Imagekampagne wieder für den Schwung sorgen, der uns in Deutschland über unserem Gejammer anscheinend abhanden gekommen ist? Wenn dieser Schwung nur über bunte Plakate zu erreichen ist, weil wir von alleine nicht darauf kommen, dass dieses Land eine Menge an guten Dingen vorzuweisen hat, dann druckt die verdammten Plakate eben. Aber macht das ja ordentlich. Ich bin gespannt. Und Deutschland. Und Papst.
Also ich glaube ja, dass Leute gewählt werden aufgrund eines Bildes im Kopf. Aber was letztendlich substanziell ist, das kann doch keine Imagekampagne verändern. Werbung kann die Dinge doch immer nur schöner reden, nicht den Inhalt ändern.
Vielleicht kann Werbung ja irgendwas in den Köpfen der Betrachter verändern. Aber das ist Manipulation. Also wieder nichts, was an der Substanz rührt. Just my 2 cent.
Uebersetzerin am 10. May 2005
Ich weiß, dass ich mit meiner Ansicht hoffnungslos antiquirt und anachronistisch und null verankert in unserer immer bunter und schneller werdenenden Medinenwelt, aber “Imagekampagnen” haben für mich seit jeher etwas Anrüchiges. Speziell für eine Nation. Deutschland ist nicht Burger King, Hartz4 nicht die King’s Delight’s. Wenn es etwas Gutes zu vermelden gibt, ist Information angesagt und nicht Reklame. Ich habe da immer den Verdacht, dass die jeweils Regierenden Steuermittel zu Wahlkampfzwecken einsetzen.
pikas am 10. May 2005
Mich hat der Beitrag in Spreeblick und fast noch mehr die überschwengliche zustimmende Reaktion darauf geärgert. Man ist versucht denen ein “geh’ doch nach drüben” zu zurufen. Wobei es “drüben” nicht mehr gibt, es damals schon keine Lösung war und Ausgrenzung gerade das ist, was ja verhindert werden soll.
Ich gehe mal davon aus, dass blogger und die blog-Kommentatoren zu den motivierteren, intelligenteren und besser ausgebildeten Teil der Gesellschaft zählen. Fast schon eine kleine Medien-Elite. Und jünger als ich sind die meisten sicher auch.
Klar läuft in Deutschland einiges falsch (vieles, das meiste fast alles,…). Von alleine ändert sich wenig.
“Wenn dieser Schwung nur über bunte Plakate zu erreichen ist, weil wir von alleine nicht darauf kommen, dass dieses Land eine Menge an guten Dingen vorzuweisen hat, dann druckt die verdammten Plakate eben. Aber macht das ja ordentlich.”
Genau.
Jörg am 10. May 2005
Waren wir nicht alle schon immer ein bischen Deutschland?
Günther am 10. May 2005
Eine Imagekampagne für das Land wird das Konsumverhalten nicht ändern und auch nicht verhindern das Herr Ackermann bei 25% Gewinn über 6000 Leute entlassen “muss”. Von einer Imagekampagne werden keine Probleme gelöst. Aber dem Land würde mal wieder richtig gute Laune gut tun. Auch wenn wir jetzt Papst sind.
thomas am 10. May 2005
*manueller Trackback*
IMHO kann eine Imagekampagne sehr wohl auch Stimmung von innen heraus verändern.
Wenn ich in einem Unternehmen in einer Stabsabteilung arbeite, also mit dem eigentlichen Produkt der Firma nichts zu tun habe, fällt es mir schwer mich mit diesem Produkt und folglich auch mit meinem Arbeitgeber zu identifizieren. Bekommt dieses Produkt durch eine gute Kampagne aber ein Image, mit dem ich mich identifizieren kann, bin ich folglich stolz auf meinen Arbeitgeber (konnten Sie folgen oder sind Sie vorraus?)…
Weiterlesen unter http://www.sebastian-wendler.de/comments.php?id=P169_0_1_0
Sebastian am 10. May 2005
Ein Land ist aber kein “Produkt”. Ich kann nicht zum Supermarkt hingehen und für “zweiFuffzich” Deutschland kaufen. Ich kann nicht in ein Labor gehen und aus drei Ingredenzien ein “Deutschland” zusammenmischen. “Jetzt noch weißer als weiß”.
Ein Parteiprogramm legt Schwerpunkte und Strategien für die Zukunft fest, macht es an verschiedenen Handlungen fest.
Ein Land ist aber kein Parteiprogramm. Was will Deutschland? Wie kann jemand behaupten zu wissen, was die “Benefits” dieses Landes sind? Vielleicht sollte erstmal über so etwas diskutiert werden, statt eine Imagekampagne zu starten, die sich gar nicht bemüht dieses Fundament zu bekommen (was hat man in den letzten anderthalb Jahren seit Gründung der Initiative gemacht?). Die geplante Imagekampagne zäumt daher das Pferd vom falschen Ende auf (und erinnert damit an den Kardinalsfehler der WM2006-Kampagne mit den sinnleeren Logo, Plakat und Plüschtier).
Und nochwas: eine Imagekampagne lebt auch mit dem Image der Handlungsträger.
Jung von Matt? Die Agentur die bekannt dafür ist, ihre Mitarbeiter in 6-12 Monaten auszusaugen ehe die Mitarbeiter mit einer gefüllten Arbeitsmappe sich in anderen Agenturen niederlassen? Siemens, dessen Pierer diverse Abteilungen gegen die Wand hat fahren lassen, nicht ohne vorher massenweise Subventionen abgegriffen zu haben? Roland “Kahlschlag” Berger?
Wenn schon die Sinnigkeit einer solchen Imagekampagne nicht überzeugt, so sind die Akteure der Kampagne nur noch widerlich. Die üblichen Verdächtigen. Wenn Deutschland so repräsentatiert werden will, muss es sich nicht wundern wenn die Imagekampagne bereits im Vorfeld abgegrätscht wird.
dogfood am 10. May 2005
das wort heißt “digitale info-elite”. das sind wir. und wir sind auch deutschland. deutschlands digitale info-elite. geil, wa? (keine ironie!)
rene am 10. May 2005
Produkt “Aussenwirkung”?!
Sebastian am 10. May 2005
@ dogfood: Nein, ein Land ist kein Produkt. Noch nicht. Aber man kann eines aus ihm machen. Siehe oben die Turnschuh/Auto-Analogie. Wenn man die Ziele bzw. wie du sagtest, das Programm der Bundesregierung per Werbung gleichstellen kann mit Deutschland, dann ist es ein Produkt. Ich hoffe, genau das wird die Imagekampagne tun.
Siehe hierzu auch die schönen Ausführungen von Herrn Lumma.
Anke am 10. May 2005
@Anke: das würde voraussetzen, das jemand der Handelnden eine stringente Vision hätte. Bin gespannt wer es sein soll, denn die Bundesregierung ist es zwischen den Polen Müntefering und Hartz IV nicht.
Das kann man ruhig weiter durch diverse Bereiche des Öffentlichen Lebens durchdeklinieren. Ich sehe keine “Leitfigur” an dessen Visionen und “Programm” man sich “aufrichten” kann.
Sehr richtig werden von Lumma und dir Blair, Clinton und Reagan als Beispiele genannt, wie Messages via Kampagnen gefördert werden.
Nur: wo haben wir hier in diesem Fall 1/ Message, 2/ Visionär (“den Ãœberbringer der frohen Botschaft”)? Die deutsche Kampagne agiert in einem luftleeren Raum und wirkt daher so fluffig substanzlos noch bevor die ersten Details der Kampagne bekannt werden. Ist es Zufall, dass sämtliche positiven Beispiele für solche Kampagnen aus dem angelsächsichen Raum stammen, deren politischen Strukturen wesentlich eher auf starke Frontmänner/-frauen ausgerichtet sind, als z.B. die deutsche Parteienlandschaft?
dogfood am 10. May 2005
Dei Vergleich zur Wahlkampagne Clintons ist prinzipiell ein sehr treffender, aus dem ich aber den genau entgegengesetzten Schluß ziehe:
warum sollte denn das Image das Volkes aufpoliert werden?
Warum arbeitet die Regierung nicht mal an ihrem Image, um sich dem Volk freundlicher und vertrauenswürdiger zu präsentieren?
Die beklagte Unmut des Bürgers findet sich doch wohl zu großen Teilen im nicht nachvollziehbaren Verhalten der Politik begründet-
oder?
Und jetzt sollen wir (ich zähle mich mal dazu) per plakatierter Lustigkeit und Stärke besser drauf kommen?
Bitte gebt mir einen besseren Grund zum Stimmungswechsel als das beschönigende Zerrbild an der Wand!
Tanja am 10. May 2005
Wenn ein Hersteller einer Ware mindestens mitverantwortlich dafür ist, dass die Ware mangelhaft ist, dann ist eine “Imagekampagne”, die glauben machen soll, dass die Ware gut ist, die billigste Lösung, sich möglichst folgenlos aus der Affaire zu ziehen. Sie schiebt letzten Endes die Schuld anderen zu. In diesem Sinne – der Schuldzuweisung – liegt die Kampagne ja auch gut “auf Linie”.
Verlogen ist sie im schlimmsten Falle, wenn sie sich gar nicht an diejenigen richtet, die für das “Schlechtreden” und die miese Stimmung im Wesentlichen verantwortlich sind. Die Situation, so, wie sie ist, ist nicht a priori da, sie ist Folge interessegeleiteten politischen und ökonomischen Handelns. Die vielbeklagte schlechte Stimmung “im Volke” ist wesentlich und lediglich Folge, nicht Ursache.
Eine “Imagekampagne” wird bloß kaschieren, einen vorgeblich positiven Anschein erzeugen, nicht aber dazu beitragen, dass sich die Situation ändert. Im (für alle) ungünstigsten Fall wird sie das Gegenteil bewirken – gerade weil sowohl unsere Regierung, die versammelte Lobbyistenschaft wie auch die sogenannte Opposition längst den Sprung geschafft haben vom “Reden und dann Handeln” zum “Reden und dann behaupten, gehandelt zu haben”.
Insofern passt die Kampagne genau ins Bild: Sie ist bloßes Reden und wird dringend notwendiges Handeln weiterhin verhindern.
Das Kind ist tatsächlich im Brunnen – und wir alle tragen Schuld daran, weil wir (alle, Deutschland!) es viel zu lange zugelassen haben, dass eine politisch-ökonomische Führungselite uns zu einem bloßen Wirtschaftsstandort heruntergeredet und -gewirtschaftet haben. Dabei ist nicht zuletzt sogar noch unser Bildungssystem auf dem besten Weg, den Bach runtergehen.
M.a.W: Sorry, aber für teure Imagekampagnen haben wir längst keine Zeit mehr…
Boris am 10. May 2005
“Gute Musik, gute Getränke und nette Menschen sorgen für gute Stimmung, nicht der Name der Bar.”
stimmt.
nur wenn die netten menschen ständig griesgrämig diskutieren, dass
– die musik zu laut, zu leise, zu kommerziell, zu deutsch, …
– die getränke zu teuer, zu schwach, zu bunt, zu süss, …
– die anderen menschen zu dumm, zu cool, zu alt, …
will die rechte stimmung nicht so aufkommen.
dann hilft vielleicht, wenn schon kein stillstand im mäkeligen geiste auf dauer zu erreichen sein wird, mal ein buntes:
jetzt. ist. gut.
vergiss morgen und besser.
mo am 10. May 2005
“Eine “Imagekampagne†wird bloß kaschieren, einen vorgeblich positiven Anschein erzeugen, nicht aber dazu beitragen, dass sich die Situation ändert“.
Eine etwas simplifizierte Argumentation, denn nirgends steht geschrieben, dass zuerst Qualität da sein muss und dann eine Kampagne zünden kann. Wenn es so wäre, hätten wir nur ein Bruchteil des derzeitigen Werbeaufkommens…
Kampagnen um einen Impuls zu bewirken (es muss ja nicht immer ein Kaufimpuls sein) sind ja eigentlich okay.
Nur muss die Kampagne mindestens ideelen Stoff haben, mit dem sie arbeiten kann, siehe unter “V” wie Visionen (im Gegensatz zum fertigen “Produkt” Ã la Boris).
Und den gibt es in diesem Land derzeit nicht. Das Land ist zerrissen, Schlagwörter wie Hartz IV, Globalisierung, Sozialstaat und Großkonzerne sind der Spaltpilz. So lange es noch nicht mal bei den “Entscheidern” und “Multiplikatoren” einen common sense gibt, der über tagesaktuelle Entscheidungen hinausreicht, kann auch eine Werbeagentur keine Identitätsstiftung erzeugen, wird möglicherweise am Ende nur eine unnutze Kampagne auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners herausspringen, die Rudi Völler und Thomas Gottschalk ein Schild hochhalten läßt “Hier ist ein klasse Land”.
dogfood am 10. May 2005
Ich denke schon, dass es bei den Politikern ein paar Ideen und Pläne gibt, die umgesetzt werden müssen. Aber dafür müssen eventuell unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. Wie z.B. Hartz IV, das meiner Meinung nach nur deshalb für einen solchen Aufschrei gesorgt hat, weil es miserabel kommuniziert worden ist. Und Begriffe wie “Ein-Euro-Jobs” sind auch nicht gerade stimmungsfördernd, auch wenn die Jobs selbst eine gute Idee sind. Ich erhoffe mir von der Kampagne eine bessere Kommunikation von Regierungsentscheidungen oder -überlegungen (“Visionen”), die für eine ausgeprägtere Akzeptanz in der Bevölkerung sorgt als bisher. Und, ja, ich glaube, es gibt diese Visionen und es gibt auch genug “Köpfe”, die diese Ideen vertreten können. Im Moment traut sich nur keiner mehr irgendetwas. Das muss sich ändern.
Anke am 10. May 2005
Anke, Deinen Optimismus teile ich nicht. Ich hin schon ziemlich lange der Ansicht, dass dieses Land genau daran krankt, dass sich die Visionen unserer Politikern einzig auf den Machterhalt/Machterwerb beziehen.
Ich zitiere mich mal aus einer Mail vom 18.7.2004:
Mit hat der Artikel “Zum Mond und zurück” von Wolf Lotter in der letzten brandeins gut gefallen.
Er beschreibt darin, wie Johnson eines Tages eine Notiz Kennedys auf seinem Schreibtisch findet:
“Sie sind doch Vorsitzender des Weltraum-Ausschusses, dann erstellen Sie mir doch mal eine Ãœbersicht, wo wir in Sachen Raumfahrt gerade stehen.
Haben wir eine Chance gegen die Russen?
Sind wir in der Lage, einen Menschen auf den Mond zu bringen und sicher wieder zurück?
Arbeiten wir an diesem Ziel 24 Stunden lang? Wenn nein, warum nicht? Und falls nein, unterbreiten Sie mir Vorschläge, wie wir schneller werden können.
Machen wir die größtmöglichen Fortschritte?
Verwenden wir die richtige Technik? Gibt es Alternativen dazu?
Erreichen wir unsere Ziele und womit?
Ich möchte die Antworten darauf zum schnellstmöglichen Zeitpunkt.”
Das Ergebnis ist bekannt. Nicht die Mondlandung, sondern ein Leitbild (für wie sinnvoll man dieses spezielle auch halten mag): “I believe, that this nation _should commit itself_ to achieving the goal, before this decade is out. of landing a man on the moon and returning him safely to earth.”
Lotter träumt in dem Artikel dann weiter davon, wem Schröder solche Memoranden zukommen lässt:
“Liebe Edelgard, bitte erstelle mir doch mal eine Ãœbersicht, wo wir im Bereich Wasserstoff-Technologie gerade stehen. Haben wir eine Chance gegen die Japaner?
Sind wir in der Lage, unsere Energieerzeugung
hundertprozentig auf Wasserstoffbasis umzustellen? Arbeiten wir…”
weiter wie oben. “P.S:: Jürgen soll mitarbeiten.”
“Liebe Ulla, sind wir in der Lage, ein effizientes und
leistungsfähiges Gesundheitssysem zu erstellen, das Vorbild für alle entwickelten Staaten ist?
Ist es möglich, ein solches System zum Markenzeichen unseres Landes zu machen?”
Etc.
Lotter hat noch eine ganze Menge anderer Ideen für solche Visionen.
Nur: dieses Land hat keine Visionen. _Das_ wäre Aufgabe der Politik:
Zu überlegen, welche Gesellschaft wir eigentlich wollen. Den Diskurs dazu zu suchen und anzustoßen. Und sich dann mit allen Kräften für die Verwirklichung einzusetzen.
Wenn man eine Imagekampagne macht, muss man doch vorher das Image definieren, oder? Wenn also die Kampagne dazu führen würde, dass dieses Land ein gemeinsames Ziel und Idealbild entwickeln würde, mit dem sich die Mehrheit so identifizieren könnte, dass daran jeder in seinem Bereich nach Kräften mitarbeiten würde, dann würde ich diese Kampagne hundertprozentig unterstützen.
Birgit am 10. May 2005
Danke, Anke.
-buck am 10. May 2005
Bewusstsein schaffen
Man kann geteilter Meinung sein und die Imagekampagne für Deutschland kontrovers diskutieren bis zum Abwinken, aber Ankes Ansichten dazu gefallen mir. Ich hätte es nicht so gut in solch klare Worte fassen können und musste mir nach dem Lesen erst ma…
Gedankenmosaik am 10. May 2005
> Hier geht es darum, dass ein Image gewonnen hat
> und keine politische Strategie.
Und genau das ist doch auch in D das Problem: Es gibt keine Strategie, ja nicht einmal Visionen. Nur ein Bild, das erzeugt werden soll, die lachenden anpackenden Deutschen. Zu ihren schon bisher hochgelobten Tugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit gesellen sich jetzt auch Kreativität und Gründergeist. Na bravo.
Wie dieses Deutschland Wirklichkeit werden soll, weiß keiner. Nur das Bild wird gemalt. Und das ist mir eben zu wenig. Müßte da nicht erst eine Strategie sein und dann die Frage, wie man den Menschen diese Strategie als Lösung verkauft?
Nebenbei bemerkt erinnert mich das ganze fatal an “Deutschland packts an”, eine auch ganz großartige Kampagne, auf deren Plakaten die unterstützenden Promis mit verschränkten Armen abgebildet wurden…
Naja, letzte Pressemitteilung ist von 2002. Und so wird das auch mit dieser Aktion werden. Da redet in ein paar Monaten kein Mensch mehr drüber, aber die Probleme, die bleiben.
SannÃe am 10. May 2005
Also für den Megabringer halte ich diese Kampagne auch nicht. Aber das reflexartige Draufdreschen bestimmter Zeitgenossen liefert den besten Beweis, dass sie sehr wohl Deutschland sind, so heftig sie dies auch in Abrede stellen mögen. Dem Herrn Spreeblick-Johnny kann man zumindest eine gewisse Findigkeit zugute halten, latente Themen für Kampagnen in eigener Sache einzuspannen…
mark793 am 10. May 2005
was mir positiv auffällt ist nach wie vor, dass derlei themen zumeist recht differenziert betrachtet werden. ich weiss nicht wo genau das erwähnte “reflexartige Draufdreschen” beginnt, empfinde das aber auch nicht selten so und habe mich dennoch der aktion angeschlossen.
..weil ich (in a nutshell) der meinung bin, dass hier eine fehlinvestion angesichts schwerwiegenderer probleme getätigt wird. (mehr “warum” )
so wie jeder seine eigenen, ganz subjektiven gründe dafür hat, das zu tun oder nicht zu tun – pauschalisierend zusammengefasst in (wie immer) zwei lager.
“Man kann geteilter Meinung sein […]”
man MUSS sogar.. finde ich.
mark am 10. May 2005
Eine Bundesland hat es ja schon versucht. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran: “Wir können alles außer hochdeutsch” für Baden-Württemberg.
http://www.wir-koennen-alles.de
Für mich ist das albern und peinlich( ich darf das sagen, ich habe lange dort gelebt).
Wenn eine Kampagne aber leicht ist, locker, witzig,
und wir uns selbst darin sehen, dann wird’s gut.Ich bin gespannt!
croco am 10. May 2005
@croco Dein letzter Satz “und wenn wir uns selbst darin sehen” gefällt mir, denn genau das ist das Problem. Wie sehen wir uns denn? Eine große Masse ist arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht. Viele haben Arbeit, aber zu niedrigsten Lohnbedingungen, also keine optimistische Zukunftsperspektive. Die Rentner und Alten fürchten sich ebenfalls vor einem nicht bezahlbaren Lebensabend. Die Jugend hat auch riesige Probleme. Die gut bezahlten Kampagnemacher (und einige andere) sehen unser Deutschland aber sicherlich ganz anders. Und sie werden ihre Arbeit vielleicht auch gut machen. Aber ändern wird sich dadurch nichts. Eine Kampagne kann nur ein vorhandenes Gefühl, eine vorhandene Einstellung verstärken, aber niemals eine neues Bewußtsein schaffen. Die Menschen orientieren sich an ihrer eigenen erlebten Realität. Und so lange die Politiker in (mehreren) Aufsichtsräten und Gremien sitzen und dafür auch noch extra bezahlt werden, anstatt ihre ganze Kraft, das ganze Wissen, benutzen um Visionen zu entwickeln, nutzt diese Kampagne überhaupt nicht. Die Politik ist unglaubwürdig geworden.
Outsider am 10. May 2005
Du bist verantwortlich.
Der Herr Johnny von der Spree hat eine Diskussion über eine Deutschland-Kampagne initiiert, die wohl derzeit in der Mache ist. Das ist nicht schlecht, obwohl diese Nationalismus-Debatten meist auf einem Feld sich tummeln, das Interessantes gar nicht m…
Ein Blog. am 10. May 2005
Hat Clinton wegen seines Images gewonnen oder wegen seines Charismas? Wegen der Tatsache, dass er wirklich anders als das Republikaner-Establishment war? ;)
ro am 10. May 2005
werbung verschweigt die fehler und verdeckt die mängel und stellt vorteile heraus, die keine sind. ich brauche keinen volksbetrug. wie wäre es mit echter substanzverbesserung.
bin gespannt, ob die hartz 4 empfänger lustiger und selbsbewußter schlafen können, nachdem ihnen die kampagne gute laune vermittelt hat.
wie wäre es wenn die rise nicht mit dem weichzeichner gefälliger gepinselt werden und die ganze kraft der werbenden in echte gesellschaftliche wandlungen gesteckt würden.
ichbindagegen am 10. May 2005
Für wie dumm sollen wir eigentlich noch verkauft werden?
Rally am 11. May 2005
theo vier fahr´n nach lodz
Eine neue Sau wurde in Klein-Bloggersdorf gesichtet chillcore
erst bin ich exportweltmeister, dann bin ich pabst und jetzt werd ich auch noch deutschland
Jung von Matt und Kempertrautmann engagieren sich für Deutschland
Im Auftrag der Initiative Pa…
hartzcore I am 11. May 2005
“Lieben Sie Deutschland?” – “Ich liebe meine Frau”
(Heinrich Lübke)
Moppelmann am 11. May 2005
Um Himmelswillen, Moppelmann, das war Heinemann – wie kann man den nur verwechseln!
Und im übrigen, was Kampagnen betrifft: Wenn ich die Ziele mag, ok. Aber die Deutschlandkampagne – da braucht man nur die Initiative dahinter anschauen, der DGB mit dem hilflosen Sommer reißt das ja erst recht nicht raus. Da ich im Bundestag nur eine faktische große Koalition sehe (siehe u.a. EU/Militarisierung/Demokratieabbau), die sich vor allem im Machtpolitischen strukturell einig ist und gerade noch die Konkurrenz um die Posten und Töpfe vorführt, die Bevölkerung wird als Verfügungsmasse behandelt (die man dann halt mit Kampagnen pflegt) …
Anke oben:
“… ohne großartig begründen zu können …” ok, Polemik ist zulässig, auch wenns vorbei geht: Es muß ja nicht alles wiederholt werden, ich kann ja auch mal was vorraussetzen ;-)
Franz am 13. May 2005
Dieser Ausspruch “Ich bin Deutschland. Und Papst sowieso.” könnte von der Chefin der Grünen kommen, von Claudia Benedikta Roth. Nennen wir sie Benedikta die Erste. Einfach unübertrefflich!
Hans am 13. May 2005
Ist doch schön wenn man nicht mehr selber denken brauch. So hilft eine Imagekampagne dem dummen Pöbel die Welt besser zu verstehen. Gleichzeitige Berieselung in Fernsehen, Kino und Tageszeitungen schafft auch den letzten Penner zu einem Jubelschrei in Form von “Yagga du schaffst es”.
Gehört man zu den Glücklichen (ist die Wahrheit nicht immer schön ;-)) die alles nicht gleich so hinnehmen wie man es vorgekaut bekommt, könnte man evtl. zu der Feststellung kommen, daß solche Organisationen wie Bertelsmann doch zu denen gehört haben, die in selbiger Studie Deutschland als Schlußlicht in “Grund und Boden” geredet haben.
Aber was solls, die Medien als 4te Staatsgewalt werdens schon richten… *grrrr*
Heiko am 26. September 2005
Ach, wie peinlich, natürlich war das Heinemann, Schande über mein Haupt!
Moppelmann am 26. September 2005
man kann aus einem klo auf die schnelle kein wohnzimmer machen egal in welcher farbe wie man die wänd anstreicht.
Ich bin Deutschland am 26. September 2005
Bin ich wirklich paranoid, wenn ich bei diesem Manifest nicht mehr an eine demokratische Gesinnung unserer Eliten glauben kann?
> http://www.bild.t-online.de/BTO/promiskinomusik/
2005/09/23/du__bist__deutschland/manifest,templateId=
renderKomplett.html
Sind wir wirklich schon wieder sooo weit?
Andreas Saeger am 27. September 2005
Tja, wie so oft. Das was gemacht wird bzw. gemacht werden soll ist ja für viele doof. Nur keiner sagt wie man es richtig macht….
Oli am 28. September 2005
Deutschland besitzt keinen gesunden Nationalstolz – lediglich den feindlichen des vorigen Jahrhunderts von ein paar Hirnverbrannten. Frankreich, Spanien, Italien, England, Irland, Ungarn, Polen, Schweiz, Österreich: die Bewohner dieser Länder sind stolz ein Teil ihres Landes zu sein und darin leben zu können.
Gesunder, kritischer, lebendiger, zurückhaltender Nationalstolz ist was uns fehlt. Vielleicht erweckt ihn diese Kampagne zum Leben.
Clemens am 02. October 2005
Auf dich gestossen und enttäuscht gewesen.
Heiko am 10. October 2005
Och Mensch, das tut mir jetzt aber echt total leid, du. Bussi.
Anke am 10. October 2005
Geben Sie die 30 Millionen Euro für Arbeitsplätze aus, an denen wirklich arbeitswillige HartzIV-Empfänger beschäftigt werden. Falls Sie keine finden, ich gebe Ihnen eine ganze Liste!
Die Stimmung in unserem Land würde sich garantiert verbessern und zwar nachhaltig, nicht nur im Rausch der Selbstverherrlichung.
Wir sind nun einmal nicht in den USA und deshalb etwas praktischer veranlagt!
Die Praxis machts, nicht die Werbung!
Steiner am 22. October 2005