Was schön war, Freitag, 9. Juni 2017 – Fast fertig (in Anführungszeichen)

Entspannt erwacht, pünktlich im ZI gewesen, den Lieblingsplatz hinten in der Ecke im klimatisierten Lesesaal gekriegt. Den zweiten von drei Lüpertz-Teilen, den ich vorgestern verfasst hatte, durchgelesen und bis auf wenige Korrekturen abgenickt. Mich dann an den dritten und letzten gesetzt, konzentriert gearbeitet, und um kurz nach 15 Uhr war ich dann fast mit der Arbeit fertig. Ich bin jetzt bei 97.000 Zeichen, mir fehlt noch der vermutlich recht kurze Abschnitt mit einem direkten Kiefer-Lüpertz-Vergleich, und dann kommt schon die Zusammenfassung, womit die Arbeit dann fertig ist. Ich soll zwischen 100.000 und 120.000 Zeichen abgeben.

Damit habe ich in einer Wochen 35.000 Zeichen Lüpertz geschafft, was ich mir zwar vorgenommen, aber nicht wirklich geglaubt hatte. Und wo ich gerade die Lüpertz-Zeichen gezählt habe: Kiefer hat momentan 33.000 Zeichen, was mich jetzt selbst überrascht. Gefühlt habe ich zu ihm mehr geschrieben. Ts. Zeichenzählfunktion, du kleines Überraschungsei.

Mit Fußnoten bin ich übrigens bei 153.000. Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich in den vergangenen drei Semestern so an der ollen Zeichenbegrenzung gelitten habe, denn da wurden die Fußnoten mitgezählt. In Geschichte konnte ich immer schön das ganze Nebenbei-Wissen in die Fußnoten packen und blieb entspannt im vorgegebenen Rahmen, in Kunstgeschichte zählte alles, und ich hatte immer das Gefühl, ich schreibe nur Stümpfe statt anständiger Argumentationen.

Jetzt, wo die Masterarbeit fast durch ist, würde ich irrsinnig gerne wieder Stümpfchen schreiben. Vielleicht immatrikuliere ich mich in Philosophie oder Politikwissenschaften. Vor ein paar Tagen ist mir nämlich siedendheiß eingefallen, dass ich mit dem Ende des Studium nicht nur mein herrlich günstiges Semesterticket verliere, sondern – was viel schlimmer ist – nicht mehr in die ganzen Unibibliotheken darf. OMG DIE HISTORICUMSBIBLIOTHEK! SIE IST FÜR MICH VERSCHLOSSEN! In die blöde KuGi-Bib will ich gar nicht mehr, denn ins ZI komme ich ja weiterhin, aber DIE HISTORICUMSBIBLIOTHEK!

Okay, ich schreib mich für irgendwas ein. Dieser Abschied geht mir zu schnell. Ich bin noch nicht vorbereitet!

Herzlich über eine Formulierung in der FAZ gelacht because it’s true:

„Doch je banaler das Werk, desto mehr drehen die Documenta-Katalogschreiber rhetorisch auf: Agnes Denes’ bepflanzte Pyramide ist ‚eine soziale Struktur – sozial, weil das gepflanzte Material Vorstellungen von Evolution und Regeneration vermittelt; die Arbeit fördert außerdem eine Mikrogesellschaft aus Menschen, die sich um die laufende Pflege kümmern.‘ So klingt es, wenn in der Kunstwelt zwei Leute Blumen gießen.“

(Niklas Maak: „Vor der Tür“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.6.2017, S. 11.)

Und dann war da noch das:


Meine erste kunsthistorische Veröffentlichung liegt endlich auf meinem Schreibtisch. Wenn ich meinen Namen zum ersten Mal in der Suchmaschine des Zentralinstituts für Kunstgeschichte finde, mach ich eine Flasche Schampus auf.

Der Katalog zu dieser Ausstellung erscheint leider nur auf Englisch und Französisch. Ich werde in nächster Zeit mal meine liebsten Katalogtexte auf Deutsch ins Blog stellen. Schöner Studiumsabschluss.

*wimmer*

Was schön war, die ganze Woche

Derzeit sehen meine Tage alle gleich aus: Ich sitze ab neun, meist bis 16 oder sogar 17 Uhr ohne Pause im ZI und schrubbe Zeichen an meine Masterarbeit. Dann kaufe ich ein, das Eingekaufte wird dann verkocht (gestern gab’s zum Beispiel diesen herrlichen Lammburger aus dem guten, alten River Cottage Everyday-Kochbuch), dann gucke ich Masterchef Australia, dann lese ich zwei Stunden die FAZ, und dann lungere ich entweder bei F. oder vor ein, zwei Serienfolgen rum, bis ich sehr müde ins Bett falle. Ab und zu stehe ich um 6 auf und walke, aber ich muss zugeben, dass ich in dieser Woche außer am Sonntag jedesmal den Wecker ausgetreten und weitergeschlafen habe – geistige Arbeit strengt eben doch an, und es gibt Weniges, was mich so sehr angenervt sein lässt wie zu wenig Schlaf. Der ist im Moment eh ein bisschen launisch, was aber daran liegen könnte, dass ich gerne um drei Uhr aufwache, weil mir noch irgendwas IRRSINNIG WICHTIGES FÜR DIE MA-ARBEIT eingefallen ist, das ich mir sofort per Mail schicken muss; dann pingt natürlich mein iPhone, und ich wundere mich kurz, welcher Idiot mir denn nachts um drei … oh. Okay.

Das ist momentan ein sehr gutes Leben, das ich führe, aber es gibt gerade nicht so irrsinnig viel fürs Blog her. Aber dafür für meinen Kopf. Und wir wissen ja: Ist das Köpfchen gesund, freut sich der Mensch.

Salted Chocolate Chip Cookies

Bisher habe ich immer ein älteres Rezept für amerikanische, quietschige Schokokekse genutzt, aber dieses Rezept von David Leibovitz gefällt mir neuerdings besser. Vermutlich auch, weil es nicht ganz so irre süß ist. Aber logischerweise noch süß genug.

Im folgenden Rezept wird nach gesalzener Butter verlangt. Die habe ich nie im Haus, daher nehme ich ungesalzene, mache aber aus dem unten angegebenen halben Teelöffel Salz für den Teig einen dreiviertel und bestreue außerdem jeden Keks noch mit ein bisschen Meersalz. Bei mir kommen insgesamt um die 30 Kekse aka zweieinhalb Bleche aus dem Rezept raus. (Plus ein, zwei Esslöffel roher Teig zum Wegnaschen.)

115 g gesalzene Butter (Raumtemperatur) mit
110 g braunem Zucker oder Rohrzucker und
100 g Kristallzucker schaumig aufschlagen. (Edit: Insgesamt 150 g Zucker tun’s auch.)

1 Ei dazugeben und verrühren. In die Masse noch

180 g Mehl, Type 405,
1/2 TL Natron und
1/2 TL flockiges Meersalz (diese flachen Plättchen) geben und unterrühren. Zum Schluss noch
200 g grob gehackte dunkle Schokolade unterrühren. (Edit: 150 g Schokolade tun’s auch.)

Wer mag, fügt noch 1/2 Teelöffel Vanilleextrakt hinzu, ich lasse den grunsätzlich weg. Außerdem kann man gerne noch gute 100 g Nüsse in den Teig geben, auch das will ich nicht.

Den Teig mindestens eine Stunde kalt stellen. Im Originalrezept steht was von über Nacht, aber mit sowas fangen wir gar nicht erst an. Der Teig muss so fest geworden sein, dass man aus ihm problemlos mit der Hand walnussgroße Bällchen formen kann, ohne dass alles an einem kleben bleibt. Bei mir reicht da eine gute Stunde im Kühlschrank.

Auf ein mit Backpapier belegtes Blech jeweils zwölf von den Bällchen legen, bitte mit entsprechendem Abstand, die Kekse fließen auseinander, so dass sie zum Schluss gute fünf, sechs Zentimeter Durchmesser haben. Wer größere Kekse will, macht größere Bällchen. Wie oben beschrieben, habe ich die Kekse noch mit ein paar Flocken Meersalz bestreut.

Im auf 180° vorgeheizten Backofen für zwölf Minuten backen, dabei nach sechs Minuten das Blech einmal drehen. Diesen Tipp habe ich bei meinem Hamburger Backofen nie gebraucht, der buk brav gleichmäßig, hier in München habe ich gemerkt, dass das einen großen Unterschied macht, also drehe ich neuerdings. (Dämlicher Ofen.)

Bitte nicht sklavisch an die zwölf Minuten halten, sondern selbst mal in den Ofen gucken. Wenn die Kekse am Rand ganz leicht gebräunt sind, sind sie fertig, was in meinem Fall heißt: am Rand knusprig und innen zäh. Sie sehen dann in der Mitte noch nicht fertig aus, sind es aber.

Was schön war, Sonntag, 4. Juni 2017 – Drei Viertel

Morgens wieder Walken gewesen und dabei den Unterschied zwischen „Regen im März, wenn es 10 Grad sind und man eine Regenjacke trägt“ und „Regen im Juni, wenn es 17 Grad sind und man keine trägt“ kennengelernt. Ist beides toll. Ich mag das Regengeräusch auf meiner Kapuze, aber ich hasse nasse Wege, weil ich ja bekanntlich etwas unsicher unterwegs bin. Sommerregen fühlt sich stattdessen wie eine Mitnehmdusche an; das war herrlich.

Generell bin ich immer nervös, wenn ich mir durchlese, was ich am Vortag verfasst habe, denn ich erwarte grundsätzlich mies formulierten Quatsch. Der erste Schwung Lüpertz war aber okay, ich kann beruhigt mit dem zweiten anfangen (nur nicht heute, weil Feiertag und geschlossene Bibliotheken, hmpf).

Ich habe mir zum ersten Mal den kompletten bisherigen Stand der MA-Arbeit ausgedruckt und durchgelesen, um ein Gefühl dafür zu kriegen, ob man einen großen Bogen sieht oder das alles gefühlt einzelne Blöcke sind, denn so habe ich sie innerlich angedacht, aber so sollen sie natürlich nicht klingen. Heißt: Ich habe einzelne Stoffsammlungen zu den einzelnen großen Themenblöcken angelegt, also: Einleitung und Forschungsstand, Vergangenheitsbewältigung in der Bundesrepublik, deutsche Kunst nach 45, die sich mit der NS-Zeit beschäftigt, Georg Baselitz, Gerhard Richter und dann die großen Blöcke Anselm Kiefer und Markus Lüpertz, abschließend ein Vergleich sowie als Rausschmeißer die Zusammenfassung. Natürlich habe ich, wenn ich schreibe, immer im Hinterkopf, was ich schon geschrieben habe, um mich darauf beziehen zu können. Deswegen schreibe ich auch von vorne nach hinten und erst, wenn ich genau weiß, wo ich hin will. Der Twitter-Account des LMU-Schreibzentrums hat mir mal gesagt, dass man Menschen, die so schreiben, Architekten nennt. Andere fangen irgendwo an, kommen zum Schluss, fügen vorne noch was ein und schreiben die Einleitung als letztes, was sich mir überhaupt nicht erschließt. In der Einleitung lege ich fest, wie meine Forschungsfrage lautet und zeige den Weg auf, sie zu beantworten; ich bastele mir also schon das Gerüst für die Arbeit. Ehe ich das nicht habe, weiß ich gar nicht, wo ich hin will. Daher schreibe ich die Einleitung grundsätzlich zuerst, um mir selbst darüber klarzuwerden, was ich eigentlich aufschreiben möchte. Wenn ich dabei schon ins Stottern gerate, weiß ich, dass irgendwas in der grundsätzlichen Ausrichtung knirscht.

Das habe ich dieses Mal allerdings erst gestern gemerkt. Als ich den ganzen Schwung – ich bin jetzt zu drei Vierteln fertig und bin bei gut 72.000 Zeichen; 100.000 sollen es werden – durchgelesen hatte, fiel mir auf, dass ich eine latent andere Frage beantwortet habe als die, die in der Einleitung steht. Kurz gegrinst, korrigiert – und dann las sich das alles doch viel besser als ich insgeheim befürchtet hatte. Und ja, man sieht den großen Bogen, aber ein paar Stützpfeiler muss ich hier und da noch einbauen.

Mich um das Basteln des irrwitzig langen Abbildungsverzeichnisses gedrückt, indem ich mit Steuerkram anfing, als mir einfiel, dass mich mein bester Freund ums Korrekturlesen seiner Website gebeten hatte. Mich so auch erfolgreich vor der Steuererklärung gedrückt.

Was schön war, Samstag, 3. Juni 2017 – Alltag, in a good way

Morgens bin ich nicht vom Wecker geweckt worden, was eigentlich schön ist, aber das lag nur daran, dass ich vergessen hatte, ihn zu stellen. Eigentlich wollte ich pünktlich zur Öffnung um 9 in der KuGi-Bib sitzen, denn mein geliebtes ZI ist am Wochenende geschlossen. So weckte mich eine DM von F., der gerade in Venedig die Biennale unsicher macht, und weil der Mann weiß, wie gerne ich schlafe, kam die DM auch erst um 8.45 Uhr. Super rücksichtsvoll, aber gestern wäre 8 besser gewesen. Ohne Frühstück gehe ich auch nicht aus dem Haus, und so war ich etwas später dran als geplant. Trotzdem war ich immerhin noch kurz vor 10 in der Bib – wo ich immer noch eine der ersten war. So hatte ich mir das vorgestellt.

Der Kiefer-Teil der Masterarbeit ist durch, jetzt habe ich Herrn Lüpertz in der Mangel. Die Einleitung hatte ich vorgestern schon angefangen, aber noch nicht beendet, denn ich wollte sie ähnlich anlegen wie die zu Kiefer. Dafür brauchte ich ein paar Bücher, die ich hoffte, in der KuGi-Bib zu finden. Dort war ich seit der Bachelorarbeit nicht mehr, denn seit dem 6. Semester darf ich ins ZI, und jetzt, wo ich da rein darf, sehe ich wirklich keinen Grund mehr, in irgendeine andere kunsthistorische Bibliothek zu gehen. Warum, merkte ich gestern am Lüpertz-Regal wieder: In der KuGi-Bib standen gut zehn Kataloge, im ZI stehen zweieinhalb Regalmeter.

Daher fand ich nicht alles, was ich suchte, aber immerhin ein bisschen. Ich schloss die Einleitung ab, so weit es ging, und begann mit dem ersten Werkkomplex, den ich diskutieren will: das Gemälde und den Kurzkatalog Westwall (Gemälde von 1967 (oder 1968, da ist sich die Literatur nicht einig); Kurzkatalog, von Lüpertz geschrieben und bebildert, von 1969). Beides beschrieb und diskutierte ich, korrigierte dann wie immer am bisher Geschriebenen noch ein bisschen rum und machte gegen 14 Uhr Feierabend, denn für den nächsten Werkkomplex brauche ich dringend andere Kataloge, als die, die ich gestern zur Verfügung hatte. Das mache ich dann nächste Woche schön im ZI. Da gibt’s dann auch eine Klimaanlage und keine Fenster, die bei 27 Grad von seltsamen Menschen aufgerissen werden können.

Auf dem Rückweg von der Bibliothek noch schnell eingekauft; Sardellenfilets, Crème fraîche und Romanasalat für einen Caesar Salad, auf den ich spontan Lust hatte (Zitronen, Knoblauch, Olivenöl und Parmesan habe ich natürlich immer im Haus), ein Pfund Kirschen, das mich anlachte, und Brot.

Zuhause dann 400 g Kirschen verputzt und dazu einen Liter Eistee zubereitet und quasi geext, weil er so schmackhaft war. Abends dann den Salat genossen.

Sehr über eine DM von F. gelacht. Gestern stand bei ihm und seinem Reisebegleiter unter anderem der deutsche Pavillon auf dem Plan, der, wie wir alle wissen, noch heute so aussieht, wie ihn die Nationalsozialisten umgebaut haben. Deswegen hat Hans Haackes Germania ja auch so schön funktioniert.

Auf Instagram gibt es den komplett sinnfreien, aber doch irgendwie netten Hashtag #wazifubo für Wartezimmerfußboden, an dem ich mich auch gerade mal wieder beteiligt habe. F. schickte mir gestern aus Venedig ein Bild: Er hatte einfach mal im Deutschen Pavillon die Bodenplatten fotografiert und das ganze mit dem meiner Meinung nach ausgezeichneten Hashtag #nazifubo versehen. Made my day.

Was schön war, Freitag, 2. Juni 2017 – Doctor’s Orders

Vormittags saß ich länger bei meiner Hausärztin, um so Grundzeug abzuklären, das nicht ins Blog gehört. Bzw. eigentlich saß ich nicht bei meiner Hausärztin, sondern bei einer anderen Ärztin, die für sie freitags da ist. Da einige Untersuchungen aber zeitnah gemacht werden sollten, wartete ich nicht, bis in vier Wochen ein Termin bei meiner Ärztin frei gewesen wäre, sondern nahm den gestrigen.

Die Ergebnisse waren alle so, wie ich sie haben wollte, was mich sehr erleichtert hat. Die Ungewissheit war auch ein Grund, warum es in den letzten Tagen hier etwas ruhiger war; das lag doch mehr auf meiner Seele als ich dachte. Aber seit gestern weiß ich, dass alles in Ordnung ist, und deswegen verschlief ich gestern auch fast den ganzen Nachmittag; da war mir anscheinend ein sehr großes Gebirge vom Herzen gefallen.

Die neue Ärztin kannte mich noch nicht, weswegen wir erstmal über meine Krankheitsgeschichte, Lebensgewohnheiten und mich sprachen, und irgendwann waren wir dann bei Herrn Kiefer, Louise Bourgeois, Rebecca Horn, abends schön kochen und bloß nicht auf das Löffelchen Sahne mehr achten, Essen als Genuss und Walken, das auch zügiges Spazierengehen sein darf, so lange es mindestens 30 Minuten sind, am besten dreimal die Woche. Die Dame war sehr zufrieden mit mir und zitierte Rainer Hunold, der mal gesagt haben soll: „Der liebe Gott hat mich nicht dünn gewollt.“ Und dann meinte sie noch, ich hätte so eine Begeisterung für Kunstgeschichte, ich sollte auf jeden Fall promovieren.

Ich habe jetzt also quasi eine ärztliche Anweisung, und wenn ich schon beim Essen und bei der Bewegung alles richtig mache, wäre das ja total fahrlässig, diese Anordnung zu ignorieren.

Was schön war, die ganze Woche halt

Ich sitze in den Untiefen meiner Masterarbeit und komme, wie zu erwarten war, vom Hölzchen aufs Stöckchen. Manchmal hinterfrage ich meine Entscheidung, mich mit Anselm Kiefer auseinanderzusetzen, weil sich schon eine Million Kunsthistoriker*innen vor mir mit ihm auseinandergesetzt haben. Aber dann stolpert man über einen Text aus der NS-Zeit, dessen Bebilderung er in einem seiner frühen Werke verwendet hat – sein Papa war Kunstlehrer und hob einfach mal Die Kunst im Deutschen Reich auf – und stellt fest, ja, natürlich, das Bildmaterial haben alle schon identifiziert, aber mit dem Text hat sich anscheinend noch niemand auseinandergesetzt. Dann mach ich das jetzt, yay! (Vermutlich sitzt in Südkorea oder Chile gerade jemand an seiner Arbeit und denkt sich das gleiche.) Und wie ich aus meiner Hausarbeit von vor anderthalb Jahren weiß, hat sich auch noch niemand seine Wagnerreferenzen mal so richtig angeguckt außer „Wagner = Hinweis aufs ‚Dritte Reich‘, fertig“ bzw. nur in Auszügen. Das kann ich in dieser Arbeit zwar auch nur auf wenige Werke bezogen leisten, aber ein paar schöne Sätze, die sich auf Aufführungen beziehen, die ich selber gesehen habe und die mir als Argumentation dienen, kann ich immerhin bieten.

Bei Lüpertz werde ich nicht so irrwitzig viel Neues haben; da kann ich nur den frühen Katalogen beipflichten und den heutigen widersprechen. Mpf.

Ich vermisse die Archivarbeit, die ich bei Leo von Welden leisten konnte. Ich vermisse das Gefühl, in Dokumenten zu wühlen, die noch niemand angeschaut bzw. in meinen beabsichtigten Zusammenhang gesetzt hat. Trotzdem glaube ich, dass die Entscheidung, speziell für Kiefer, richtig war, denn den mag ich ganz einfach. Ich werde nicht müde, mich durch die vielen Kataloge zu blättern, weil ich es immer wieder spannend finde, sein Werk zu betrachten.

Und irgendwann kaufe ich das hier (runterscrollen und großklicken).