Kein Blut, Rot! erzählt kurz etwas über den Mond im Film.

Apollo Wives

Gerade eben gab es auf BBC Four (und noch ein paar Tage im iPlayer, wenn man in GB wohnt) die schöne und gleichzeitig deprimierende Sendung über die Ehefrauen der Apollo-Astronauten. Also die ersten Ehefrauen, die mit den Jungs Kinder in die Welt gesetzt und sie bei ihren weltbewegenden Taten unterstützt haben, bis sie größtenteils gegen ein jüngeres Modell ausgetauscht wurden.

Im Independent gibt’s eine schöne Zusammenfassung:

“To be a wandering hero, you need a home to wander from, and someone to worry while you’re gone. It was that human theme that made Apollo Wives a welcome puncture in the romantic bubble. In a series of interviews with 10 women who have come no closer to outer space than boarding the odd aeroplane, I learnt more about man’s journey to the moon than any number of archive moonwalk clips, specimens of lunar rock or expert analyses of the Cold War could impart. (…)

But the archive shots that showed the wives smiling nervously on their doorsteps (“Like Stepford Wives,” laughed one in retrospect), dutifully expressing pride in their husbands to appease an expectant media, were an uncomfortable reminder that the spotlight turned on these women at the time had more to do with modern appetites for the minutiae of celebrities’ lives than an interest in alternative views of history. One might have expected bitterness at the years spent facilitating somebody else’s dream, but almost without exception the women seemed grateful to have been a part of what they still view as a worthwhile endeavour.“

Ein Bild hat mich besonders fasziniert, weil es so schön dokumentiert, dass die braven Unterstützerinnen an der Heimatfront eben doch ihren eigenen Kopf hatten – und haben, denn sie treffen sich seit 40 Jahren regelmäßig und bleiben in Kontakt. Das Bild, das ich leider nicht online gefunden habe, zeigt drei von ihnen, wie sie vor einem der Häuser stehen, das die Presse routinemäßig belagert, und sie halten drei Schilder hoch, mit denen sie die immer gleiche Frage beantworten, wie es ihnen denn gehe – und von der sie irgendwann so genervt waren, dass auf den Schildern steht: Proud. Thrilled. Happy.

Eine der Ehefrauen ist bis heute davon genervt und sie sagte sinngemäß: Was hätte ich ihnen denn antworten sollen? Dass ich in mein Kissen schreie? Dass ich Angst habe? Dass ich erschöpft bin? Und dass sie, verdammt nochmal, meinen Rasen zertrampeln, in den ich so viel Mühe gesteckt habe?

LRO fotografiert die Landeplätze der Apollo-Missionen

I love this. Not because I needed proof we went, of course. But there is just something about seeing new pictures after all these years. Apollo may seem like ancient history, but those artifacts on the Moon are still sitting there, in many ways as fresh as the day they were placed there.”

The Lunar Reconnaissance Orbiter has taken pictures of the Apollo landing sites.

Noch ein paar Bilder mehr gibt’s auf der NASA-Seite.

„Sagen Sie jetzt nichts …“ mit Buzz Aldrin.

Send your name to Mars. Via Nerdcore.

We Choose the Moon

We Choose the Moon. Eine schicke Flash-Site, die die Apollo-11-Mission zum Mond nachstellt. In „Echtzeit“. Das heißt, in drei Stunden und circa 40 Minuten wird auf der Seite eine Rakete starten. Bitte einsteigen und mitfliegen.

(via Caros Gezwitscher)

Zur Einstimmung ein paar Bilder von wie immer großartigen Big Picture.

Und: SpOn entkräftet die schönsten Verschwörungstheorien.

Saturday Night Nervscheiß

Seit letztem Montag beherrscht mich mein Magen-Darm-Trakt. Ich erspare euch die Details, möchte aber sagen, dass ich fast immer und bei fast allen Gebrechen meines Körpers nach 40 Lebensjahren inzwischen der Meinung bin: Das regelt sich von alleine. Ausnahme sind Zahnschmerzen, da bin ich innerhalb von fünf Minuten beim Arzt. Alles andere geht auch so wieder weg. Notfalls helfe ich mit Pfefferminztee, Zwieback, Schlafen und Rumnölen nach. So habe ich auch die letzte Woche verbracht, bis sich Samstag nachmittag mein Bauch zu den Blödmännern Magen und Darm gesellte und plötzlich fies geschmerzt hat. Und da half dann irgendwie gar nichts mehr, weder Wärme noch Rumlaufen noch Stillliegen noch Rumnölen. Nach drei Stunden habe ich den Kerl angejammert, mich bitte in die Notaufnahme zu begleiten, weil mein Kreislauf inzwischen so weit im Keller war, dass ich kaum noch die Treppe zum Taxi runtergekommen bin.

In der Notaufnahme stellten wir uns hinter einige lustig gewandete Gesellen in die Schlange am Empfangstresen. Der Schlagermove war in der Stadt und damit ne Menge viel zu gut gelaunter Leute mit viel zu viel Bier im Blut. Nach zehn Minuten Rumstehen und Bauchfesthalten und Frieren (Fiebermessen ergab 35,4°) waren wir dran, ich erzählte, wie’s mir so ginge, bekam zu hören „Das kann heute dauern“, nickte ergebenst und begab mich an Kerls Arm ins Wartezimmer. Keine zehn Minuten später wurde ich aufgerufen und schlurfte ins Untersuchungszimmer, wo ein Arzthelfer sich erzählen ließ, was ich so hätte und das in eine Mozilla-Eingabemaske tippte, wie mir der Kerl später berichtete, der einen besseren Blick auf den Monitor hatte, während eine freundliche Arzthelferin Blutdruck maß, mir zehn Elektroden irgendwohin klebte und dann eine Viertelstunde lang versuchte, mir Blut abzunehmen.

Dass ich anscheinend unsichtbare Venen habe, weiß ich schon länger. Ich schwärme heute noch von einer Spezialpraxis, die nur Blutuntersuchungen macht und daher Leute an den Nadeln sitzen hat, die schon alle Arme dieser Welt gesehen haben. Die Dame damals hatte ungelogen einmal auf meinen Arm getippt, die Nadel reingestochen, ohne dass ich es groß gemerkt habe und innerhalb von einer Minute fünf Ampullen voll. Sie war fast beleidigt, als ich – ich gucke beim Blutabnehmen nie hin – fragte, ob sie schon angefangen habe. Die andere Seite des Spektrums war der Arzt in der Reha, in der ich nach meiner Bandscheiben-OP war, der es zehn Minuten lang in jedem Arm probierte, dann noch in beiden Handrücken und mir schließlich eine Nadel seitlich am Handgelenk reinrammte, während ich damit beschäftigt war, nicht vor Kreislaufschwäche vom Stuhl zu rutschen, denn das ganze war morgens, ich war nüchtern und inzwischen so sturmreif gepiekt, dass ich kurz davor war, mich zu übergeben.

So schlimm war es diesmal nicht; die Nadel war relativ schnell drin, auch wenn das Auf-den-Arm-Klopfen, um die Venen hervorzulocken, und das Faustmachen nicht so richtig angeschlagen hatten. Diesmal waren dann nicht meine Adern zickig, sondern mein Blut, das sich nur tröpfchenweise in die Ampulle „ergoss“. Nach fünf Minuten suchte der Arzthelfer mal meinen anderen Arm ab, während die Arzthelferin sich mit meinem Handrücken beschäftigte. Das Stechen war dann auch eher ein Bohren, ich klapperte inzwischen mit den Zähnen, was aber alles prima von den Bauchschmerzen ablenkte, und schließlich hatte ich zwei Kanülen drin, aus denen endlich genug Blut fürs Labor raustropfte.

Eine gute halbe Stunde nach unserer Ankunft saßen wir also wieder im Wartezimmer, und ich dachte noch naiv, wenn’s in dem Tempo weitergeht, ist ja alles halb so wild. Neben uns saß ein ganz in Weiß gekleideter Typ, der auch schon eine Kanüle im Arm mit sich rumtrug und ansonsten Notizen auf alten Moleskine-Blättern machte, die er in der Hosentasche mit sich führte. Drei türkische Kinder spielten auf dem Fußboden, der große Bruder passte auf.

Stunde 2. Die Mutter der Kinder kommt aus der Untersuchung wieder und legt ihren Arm seltsam verrenkt neben sich auf den Stuhl. Sie verabschiedet ihre Kinder, die fröhlich das Krankenhaus verlassen, während sie hierbleibt. Ganz in Weiß geht zu einer Untersuchung und kommt kurz darauf wieder zurück, äußerlich unverändert. Er schreibt weiter auf seinen losen Blättern rum. Ein älterer Mann mit Regenschirm kommt rein, nimmt sich nichts zu lesen, sondern guckt nur. Draußen am Tresen sammeln sich die nächsten Schlagerfredels und verstreuen Kunstblumen im Eingangsbereich. Die Krankenwagen kommen ohne Blaulicht und schieben Leute auf Tragen an uns vorbei. Verbundene Füße, Köpfe und Hände.

Stunde 3. Zwei Frauen in meinem Alter mit Gucci-Täschchen machen es sich bequem. Ich habe keine Ahnung, was ihnen fehlt. Überhaupt sehen alle im Wartezimmer nicht so aus, als hätten sie irgendwas. Meine Bauchschmerzen sind inzwischen netterweise schwächer geworden (wie immer, wenn man beim Arzt ist), mein Kreislauf hat sich etwas stabilisiert und ich lese Proust. Zwei Polizisten führen ein hysterisches Mädchen mit Handy am Ohr zum Tresen und raunzen „Jetzt ist aber Schluss mit Telefonieren, wir sind hier im Krankenhaus.“ Das Mädchen muss anscheinend eine Urinprobe abgeben; jedenfalls geht sie aufs Klo, das vom Warteraum abgeht. Die beiden Gucci-Tanten bekommen Zuwachs, ein Freund von ihnen leistet ihnen beim Warten Gesellschaft. Zusammen erkunden sie den Heißgetränkeautomaten und stellen fest, dass es Vanillemilch gibt. Ich verkneife mir seit Stunden einen Gang zum Klo, weil ich ja denke, dass ich jederzeit dran sein müsste. Der ältere Herr mit dem Regenschirm verschwindet mit einem Arzt, Ganz in Weiß guckt in der Gegend rum. Nach einiger Zeit fällt den Polizisten auf, dass Handy-Mandy immer noch nicht wieder vom Klo zurück ist. Zusammen mit einer Schwester stürmen sie die Toilette, wo das Mädchen entspannt telefoniert anstatt zu pinkeln.

Stunde 4. Ich kann mich nicht mehr auf Proust konzentrieren und daddele am iPhone rum. Der Kerl sitzt neben mir und macht das gleiche mit seinem iPhone. Draußen rollen wieder blutende Schlagerdeppen an uns vorbei. Ganz in Weiß und Regenschirm haben sich angefreundet und tauschen Erzählungen hinter den Kulissen aus. Ganz in Weiß muss Montag auf Geschäftsreise und wollte vorher nur mal seine Blutwerte durchchecken lassen. Da habe er sich ja nen Supertag für ausgesucht. Regenschirm rückt nicht so recht raus, was er eigentlich hat, sagt aber immer jaja, und die beiden verabreden sich schon mal fürs Frühstück im Erikas Eck. Die türkische Mutter wird von einem Arzt abgeholt und darf endlich gehen. Dem Begleiter von Gucci-Täschchen wird es langweilig, und er setzt sich nach draußen ins Auto, wo es bequemer wäre als hier drinnen. Kerl und ich überlegen, an welchen Tagen man nicht in Hamburg in eine Notaufnahme gehen sollte: „Schlagermove … Hafengeburtstag … Welt-Astra-Tag … Harley Days … CyClassics … Hanse-Marathon … CSD … 1. Mai … Grand Prix d’Eurovision … wenn Pauli spielt … wenn der HSV spielt …“

Stunde 5. Ein Arzthelfer fragt mich, ob mich schon ein Arzt gesehen habe. Ich verneine und glaube, gleich dranzukommen. Ein Krankenwagen bringt ein heulendes Mädchen rein, das verzweifelt ihre Mutter auf dem Handy anfleht, schnell in die Notaufnahme zu kommen. Keine 20 Minuten später sind Mama und ein Kerl da. Der Kerl trägt ein Shirt mit der Aufschrift „Der frühe Vogel kann mich mal“ und scheint sich nicht sonderlich dafür zu interessieren, dass Stieftöchterchen (?) fast einen Nervenzusammenbruch hat. Mama tröstet leise, Wurm holt sich nen Kaffee. Oder eine Vanillemilch. Gucci-Täschchen und Freundin werden allmählich nölig, dass alles so lange dauert. „Ich meine, ich muss Montag zur Arbeit, wie stellen die sich das denn vor?“ Sie sucht einen Arzt, um sich zu beschweren. Der Begleiter scheint im Auto eingeschlafen zu sein. Ganz in Weiß und Regenschirm werden von verschiedenen Ärzten abgeholt, verschwinden, kommen wieder, setzen sich und plaudern weiter.

Stunde 6. Die ersten lauteren Besoffskis rollen festgeschnallt auf Tragen an uns vorbei. Ein Mädchen ist nicht zu erkennen hinter ihren Haaren, ihre Freundin hält ihre Hand. Einige der Leute, die vor Stunden an uns vorbeikamen, rollen oder humpeln jetzt wieder raus. Bis zu drei Krankenwagen gleichzeitig stehen immer an der Tür. Eine Schwester kommt rein und fragt, ob hier jemand einen silbernen Volvo führe, der würde gleich abgeschleppt. Gucci hat einen Arzt gefunden und berichtet stolz ihrer Freundin, dass sie gleich dran sei. Sie habe gedroht, sonst zu gehen, ohne irgendwas zu unterschreiben. „Die können mich doch nicht zwingen, hierzubleiben. Und überhaupt: gegen ärztlichen Rat. Ich hab doch noch gar keinen Arzt gesehen!“ Mama und das heulende Mädchen werden nach hinten gebeten, von wo sie sichtlich erleichtert wieder auftauchen. Zwei Schlagerdeppen, die ihren Freund mit Kopfverband abholen, machen Erinnerungsfotos vor dem Empfangstresen. Ich gehe endlich aufs Klo und teste dann den Wasserspender an. Zimmerwarm, kalt, mit Sprudel und ohne. Toll.

Stunde 7. Ein Arzt kommt auf uns zu: „Ich suche eine Frau Gröner?“ Kerl bringt mich zum Untersuchungsraum, wo ich all das nochmal erzähle, was ich vor sieben Stunden schon mal erzählt habe. Inzwischen geht’s mir deutlich besser, ohne dass ich irgendwas bekommen hätte. Der Arzt ist nett und geduldig, gibt mir zwei Tabletten, rät zu den frei verkäuflichen Medikamenten und meinte, ich müsse nochmal kurz ins Wartezimmer, bevor es den Entlassungsbrief gebe, er habe noch eine Patientin. Ich gehe raus und Gucci scharrt schon mit den Hufen. Ganz in Weiß und Regenschirm rauchen vor der Tür, bekommen ihre Entlassungsbriefe und gehen gemeinsam. Wir sind alleine im Wartezimmer.

Stunde 8. Gucci kriegt ihren Entlassungsbrief vor mir. Der Kerl schläft allmählich ein und ich schicke ihn nach Hause, weil ich noch auf jemanden warte, der mir meine blöde Kanüle aus dem Handrücken zieht. Ich bekomme meinen Entlassungsbrief und die Ansage, es käme gleich jemand, um mich zu entnadeln. Ich mache es mir im Eingangsbereich bequem, wo niemand mehr an mir vorbeirollt. Kein Krankenwagen ist mehr zu sehen. Ich warte 20 Minuten, bis ich mich traue, doch mal am Empfang nachzufragen, ob sich jemand um mich kümmern könnte. „Ach, wir dachten, Sie warten auf Ihren Freund.“ Zwei Minuten später habe ich ein blutiges Pflaster auf der Hand und gucke draußen an der Bushaltestelle dem Sonnenaufgang zu.

Sonntag. Kerl holt mir Medikamente aus der Apotheke plus lustiges Pulver für eine Glucoselösung, weil ich das selbstgebraute Zeug (ein Liter Wasser, einen Löffel Salz, drei Löffel Zucker) einfach nicht runterkriege. Die Apotheke hat ihm ein pinkfarbenes Pulver mitgegeben, das großartig und wie Kabafit Erdbeer schmeckt. Mir geht’s seit einer Woche zum ersten Mal wieder halbwegs gut. Ein bisschen müde vielleicht. Und nen riesigen blauen Fleck in der Armbeuge habe ich auch. Aber immerhin knapp 100 Seiten Proust geschafft.

Ich hätte gerne ein T-Shirt mit der rechten Figur im zweiten Panel und diesem Satz drauf.

Schleift die Gutenberg-Festung!

Von der Gutenberg-Festung zum digitalen Kontinent schreibt das Ethority-Weblog:

Der digitale Kontinent wird nicht von Early Adopters bevölkert, sondern von der Early Majority

Auf der anderen Seite: Ein Blick auf die wichtigsten Zahlen für diesen Bereich ergeben ein ganz anderes Bild. Die Internetdurchdringung liegt mittlerweile auch in Deutschland zwischen 67% (ARD/ZDF-Onlinestudie 2009) und 76% (ACTA 2008). Ein unerforschter digitaler Kontinent mit 50 Millionen Einwohnern? Wenn man auf die jüngeren Generationen blickt, sind die Zahlen noch beeindruckender: 71% der 7 bis 10jährigen, 93% der 11 bis 14jährigen und sogar 99% der 15 bis 17jährigen Deutschen nutzen das Internet, hat der BITKOM gerade festgestellt. Wer hier von einer exotischen Minderheit spricht, hielt vermutlich auch Das Kursbuch für eine Massenpublikation. Der digitale Kontinent wird nicht von Early Adopters bevölkert, sondern von der Early Majority – vielleicht sogar immer stärker auch von der Late Majority, wenn man sich vergegenwärtigt, dass mittlerweile bereits 25% der Über-60jährigen laut ARD-ZDF-Onlinestudie 2008 daran (sehr) interessiert sind, aktiv Beiträge zu verfassen und ins Internet zu stellen.“

„… so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.“

Jesaja 55, 11 (Einheitsübersetzung)

Popkulturelle Referenzen, j’adore!

Hier geht der Link hin. (Und hier hab ich nachgeguckt, was das überhaupt bedeutet, damit ich’s dann toll finden konnte.)

derdiedas

How does our language shape the way we think? Schöner Artikel von Lera Boroditsky. Via Arts & Letters Daily.

“In one study, we asked German and Spanish speakers to describe objects having opposite gender assignment in those two languages. The descriptions they gave differed in a way predicted by grammatical gender. For example, when asked to describe a “key” — a word that is masculine in German and feminine in Spanish — the German speakers were more likely to use words like “hard,” “heavy,” “jagged,” “metal,” “serrated,” and “useful,” whereas Spanish speakers were more likely to say “golden,” “intricate,” “little,” “lovely,” “shiny,” and “tiny.” To describe a “bridge,” which is feminine in German and masculine in Spanish, the German speakers said “beautiful,” “elegant,” “fragile,” “peaceful,” “pretty,” and “slender,” and the Spanish speakers said “big,” “dangerous,” “long,” “strong,” “sturdy,” and “towering.” This was true even though all testing was done in English, a language without grammatical gender. The same pattern of results also emerged in entirely nonlinguistic tasks (e.g., rating similarity between pictures). And we can also show that it is aspects of language per se that shape how people think: teaching English speakers new grammatical gender systems influences mental representations of objects in the same way it does with German and Spanish speakers. Apparently even small flukes of grammar, like the seemingly arbitrary assignment of gender to a noun, can have an effect on people’s ideas of concrete objects in the world.”

Und mit diesem Wissen im Hinterkopf nöle ich weiter darüber, dass die Piratenpartei das Wort „Pirat“ ernsthaft als geschlechtsneutral ansieht (§1.5). Falls ich mich dazu entschließen sollte, dieser Partei beizutreten, werde ich trotzdem eine „Piratin“ sein. (Nicht dass das meine Hauptsorge ist, die diese Partei betrifft, aber ja, ich denke durchaus über sowas nach.)

Free

Chris Andersons Buch Free ist seit gestern erhältlich: umsonst in Scribd-Form und als ungekürztes Hörbuch. Die gekürzte Fassung kostet bei Audible knappe 8 Dollar, das gedruckte Buch kostet 13,95 Euro und sollte eigentlich ab heute verfügbar sein.

Die Stellungnahme des Piraten-Vorstands zum Fall Thiesen. #piraten+

Heidelberger Jeremiaden

Ein kluger Kommentar von Thierry Chervel beim Perlentaucher zu Google Books: Hört nicht auf die Heidelberger Bocksgesänge.

„Der “Heidelberger Appell” und das ganze apokalyptische Gemurmel, das von interessierte Lobbyorganen darum getrieben wird, sollte die Politiker, die Verlage und die Autoren ohnehin nicht dazu verleiten, unvernünftig zu handeln:

Die Digitalisierung der Bücher wird sowohl den Autoren als auch den Verlagen Chancen bieten. Autoren (und ihre Erben) werden mit Büchern Geld verdienen, die für sie längst totes Kapital waren. Verlage finden neue Vertriebswege jenseits aller geografischen Grenzen. Und gerade die Verlage mit großer Backlist, die Publikums- und Qualitätsverlage, die jetzt schon wegen der Backlistverkäufe Amazon zu Füßen liegen, werden profitieren. Je mehr Klicks sie auf ihren Seiten haben, desto besser werden sie diese neuen Umsätze lenken können. Es hilft also nur eins: Nachdenken über die Potenziale des Internets.

Das Netz verändert alles. Es ist wirklich ein dramatischer, zugleich zutiefst faszinierender Bruch. Dieser Bruch wird auch Opfer fordern, bei alten und bei neuen Akteuren. Aber man sollte ihm mit Optimismus begegnen. In der Literatur zum Beispiel ermöglicht das Netz plötzlich eine ganz neue Kommunikation zwischen Autoren und Lesern. Viel zu wenige Autoren, die vor lauter Angst den “Heidelberger Appell” unterzeichnet haben, denken darüber nach. Wer von ihnen schreibt ein Blog?

Klügere Autoren werden das Netz suchen, um ihre Leser zu finden. Klügere Verleger werden die Heidelberger Jeremiaden als das nehmen was sie sind, Konvulsionen eines erstarrten Wesens, das aufwacht und sich die Augen reibt. Soll es zurücksinken in den Status quo?“

(Danke an Stephanie für den Hinweis)