Tagebuch, Dienstag, 9. Januar 2018 – Viel lesen
Den Tag verbrachte ich am Schreibtisch, mit einer kurzen Unterbrechung in der Mittagspause, die ich dazu nutzte, meine Gemüsevorräte wieder aufzufüllen. Samstag war in Bayern Feiertag, und wegen einer Kombi aus ewig lang am Gepäckband warten und zwei vor der Nase wegfahrenden Bahnen hätte ich es eh nicht mehr vor 20 Uhr vom Flughafen in den Supermarkt geschafft. Vorgestern futterte ich die letzte Paprikaschoten weg, die noch da waren (mit Zwiebeln und Tomaten und einem Stück Halloumi), aber gestern musste dringend Nachschub her. Es wurden Kartoffeln, Süßkartoffeln, Lauch, Möhren, Zucchini und Brokkoli, der gestern abend gleich zu einer schönen Suppe verarbeitet wurde. Der Rest des Kopfes kommt heute vermutlich zu Pasta. Vielleicht noch mit Erbsen dazu. Hmmm.
Am Schreibtisch bastelte ich weiter an einem Text über [Kunde] und wartete dann auf Infos aus Hamburg. Die kamen zur Mittagszeit geballt, weswegen ich den Rest des Tages mit Lesen beschäftigt war.
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Abends las ich dann endlich die FAZ, tagsüber lenkte ich mich ein paarmal mit dem Internet ab, unter anderem mit diesem Artikel: „Oprah, Don’t Do It.“
Nach ihrer leidenschaftlichen Rede bei den Golden Globes meinten viele, Oprah Winfrey sei die ideale Präsidentschaftskandidatin für das Jahr 2020. Irgendjemand twitterte, dass Trump sie vermutlich eher als jede/n andere/n als Konkurrenz ansehen würde, denn Fernsehen kapiere er. Warum das trotzdem eine beknackte Idee ist, schrieb die NYT:
„I am not immune to Oprah’s charms, but President Winfrey is a terrible idea. It also underscores the extent to which Trumpism — the kowtowing to celebrity and ratings, the repudiation of experience and expertise — has infected our civic life. The ideal post-Trump politician will, at the very least, be a deeply serious figure with a strong record of public service behind her. It would be a devastating, self-inflicted wound for the Democrats to settle for even benevolent mimicry of Mr. Trump’s hallucinatory circus act. […]
The idea that the presidency should become just another prize for celebrities — even the ones with whose politics we imagine we agree — is dangerous in the extreme. If the first year of the Trump administration has made anything clear, it’s that experience, knowledge, education and political wisdom matter tremendously. Governing is something else entirely from campaigning. And perhaps, most important, celebrities do not make excellent heads of state. The presidency is not a reality show, or for that matter, a talk show.“
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Chuckling at this review of Ulysses at the Waterstones in Oxford @WaterstonesOxf pic.twitter.com/QInJA1PROd
— Lillian (@HingleyTheory) 7. Januar 2018
Kurz vor dem Schlafengehen schaffte ich noch das dritte Kapitel von Ulysses, den ich vorgestern begonnen hatte. Ich glaube, die ersten zwei Kapitel hatten mich in falsche Sicherheit gewogen, denn sie waren zwar schwierig, aber irgendwie nachvollziehbar. Aber nach dem dritten dachte ich: „I have no idea what I’ve just read.“ Dass es ein Stream of Consciousness war, hatte ich immerhin kapiert, aber worum es genau ging, konnte ich nur erahnen.
Trotzdem war es eine Freude, den Text zu lesen, was mich die ganze Zeit selbst verwirrte. Bei Sachtexten schimpfe ich sofort los, wenn irgendwas unklar ist, und auch bei literarischen weiß ich gerne, was das Buch von mir will. Hier habe ich keine Ahnung, ich treibe einfach so durch die Worte und gucke, was sie mit mir machen. Mir fiel auf, dass ich genauso auch inzwischen an Kunst herangehe – ich versuche nicht mehr zu verstehen, ich gucke einfach nur und warte, was passiert. Meist lese ich danach schlaue Texte über die Bilder, vor denen ich gerade stand – und genauso wollte ich Ulysses lesen. Als ich aber gestern merkte, dass die Explanatory Notes länger waren als das eigentliche Kapitel, dachte ich mir, ach, Schnickschnack, ich lese einfach das Buch weiter und gucke mal, wo es mich hinwirft. Wie ich vorgestern schon schrieb: „Take the short cut, read the book.“ Den Satz verstand ich erst gestern abend so richtig.