„Na super. Ihr Kerle dürft euch mit 50 ne 18-Jährige anlachen, und wir kriegen Hitzewallungen. Natur, du Arschloch!“

Mittagspausen mit Herrn Schwenzel und dem Nuf sind immer so philosophisch. #Lovin’ it.

Auch wer den Spiegel sonst nicht leiden kann – die Titelgeschichte dieser Woche über den Film Baader-Meinhof-Komplex von Dirk Kurbjuweit ist sehr lesenswert. Er beschreibt die Beweggründe von Produzent Bernd Eichinger und Regisseur Uli Edel, ausgerechnet einen Film über die RAF zu drehen, warum mal wieder die Täter im Mittelpunkt stehen und nicht die Opfer, aber auch, wie anders dieser Film sich den Protagonisten nähert.

Außerdem erfahren wir die verschiedenen Ansätze der Schauspieler, sich ihren Rollen zu nähern. Martina Gedeck als Ulrike Meinhof beschreibt, wie sie Meinhofs Texte studiert und Tonbänder mit ihrer Stimme gehört hat, bis sie irgendwann selbst anfing, wie „die Meinhof“ zu argumentieren. Nadja Uhl als Brigitte Mohnhaupt hat einen anderen Weg gewählt, auf dessen Umsetzung ich schon sehr gespannt bin:

„(…) Nadja Uhl will das Leben von Brigitte Mohnhaupt nicht in seiner Ganzheit ergründen, will nicht nach Worten und Ideen schauen. Sie kümmert sich um das, was sie für wesentlich hält an dieser Frau: die Taten. „Ich muss versuchen, das Töten zu verstehen“, hat sie sich gesagt.

Ihr ist bange. Liebe, Pazifismus, das sind die Prinzipien ihres Lebens. Nun soll sie das Gegenteil davon in sich finden. „Wir reden von Menschen, die aus tiefster Überzeung handeln, dafür Morde begehen und sie legitimieren“, sagt sie. „Das zu erkunden ist eine Art Grenzgängertum.“ Sie fragt sich, wie sie ein Gleichgewicht finden kann, wenn sie nun „diese zerstörerische Kraft“ in sich aufnimmt. Die Antwort ist ihr Kind. Sie ist gerade Mutter geworden, es geht ihr gut. Sie nimmt die Rolle an.

Nadja Uhl erinnert sich an ein Buch, das sie mal gelesen hat: Täter von dem Sozialpsychologen Harald Welzer. Es geht viel um die Täter von Holocaust und Weltkrieg, aber es sind kaum Frauen dabei. Nadja Uhl will in dieser Rolle ganz Frau bleiben, weiblich sein. Sie denkt an die Geburt, „diesen martialischen Moment des Lebengebens“. Vielleicht könne sie mit „derselben Kraft auch Leben nehmen“.

Marianne Bachmeier, die Frau, die den Mörder ihres Kindes erschoss, ist der nächste Schlüssel zu ihrer Rolle. Das ist eine Begründung für das Töten, die Uhl nachvollziehen kann. So hat sie das Töten in sich gefunden, und dann hat sie es von der Begründung gelöst, nur noch den Willen und die Kraft zum Töten mit in die Rolle genommen.

Bald steht sie im Wohnzimmer Jürgen Pontos, und sie schießt ihm aus kurzer Distanz in den Kopf, und ihre Augen sind so kalt, und abends füttert sie ihr Baby. Es ist nicht ganz leicht, das Gleichgewicht zu finden, aber es geht schon, und dann verpflichtet sie die ganze Bande darauf, beim Überfall auf Schleyer niemanden zu schonen, auch den unbewaffneten Fahrer nicht, und so kommt der Film langsam in eine Balance. Mit Nadja Uhl hält das schiere Töten Einzug, der Blutrausch, der sich von den Begründungen entkoppelt. (…)“

Photographer’s Journal: Capturing History at the Conventions. Diashow mit Erläuterungen der Fotografen aus der NYT. Via Igor Schwarzmanns Gezwitscher.

Nickys Kochbuch ist da.

1. Auf welche Art und Weise hast du deine/n Lieblingsautoren/in gefunden oder er/sie dich?

Ich glaube, jeder Lebensabschnitt hat einen Lieblingsautor. In der Schul- und Studienzeit waren es Max Frisch und Franz Kafka, die mir viel bedeutet haben. Wahrscheinlich weil sie am weitesten von mir selbst weg waren und vor allem Kafka mir gezeigt hat, wie wunderbar Fantasie und ein Talent zum Schreiben sein können. Die beiden habe ich ganz einfach im Deutschunterricht gefunden, an den ich immer noch gerne zurückdenke.

Dann war es jahrelang Douglas Coupland, der mit mich Generation X, Shampoo Planet und vor allem Microserfs begeistert hat. Jeder Coupland hat sich so angefühlt, als hätte er das Buch nur für mich geschrieben; da waren so viele Sätze, Worte, Ausdrücke, die mich berührt haben und von denen ich dachte, nur ich könne sie dechiffrieren. In den letzten Jahren habe ich Coupland eher aus Pflichtbewusstsein gelesen: Ah, neues Buch, sofort kaufen, lesen – und ins Regal stellen, längst ohne den Wunsch, sofort nochmal von vorne anfangen zu wollen. Auf Douglas Coupland hat mich die Tempo aufmerksam gemacht.

Momentan habe ich keinen Autor oder keine Autorin, den oder die ich lieber lese als alle anderen. Das könnte an meinem derzeitigen Biografienrausch liegen, der immer noch nicht ausgestanden ist. Derzeit lese ich auch vor allem viele Klassiker nach, die ich mir seit Jahren vorgenommen habe, aber nie Lust darauf hatte, weil in den Bestsellerlisten oder in Bücherblogs so viele andere Empfehlungen nach mir riefen. Ich finde es gerade sehr schön, die ganzen „alten Meister“ zu lesen. Vielleicht weil ich jetzt gerade alt genug bin (und vielleicht endlich genug andere Bücher gelesen habe), um sie wirklich würdigen und einordnen zu können.

2. Welches Buch hat dir das schönste Leseerlebnis geschenkt und welches das unangenehmste?

Das unangenehmste ist einfach: American Psycho von Bret Easton Ellis. Mehrmals angefangen, bei einer Ekelszene weggelegt oder quer durchs Zimmer geworfen, wieder aufgehoben und weitergelesen, bei der nächsten Szene in den Kleiderschrank gesperrt, weil es so beängstigend war, irgendwann durchgelesen – und gleich nochmal von vorne angefangen. Zehn Jahre später habe ich es nochmal gelesen und musste entsetzt feststellen, dass ich längst nicht mehr so abgestoßen war wie früher.

Das schönste Leseerlebnis ist schwieriger. Gone with the Wind war mein erstes 1000-Seiten-Buch, das ich in zwei Tagen, so weit ich mich erinnere, durchgelesen habe. Aufhören ging gar nicht. Fight Club hat mich genauso begeistert, weil es neu war. Inzwischen fühlt sich Palahniuk wie ein Poser an. Kann ich nicht mehr lesen. Look Homeward, Angel von Thomas Wolfe war ein Erlebnis, weil es mich – ich hab kein anderes Wort – so fürchterlich ergriffen hat, genau wie der Mann’sche Zauberberg. Die Bücher, die mir fast körperlich in Erinnerung bleiben, sind die, die mich in eine Welt führen, von der ich vorher nicht wusste, dass es sie gibt.

3. Von welchem Buch glaubst du, dass du es immer wieder lesen könntest, ohne dass es dir langweilig wird?

Tim von Colleen McCullough. Das ist so herzschmerzig, das ich davon nie genug kriege. Und weil ich dieses Buch schon so lange habe und auch immer wieder lese, wenn mir grad nichts anderes einfällt, was ich lesen könnte, ich aber unbedingt was lesen will, weiß ich inzwischen, dass es egal ist, ob ich Single bin oder Pärchenbestandteil. Das Buch bringt mich immer zum Weinen und macht mich immer glücklich.

4. Von welchem Buch meinst Du, dass du es einmal gelesen haben solltest, hast es aber noch nicht geschafft?

Ulysses von James Joyce. Steht im Regal, sogar mit Erläuterungen. Bleibt da auch noch ein bisschen stehen, glaube ich.

5. Welches Buch sollte deiner Meinung nach auf jeden Fall in der Schule gelesen werden? Und welches Buch würdest du jedem Erwachsenen ans Herz legen, unabhängig von seinem Lesegeschmack und seinen Lesegewohnheiten?

Ich oute mich hermit als konservativer Verfechter des klassischen Deutschunterrichts. Ich finde, man sollte schon die ganzen Klassiker mal lesen, die man gemeinhin dem Bildungskanon zurechnet. Also irgendwas von Goethe (z.B. den Faust, aber noch viel lieber den Werther), Schiller (gerne Don Carlos), Gedichte en masse, meine Lieblinge Frisch und Kafka natürlich … ach, ihr wisst doch selbst, was ihr in der Schule gelesen habt. Wenn ich mir nachträglich was wünschen könnte: Ich hätte gerne auch noch Zeit für ein paar Autoren aus dem 20. Jahrhundert gehabt.

Um den zweiten Teil der Frage drücke mich mich schamlos, denn Buchempfehlungen gehen fast immer in die Hose. Ich habe allerdings in den letzten Jahren gemerkt, dass ich Empfehlungen von Bloggern, die ich gerne lesen, fast immer blind vertrauen kann. Insofern: Wer immer mich liest, sollte dringend Montauk nochmal rauskramen. Lohnt sich.

6. Welches Buch müsste jemand in der Straßenbahn lesen, damit du verleitet wärst, die- oder denjenigen anzusprechen?

Ich spreche niemanden an, der oder die in einem Buch versunken ist. Das kann nicht gut enden, wenn man beim Lesen stört.

7. Welches Buch hat dir beim Durchleben einer schwierigen Situation einmal geholfen?

Help Me, I’m Sad.

8. Wie muss ein Buch aussehen, um dir im Bücherregal Freude zu bereiten?

Es muss einfach nur da sein. Auch wenn mich Umzugshelfer dafür hassen.

9. Auf welches Buch in deinem Besitz bist du wirklich stolz?

Auf keins im Besonderen. Eher auf die Menge. Und Stolz ist nicht das richtige Wort. Beruhigung passt besser.

10. Welches Buch würdest du lesen, wenn du wüsstest, dass es deine letzte Lektüre wäre?

Die Bibel.

(via Leipziger Bücherlei. Glaube ich. Liegt schon so lange in meinen Entwürfen rum.)

Die Associated Press macht den Factchecker nach den Reden auf dem Parteitag der Republikaner:

„FORMER ARKANSAS GOV. MIKE HUCKABEE: Palin “got more votes running for mayor of Wasilla, Alaska than Joe Biden got running for president of the United States.”

THE FACTS: A whopper. Palin got 616 votes in the 1996 mayor’s election, and got 909 in her 1999 re-election race, for a total of 1,525. Biden dropped out of the race after the Iowa caucuses, but he still got 76,165 votes in 23 states and the District of Columbia where he was on the ballot during the 2008 presidential primaries.“

Und wer gestern keine Lust hatte, sich die gesamte Daily Show anzugucken, hier nochmal mein persönlicher Lieblingsausschnitt. Hat auch was mit Fakten zu tun.

“When are you idiots gonna vote us out of office?”

How to build a vast left-wing conspiracy, Salon-Interview mit Markos Zúniga, Gründer von DailyKos:

„(…)Isn’t that a good thing for McCain?

It is a good thing for McCain, but it means they’ve completely abandoned the center and they’re not going to get any Hillary supporters out of it. We’re in an election where the number of Republicans is shrinking, the number of Democrats is growing and they cannot win on the base strategy alone. We can. For the first time, we can win on the base strategy. We’re not running that, but we could. They’re running a base strategy when Republicans are becoming an extinct species.

And you can’t get rid of her. To take somebody who’s been so warmly embraced by the Christian right and then to dump her for somebody who’s more palatable to the center? Talk about open warfare. It would be worse than having picked Lieberman from the start. To me, it’s fantastic, right? He’s boxed himself in, he can’t get out. So they’re left having to defend somebody. And let’s not forget another important point that I almost forgot because it’s so obvious, is that they’ve completely negated the experience argument. That was probably the only argument against Obama that had any salience.

You don’t think that there’s anything to the argument on the experience front that she would be the vice president while Obama would be the president?

Well, we’re talking John McCain who’s, you know, 200 years old, and suddenly his age has become even more of a factor than it was already. It’s pretty amazing because this pick single-handedly makes his age a factor and eliminates the experience argument. It absolutely matters; it’s not like there’s on-the-job training as V.P. for the president’s slot. We’re not talking shift manager at Burger King. To me, it’s a crazy pick. But he was going to lose anyway and I think there was an understanding that he was going to lose and they were going to go for broke – throw that Hail Mary. If it gets intercepted, who cares? They were going to lose anyway. (…)“

„McCain/Palin is an anagram for “panic in calm”. Think about it.“ (apelad)

Aus der Shortlist für die Twitties (kein Kommentar), auf die mspro hingetwittert hat.

Mehr Anagramme für McCain/Palin hier, Obama/Biden hier. (Babe Man Do I? Naja.)

Sarah Palin and the meaning of choice:

„(…) Now today comes the news that Palin’s 17-year-old daughter, Bristol, is pregnant. In the news release, the McCain campaign made sure to state that:

Bristol Palin made the decision on her own to keep the baby, McCain aides said.”

While it’s obvious why they made this statement to assure the public that Bristol was not coerced into keeping the baby (after all, she does have a parent who is a staunch opponent of the right to choose and is currently on the Republican presidential ticket), as my significant other pointed out, there’s some serious hypocrisy at play here. I mean, John McCain and Sarah Palin don’t believe women have a right to choose. It’s absolutely absurd for the campaign to emphasize the fact that Bristol “made this decision,” and then push for policies that take away that choice. (…)“

Palin, pregnancy and the presidency von Rebecca Traister auf Salon.com:

„(…) this election cycle could turn from one that was electrifying and energizing for women into one that situates their political prospects firmly back in the feminized territory of sex scandals, babies and mothering.

How we got from the dispiriting political and ideological record of Sarah Palin – that she is adamantly pro-life and anti-gay marriage, that she is a lifetime member of the NRA, that she has no foreign policy experience and supports the teaching of creationism alongside evolution in schools – to the uterine activity of her family, makes perfect, human sense: Who wants to talk about boring policy when we can talk about teens and sex and pregnancy? (…)

Why, when he had women like Kay Bailey Hutchison, Liddy Dole, Condoleezza Rice, Christine Todd Whitman or Meg Whitman to choose from did he select a running mate with a pre-made family drama for voters and the media to latch onto?

Women – the same women who may or may not have supported Hillary, and who are applauding McCain’s supposedly go-girl choice of Palin as his veep – should be furious at the Republican nominee for ensuring that the history-making woman he tapped will be considered not on her intellectual or political merits, but on her reproductive ones.“

Die schönste Klamottenwerbung ever. Via Alles, was gerecht ist, die sich Gedanken um eine weniger schöne Werbung machen.

“Every time Obama speaks, an angel has an orgasm.“ The Daily Show natürlich. Ist schon ein paar Tage alt, macht aber nix. Kann man ja immer wieder gucken.