„Grüner Glanz!“ „Blasse Hyazynthen!“ „Die roten Flammen der Rubine!“

(Bild mit freundlicher Genehmigung der Fotografin Bettina Stöß)

Nur mal kurz aus dem Doppelpräsenwahnsinn auftauchend: Falls ihr am 15. oder 19. November noch nichts vorhabt, würde ich euch gerne Puccinis Turandot in der Deutschen Oper ans Herz legen wollen. Nächste Termine sind erst Juni/Juli 2009.

Ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht mehr daran erinnern, dass ich Turandot schonmal gesehen habe; ich glaube eher nicht, auch wenn mir einige Szenen musikalisch sehr bekannt vorkamen und man natürlich das allgegenwärtige und zu Tode gesungene Nessun dorma sowieso immer im Ohr hat. Daher hatte ich keine Referenz, um zu beurteilen, ob die Inszenierung gut ist. Aus dem Bauch raus: Ich fand’s toll. Kein Chinakitsch, stattdessen ein sehr unterhaltsames Treiben auf der Bühne, viele kleine komische Einfälle, die einen schönen Kontrast ergeben zu den großen Duetten zwischen Calaf und Prinzessin Turandot.

Die Deutsche Oper hat einen viel zu kurzen Videotrailer, der nicht so ganz rüberbringt, wie modern die Inszenierung war, aber er zeigt immerhin die wundervollen Hauptdarsteller. Dieses Mal hatte ich auch keine quatschenden Schüler in meiner Nähe, sondern nur eine dauerhustende Dame neben mir, aber das war egal, die wurde von den Chören komplett an die Wand gelärmt.

Ich überlege ernsthaft, in ein paar Tagen nochmal reinzugehen … wenn da nicht diese bereits erwähnten Präsentationen wären, die momentan so ziemlich jeden Tag lahmlegen und mich von DVDs, Kino oder menschlichen Kontakten fernhalten. Aber für die Oper musste jetzt einfach mal Zeit sein. Kopf ausmachen tut zwischendurch sehr, sehr gut. Jedenfalls war das gestern wieder einer dieser HACH!-Abende, nach denen ich dauergrinsend in der U-Bahn sitze.

(Was es mit der Überschrift auf sich hat. 3. Aufzug, 1. Szene.)

Election Night, ein flickr-Set mit den Obamas. Via gefühlt allen Twitterern, denen ich folge.

Die wunderbare Frau dooce war mit Töchterchen Leta Süßigkeitensammeln:

„Somehow you lasted a good half hour, and when we finally called it a night and headed home I could tell that you were totally sweating it. Was I going to let you eat your treats? You didn’t know, and you couldn’t look me in the eye, so you asked your prince who in turn told you to ask the witch. HA HA! BEHOLD THE CHAIN OF COMMAND! THE POWER! MORE INTOXICATING THAN SCHNAPPS!

I hesitated when you asked me, because I am mean and evil and enjoy the sound of your head exploding, and then said yes. Of course. It’s Halloween. And Leta, I don’t think you have ever loved me more than you did in that moment. In fact, you took the time to hug me and tell me that I am wonderful before ripping into a full-sized Hershey’s bar. It is not lost on me that you showed such affection because of a goddamn chocolate bar and not because I carried you in my womb for nine months or because I pushed your seven-pound body out my wee waw. For a chocolate bar that did not whip out its boob while standing in line at the post office because you needed to be fed. A chocolate bar that has not cupped its hands underneath your mouth as you throw up a cheese quesadilla. That being said, there is a reason you give boxes of chocolate to your loved ones on Valentine’s Day and not, say, a picture of vaginal stitches next to a thought bubble that says, “I love you THIS much!”“

Quantum of Solace


© MGM/Columbia Pictures

Quantum of Solace (Ein Quantum Trost, UK/USA 2008, 106 min)

Darsteller: Daniel Craig, Mathieu Amalric, Judi Dench, Olga Kurylenko, Giancarlo Giannini, Joaquín Cosio, Gemma Arterton, Jeffrey Wright
Musik: David Arnold
Kamera: Roberto Schaefer
Drehbuch: Paul Haggis & Neal Purvis & Robert Wade
Regie: Marc Forster

Trailer

Offizielle Seite

Die Bushaltestelle am Potsdamer Platz ist eine Doppelhaltestelle. Als der 200er auf dem Weg zum Alexanderplatz anhält, steigt niemand ein. Der Bus fährt an, als plötzlich eine Frau mit der flachen Hand mehrmals von außen an den Bus schlägt, zur vorderen Tür rennt, der Fahrer öffnet die Tür – „Na, na, ma nich so stürmisch, junge Frau“ – sie steigt ein und fängt sofort an zu pöbeln. „Sie sind an mir vorbeigefahren.“ Der Busfahrer pampt zurück: „Ick hab doch jehalten.“ – „Ja, als ich hinter Ihnen hergerannt bin. Das ist ne Haltestelle, das wissen Sie schon, oder?“ – „Jetzt ma janz ruhig hier, Sie sind doch im Bus, was wolln Se denn noch?“ – „Ich will, dass Sie nicht so unfreundlich sind. Noch ein Wort und es gibt ne Anzeige.“ Woraufhin sie nach hinten durchgeht. Woraufhin der Busfahrer den Motor abstellt und ihr hinterhergeht. „Ne Anzeige? Ick gloob, ick spinne.“ – „4802, hab ich mir gemerkt, kommen Sie bloß nicht näher, das gibt ne Anzeige.“ – „Dit hab ick ja noch nie erlebt! Wissen Se was, ich ruf jetzt die Polizei, dann können Se gleich Ihre Anzeije loswerden.“ – „Ja, nee, das muss ja jetzt auch nicht sein.“ Die beiden gehen wieder nach vorne, der Fahrer ruft über Funk die Zentrale, die Frau fängt an, ihn im quengeligen Tonfall davon abzuhalten, und ich denke, hättstehättstehättste mal den M48 genommen, der direkt hinter dem 200er kam und jetzt schon lange an uns vorbei ist. „Sie lassen mich jetzt sofort aus dem Bus, das ist sonst Freiheitsberaubung.“ – „Also, ick hab hier ne Dame …“ – „SIE LASSEN MICH JETZT SOFORT AUS DEM BUS!“ – „Ja, watt denn nu, rinn oder raus?“ – Die Tür ging auf, die Dame stieg aus und fluchte draußen weiter. Der Busfahrer ließ den Motor wieder an und nölte seine Zentrale noch bis zur Friedrichstraße voll, bis er sich wieder beruhigt hatte. Ich fuhr bis zur Memhardstraße, stieg in die M2 und kam etwas später als erwartet zu Hause an. Achja, und davor hab ich Quantum of Solace geguckt. Der war aber lange nicht so aufregend wie die Busfahrt.

Das Gute vorweg: Daniel Craig sieht noch besser aus als im letzten Bond. Das Schlechte: Er zieht nur einmal sein Hemd aus. Ab und zu gibt’s wenigstens ein paar Close-ups, in denen seine wasserblauen Äuglein mich immerhin für Sekunden in ihren Bann ziehen durften, aber das war’s leider schon. Der Rest des Films ist nicht zum Schmachten, denn die Böslinge bestehen aus weniger gut aussehenden Kerlen mit deutlich schlechteren Zähnen. Und da ich bei der Story schon nach 20 Minuten abgeschenkt hatte, hatte ich eigentlich nichts mehr, mit dem ich mich geistig beschäftigen konnte.

In Quantum of Solace geht es um die Organisation Quantum, die fremde Regierungen stürzt, um mit den Nachfolgemarionetten Geschäfte zu machen, ein Stück Wüste in Bolivien, eine Umweltorganisation, die keine ist, lauter Feinde, die man eigentlich für Freunde gehalten hat, und nebenbei kann sich Bond nicht so recht entscheiden, ob er noch sauer wegen des letzten Films ist und sich rächen will oder nicht. Ich musste mich arg anstrengen, um mich überhaupt an den letzten Film zu erinnern, denn daraus hatte ich eigentlich nur meine Abneigung gegen Eva Greens Akzent mitgenommen und das für ewig auf meiner Netzhaut eingebrannte Bild, wie Craig in Badehose aus dem Meer steigt. Was sonst noch so passiert war, hatte ich schon total vergessen. Dementsprechend egal war es mir auch, ob Bond sich jetzt rächen will oder nicht.

Story also eher vernachlässigenswert. Craigs nackte Haut: Fehlanzeige. Bleiben meine Lieblinge, die Frauenfiguren. Judi Dench darf von mir aus alles machen, die ist immer toll, aber warum wir sie uns hier beim Abschminken angucken durften, war mir nicht so klar. Außerdem hab ich immer Mum verstanden, wenn die Jungs vom MI6 bestimmt M gesagt haben. Aber das kann daran liegen, dass neben mir zwei 18-Jährige ihre Volljährigkeit ausgiebig begossen haben. Allein von den Bierdünsten hatte ich 0,8 Promille. Die beiden anderen Mädels waren netterweise nicht ganz so klischeeig und nicht ganz so doof; leider ist mir diesmal Olgas Akzent auf den Keks gegangen, aber dafür hat sie nur einmal gekreischt und Bond musste sie auch nicht aus kompletten Deppensituationen retten. Also nur so ein bisschen, aber das hab ich ihr verziehen, denn Craig durfte sie in den Arm nehmen, während die Flammen sich in seinen blauen Augen … *schmacht* … wo war ich? Achja.

Selbst die Actionsequenzen fand ich diesmal nicht so töfte. Ob sie nun auf Motorbooten spielten oder über den Dächern von Siena, man konnte ihnen so gut wie nie richtig folgen. Ich mag Actionszenen, die so choreografiert sind, dass man wirklich sehen kann, was passiert (Bourne Ultimatum, anyone?). In Quantum schienen mir zwischendurch immer die paar Hundertstel Film zu fehlen. Und so waren die blitzschnellen Prügel- und Verfolgungsszenen leider banal, denn sie bestanden nur aus einem Stroboskop an Eindrücken, bei denen zum Schluss irgendwer tot am Boden lag.

Ich hatte ja gar keine großen Ansprüche an den Film. Eins: Lass mich sabbern. Hat nicht funktioniert. Und zwei: langweil mich nicht. Hat auch nicht geklappt. Unglaublich, aber wahr: Quantum of Solace ist der erste Bond, den ich wirklich dröge fand. Der Film hüpft von Schauplatz zu Schauplatz, und es gibt Actionszenen zu Lande, zu Wasser und in der Luft (dass ich das mal schreiben darf!). Blöderweise gibt es auch Actionszenen in der Seebühne zu Bregenz, wo ich ein ungeahntes Flashback zu dem fürchterlichen Riesenauge hatte, das mir jede EM-Übertragung versaut hat, wo ich doch nur Jürgen Klopp beim Fansein zuhören wollte und Kerner immer stumm geschaltet habe.

Außerdem gibt es den fast schon üblichen Verdacht, dass Bond auf eigene Faust Mist baut und ihm deswegen mal wieder alle Privilegien entzogen werden (was den Fortgang der Geschichte natürlich überhaupt nicht stört), es gibt immerhin einen schönen Aston Martin zu bewundern, und das MI6 hat die tolle iPhone-Wand von Minority Report geklaut, aber trotzdem: Der Film bleibt total blutleer. Außer Craig gab es keinen Charakter, der mich auch nur die Bohne interessiert hat. Und selbst bei ihm musste ich mich wirklich zwingen, ihm folgen zu wollen. Generell mag ich es ja, dass er nicht die ganze Zeit grinst, wenn er seinen Job macht, aber so ab und zu hätte ich einen Hauch Emotion doch ganz nett gefunden. Der gute Mann bleibt leider bei allen Aktionen völlig unbewegt. Ob er gerade Fieslinge erledigt oder Olgamaus beschützt – Craig sieht immer so aus, als ob er im Kopf gerade seine Handykosten überschlägt oder sich fragt, ob er nach dem Film den 200er oder den M48 nach Hause nehmen soll. Dit hätte ick ihm jetzt sagen können, wa?

Hans Magnus Enzensberger im Gespräch mit dem Spiegel:

„Es ist ja kein Zufall, dass es kein Parteiprogramm gibt, in dem nicht auf jeder Seite die soziale Gerechtigkeit beschworen wird. Zwar weiß niemand genau, was damit gemeint ist. Aber die Vorstellung, dass so etwas existieren könnte, ist nicht totzukriegen, obwohl es etwas Derartiges in der zehntausendjährigen Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hat, und obwohl jeder weiß, dass es auf der Welt extrem ungerecht zugeht. Das fängt schon damit an, dass der eine schön, der andere hässlich, der eine gesund und der andere krank ist. Trotzdem ist es ein schöner Zug unserer Spezies, dass sie die Ungerechtigkeit nicht einfach resigniert hinnehmen will, auch wenn jeder falsche Prophet sich unsere Träume zunutze macht.“

Um vier Uhr morgens habe ich mich ins Bett gezwungen, sonst wäre ich heute überhaupt nicht agenturfähig gewesen. Ich war auch nur 15 Minuten zu spät, bin dafür aber ungeschminkt und haben einen standesgemäßgen bad hair day. Ejal. Das war’s wert. Ich habe zwar leider die Dankesrede von Präsident Obama (YAY!) nicht live mitgekriegt, sondern sie erst heute morgen online geguckt, aber damit habe ich nur mein nächtliches Treiben konsequent fortgesetzt. Denn ich saß nicht alleine in Berlin in einer Wohnung, die nicht meine ist, sondern habe zwischen BBC, CNN und dem ZDF hin- und hergezappt und war in Begleitung von vielen, vielen Twitterern, einer ständig aktualisierten Election Map der New York Times, habe Blogs verfolgt … ja gut, und ich habe nebenher ein bisschen auf dem iPhone gepokert, wenn CNN mal wieder Werbung gemacht hat oder Anderson Cooper nicht im Bild war. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass ich allein und nerdig war – sondern immer, dass eine ganze Rotte Menschen genauso interessiert/verspackt ist wie ich. Das war grandios.

Und mein home state Indiana könnte es sogar diesmal geschafft haben, die richtige Partei zu wählen. Wäre seit 1964, wenn ich mich nicht irre, das erste Mal.

And now for something completely different.

(Direktherzschmerz)

J’attendrai le suivant, vierminütiger Kurzfilm von Philippe Orreindy. Via nom nom nom.

Die NYT hat den Fahrplan für heute nacht. Mal sehen, wie lange ich wachbleiben kann bzw. wie sehr mich der Fernseher stört, wenn ich auf der Couch entschlummere.

Hasis – würdet ihr mir bitte einen Gefallen tun und diesen community organizer wählen? Die letzten vier bis acht Jahre ist es mir manchmal (zum Schluss eher meist) etwas schwergefallen, euch noch so liebzuhaben wie früher. Also reißt euch zusammen! Indiana, meine zweite Heimat: Ich zähl auf dich!

„FIRST BITE The suspense starts in Indiana. Most polls close at 6 p.m. and others at 7. Indiana is a ruby red state where Mr. Obama has been running closely with Mr. McCain. Be wary of results that do not include Gary, a city with a substantial African-American population. If Mr. Obama wins it, Indiana could be the canary in the coal mine predicting disaster ahead for Mr. McCain.“

Nachtrag: Gawker hat sogar Landkarten gemalt, damit wir nicht aufbleiben müssen. Wie nett. Via Dons Gezwitscher.

“Friends are nice to each other. They make you feel good about yourself.”

“Yeah … if you’re a smurf!”

Lily und Barney, aus dem Kopf zitiert aus How I Met Your Mother, seit Samstag 3. Staffel in heavy rotation. Musste ich mal eben aus dem Kopf klopfen, damit da wieder Platz für eher bürokompatible Headlines drin ist. (Weiter im Text.)

16 great Twitter moments. Via Twitter (duh!).