Panic Room
Panic Room
(USA, 2002)
Darsteller: Jodie Foster, Kristen Stewart, Forest Whitaker, Dwight Yoakam, Jared Leto
Drehbuch: David Koepp
Kamera: Conrad L. Hall, Darius Khondji
Musik: Howard Shore
Regie: David Fincher
Es gibt dieses wunderschöne Sprichwort: Unwissenheit ist ein Segen. Meistens halte ich es für kompletten Blödsinn. Wer unwissend ist, ist doof, uninformiert, hat keine Erwartung.
Und manchmal denke ich: Wow, wär das toll, so ohne Erwartung oder Vergleich zu sein. Ich würde jetzt irgendwo in einem idyllischen Vorort einer mittelgroßen Stadt leben, hätte einen Mann, der morgens brav zur Arbeit geht (wahrscheinlich wäre er EDV-Sachbearbeiter), zwei Kinder, auf die ich unglaublich stolz wäre, weil sie sich schon alleine die Schuhe zubinden können, ich würde halbtags als Reiseverkehrskauffrau arbeiten und abends warm kochen, damit die Familie zusammen am Tisch sitzt. Danach kuscheln mein Göttergatte und ich auf der Porta-Couch, die ich als den Inbegriff guten Designs ansehen würde, während die Kinder noch ein bisschen mit der Playstation daddeln dürften. Und das alles, weil ich es nicht besser weiß und daher auch nichts vermisse.
Und wenn ich ins Kino gehen würde, wären Filme wie Panic Room genau das Richtige für mich.
Ein Film, dessen Ende mich total überraschen würde. Das liegt aber nur daran, dass ich vorher noch nie einen Film wie The Game (von David Fincher, dem Regisseur von Panic Room) gesehen habe, dessen Schlusspointe ihren Namen wirklich verdient.
Ein Film, bei dem ich mich fest an meinen Gatten kuscheln könnte, weil ich mich ganz doll gruseln würde bei dem dunklen Set, den fiesen Gangstern und der unheimlichen Handlung. Ich habe schließlich noch nie einen Film wie Seven (Regisseur: David Fincher) gesehen, der wirklich gruselig war, den bösesten Bad Guy in der Filmgeschichte und eine sehr clevere Story hatte.
Vielleicht würde ich mich selbst in meiner geistigen Beschränktheit über einige optische Sperenzchen freuen, wie eine Kamerafahrt durch die Wände des Hauses, in dem sich der Panic Room befindet. Oder den zugegebermaßen hübsch animierten Vorspann. Allerdings habe ich noch nie was von Fight Club (Regisseur: David Fincher) gehört, der furios mit Typo und innovativen Kamerafahrten arbeitet.
In meinem Spatzenhirn würde ich also Panic Room für ein Meisterwerk halten. Dann würde ich mich nicht darüber ärgern, welche lahme Leistung ein intelligenter Regisseur wie David Fincher (dessen weiterer Film Alien 3 auch nicht gerade schlecht war) hier abliefert. Ich würde mich nicht über total banale Storyfehler ärgern (der Makler verspricht Mutter und Tochter, dass die Panic Room Stahltür niemals irgendwas oder irgendjemand einklemmen könnte, da sie Lichtsensoren habe – und jetzt ratet, was dem einen Gangster eine Stunde später im Film passiert). Ich würde mich nicht darüber ärgern, dass jeder Anflug von Spannung durch blöde Witzchen wieder versaut wird (Mutter und Tochter sind im Panic Room eingeschlossen, die Tocher blinkt mit einer Taschenlampe SOS zu einem Nachbarn rüber, wir leiden mit den beiden in ihrer klaustrophobischen Enge und hoffen inständig, dass dieser lahme Nachbar kapiert, welche Lichtzeichen ihn gerade anblinken – da fragt Jodie Foster ihre Filmtochter, woher sie sowas könne, und sie sagt sitcomtrocken: Titanic).
Dann hätte ich jetzt einen echt netten Kinoabend gehabt. Kann man seinen IQ oder sein Filmwissen für zwei Stunden ausschalten, damit man mal wieder einen guten Film sieht? Einfach, weil man keine Erwartungen an ihn stellt? Oder weil man eben auch mit durchschnittlichen, inkonsequenten Storys zufrieden ist?